Ich starrte ihn an und rührte mich nicht. Ich spürte wie mir meine Hand ausrutschen wollte und doch riss ich mich zusammen. Was war nur los mit ihm? Seit wann war er so übergriffig? Ruckartig erhob ich mich und schob somit den Stuhl nach hinten. Ohne ein weiteres Wort ging ich. Die ganze Situation überforderte mich und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Hatte ich mich in Arès getäuscht? Thranduil war mein Seelenverwandter und trotzdem war dort kein Interesse. Ich sollte einen Elben heiraten, den ich seit meiner Rückkehr nicht mehr riechen konnte? Es war einfach alles zu viel!
Ich hörte ebenso einen Stuhl über den Boden knarren und dann noch einen. Sofort wurde ich schneller und doch umfasste bereits nach kurzer Zeit eine Hand meinen Arm. Ich stoppte widerwillig und blickte in Arès Gesicht, welcher mich entschuldigend ansah. Dicht hinter ihm stand der König, welcher mich mit einem Blick ansah, der sagte, dass er sofort handeln würde, sollte ich ihm auch nur ein Zeichen geben. Ich schüttelte allerdings nur beschwichtigend meinen Kopf und legte dann meine Konzentration auf Arès.
Ein schweres Gefühl erfüllte meine Brust, welches mich nur schlecht atmen ließ. Ich musste hart schlucken und all die Enttäuschung machte sich in mir breit. Wie sehr hatte ich mich in diesem Elb getäuscht? Ich würde nicht von mir behaupten, dass ich naiv war und doch hinterfragte ich gerade genau das. Ich besaß die Gabe, dass man mir schnell vertraute, da ich jegliche Wesen dazu bringen konnte, dass sie sich in meiner Gegenwart wohlfühlten. Ich konnte mich ihnen gegenüber so verkaufen, als würde man sich ewig kennen, doch schien ich ebenso zu glauben, dass diejenigen, die ich gerade kennengelernt hatte, genauso waren, wie sie sich als erstes gaben. Ich dachte, dass sie so waren, wie sie es mir zeigten. Ich war eine vorsichtige Elbin, da mich meine Vergangenheit sooft belehrt hatte und doch hatte ich diese Eigenschaft nie ablegen können. Warum wunderte es mich also, dass ich getäuscht wurde?
Ich blickte den Elb an und mir stiegen Tränen in die Augen. Normalerweise konnte ich mich perfekt beherrschen, doch gerade wurde einfach alles ein wenig viel. Meine Gefühle überwältigten mich einfach.
"Naira", erklang es von Arès, welcher seine Hand nach mir ausstreckte, doch wich ich nur einen Schritt nach hinten zurück und schüttelte meinen Kopf.
Ich blickte Arès traurig an und plötzlich war all die Wut verschwunden: "Was ist mit dir geschehen?" Meine Stimme war ganz leise, weswegen ich mir sicher war, dass nur Ares und Thranduil diese Worte hören konnten. Arès und Thranduil überforderten mich. Ich hatte mich in beiden getäuscht und doch ganz unterschiedlich. Arès hatte mir anfänglich die Kraft gegeben, die Thranduil mir entzogen hatte und nun? Nun war es umgekehrt.
Ich hatte kein Verständnis mehr für Arès Verhalten und noch weniger hatte ich eine Erklärung. Er stand genau vor mir und ich könnte ihm all die Fragen stellen, die in meinem Kopf in Dauerschleife liefen und auf welche ich keine Antworten hatte, doch stattdessen schloss ich nur meine Augen. Ich wollte nichts mehr hören. Es raubte mir nur meine Kraft und auch meine Zeit.
Ich blickte zum König und merkte, dass die eben gedachten Gedanken, genauso auf ihn zutrafen. Ich hatte so viele Fragen, die mir nachts den Schlaf raubten und doch hatte ich nicht den Mut, diese zu stellen, da ich nicht aufdringlich sein wollte. Ich merkte, wie mich die Situation kaputt machte und genauso an meinem Selbstwert kratzte. Ich suchte die Schuld bei mir, obwohl ich wusste, dass nicht ich der Grund war. Dennoch waren dort solche Fragen, wie: War ich es nicht wert, geliebt zu werden? Der Gedanke schmerzte. Verschwendete er wirklich keinen einzigen Gedanken an mich? War ich ihm so egal? Würde ich nun mein ganzes restliches Leben auf ihn warten? Darauf warten, dass er sich vielleicht doch für mich entscheiden würde? Ich hasste diese Hoffnung, die in mir aufblühte und jedes Mal enttäuscht wurde, wenn mich dann doch nur seine Ignoranz traf.
"Wollen wir vielleicht alleine miteinander reden?" Ich öffnete meine Augen und sah zu Arès, welcher mich bittend ansah. Dennoch konnte ich nur erneut den Kopf schütteln: "Vielleicht später. Ich muss kurz meine Gedanken ordnen."
Genau das tat ich dann auch. Ich drehte mich um und ging, bevor ich mich in meinen Raum zurückzog und nachdachte. Ich hasste jeden einzelnen Gedanken und jedes einzelne Gefühl. Es befand sich ein Gedankenkarusell in meinem Kopf, welches nicht aufhörte sich zu drehen. Dennoch stoppte ich es nicht, so als würde ich mich einfach selbst quälen wollen. Zwar sprach ich mir ein, dass es mir gut gehen würde und ich damit klar kam und doch verrieten die Tränen etwas anderes, welche mir schon bald über das Gesicht liefen. Ich vermisste Aideen, welche immer für mich da gewesen war. Nun lag ich ganz alleine, zusammengekauert auf meinem Bett und ich schwor mir, dass mich niemals wieder jemand so fühlen lassen würde.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...