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Ich sagte nichts mehr zu seinen Worten, sondern schwieg einfach und war froh, als das Essen endlich zu Ende war. Wir beendeten es somit zu dritt und ohne ein weiteres Wort ging ich dann auch. Arès schien allerdings noch länger beim König zu bleiben, da er mir nicht sofort folgte.

Ich ging auf mein Zimmer, bevor ich mir erneut einen Stift und ein Blattpapier nahm. Dort schrieb ich erneut meine Gedanken drauf. Es war wieder ein Brief für Aideen. Ich vermisste sie ehrlich. Sie war meine einzige Bezugsperson gewesen, doch war ich ihr vermutlich auch zu viel geworden, weswegen sie gegangen war. Ich verstand meine Handlungen ja selbst nicht. Die letzten Wochen und Tage waren so verwirrend gewesen und ich wusste überhaupt nicht, wo ich stand und was mit mir los war. Erstmal würde ich wohl abwarten und schauen müssen, wo das alles noch hinführen würde. Doch erst einmal würde ich es als eine Art Neuanfang sehen.

Die nächsten Wochen verliefen ruhig. Ich verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer und laß tatsächlich. Irgendwie hatte ich das Lesen für mich entdeckt, da es eine schöne Ruhe in mir auslöste, welche ich so nicht kannte. Ich musste mich momentan um nichts sorgen und konnte einfach die Ruhe genießen.

Ich hatte Arès aus diesem Grund kaum gesehen, außer bei den Speisen. Den König hatte ich ebenso selten gesehen, doch hatte dieser meine Anwesenheit genauso wenig gesucht. Nun war mir allerdings das Zimmer über, weswegen ich mich etwas wärmer anzog und den Garten aufsuchte. Ich fand diesen wunderschön und doch vermisste ich die Sonne, die mir meine Haut wärmte. Ebenso fehlte mir das Vogelgezwitscher und deren Anwesenheit.
Ich schloss die Augen und stellte mir all diese Dinge vor. Ich spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, welche diese prickeln ließ. Mir zog der Duft des Flusses in die Nase, an welchem ich früher immer gewesen war. Dort hatte ich die Sonne jedes Mal beim Untergehen betrachtet und kam zur Ruhe. Ich wünschte mich augenblicklich zu diesem Ort zurück.

„Naira", eine Stimme ließ mich meine Augen öffnen. Ich blickte zum Verursacher, bevor ich mich schnell in einen Knicks begab und dann wieder aufrichtete.
„Mein König", erwiderte ich, was ihn tatsächlich zum Grinsen brachte. Er kam dicht zu mir, wobei er mich scherzend mit der Schulter anstieß und dann sagte: „Sind wir nicht über diese Floskeln längst hinweg?"
Ich musste lachen und doch war da plötzlich dieses schwere Gefühl in meiner Brust. Sofort verschwand mein Lächeln und ich blickte nachdenklich an ihm vorbei. Mein Herz sehnte sich nach ihm. Meine Seele tat es ebenso. Dennoch wurden diese Gefühle nicht erwidert und ich musste genau das verstehen. Mein Seelenverwandter befand sich genau vor mir und doch in so weiter Ferne. Diese Gedanken schmerzten und dazu kam das Wissen, dass ich jemand anderes heiraten würde.

Ich blickte wieder zu ihm: „Wird die Hochzeit noch stattfinden?"
Mit einem Mal wirkte er nachdenklich. Plötzlich schien sein Blick in weiter Ferne zu liegen. Dann sah er allerdings ebenso wieder zu mir und nickte: „Sie wird trotzdem stattfinden. Es gibt zwar kein wirkliches Bündnis mehr zwischen unseren Völkern und doch möchte es Arés so."
„Was bringt es ihm?" Fragte ich verwirrt.
Thranduil entfernte sich mit einem Mal von mir: „Das solltest du ihn selbst fragen."
Mit diesen Worten ging er dann und ließ mich schließlich zurück. Ich blickte ihm noch nach und spielte mit dem Gedanken Arés aufsuchen, doch wollte ich das eigentlich nicht wirklich. Irgendwas hatte sich an ihm verändert. Er wirkte so, als müsse er seinen Besitz verteidigen und es allen zeigen. Dabei war ich ganz und gar nicht seins. Er war mir viel zu aufdringlich. Genau das würde ich ihm beim nächsten Mal auch kommunizieren. Ich würde mit ihm gerne wieder auf das anfängliche Level zurückkehren. Dennoch fühlte es sich falsch an, einen Elben zu heiraten, obwohl sich mein Seelenverwandter direkt vor mir befand. Aus irgendeinem Grund verletzte es mich auch, dass ich so fühlte und Thranduil sichtlich nicht. Ich war seine Seelenverwandte und ihm war das komplett egal? Als junge Elbin hatte ich es mir immer gewünscht, meinen Seelenverwandten zu finden und nun wurde ich so enttäuscht. Verstand er denn die Bedeutung nicht? Für ihn war es so als wäre ich nur irgendjemand, dabei standen dahinter sehr viel größere Mächte und es war ein Segen, doch für ihn wohl nur ein Fluch. Ich hätte ihn am liebsten gewürgt, doch schluckte ich das Gefühl stattdessen einfach herunter. Ich konnte nichts erzwingen. Und außerdem sprach ich mir selbst noch ein, dass ich ebenso wenig für ihn empfand. Warum sollte ich also mein ganzes, restliches Leben mit ihm verbringen wollen? Er war immerhin kaum zu ertragen.

Beim Abendbrot befanden sich wieder die gleichen Gäste wie immer. Ich saß neben Arès, welcher seine Hand auf meinem Oberschenkel platziert hatte. Die Berührung war nicht unangenehm, aber ungewohnt. Ich fragte mich, ob er sich nun so verhielt, weil er Angst hatte, dass ich wieder weglaufen könnte. Doch das würde ich nicht. Erst einmal zumindest.
Dann schoss es mir allerdings ein und ich blickte ruckartig zu ihm. Ich hatte ihn geküsst! Ich hatte ihn geküsst, bevor ich weggelaufen war. Verhielt er sich deswegen so? Allerdings hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass sein Verhalten liebevoll war. Eher besitzergreifend.

"Alles gut?" Erklang es plötzlich von meinem Gegenüber. Ich hatte vergessen, dass ich ihn angestarrt hatte. Arès beugte sich plötzlich zu mir und wollte mir sichtlich einen Kuss geben, doch lehnte ich mich schnell zurück und wollte mich wieder umdrehen. Da kam es allerdings anders, da Arès mit einem Mal meinen Arm packte und mich zu sich zurückdrehte. Überrascht wehrte ich mich nicht, sondern sah einfach zu ihm, als er dann plötzlich mein Kinn packte und mein Gesicht zu seinem zog. Ich stand absolut unter Schock, sodass ich nicht verhinderte, dass er mich nun doch küsste. Ich bewegte mich dabei nicht und blickte ihn auch danach nur mit geweiteten Augen an.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt