Der Raum war durch eine etwas kleinere Holztür vom Saal abgetrennt. Es befand sich ein runder Tisch in der Mitte, welcher an einen Baumstumpf erinnerte. An der einen Wand befand sich ein massiver Schreibtisch und dahinter eine Art Sessel. Es lagen mehrere Federn auf dem Tisch und ebenso Bücher. Diese schienen aus den Regalen zu sein, welche sich an den anderen Wänden entlangzogen.
Ich blickte wieder zu Legolas: „Worum geht es?"
„Der König möchte, dass Ihr trainiert werdet", begann er, „Der letzte Vorfall zeigt, dass Ihr wissen solltet, wie man sich verteidigt." Es stieß mir bitter auf, dass ich wirklich so hilflos gewesen war, obwohl ich eigentlich gut ausgebildet war. Dennoch kam es mir sehr recht, da ich somit im Training bleiben würde.
„Na gut", erwiderte ich also und nickte, „Werde ich dann mit Euch trainieren?"
Er schüttelte den Kopf: „Mit dem König." Ich verzog verwundert meine Augenbrauen, doch erwiderte nichts mehr. Somit lächelte er noch einmal, bevor er aus dem Raum ging und mich einfach stehen ließ.Ich wollte ihm nachgehen und doch stoppte ich dann wieder, da er sich nicht zu mir umdrehte. Diesen Raum kannte ich nicht und doch befanden sich sehr viele Bücher in diesem, welche vielleicht hilfreich waren. Ebenso dachte ich noch über das Erzählte nach und blickte nachdenklich nach oben. Mein Blick blieb an der Decke hängen und ich sah genauer hin. Es befand sich eine große Malerei auf dem Holz, welche eine Gruppe von Kriegern zeigte, die mit erhobenen Schwertern in eine schwarze Rauchwolke stürmten. Ich betrachtete die Malerei und war schockiert über die Wirkung, welche diese auf mich hatte. Ebenso fragte ich mich, ob es die erste Schlacht um Mittelerde zeigte. Ich kannte diese nur von Erzählungen und doch lief mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich in diese verzerrten Gesichter der Krieger schaute und dann diese Wolke betrachtete, die aussah als würde sie alles verschlingen.
„Mein Vater war in diese Schlacht gezogen."
Ich schrie auf und sprang vor Schreck zur Seite, wo ich mit klopfendem Herzen stehen blieb. Die wenigen Lichtquellen, die sich an den Wänden befanden, leuchteten mein Gegenüber nur sporadisch aus und doch wusste ich, wer dort vor mir stand.
Somit ging ich schnell in einen Knicks, bevor ich mich wieder gerade hinstellte und ein wenig böse zu ihm sah: „Warum müsst Ihr mich so erschrecken?"
„Jeder andere hätte mich gehört. Ihre Sinne sind wirklich schwach", sagte er und betrachtete mich eingängig. Ich wusste, dass es nicht stimmte, was er sagte und doch war ich darüber überrascht, dass ich ihn wirklich nicht gehört hatte. Er war besser als gedacht.Als Antwort warf ich ihm einen bösen Blick zu und meinte: „Ihr könnt mir ja nicht einmal selbst sagen, dass Ihr mit mir trainieren wollt." Er schnaubte: „Von wollen kann nicht die Rede sein. Eher von müssen."
Ich dachte daran, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Er war talentiert. Natürlich war er das und doch wollte ich nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen müssen. Ich hielt es ja so schon kaum mit ihm aus. Dennoch wusste ich, dass ich vermutlich viel von ihm lernen konnte, aber ich fragte mich auch, warum er es überhaupt tat. Legolas könnte mich genauso trainieren und er müsste sich nicht die Finger schmutzig machen.
„Was erwartet Ihr denn?" Zischte ich, „Ich habe nie eine Ausbildung zum Kampf bekommen!"
Er verdrehte die Augen: „Ihr scheint dennoch so oder so unfähig zu sein. Immer wieder aufs Neue sehe ich Euch auf dem Boden liegen und die Spinne über euch...", er stoppte. Sein Gesicht war kurz nachdenklich geworden, doch ganz plötzlich sah er mich wieder abwertend an. Auch mir kam nun wieder dieses Bild in den Sinn und ich zuckte ganz automatisch zusammen. Es war wirklich knapp gewesen und ich kannte solche Erfahrungen, doch hatte ich mich sonst immer selbst befreien können. Dieses Mal allerdings nicht.Ich wusste, dass er meine Reaktion genau beobachtet hatte und doch setzte ich nun wieder meine Maske auf und sah trotzig zu ihm: „Ihr hättet mich auch einfach sterben lassen können. Eine Person weniger, mit der ihr Euch herumschlagen müsst." Nun grinste er boshaft, was mich von ganz alleine zurückweichen ließ. Diesen Ausdruck hatte ich zuvor noch nicht bei ihm gesehen und er ließ mich erschaudern.
„Wohl wahr", antwortete er und kam näher zu mir, „Doch Ihr sollt den Frieden bringen."Ich musste an einem der Bücheregale stoppen, da ich nicht weiter nach hinten konnte. Er drückte mich mit seiner immensen Größe und seinen stechenden Augen förmlich zu Boden und ich fühlte mich plötzlich so klein. Es wirkte, als würde er mir bis in die Seele blicken und plötzlich alle meine Geheimnisse kennen. Dennoch probierte ich selbstsicher zu ihm zu sehen, doch funktionierte es nicht so gut.
„So klein und weniger vorlaut, gefallt Ihr mir viel mehr", flüsterte er. Mir fielen in diesem Moment so viele Dinge ein, die ich so gerne tun würde. Sie gingen von treten bis zum Spucken und doch riss ich mich zusammen. Stattdessen richtete ich mich nun auf und streckte mein Gesicht seinem entgegen, sodass er nun zurückweichen musste. Kurz wirkte er verdattert, was mich nun grinsen ließ: „Warum probiert Ihr euch jedes Mal mit mir zu messen? Warum wollt Ihr mich ständig unterdrücken? Seid Ihr keine selbstbewusste Elbin gewohnt, die sich nicht herumkommandieren lässt? Nicht einmal von einem König, denn wenn ich Euch mit Respekt begegnen soll, erwarte ich genau das gleiche." Ich legte meine Hand an seine Schulter und wollte ihn leicht zur Seite schieben, da packte er mich am Handgelenk und behielt mich so an Ort und Stelle: „Tatsächlich ist mir noch niemand wie Euch begegnet."
„Dann solltet Ihr euch vielleicht daran gewöhnen. Immerhin lebe ich nun hier", erklärte ich und lächelte dabei übertrieben süßlich.
Er wich einen Schritt zurück, bevor er mit wehenden Gewändern den Raum verließ und dabei sagt: „Morgen in der Früh trainieren wir. Seid besser pünktlich!"
„Ja, Chef!" Murmelte ich genervt. Ich wartete noch kurz, doch folgte ich ihm dann. Es wäre zu auffällig, wenn ich nun hier bleiben würde. Also ging ich ebenfalls wieder zurück in den Saal.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...