Gefahr

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Neno
Ich ließ mich in Gedanken versunken im Wind gleiten. Es war schon immer ein berauschendes Gefühl gewesen, sich vom Wind tragen lassen in unendliche Weiten...
Plötzlich sah ich einen Pfeil auf mich zurasen. Ich wich zu spät aus und fiel nach unten. Der Pfeil blieb in meinem Bein stecken und ich verwandelte mich automatisch zurück. Blut Spritzer verteilten sich auf der Baumkrone und den Ästen, an denen ich mir die Haut aufkratzte, als ich nach unten preschte.
Unten angekommen fühlte ich mich vollkommen schwach. Ich war verletzt.
Und irgendwo lauerte jemand, der meinen Tod wollte.
Plötzlich sah ich jemanden vor mir. Es war ein Junge, ungefähr in meinem Alter. Stumm kniete er sich zu mir und ich bemerkte eine Augenbinde. ,,Wer bist du? Kennen wir uns?" Fragte ich durch meine zusammengebissenen Zähne hindurch. Gift. Er benutzte keine normalen Pfeile. Anstatt zu antworten, spannte er seinen Bogen um mir den letzten Rest zu geben.
,,Warte!" schrie ich noch, bevor mir der Atem aus den Lungen gedrückt wurde. Angestrengt kämpfte ich gegen die Ohnmacht an. Was war passiert?
Ich sah mit verschwommenen Blick den Jungen in dem Wald verschwinden. Wer war er?
Ich sah nun den Grund, weshalb er mich zurück gelassen hatte. Nicht um irgendetwas vorzubereiten, es war eine Flucht gewesen. Hinter mir war der Magier aufgetaucht, der Red gerettet hatte... ,,Ich dachte nicht, dass wir uns so wiedersehen...", murmelte der Magier und summte eine mir unbekannte Melodie. Konzentriert hob er seinen Zauberstab und Runen ähnliche Zeichen schwebten in einer Reihe zu mir hinunter. Sie umhüllten mich und sogen das Gift aus mir wie ein riesiger Schwamm.
Ich starrte noch in die Augen des Magiers, bevor ich mich langsam in die Arme der Schwärze übergab.

,,Mama! Das kannst du doch nicht machen! Er ist doch mein Bruder!" Brüllte sie und entriss sich den Griffen ihrer Mutter. ,,Neno! Bitte... Vergiss mich nicht. Ich bin hier!" ,,Der Zauber ist vorbei. Du kannst nichts mehr tun, Lillette."

Ich keuchte. Ich saß in der Nähe eines flackernden Lagerfeuers. Manchmal knisterte es friedlich vor sich hin, dann rissen die Flammen an den Holzscheiten und benutzten sie als ihre Nahrung. ,,Du bist wach." Stellte eine Gestalt am Feuer fest. Direkt sprang ich in Angriffsposition. ,,Wer bist du?" Knurrte ich, bevor ich als Wolf meine Zähne fletschte.
Mit Leichtigkeit hatte die Gestalt den Halsvenenwürgegriff durchgeführt und ich gab auf. Kurz danach lockerte die Gestalt zufrieden den Griff und ich verwandelte mich schnell zurück.
,,Wer bist du?" Ich unterdrückte meine Bewunderung so gut es ging.
,,Du musst nicht meinen Namen wissen. Sei froh, dass ich so einen unerfahrenen Jungen wie dich überhaupt beschützt habe."
Entrüstet öffnete ich meinen Mund, um etwas dagegen zu sagen, aber schon murmelte die Gestalt gedankenverloren weiter: ,,Crius denkt noch immer, dass er es irgendwie wieder gut machen könnte..." ,,Crius? Wer ist das?" Hakte ich aufgeregt nach, hoffnungsvoll, irgendwelche wichtigen Informationen herauszulocken zu können. ,,Sei still!", fuhr die Gestalt mich plötzlich an und tauschte mit mir und der bedrohlichen Dunkelheit besorgte Blicke aus.
Doch kurz darauf beruhigte sie sich wieder. ,,Wir werden verfolgt." Merkte die Gestalt ruhig an. ,,Dann müssen wir gehen!" Drängte ich sie. ,,DU musst gehen. Sie sind hinter dir her." ,,Wer?!" Schrie ich fast. ,,Lucius Mainhearts Schergen. Und... Envantoris." Ich nickte unbewusst. Die Gestalt schien zu überlegen, ob sie mir helfen sollte, doch ließ es sein. ,,Aidelos ist mein Name. Und auf dir lastet mehr als dir klar ist. Von dir hängt die Welt der Sterblichen ab." Flüsterte die Gestalt, bevor sie von der Schwärze der Nacht verschluckt wurde. Ich schluckte schwer und meine Kehle wurde staubtrocken. Mit hervorkriechender Angst schwang ich mich nach einem letzten Blick auf meine Umgebung als Vogel in die Luft. Gerade rechtzeitig. ,,Envantoris." Hauchte ich plötzlich atemlos, als die Kreaturen zwischen den Bäumen hervorpreschten. Und ich mich nachdenklich auf den Weg zurück machte, meine einzigen Verbündeten zu sammeln, um die Menschenwelt zu retten. Oder sogar... Die ganze Welt.

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt