Ein professioneller Taschendieb

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Minax
Mit einem stöhnen richtete ich mich auf. Neben mir lag Ray, scheinbar ohnmächtig. Plötzlich tauchte vor uns ein Junge auf. Er schien erstmal wie ein normaler Mischling, dann sah ich sein Gesicht. Es war totenbleich, seine Haut schien so dünn, als würde sein Körper, wenn man versuchen würde seine Haut anzufassen, einfach zerfallen. Seine Augen umrandeten schwarze Ringe. Ich unterdrückte einen Schrei. Der Junge war tot.
Doch das kümmerte ihn nicht, den er half Ray grinsend auf die Beine und legte einen Arm auf seine Schulter.
,,Lange nicht mehr gesehen, Bruder!" lachte der Junge.
,,Wo ist Tao?" Fragte Ray. ,,Er ist tot. Es dauert noch ein paar Tage, dann kann er wieder hierhin." Antwortete der Junge leise. ,,Wieso fragst du?" Seine Stimme wurde wieder lauter und sein trauriger Gesichtsausdruck verschwand.
,,Wegen ihr." Ray zeigte blind irgendwo hin, wahrscheinlich, da wo er mich vermutete. ,,Wen meinst du?" Beide konnten mich nicht sehen.
,,Sie ist ein Halbling und im Geist." Erklärte Ray und grinste. Ein Triumph, dass kein Mischling, sondern ein Halbling in den Geist gekommen ist.
,,Ray, dass ist unglaublich!"
,,Vielleicht. Aber was ist, wenn jeder davon erfährt, Martinius?" Sorgte sich Ray. Und Martinius verabschiedete sich. ,,Ich muss los, Menschen retten!"
Nur noch ein Nebelgeschwader blieb von dem toten Jungen übrig.
Ich starrte auf die Stelle, wo er gerade gewesen ist.
Auf einmal rempelte ein Mann Ray an. ,,Jonathan?" Verwirrt blickte Ray den Mann an. ,,Ray." Seufzte Jonathan und nahm Ray am Arm. ,,Jemand unerlaubtes ist im Geist." Zischte Jonathan warnend. ,,Ich habe es gespürt." Tausende Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich würde vielleicht auffliegen.
,,Wo denn?" Hakte Ray nach.
,,Komm." Schnell zog Jonathan Ray aus dem Raum und ich blieb alleine zurück.
Konnte es sein, dass ich nicht der einzige Eindringling war?
Ich spielte mit dem Gedanken, den beiden zu folgen. Doch je öfter ich darüber nachdachte, desto öfter verwarf ich den Gedanken daran. Nach einem langen Seufzer wartete ich auf Rays Rückkehr.
Nach längerer Zeit des Wartens hörte ich ein Geräusch. ,,Wer ist da?" Rief ich.
,,Du siehst mich..." murmelte eine kindliche Stimme in der Nähe. Ein zweiter Halbling. Denn derjenige konnte mich hören. ,,Zeig dich." Befahl ich ihm und ein kleiner Junge kam zum Vorschein. Ein Halbling mit der Fähigkeit der Unsichtbarkeit. ,,Wer bist du? Und wie bist du in den Geist gekommen?" Fragte ich ihn aus.
,,Dasselbe könnte ich dich fragen..." Konterte der Junge und grinste.
,,Ich bin Minax. Ein Freund wollte mir den Geist zeigen." Fing ich an meine eigenen Fragen zu beantworten.
,,Lutrix. Professioneller Taschendieb und Überlebender eines Lagers." Stellte er sich stolz vor.
Ich hatte schon von solchen Lagern gehört. Sie sollten schrecklich sein. Folter und Mord wird dort begangen und Tausende Halblinge getötet. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. ,,Du bist entkommen?" Flüsterte ich ängstlich. ,,Ja. Durch Freunde." Das Wort ,Freunde' würgte er heraus. ,,Ich bin Taschendieb. Und Taschendiebe kramen in Taschen." Lutrix holte einen silbernen Stein aus seiner Tasche. ,,Ein Magier ist nicht schlau." Ein verschmitztes Lächeln zog sich über sein Gesicht und ich betrachrete den Gegenstand. Der Stein glitzerte so, als befänden sich tausende kleine Sterne auf ihm. Ich war wie hypnotisiert. ,,Du brauchst nur menschliches Blut. Dann funktioniert es. Wahrscheinlich war der so ein Narr, der alte Steine sammelt und nicht weiß wie sie ihre Fähigkeiten aktivieren."
,,Du hast dir dafür in den Finger geschnitten?" ,,Ja, klar. Und diese Mischlinge... Die sind schon ein bisschen verrückt..." ,,Wieso?" Fragte ich nach. Doch ich bekam keine Antwort. Lutrix hatte sich umgedreht und starrte auf Ray und Jonathan.
,,Ich spüre zwei!" Schrie Jonathan und Lutrix riss mich in einen Flur.
,,Wir müssen weg." Keuchte er nach einer Weile. ,,Aber wie?" Merkte ich an.
,,Vertraust du mir?" Ich schluckte schwer. Lutrix nahm den silbernen Stein und packte meine Hand.
,,Nein." Ich befreite mich aus seinem Griff und fiel in Leere. Doch Rays Worte führten mich zurück in die Realität. Weg von dem Geist, weg von Lutrix. Zurück in die Bibliothek.

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt