Ich atmete erleichtert auf, als wir endlich die Hallen erreichten. Ohne ein weiteres Wort sprang ich vom Pferd und ignorierte die Stimmen der Soldaten, welche auf mich einsprachen. Stattdessen ging ich schnell zu meinem Raum. Erst als ich dort angekommen war, atmete ich wieder erleichtert auf. Mein Blick ging zum Spiegel und ich erschrak, als ich mein bleiches Gesicht in diesem sah. Es war dreckig und meine Haare waren zerzaust. Das Kleid war ebenso dreckig und schrecklich zerrissen. Schnell schälte ich mich aus diesem, bevor ich alle Dolche ablegte und im Bad verschwand. Dort säuberte ich mich grob, bevor ich mir ein neues Kleid anzog und Aideen aufsuchte. Mein Herz schlug viel zu schnell und ich konnte kaum über das Geschehene nachdenken. Mein Körper und meine Gedanken befanden sich weiterhin auf Hochtouren und ich konnte mich nicht entspannen.
Ich klopfte an ihrem Zimmer und sofort erklang ein: „Herein!" Als ich die Tür öffnete, stoppte sie in ihren Bewegungen. Sie wirkte, als wäre sie die ganze Zeit auf und ab gegangen. Nun sah sie mich aber erleichtert an und kam stürmisch auf mich zu. Verwirrt erwiderte ich die Umarmung, die sie mir gab, und sagte: „Ich habe alles erledigt."
„Wie geht es dir?" Fragte sie stattdessen nur und sah mich besorgt an. Ich verzog meine Augenbrauen: „Mir geht es gut. Es war nur ein kleiner Zwischenfall."
„Diese Spinnen hatten bereits uns angegriffen", erklärte sie.
„Woher weißt du, dass ich angegriffen worden bin?"
Sie sah mich wieder abschätzend an: „Du bist nach einem Kampf immer so abgeklärt und außerdem konnte ich es mir denken."
Ich nickte: „Wie gesagt, es ist alles erledigt."
Sie erwiderte das Nicken und sprach dann allerdings über ein ganz anderes Thema: „Der König war außer sich gewesen."
„Ahnt irgendwer irgendwas?"
Schnell schüttelte sie den Kopf: „Ich glaube nicht."
„Dann kann uns dieser egal sein", erwiderte ich und zuckte die Schultern.
Ich drehte mich um und ging zur Tür: „Ich werde mich ein wenig hinlegen. Bis später."Sie hatte Recht. Nach einem Kampf konnte ich keine Emotionen zu lassen. Oft unterdrückte ich das, was geschehen war und konzentrierte mich nur darauf, dass alles gut gelaufen war. Ich sollte nicht dem nachbangen, dass ich fast gestorben war. Ich lebte und das war das wichtigste und Lebende benötigten Schlaf, also würde ich mir diesen nun holen.
Ein lautes Klopfen ließ mich wieder aus meinem Schlaf erwachen. Ich wischte mir verwundert über die Augen, bevor ich aufstöhnte.
„Was?" Zischte ich genervt und schälte mich aus der Bettdecke.
„Der König wünscht Euch zu sprechen", erklang es dumpf von der anderen Seite.
„Ja", sagte ich laut und dann etwas leiser, „was sonst?"Ich ließ mir ein wenig mehr Zeit, als es nötig gewesen wäre, doch hatte ich gar keine Lust auf dieses Treffen. Natürlich hatte ich damit gerechnet und doch wollte ich nicht. Jedoch konnte ich mich nicht davor drücken, also machte ich mich schließlich auf den Weg.
Er erwartete mich im Thronsaal, wo er erhoben auf einem Thron saß, der zu dem Baumstumpf gehörte, auf welchen wir uns gerade befanden.
Er sah düster auf mich hinab und ich ging ehrfürchtig in einen Knicks.
„Ich danke Euch", sagte ich leise und das tat ich wirklich.
„Wie konnte es dazu kommen?" Fragte er mit dunkler Stimme und ich erhob mich wieder.
„Aideen ging es schlecht und mein Pferd erschrak, bevor es mit mir in den Wald ritt. Dort fiel ich hinunter und dabei musste ich mir den Kopf gestoßen haben und ohnmächtig geworden sein. Aus diesem Grund probierte ich später alleine zurückzufinden", erklärte ich und sah ihn unschuldig an.
Er erhob sich geschmeidig und trat langsam die Treppe zu mir nach unten: „Das wird nicht noch einmal passieren. Ihr werdet ab nun im Schloss bleiben!"
„Ihr könnt mich nicht einfach einsperren", sagte ich erbost.
„Keine Widerworte", zischte er und funkelte mich an. Ich schluckte schwer und unterdrückte jeglichen spitzen Kommentar, der mir auf der Zunge lag.
Plötzlich wurden seine Züge weicher: „Geht es Euch gut?"
Verwundert über diese Frage verzog ich die Augenbrauen: „Ja."
Mit einem Mal war nichts mehr von der Sanftheit zu spüren und er drehte sich schwungvoll um: „Gut! Ihr Bräutigam wird morgen eintreffen." Nun war ich sehr überrascht und sah ihn mit großen Augen an. Morgen schon?
„Geht nun", befahl er dunkel und ich tat es. Ich wollte eh nicht mehr mit ihm reden.Ich berichtete Aideen von dieser Neuigkeit, bevor ich zurück in mein Zimmer ging und dort einfach im Raum stoppte und an die Wand starrte. Ich wusste, dass es so kommen würde und doch war es mit einem Mal so plötzlich. Ich würde diesen Elb heiraten müssen. Das und... alles, was dazu gehörte. Ich erschauderte. Niemals wollte ich ohne Liebe heiraten. Ich hatte immer gehofft, dass ich meinen Seelenverwandten finden würde und jetzt würde ich eine Zwecksheirat eingehen müssen? All die Tage hatte ich diesen Gedanken verdrängt und jetzt war er plötzlich so präsent.
Ich schritt langsam zum Schreibtisch und ließ mich dort nieder. Mein Blick fixierte die Holzplatte und meine Ohren begannen zu rauschen. Ich fokussierte mich wieder auf die eigentliche Aufgabe und sprach mir ein, dass es das richtige war. Es war alles für einen guten Zweck.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...