26

79 5 1
                                    

Eine Hand griff nach mir, welche ich aggressiv wegschlagen wollte, doch ließ mich eine Stimme stoppen.
„Hilf mir", sagte jemand und ich konnte Daniéls Stimme erkennen. Er ritt an mir vorbei, bevor er vom Pferd sprang und bittend zu mir sah. Schnell lief ich zu ihm und half ihm dabei irgendwie den König auf das Pferd zu hieven. Durch seine immense Größe war das wirklich schwer und dazu kam noch der Fakt, dass wir es nicht ungestört tun konnten. Dabei mussten wir uns immer wieder verteidigen. Das Biest wurde währenddessen von den übrig gebliebenen Soldaten beschäftigt.
Schließlich gelang es uns und Daniél hob mich kurzerhand ebenso auf das Pferd, was mich verwunderte.
„Bring ihn zu den Hallen!" Ich konnte gar nicht mehr antworten, da hatte er das Tier bereits angetrieben. Es war schwer ihn auf dem Pferd zu halten und doch probierte ich es so gut es ging. Er war ziemlich groß und unhandlich, weswegen ich ihn fest an mich drückte und einfach hoffte, dass er nicht fallen würde. Sein Körper war warm und er roch nach Erde und Wald. Irgendwie war ich glücklich, dass er mich gefunden hatte und doch wurde mein Körper gerade von so viel Sorge zermalmt. Ich bebte vor Angst und krallte mich an seinen Körper.

Der Ritt kam mir wie eine Ewigkeit vor, doch erreichte ich dann endlich die Hallen und bereits am Tor brach Panik aus, als sie mich entdeckten. Die Sonne war mittlerweile dabei aufzugehen und verbesserte mir die Sicht.
Sofort stürmten weitere Soldaten zu uns, welche das Pferd bremsten und mir den König abnahmen. Ich sprang sofort ab und folgte den Elben, doch stoppten mich weitere. Diesen warf ich allerdings tötliche Blicke zu, sodass sie mich tatsächlich passieren ließen. Bei den Heilerinnen durfte ich allerdings nicht mit hinein, doch wartete ich nervös vor dem Raum. Als die Elbinnen dann wieder hinaustraten, wartete ich gespannt auf ein Zeichen und als sie dann nickten, atmete ich erleichtert auf und stürmte hinein. Ich wusste nicht, wie sehr er verletzt worden war, doch schien er nicht in Lebensgefahr zu schweben. Ich hatte die ganze Zeit eine kalte Leere in mir gespürt und irgendwie an nichts gedacht. Die Zeit des Wartens war schrecklich gewesen und jetzt konnte ich erleichtert aufatmen, als ich endlich zu ihm konnte. Es war meine Schuld gewesen. Er war wegen mir unaufmerksam gewesen.

Ich stürmte zu ihm ans Bett und fiel vor diesem auf die Knie. Er lag dort so ruhig und trotzdem königlich. Seine blonden Haare waren um ihn herum verteilt und hüllten sein schönes Gesicht ein. Es sah aus als wäre es aus Porzellan und ich hatte das Bedürfnis über seine weiche Haut zu streichen, doch riss ich mich zusammen. Stattdessen legte ich meine Arme auf die Bettkante und platzierte meinen Kopf auf diese. Ich lauschte seiner ruhigen Atmung und schloss meine Augen. Ruhe erfasste mich und ich passte mich seiner Atmung an. Auch für mich war die Nacht anstrengend und kurz gewesen, was ich nun spürte. Die ganze Erschöpfung prasselte auf mich ein und somit konnte ich nichts gegen den Schlaf tun, welcher mich nun einnahm.

Der Schlaf war ruhig und erholsam. Ich wusste nicht, wie lange ich schlief, doch weckte mich eine warme Hand, welche langsam über meine fuhr. Ich schreckte auf und sah nach oben, von wo mich die blauen Augen des Königs musterten. Er nahm seine Hand wieder von mir und lehnte seinen Kopf zurück.
„Es tut mir leid", sagte ich und erhob mich. Er schüttelte allerdings nur den Kopf und blickte an die Decke.
„Du hast mir das Leben gerettet, aber auch gleichzeitig dafür gesorgt, dass ich hier jetzt liege." Ich erstarrte bei seinen Worten und konnte nichts erwidern. Plötzlich begann er allerdings brummig zu lachen, was mich noch mehr erstarren ließ. Er blickte wieder zu mir, was ihn noch mehr lachen ließ: „Wir beschränken uns natürlich darauf, dass du mir geholfen hast." Ich musste nun ebenso leise lachen und strahlte ihn ungewollt an. Er wurde bei meinem Anblick plötzlich ernst und mein Lächeln verschwand wieder. Plötzlich herrschte eine komische Stille zwischen uns und wir sahen uns nur an.
„Es tut mir leid", ich wusste nicht, wo diese Worte herkamen und doch sprach ich sie aus.
Er sah mich fragend an: „Was?"
Ich griff mir in die Haare und raufte diese: „Alles. Ich hätte nicht fortlaufen sollen. Dann wäre das alles nicht passiert. Das war kindisch." Tatsächlich rappelte er sich auf, wobei er das Gesicht verzog, da er sicherlich Schmerzen hatte, weswegen ich schnell zu ihm ging und ihn zurück in die Kissen drücken wollte. Meine Hände lagen dabei an seinen Schultern und ich war leicht zu ihm gelehnt. Schließlich ergab er sich und doch trat ich nicht wieder von ihm weg. Sein Blick nahm mich gefangen, wie er mich mit seinen blauen Augen von unten anblickte. Ich musste schwer schlucken und es wurde nicht besser, als er plötzlich seine Hand an meinen Arm legte und diesen entlangfuhr.
„Es ist alles gut", raunte er leise, „Hauptsache du tust es kein zweites Mal." Ich schüttelte meinen Kopf und lächelte ihn leicht an. Tatsächlich erwiderte er dieses Lächeln, wobei er seinen Kopf wieder sinken ließ. Ich genoss es so in seiner Nähe zu sein und gleichzeitig verfluchte ich dieses Gefühl. Ich dachte an die arrangierte Ehe mit Arés. Dann dachte ich an seine Worte. Seelenverwandtschaft bedeutete nicht gleich Liebe.
Ich zögerte und spürte den Schmerz in meinem Herzen. Somit wollte ich mich von ihm lösen und einen Schritt zurücktreten, da umfasste er meinen Arm fester und sah mich wieder an.
„Meine Worte, die ich dir gesagt habe... ich meinte diese nicht so", erklärte er leise und betrachtete seine Hand, welche sanft über meine Haut strich. Ich fragte mich, ob er wieder in meinem Kopf gewesen war und deswegen zuvor meine Gedanken gehört hatte, doch konnte dies nicht sein.
Dennoch wusste ich nicht genau, wie ich diese Worte interpretieren sollte. Gleichzeitig hatte ich Angst wieder weggestoßen zu werden.
Aus diesem Grund sagte ich leise: „Ruhe dich noch aus." Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Raum. Dabei spürte ich deutlich seinen Blick in meinem Rücken und ich musste mich bemühen, ordentlich zu gehen.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt