5

117 3 0
                                    

„Wie gefällt es Euch bis jetzt so?" Begann er das Gespräch, doch dachte ich mir, dass er deswegen nicht mit mir reden wollte, allerdings ging ich darauf ein.
Ein wenig zögerlich antwortete ich also: „Sehr gut. Es sieht hier wirklich sehr schön aus!"
„Schöner als in Lothlórien?" Neugierig sah er mich an. Ein belustigtes Lachen verließ meinen Mund und doch vergaß ich nicht, dass es wie eine Provokation wirkte: „Nein." Meine Stimme war fest und kalt und ich wollte ihm zeigen, dass er keine Spielchen mit mir zu spielen hatte.
„Nein?" Fragte er nun und ich konnte das Glitzern in seinen Augen sehen.
„Nein, Majestät," erwiderte ich nur und wollte mich erheben, da ich wirklich keine Lust auf so eine Unterhaltung hatte.
„Flieht Ihr nun?" Kam dort schon die nächste provokante Frage und ich stoppte in meiner Bewegung.
„Nein", erwiderte ich nur erneut und doch setzte ich meine Bewegung fort. Das sollte es dann wohl mit dem Gespräch gewesen sein. Ich wollte so wenig Zeit wie es auch nur ging mit diesem arroganten Elb verbringen und da war es mir egal, dass er ein König war.
„Zurück", sagte er plötzlich in einem Befehlston und doch reagierte ich nicht.
Ich ging einfach weiter auf meine Sachen zu und ignorierte ihn.
„Ich muss noch etwas erledigen", erklärte ich mit zusammengebissenen Zähnen, um ein wenig die Situation zu beruhigen.
Ein Schnauben erklang seinerseits: „Ich wusste nicht, dass Ihr so empfindlich auf diese Frage reagieren würdet."
Ruckartig drehte ich mich nun doch um: „Ihr wisst genau, dass so etwas provozierend und respektlos ist."
„Ihr wollt mich nun also belehren?" Fragte er ruhig und ich wusste, dass ich mich auf dünnem Eis befand. 
Ich schluckte und wählte meine Worte weise: „Natürlich nicht. Ich wollte Euch nur meine Sicht der Dinge erklären."
Er ließ kurz sein Kinn sinken und schien nun beschwichtigter: „Kommt bitte später noch einmal zu mir."
Ich nickte schließlich nur, bevor ich nun doch förmlich floh. Warum musste er mich schon wieder zu sich bestellen?

Thranduil
Ich blickte ihr noch einen Augenblick nach, bevor ich mich weiter in das Wasser gleiten ließ und die Augen schloss.
Bereits bei unserer ersten Begegnung war mir bewusst geworden, dass diese Elbin speziell war. Ebenso sagte mir etwas, dass ich bei ihr vorsichtig sein sollte. Sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Galadriel jemanden schicken würde, der unfassbar unscheinbar und lieb war und jetzt hatte ich immer diese Elbin vor mir. Sie schämte sich kaum dafür, ihren vorlauten Mund zu offenbaren. Nicht einmal vor mir, dem König, schreckte sie zurück. Ich wusste noch nicht, wie ich sie zu genießen hatte, doch wusste ich, dass ich sie im Auge behalten würde.

Naira
Skeptisch dachte ich über die Begegnung nach und ebenso über das anstehende Treffen. Gehörten diese ganzen Einladungen einfach dazu oder musste ich mir nun Sorgen machen? Ich wusste es nicht, aber ich würde es heraus finden. Nun würde ich mich aber erst einmal wieder auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren. Ich wusste auch bereits, was ich tun könnte. Ich würde die Wachen belauschen, da diese oft redeten und so könnte ich an Informationen kommen, die dem Reich schaden würden, sofern es Unzufriedenheit gab.

Also schlich ich durch die Gänge und stoppte jedes Mal, wenn Schritte erklangen. Die, die im Schloss umherliefen, schwiegen natürlich, was meinen Plan nicht aufgehen ließ, also musste ich mir andere Posten suchen. Vielleicht waren ja die Soldaten gesprächiger, die sich außerhalb des Schlosses befanden. Somit müsste ich nur noch einen Weg nach draußen finden. Dies gestaltete sich tatsächlich schwieriger als anfangs gedacht. Die Haupteingänge wurden bewacht, weswegen ich nicht ungestört nach draußen gelangen konnte und dazu kam auch noch, dass ich eigentlich zu denen wollte, die das Schloss von oben bewachten. Also suchte ich weiter und tatsächlich fand ich eine kleine Luke, in dem oberen Teil des Gebäudes. Ich blickte mich schnell um, bevor ich ungesehen hineinschlüpfte. Bereits da kam mir die kühle Luft entgegen und ich ich konnte hinaus. Vor mir erstreckte sich ein riesiger, dunkler Wald, der sich im Wind bewegte. Dieser schlug mir auch die Haare ins Gesicht, welche ich schnell versuchte zu bändigen.
Der Wald wirkte unruhig und das zeigte mir, dass tatsächlich etwas nicht zu stimmen schien, aber wusste ich einfach nicht was. Ich kannte die Plage mit den Spinnen, aber war das der Grund dafür? Oder gab es dort vielleicht noch etwas anderes?
Das würde ich noch herausbekommen, aber zuerst konzentrierte ich mich auf das Wesentliche. Ich blickte mich schnell um und entdeckte keine Wachen, aber dafür ein paar Lianen und Äste, welche man gut zum Fortbewegen nutzen konnte. Flink lief ich zum ersten Ast und suchte nach Verstecken, wo mich die Wachen nicht sehen würden. Bis jetzt entdeckte ich zwar noch keine, aber man wusste ja nie. Allerdings merkte ich schnell, dass mir das Kleid wirklich Probleme bereitete und mich sehr einschränkte. Dennoch probierte ich mein Bestes und tatsächlich hörte ich da auch schon bald die ersten Stimmen. Schnell stoppte ich auf einem höher gelegenen Ast und lauschte.
„Meine Ehegattin erwartet mich heute Abend zum Essen", erklang eine tiefe Stimme und ich musste augenblicklich die Augen verdrehen. Gab es nichts spannenderes, worüber man sich unterhalten konnte? Also musste ich wohl weitersuchen.

Genau das tat ich dann auch, als die beiden verschwunden waren, doch fand ich niemanden. Ich wusste nicht, wie lange ich unterwegs war, doch hatte ich fast den Boden wieder erreicht, da ich jede Ebene abgesucht hatte. Eigentlich war es dann mein Ziel gewesen, wieder nach oben zu klettern und zurück in das Schloss zu gehen, doch kam es anders. Schwungvoll wollte ich nach oben springen, um an eine Liane zu kommen, da trat ich auf mein viel zu langes Kleid und rutschte weg. Sofort verlor ich den Halt und taumelte nach hinten, bevor meine Füße nicht mehr das Holz berührten und ich zu Boden fiel. Zwar hatte zu diesem nicht mehr allzu viel gefehlt und doch traf ich mit voller Wucht auf. Es presste mir jegliche Luft aus den Lungen und sofort durchzog mich ein stechender Schmerz, der mich das Gesicht verziehen ließ. Allerdings dominierte sofort wieder ein anderer Gedanke in meinem Kopf, welcher von all dem Training zuvor immer präsent war. Hatte mich jemand gesehen?
Trotz der Schmerzen konnte ich rational denken, weswegen ich mich schnell aufrappelte und zur Seite humpelte. Dort befand sich ein Baum, an welchem ich mich kurz niederließ, um einen Überblick zu bekommen. Mich schien keiner gesehen zu haben, aber meine Rippen schmerzten höllisch. Ich probierte dennoch Ruhe zu bewahren und einen kühlen Kopf zu behalten. Irgendwie musste ich wieder zurück ins Schloss gelangen und dabei trotzdem an meinen geschundenen Körper denken.

Schließlich entschied ich mich dazu, dass ich trotz der Schmerzen wieder nach oben gelangen musste, weswegen ich mich aufrappelte und anfing den Baum hinaufzuklettern. Bei der Hälfte meines sehr schmerzhaften Aufstiegs, stoppte ich allerdings, da mit einem Mal das Getrappel von Pferden erklang. Ich hielt inne und drückte mich fest gegen den Baum, in der Hoffnung, dass mich keiner sehen würde.
„Die schwarze Magie breitet sich im Land aus. Diese bösen Mächte werden stärker und stärker und bedrohen unser Reicht." Sofort konnte ich diese Stimme Legolas zuordnen. Bei seinen Worten wurde meine Atmung noch flacher und ich hoffte einfach, dass mich niemand sehen würde.
„Wir müssen aufbrechen und den Wald von diesen Mächten befreien, um uns zu schützen", seine Stimme war ganz dunkel und jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, „Ihr reitet in den Osten und ihr in den Sünden. Bei Sonnenuntergang treffen wir uns wieder hier." Erneut erklang das Hufgetrappel, bevor es wieder ganz still wurde, ja, es war fast unheimlich.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt