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Wir speisten, tranken und tanzten. Es war ein schöner Abend und er schien noch lange nicht zu enden. Der Wein machte sich auch bereits bemerkbar und bescherte mir ein wohliges, warmes Gefühl. Ich merkte bereits wie meine Hemmungen fielen und doch störte es mich nicht. Ich hatte immer noch alles unter Kontrolle.

„Können wir kurz reden?" Fragte Arés mich und ich stoppte in meinen Bewegungen. Auch er schien schon genug von dem Wein getrunken zu haben, da er mir näher kam, als er es sonst tun würde. Es störte mich allerdings nicht und ich genoss seine Hände auf meinen Hüften und seine Brust an meinem Rücken. Ich drehte mich zu ihm und nickte, bevor er mich hinaus auf die Terrasse führte, wo es ein wenig leiser war. Dort konnte wir ungestört miteinander reden.
„Es tut mir leid, dass mein Vater so zu dir gewesen ist. Er ist ein starrköpfiger Mann, welcher noch nie viel Freude oder Liebe gezeigt hat", begann er, „Ich hoffe, dass du jetzt nicht abgeschreckt bist." Er sah mich vorsichtig an und der Blick ließ mich meine Hand an seine Wange legen: „Nein! Es tut mir eher leid, dass du jemanden heiraten musst, den du überhaupt nicht liebst." Ich fühlte mich wirklich schuldig, auch wenn ich ihn nicht in diese Lage gebracht hatte. Er war allerdings so ein toller Elb und hatte eine Hochzeit aus Liebe verdient.
Er lächelte nun und nahm meine Hand von meinem Gesicht und umschloss sie mit seiner: „Dort ist noch eine Sache, die ich mit dir bereden wollte. Ich bin wirklich froh dich kennengelernt zu haben. Du sollst wissen, dass ich dich wirklich sehr gerne mag."
Ich ließ kurz meine Augen sinken, bevor ich antwortete: „Ich mag dich auch sehr." Allerdings wusste ich tief in meinem Inneren nicht, ob es wirklich Liebe war oder nur tiefgründige Sympathie. Er schien es allerdings als eindeutig abzutun, da er sein Gesicht plötzlich an meines heranführte. Etwas in mir sagte, dass ich wegtreten solle und doch blieb ich wie versteinert stehen. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und ich wusste in diesem Moment, dass ich es nicht konnte. Noch nicht. Doch vielleicht hatte ich auch nur Angst und dieser würde ich mich jetzt stellen müssen. Niemals hatte ich jemanden so dicht an mich herangelassen. Somit schloss ich meine Augen und probierte dem inneren Kampf zu entkommen.

„Genug", erklang es plötzlich neben uns und wir zuckten zusammen. Arés begann sofort zu schnauben und blickte wütend zur Seite. Dort stand Thranduil, welcher die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und mit arrogantem Blick zu uns sah. Sofort erfasste mich die Wut bei seinem Anblick und doch war ich ihm gleichzeitig dankbar. Ich hätte Arés nicht selbst wegdrücken können. Vermutlich wäre mir dann bei seinem Anblick das Herz gebrochen. Dennoch zeigte ich dem König nur meine Wut, da er wohl selbst dachte, dass er alles tun und lassen könnte, was er wollte.
„Ihr Vater will Euch sprechen, Arés", sagte Thranduil und drehte sich zur Seite, sodass der Elb zum Eingang gehen konnte. Dieser schien vor Wut zu beben und doch drehte er sich kurz zu mir, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging dann. Ich blickte ihm nach, bevor ich mich umdrehte und zum Geländer ging. Dort stützte ich mich auf und schloss nachdenklich meine Augen. Ich hatte so viele Gefühle in mir, die geordnet werden wollten, doch konnte ich es nicht.
„Du brauchst nun keinen Trübsal blasen."
Ich blickte genervt zur Seite: „Warum gehst du nicht einfach?"
„Ich wollte nur helfen", erwiderte er, was mich noch wütender machte. Ich drehte mich nun ganz zu ihm und trat dicht an ihn heran: „Helfen?! Bei was denn?!"
Er hob beschwichtigend die Arme: „Ich-."
„Seit wann sind wir überhaupt beim Du? Wo sind die ganzen königlichen Prinzipien hin? Ihr wisst nicht, was Ihr wollt und das braucht Ihr nicht an mir auslassen", ich drehte mich von ihm weg und wollte zurück in den Saal gehen, da drehte er mich zurück zu sich.
„Rede nicht so mit mir-."
„Wie oft noch?" Der Alkohol ließ mich noch wütender werden, obwohl ich ihm vermutlich dankbar sein sollte. Er hatte mir geholfen und doch war ich wütend. Lag es vielleicht daran, dass er mich eigentlich wütend machte? Oder dass ich mich selbst wütend machte, weil ich nicht wusste, was mit mir los war? Der König tat etwas mit mir, was nicht gut war und genau das machte mich vielleicht wütend. Er machte mich verrückt. Sein ganzes Verhalten machte mich verrückt. Der Wein unterstützte alles noch viel mehr.
„Ich habe so viele Fragen", sprach ich weiter, „Wie konntet ihr mir helfen? Warum haben mich die Orks nicht umgebracht und warum habe ich solch eine Wärme verspürt, als ich in deine Augen geblickt hatte?" Ich schlug mir die Hände auf den Mund und sah ihn mit großen Augen an. Auch sein Blick lag starr auf mir, doch blickte er dann kurz zur Seite, um zu schauen, ob wir wirklich alleine waren. Dann kam er nämlich plötzlich dichter zu mir und legte mir eine Hand an die Hüfte. Ich erschrak und zuckte kurz zusammen, doch sofort erfasste mich wieder dieses Kribbeln.
Ich biss mir unsicher auf die Unterlippe, was er kommentierte: „Du spürst es."
„Was?" Fragte ich dümmlich.
Er verdrehte nun genervt die Augen, bevor er schnell wieder mehrere Schritte nach hinten trat. Er drehte sich von mir weg und sagte leise: „Entschuldigt mich." Mit diesen Worten ging er schnell mit wehenden Gewändern zum Eingang. Verdattert blickte ich ihm nach, doch ließ ich es nicht einfach mit mir machen. Aus diesem Grund folgte ich ihm selbstsicher und ignorierte die Blicke, die ich dabei abbekam. Er ging in den Raum, in welchen mich damals Legolas geführt hatte. Dort stand er dann nachdenklich auf dem Tisch abgestützt und blickte auf dessen Platte.
„Ihr könnt nicht einfach immer davonlaufen", zischte ich und ruckartig drehte er sich zu mir um.
Kalt blickte er mich an, doch ignorierte ich dies und sagte stattdessen: „Damit könnt Ihr mich nicht abschrecken!"
Er richtete sich weiter auf: „Warum bist du eigentlich so anstrengend? Geh zu deinem Gatten und lass mich in Frieden!"
Ich schnaubte: „Hört auf davor wegzulaufen. Ihr wisst mehr als ich. Ich habe das Gefühl, dass es dabei um mich geht. Dann redet doch endlich mal mit mir!"
„Ich weiß gar nichts", zischte er. Nun war ich diejenige, die dicht zu ihm ging. Ich blickte ihn wütend an und tatsächlich wich er meinem Blick aus: „Gut, aber vielleicht könnte es bald zu spät sein!"
Mit einem Mal sah er mir tief in die Augen und all die Wut fiel von mir ab. Stattdessen erwiderte ich diesen Blick verdattert und musste schwer schlucken. In seinen Augen trug sich ein Kampf aus, welcher mich nun ebenfalls fesselte.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt