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Ich wusste, dass ich ein Bad dringend nötig hatte, doch wollte ich zuvor Aideen aufsuchen. Sie hatte es verdient und vermutlich würde sie mein Anblick nicht unbedingt abschrecken.
Ich suchte sie in ihrem Raum auf, doch war sie dort nicht, weswegen ich Legolas aufsuchte, welcher in einem der Amtszimmer war. Das hatte mir eine Elbin sagen können und ich dankte es ihr sehr.

Vorsichtig klopfte ich und als ein leises „Herein" erklang, öffnete ich die Tür. Die Augen des Elben weiteten sich, als er mich erblickte und ich blieb sicherheitshalber mit ein wenig Abstand stehen.
Ich ging in einen kurzen Knicks, bevor ich fragte: „Wisst Ihr wo sich Aideen aufhält?" Legolas blickte ruckartig weg und ging zum Bücherregal: „Sie ist nicht mehr hier." Seine Stimme war rau und er klang kalt.
„Wie?" Fragte ich verwundert. Ruckartig drehte er sich zu mir: „Mit deinem Verschwinden ist sie ebenso gegangen. Sie hat gesagt, dass sie zurück möchte und somit ist sie vor ein paar Tagen mit Soldaten davon geritten."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte nicht sein. Aideen hatte gesagt, dass sie hier bleiben würde! Sie wollte die Aufgabe von hier erfüllen. Warum war sie nun gegangen? Es fühlte sich plötzlich an wie ein schwerer Verlust und mein Herz begann erneut zu schmerzen.
„Kann ich ihr einen Brief schreiben?" Meine Stimme klang belegt.
Legolas nickte und doch war es sehr abgehackt. Ich wartete allerdings nicht auf neue Worte und setzte mich stattdessen an den Tisch und griff sofort nach einer Feder, bevor ich zu schreiben begann.

Aideen,

ich bin zurückgekehrt, doch musste ich erfahren, dass du fort bist. Bitte erkläre mir diese Tat, da du eigentlich in den Hallen bleiben wolltest. Warum bist du nun gegangen? Ich hoffe, dass es dir gut geht. Ich habe dir eine Menge zu erzählen und ich bin optimistisch, dass wir uns bald wiedersehen, sodass ich dir alles berichten kann.

Deine Naira

Ich legte die Feder weg und faltete den Brief, bevor ich diesen in einen Umschlag packte und diesen verschloss. Dann erhob ich mich wieder: „Es tut mir leid." Ich wusste nicht, wie oft ich diese Worte an diesem Tag schon gesagt hatte, doch meinte ich sie auch hier ernst. Ich wusste nicht, warum sie gegangen war, doch tat mir der Prinz leid. Er hatte sie wirklich gemocht und nun war sie fort.
Er erwiderte nichts auf meine Worte, sondern nickte nur. Das nahm ich als Zeichen, dass ich gehen sollte und das tat ich. Ich wusste, dass sich der Prinz um den Brief kümmern würde und ich hoffte einfach, dass er mich nicht für ihr Verschwinden schuldig machte. Vermutlich tat er das, aber vermutlich wusste er auch, was ich für seinen Vater war, weswegen er meine Anwesenheit nun akzeptierte, aber nicht hinterfragte. Er schien wenig überrascht gewesen zu sein, mich wiederzusehen, was ich verstand und doch fragte ich mich gleichzeitig, ob er auch wusste, wer wir eigentlich waren. Hatte Aideen ihm vielleicht etwas zum Abschied gesagt? Oder vielleicht sogar sein Vater? Das müsste ich wohl noch herausfinden.

In meinem Zimmer angekommen, schnaubte ich erleichtert. Es war ein komisches Gefühl wieder hier zu sein, besonders wenn ich darüber nachdachte, dass ich nun alleine war. Meine einzige Freundin und Bezugsperson war nun weg. Ich war nun ganz alleine.

Langsam entkleidete ich mich, bevor ich in das warme Wasser stieg. Dort schloss ich genüsslich meine Augen und probierte meine Gedanken nur auf das warme Wasser zu fokussieren, welches meinen Körper streichelte. Ich wollte mich einfach nur entspannen und nicht über Arés, Aideen oder den König nachdenken.

Ich verließ das Wasser erst wieder, als es bereits kalt war. Während des ganzen Bades hatte ich an nichts gedacht. Ich war traurig über Aideens Verschwinden und doch wusste ich, dass es vermutlich einen Grund hatte, weswegen ich dem nicht nachweinte. Ich hoffte nur, dass sie gut angekommen war.

Schnell zog ich mich wieder an, bevor ich mich auf mein Bett setzte und einfach an die Wand sah. Ich war froh, dass Arés sich noch nicht hatte blicken lassen. Irgendwie hatte ich auch Angst vor seiner Reaktion, weswegen ich die Begegnung hinauszögern wollte. Ebenso fühlte es sich nicht mehr richtig an, wenn ich daran dachte, dass ich ihn geküsst hatte. Allerdings würde ich ihn ja heiraten, also sollte ich ihm weiterhin eine Chance geben. Gleichzeitig dachte ich aber an den König. Meinem Seelenverwandten.
Ich verdrängte diese Gedanken und ließ mich in die Kissen fallen, bevor ich meine Augen schloss und erneut den Schlaf genoss, der mir fehlte.

Ein Klopfen ließ mich aufwachen und nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte, kam eine Elbin in mein Zimmer, welche mir sagte, dass man mich beim Essen erwartete. Ich nickte verstehend, bevor ich mich erhob und schnell umzog, da mein Kleid zerknittert war. Danach machte ich mich dann bereits auf den Weg. Ich war ein wenig genervt, da ich es hasste, wenn man mich weckte und ich dann sofort springen musste. Ebenso würde ich dann Arés nun so wiedersehen? Darauf hatte ich noch weniger Lust. Wie würde er wohl reagieren?

Ich konnte gar nicht weiter darüber nachdenken, da ich da bereits den Saal erreicht hatte und die Flügeltür geöffnet wurde. Es waren nicht viele im Saal. Ich konnte Legolas, Daniél, Arés und den König sehen. Alle blickten nun zu mir und der Kreis, welchen sie zuvor gebildet hatten, löste sich nun auf. Ich blieb wie versteinert stehen und sah zu ihnen. Es war eine komische Situation und am liebsten wäre ich einfach wieder gegangen. Dann kam allerdings Arés schnell auf mich zu. Ich fragte mich, was er jetzt tun würde, weswegen ich mich nicht rührte.
Mit einem Mal legte sich ein freudiges Strahlen auf seine Lippen und er hob mich nach oben. Ich krallte mich erschrocken an ihn, doch ließ er mich wieder nach unten, bevor er plötzlich seine Hände um mein Gesicht legte und mich mit einem Mal küsste. Ich erstarrte erschrocken und ließ ihn einfach gewähren. Dabei wusste ich, dass uns gerade alle beobachteten, was es noch viel unangenehmer machte.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt