Geschehenisse

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Lilly Smith
Ich warte in einer gewissen Entfernung darauf, dass Darryl mit Neno verschwindet, um einen Heiler aufzusuchen. Danach verlasse ich den Keller und stoße fast auf Lucius selbst. Instinktiv verschwinde ich im Schatten. Er geht Stirnrunzelnd die Treppen runter. Seine Schritte hallen gefährlich wider. Ich schleiche mich weiter. Ein Raum fällt mir ins Auge. Er ist offen, die Tür nur angelehnt. Vorsichtig schiebe ich die schwere Türe weiter auf und schlüpfe hinein. Mich erwartet eine vermummte Gestalt, die fleißig Bücher von Büchern durchsucht. Auf dem Boden sind alte Bücher aus früherer Zeit verteilt. Als die Gestalt meine Anwesenheit bemerkt, zieht es sein rotes Tuch tiefer ins Gesicht und fährt mit der Hand Buchrücken entlang, als hätten seine Hände Augen. Plötzlich fuhren seine Augenbrauen nach oben, als wäre ihm etwas eingefallen. Schnell zieht er ein Buch hinaus. Schwarze Partikel flimmern um die Seiten herum, während er geschwind die Seiten durchblättert. Dann findet er die gesuchte Seite und reißt sie gewaltsam heraus. Das Buch fällt auf den Boden, er spricht fremde Worte und verschwindet. Schritte, die näher kamen, lassen mich aus meiner Versteinerung lösen und aus dem Raum hechten. Während ich den Gang entlang renne, komme ich an einen Raum vorbei, der mit Der Rat betitelt ist. Gemurmel erreicht meine Ohren und ich bleibe neugierig stehen. In der Hocke versuche ich die Disskussion zu belauschen. Dies gelingt mir verhaltensweise schlecht:
Ich wollte... Anfrage.
Hablinge kommen... Besseres Quartier
Nicht mein Projekt... Zugesagt

Angestrengt versuche ich die Stimmen zu unterscheiden. Da höre ich Lucius über die Rebellion reden. Ein Treffen? Vor einem Angriff? Da riss mich die geöffnete Tür aus den Gedanken und ich erschaffe eine Illusion, sodass sie mich nicht bemerken. Remlic Tivtur, ein anderes Ratsmitglied und Lucius versammeln sich entfernt, während Marin Lengua und Dr. Hoke den anderen Weg einschlagen. Als Remloc Tivtur den Plan erläutert, wie sie die Rebellion überlisten könnten, hören wir einen Schrei. Ich fasse mich als erstes und stürze zu dem Tatort. Die Nachtluft hinterlässt mir eine Gänsehaut, als ich die Umgebung nach der Gefahr scanne. Da erkenne ich eine Person, gebückt mit einem Mantel um sich geschlungen, die sich wahrscheinlich auf das Opfer herunterbeugte. Erschrocken traue ich mich nur langsam, mich zu nähern. Davor malte ich mit einem Stein einen kleinen Dolch, verbrauche dabei fast meine ganze Kraft. Der Dolch liegt schwer in meiner Hand, und meine Finger klammern sich um die Illusion wie ein Schild, das mich vor dem Mörder schützen hätte können. Welcher Magier hätte sich genug sicher getraut, das Anwesen Lucius' zu betreten, jemanden zu töten und noch dort zu verweilen? Also musste es ein Mensch sein, sage ich mir und komme näher. Die Leiche ist Lucius. Ich schreie fast auf, zügele meinen Schrei aber noch rechtzeitig. Ich schüttele innerlich den Kopf über meine eigenen Dummheit. Lucius ist am Leben.
Hinter mir höre ich auch schon seine Schuhe, die auf den Asphalt aufprallen. Direkt an seinen Fersen ist Xaylir und Remloc Tivtur. Remloc schnappt nach der Person in Blitzgeschwindigkeit und deckt auf, wer diese Person ist. Ich spüre Lucius' Atem direkt neben mir, er hat den Mann anscheinend erkannt. Als er auf die Leiche blickt, schreckt er wie ich auf. ,,Das ist eh nicht die, die du denkst es ist.", sagt die gebückte Person hämisch zu Lucius. ,,Illusion.", muss er nur sagen, und schon weiß jeder, wovon er spricht. Die Illusion ebbt in dem Moment ab- Und enthüllt Dr. Hoke. Ich schlucke schwer. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, ich wäre die einzige, die dazu fähig wäre...
Lucius starrt plötzlich angestrengt zu mir, als könnte er meine Schemen erahnen. Reaktiv, meiner Erschrockenheit folgend, entferne ich mich von der Gruppe. ,,Kann es der Hybrid gewesen sein?", fragt Xaylir. ,,Nein.", widerspricht Lucius tonlos. ,,Es ist nicht unmöglich. Meine Getiere haben nach ihrer verlangten Person gesucht, aber fanden nichts. Dies bedeutet, dass sie in der Nähe sein muss. Deshalb kam ich auch so früh zurück, Herr.", berichtet der gebückte Mann. ,,In der Nähe?", hakt Lucius nach. ,,Ja. Außer Stadt und Land kann die Person nicht sein." ,,Dann verschwinde. Oder soll ich dir Beine machen?", droht Lucius ihm angespannt. Ich trenne mich schnell von der Gruppe und schlage den Weg zum Gasthaus ein.
Mich erwartet der normale Nachtrubel- und ein böser Mikk. ,,Es tut mir Leid, ich-", stottere ich aus Angst, von ihm in die Luft gehoben zu werden. Doch das Gegenteil geschah, Mikks Blick fiel auf eine vermummte, pummelige Figur umhüllt im Schatten der Nacht, nur ein fahler Lichtschein weist auf mehr als nur ein Umriss hin. Danach richtet er wieder seinen Blick auf mich und grunzt nur ein dumpfes: ,,An die Arbeit, du fauler Hund." Überrascht gucke ich ebenfalls auf die fremde Person.

Wer ist sie nur?

Stumm geselle ich mich zu Manika, die sich ebenfalls Blicke in immer kürzer werdenen Abständen in die Richtung der fremden Figur genügt. ,,Habt ihr wirklich keine Ahnung wer dies sein könnte?", flüstere ich, zusammen Mut meiner Freundin achtsam so zu tun, als würde ich die Theke wischen und Manika Flaschen sortieren. ,,Nein. Wir haben sie hier noch nie gesehen.", kam es von ihr leise zurück.
Plötzlich fordert die Person eine Bedienung. Ich schlucke schwer. Durch konzentrieren fand ich heraus, dass sie eine blaue Aura hat. Und wenn ich an Leonardos denke... Vorsichtig nähere ich mich dem Tisch und zündete die Öllampe am Fenster wieder an. Erschrocken stolpere ich fast, denn die Person ist Marin Lenguan. Die Ratsvorsitzende für die Rechte von Halblingen. ,,Was wollen Sie bestellen?", frage ich achtsam.
,,Wasser.", sagt sie ohne mich anzuschauen. Eilig mache ich mich auf zu Manika und gebe die Bestellung weiter. ,,Nur ein Wasser?", hakt meine Freundin überrascht nach. ,,Ja. Und du glaubst nicht, wer sie ist:-"
Ein stechen in meinem Rücken lässt mich zusammenzucken. Ein Blick zu Marin Lenguans Tisch gibt mir die Ursache: Sie hatte ihre Magie benutzt. Es signalisiert, dass ich ja nichts von ihrer Präsenz sagen sollte. ,,Wer ist es?", wiederholt Manika meine Worte. ,,Ein Schreiberling, von dem ich ein Buch habe." Ich versuche so aufgeregt wie möglich zu klingen. Ich fühle mich schlecht, Manika reinzulegen, aber es gibt gerade keinen anderen Weg. Ich nehme das Wasser und bringe es zu Marin Lenguan. Sie nickt mir zu und gibt mir ein paar Münzen. ,,Wir treffen uns nach Ladenschluss bei deinem Wohnort. Ich brauche deine Hilfe.", zischt das Ratsmitglied angespannt und ich nicke überrumpelt. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder fürchten sollte...

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt