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Er packte mich plötzlich an meinen Armen und holte tief Luft. Ich rührte mich nicht und blieb einfach still stehen. Das Prickeln kam zurück und erfüllte mein Herz. Ich konnte sehen, wie seine Augen unentschlossen über mein Gesicht fuhren.
„Bilde ich mir das nur ein?" Fragte ich atemlos und leise, was seine Augen zurück zu meinen brachte. Er schüttelte abgehackt den Kopf, bevor seine Augen erneut rastlos über meine Züge wanderten. Ich konnte sehen, wie seine Selbstbeherrschung schwand und auch ich spürte plötzliches dieses unfassbare Verlangen. Es ließ mich schwer atmen und ich wusste nicht, was mit mir geschah. Irgendwas brachte mich dazu, dass ich mich nach ihm sehnte und ihn berühren wollte. Es war ein merkwürdiges, aber zugleich schönes Gefühl.
Dabei hasste ich ihn doch. Ich konnte ihn nicht ausstehen und doch streckte ich mich nun seinem Gesicht entgegen und hatte das Verlangen seine Lippen, auf meinen zu spüren. Hatte man mich verzaubert? Irgendetwas stimmte nicht mit mir!

Plötzlich stieß er mich ruckartig zurück. Ich taumelte, bevor ich hart auf dem Boden landete. Ein kleiner Schrei hatte meine Lippen verlassen. Mit einem Mal waren all diese Gefühle verschwunden und allein die Wut kam zurück. Ich fühlte mich plötzlich so dumm und gedemütigt. Tränen stiegen mir in die Augen, welche die Wut verursachte und doch wollte ich nicht vor ihm weinen. Ich wollte ihm nicht diese Genugtuung geben.
„Le tellin", zischte ich und das tat ich wirklich. Ich hasste ihn. Er war abscheulich. Spielte mit den Gefühlen von anderen und war immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
"Gut so", hörte ich ihn murmeln, doch nahm ich seine Worte kaum wahr. Stattdessen rappelte ich mich wieder auf und strich mein Kleid glatt.
„Ich mach das hier nur für mein Volk. Vielleicht lebe ich in diesen Hallen und doch muss ich mich nicht mit Euch abgeben. Ihr wollt mir nicht entgegenkommen, dann werde ich das auch nicht mehr", mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Raum durch eine andere Tür, welche in einen Flur führte. Von dort aus suchte ich meinen Raum auf, wo ich mich in mein Bett legte. Noch lange dachte ich über alles nach. Ich wollte nichts mehr, mit diesem Elb zu tun haben. Ich dachte, dass er sich verändert hätte, doch hatte er es kein bisschen getan. Nun tat mir Arés leid, dass ich ihn nicht geküsst hatte. Er besaß einen so wundervollen Charakter und ich wusste dies nicht zu schätzen. Jetzt würde ich mich allerdings nur noch auf diesen Elb und auf die Aufgabe konzentrieren. Alles andere war lächerlich. Ich hatte mich wirklich kurz öffnen können, doch war er einfach bösartig und hatte keine Zuneigung verdient. Er hatte mich einfach von sich gestoßen!

Ich hielt mich an mein eigenes Versprechen. Ab diesem Abend erschien ich nicht ein einziges Mal beim Training. Ich ging dem König aus dem Weg und sollte dies nicht möglich sein, würdigte ich ihm keines Blickes und sprach nicht mit ihm. Jedes Mal wenn man mir sagte, dass er mit mir reden wolle, ging ich einfach nicht hin. Was wollte er auch tun? Sollte er mich halt hinauswerfen. Das würde er sich nicht wagen. Ich merkte allerdings, dass es etwas mit mir machte. Ich war oft niedergeschlagen und irgendwie auch erschöpft. Lag es vielleicht an meiner geistigen Verfassung? Dabei half auch nicht Arés, welcher mich oft versuchte aufzumuntern und doch schätzte ich dies sehr.
Ich hatte weder Arés, noch Aideen von dem Vorfall erzählt. Er hatte mich so sehr gedemütigt und verunsichert. Sofort verdrängte ich diese Gedanken. Es würde nie wieder vorkommen.

„Naira?" Ich blickte zur Tür und Aideen kam zu mir herein. Sofort lächelte ich die Elbin an und zeigte auf mein Bett. Dort ließ sie sich nieder, bevor sie erneut zu sprechen begann: „Ich hab etwas Neues erfahren. Im Düsterwald wimmelt es nur so von Orks. Der König hat die Wachen an allen Grenzen verdoppelt, aber er hilft den Dörfern außerhalb der Hallen nicht. Die anderen seien ihm egal."
Ich blickte mit geweiteten Augen zu ihr: „Woher weißt du das?"
Sie lächelte schüchtern: „Ich konnte so etwas aus einer Elbin heraus kitzeln, mit welcher ich mich sehr gut verstehe. Sie hatte es mitgehört, als sie neben einem der Besprechungsräume Staub gewischt hatte. Danach kam sie sofort empört zu mir und hatte es mir erzählt."
„Das ist ja großartig", meinte ich und klatschte mir in die Hände, „das sollte sehr vielen Elben sehr bitter aufstoßen!"
Sie nickte unsicher: „Und wie bekommen wir die Informationen zu Galadriel?"
Wir konnte nicht hinaus in den Düsterwald und doch fiel mir plötzlich etwas ein, was mich meine Hand auf die Stirn schlagen ließ.
„Natürlich!" Ich erhob mich ruckartig und ging zu der verwirrt, aussehenden Aideen.
„Wir verfassen einen ganz normalen Brief, weil wir unsere Liebsten vermissen, aber in diesen packen wir geheime Botschaften."
Aideen nickte schnell: „Ich mach das. Legolas wird mir diesen Gefallen sicherlich tun." Ihr Blick wurde ein wenig traurig und doch gelang es ihr fast, dies zu überspielen. Mir war es dagegen relativ egal. Ich freute mich mehr darüber, dass ich dem König eins auswischen konnte. Bald würden sich schon viele unglückliche und wütende Elben vor seinen Hallen befinden. Unsere Aufgabe ging endlich wieder voran.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt