Die Liebe

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Neno
Sie berührte meine Federn. Ich wurde äußerlich ruhig, aber innerlich fing bei mir an ein Feuer zu brennen. Ich wollte töten. Ich wollte sie töten. Mit einem kreischen mutierte ich. Und riss sie in vier Teile.

Ich keuchte und starrte auf meine Hände. Ruß zeichnete sich an ihnen ab, er war von dem großen Feuer übrig geblieben. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Wieso konnte Lucius Mainheart einfach nur lügen? Lügen, dass der Killerinstinkt existiert? Lügen das Magier die Macht übernehmen können?
Müde streckte ich mich. Es fühlte sich so an, als hätte man mir mehr als nur eine Feder herausgerissen. Die Feder! Panik befiel mich, aber diese legte sich direkt. Sie war sicher verbrannt.
Nachdem ich mich angezogen hatte und die Tür zuzog, traf ich meinen Freund auf dem Gang. ,,Guten Morgen." Begrüßte mich mein Freund mürrisch. Ich zwang mich, nicht über die Situation mit Lucius Mainheart und ihm zu reden und lächelte leicht.
,,Wir haben uns lange nicht gesehen." Wies ich auf das Thema hin, das mir durch den Kopf gegangen war, als ich ihn gesehen hatte.
,,Ich habe dich auch gemieden. Ich denke langsam, du wirst schwach Neno. Wir Magier müssen stärker als Menschen sein." Entgegnete er stur. Ich schluckte. Ich dachte du hältst zu mir..." Flüsterte ich. ,,Tue ich ja noch! Aber deine 'Liebe des Lebens' ist natürlich wichtiger!" Brüllte er. Ich guckte mich um. Es war ein sonniger Tag, und die meisten waren sicher nicht in unserer Nähe. Vorsichtig blickte ich ihm in die Augen. ,,Ich werde immer dein Freund sein." Sagte ich fest.
,,Ich weiß." Ich hatte nicht bemerkt, das wir Hände gehalten hatten. Hastig rissen wir uns los. ,,Ich muss dir noch etwas sagen, Neno." Fing er an und schaute angespannt um sich, ,,Mein Onkel... Er schickt mich weg." Murmelte er. Mein Gesichtsausdruck wurde düster. Sein Onkel besaß eine hohe Stelle, fast als Lucius Mainheart rechte Hand. Er hatte großen Einfluss auf dieses Land und auf seinen Neffen.
Ich seufzte. ,,Wann wirst du abgeholt?"
,,Weiß ich nicht." ,,Willst du kurz einen Ausflug machen?" Fragte ich und er grinste. ,,Immer."
Kurz darauf schwangen wir uns in die Lüfte. Wir arbeiteten uns immer weiter nach oben, bis wir die Wolken berührten. ,,Ich muss dir etwas sagen. Bevor ich gehe." Hörte ich die Stimme des Vogels neben mir. ,,Du kannst mir alles sagen." Ich machte einen Sturzflug und genoss den Wind. Dann tauchte ich wieder vor meinem Freund auf.
,,Das bei Lucius Mainheart war nicht gelogen. Also... Ich dachte, es wäre gelogen. Ich habe es mir eingeredet. Doch die Wahrheit ist: Ich liebe dich." Ich war so geschockt, dass ich vergaß wie man fliegt und Richtung Boden raste. Mit einer schiefen Rolle rollte ich mich wieder als Magier ab und starrte nach oben. Ein Adler landete neben mir. ,,Es tut mir Leid." Ich stand auf. ,,Du weißt, dass das verboten ist." Mein Freund verwandelte sich zurück.
,,Du weißt auch, dass Menschenliebe verboten ist." Konterte er zurück und ich verdrehte die Augen.
In der Ferne gellte ein Schrei. Danach rannte ein schwarzer Kater zu uns. Seine Augen funkelten voller Mordlust und das Tier leckte seine Krallen ab. Verschmiertes Blut klebte an ihnen.
Nach längerer Zeit verwandelte sich der Kater in einen Mann. Es war der Magier, der in jeder Zeitung zu lesen war. ,,Darryl!" Rief der Mann und umarmte meinen Freund stürmisch.
,,Onkel! Nicht vor ihm!" Zischte Mein Freund verärgert, aber so laut, dass ich ihn hören konnte.
Meine Miene veränderte sich zu einer unbeweglichen. Als wir uns das erste mal kennenlernten, sagte er nur:
,,Ich brauche keinen Namen. Wenn du unbedingt einen willst: Nenn mich Freund." Wieso hatte er mir jahrelang verheimlicht, dass er Darryl hieß?
,,Du hast doch nicht etwa über DAS Thema gesprochen?" Forschte Darryl's Onkel nach. Mein Freund antwortete nicht. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er eine harte Backpfeife von seinem Onkel bekam.
,,Du hast mit ihm darüber gesprochen!" Schrie Darryl's Onkel und mein Freund kassierte eine rötliche Stelle auf seiner Wange. Mein Bauch fing an sich zu verkrampfen. Als die nächste Backpfeife kommen sollte, trat ich zur Hälfte verwandelt dazwischen. Ich unterdrückte die aufkommenden Schreie und Tränen, ignorierte das warme Blut, dass sich den Weg nach unten bahnte. Das wichtigste war einfach nur, Darryl zu beschützen.
,,Lassen. Sie. Ihn. In Ruhe!" Darryl's Onkel taumelte zurück, als er einen Prankenschlag in sein makelloses Gesicht bekam. ,,Dann ist es so, dass Gentrexis seine Liebe ist." Knurrte ich und verwandelte mich völlig in einen Tiger. Mit einem gekonnten Sprung zerfetzte ich das Hemd von Darryl's Onkel und fauchte. Der Onkel meines Freundes verlor die Kontrolle und verwandelte sich ebenfalls. In den schwarzen Kater.
,,Du bist also wie mein Freund." Stellte ich fest. ,,Ja. Und du bist ein Gestaltwandler. Man munkelt in den hohen Rängen, Lucius Mainheart wäre gar versessen auf dich." Der Kater schleckte kurz über sein Fell, bevor er im Kopf fortfuhr: ,,Ich habe Macht. Ich kann dich sogar schützen. Ich kann dein Leben vereinfachen." ,,Was wollen Sie damit sagen?" Sagte ich misstrauisch.
,,Werde ein Soldat! Kämpfe für mich und dieses Land mein Junge. Töte Menschen, Halblinge, Mischlinge, egal wen du willst!" Schlug Darryl's Onkel vor und ich verwandelte mich zurück.
Die Wörter 'Töte Menschen' hatte mir einen Stich in mein Herz verpasst.
,,Niemals!" Ich drehte mich um und nahm Darryl's Hand. ,,Komm." Flüsterte ich ihm beiläufig zu und er folgte mir. Wir schauten beide nicht zurück.
,,Danke." Bedankte sich mein Freund leise. ,,Denkst du, in der Zukunft könnten wir wieder unterdrückt werden?" Fragte ich mich laut. ,,Du meinst... Das Menschen wieder an die Macht kommen?" Ich nickte und wir starrten in den Himmel. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
,,Vielleicht." Antwortete Darryl und wendete sich wieder mir zu.
,,Aber wenn die Liebe mit Red möglich ist..." Er stoppte und ich spürte, wie sein Blick an mir haften blieb.
,,Wieso nicht auch meine?" Ich hielt die Luft an. Ein prickeln durchfuhr mich, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte und ich mich ebenfalls vorbeugte. Es war wie ein leichter Elektroschock, der mich aber doch nur zu kitzeln schien, als unsere Lippen aufeinander trafen.
Doch so langsam der Kuss vorbeiging, und so sehr wie wir ihn genossen, wurden wir durch jemanden hinter uns unterbrochen.

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt