17

91 5 0
                                    

Langsam rappelte ich mich wieder auf und stützte mich auf das Geländer. Ich befand mich über dem kleinen Garten, welcher sich in den Hallen befand. Mein Blick war perfekt auf diesen und tatsächlich entdeckte ich etwas sehr interessantes. Dort unten stand jemand. Er hatte die Hände nachdenklich auf dem Geländer der Brücke abgestützt und die Augen geschlossen. Sein Gesicht sah so sanft und schön aus. Man wollte fast sagen, dass es von den Göttern selbst geschaffen worden war. Seine Haut schien aus feinstem Porzellan und seine Augen waren die schönsten Saphire, die je gefunden worden waren. Ich war immer noch erstaunt von seinem Anblick und doch fragte ich mich, wie sein Inneres so hässlich sein konnte. Doch war es dies wirklich? Er gab mir das Gefühl, dass er wohl eher eine Maske trug, um sein zerbrochenes Inneres nicht preis geben zu müssen. Was wohl passiert war, dass er so geworden war? Ich wusste es nicht und doch reizte es mich, das herauszufinden. Ebenso wollte ich wissen, wer sich dort unter dieser Maske befand. Manchmal verrutschte sie und dann zeigte er mir eine Seite von sich, die ich sehr viel angenehmer fand. Dennoch vertraute er mir nicht und ich vertraute ihm auch nicht. Wir konnte beide einander nicht ausstehen und doch zog uns immer wieder etwas zusammen. Dieser Ort schien einfach verhext zu sein. Alles war so unlogisch.

Ich blickte weiterhin nachdenklich zu ihm, da öffnete er plötzlich seine Augen und blickte mir direkt in meine. Mit einem Mal fühlte ich mich so ertappt und doch rührte ich mich nicht. Stattdessen starrte ich weiterhin zu ihm. Er legte den Kopf leicht schief und brach den Blickkontakt ebenso nicht.
„Le suilon." Ich zuckte zusammen. Hektisch blickte ich mich um, doch war dort niemand. Niemand stand in meiner Nähe, der diese Worte gesagt haben könnte. Hatte ich es mir nur eingebildet? Würde es möglich sein, würde ich sogar sagen, dass es die Stimme von Thranduil gewesen war. Dieser stand allerdings viel zu weit weg, sodass dies nicht möglich war.
Geschickt sah ich wieder zu ihm und erblickte ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. Dieses war allerdings nicht spöttisch oder verachtend, sondern zeigte einfach seine Belustigung. Ich fragte mich, warum er gerade jetzt so belustigt war. Moment.
„Sei gegrüßt", erwiderte ich ebenso und doch sprach ich dabei leise. Allerdings geschah danach nichts und ich sah genervt zu ihm. Wurde ich doch verrückt?
Plötzlich erklang ein tiefes Lachen in meinem Kopf und dieses hüllte mich förmlich ein. Ich bekam eine angenehme Gänsehaut und schloss kurz meine Augen. Es war ein wunderschöner Klang. Das konnte auf gar keinen Fall der König sein. Dieser wusste doch vermutlich überhaupt nicht, wie man lachte. Doch wo kam die Stimme in meinem Kopf her?

Ich konnte sehen, wie sich der König umdrehte und davon gehen wollte, doch akzeptierte ich dies nicht. All die Tage war er weg gewesen und jetzt hatte er mit mir zu reden. Aus diesem Grund lief ich schnell zu dir Wendeltreppe aus Holz, welche in den Garten führte. Diese rannte ich hinunter, bevor ich zum König lief und dann vor diesem atemlos stoppte. Er blickte mich abwartend an, weswegen ich begann atemlos zu sprechen: „Die Stimme. Wie?"
„Welche Stimme?" Fragte er verwirrt. Ich wusste, dass er nur so tat, was mich wirklich wütend machte. Ebenso wusste ich, dass es in diesem Gemütszustand wieder eskalieren würde, weswegen ich mich dazu entschied, dass es besser wäre, wenn ich einfach gehen würde. Aus diesem Grund drehte ich mich wortlos um und ging. Allerdings stoppte ich noch einmal und drehte mich zu ihm: „Danke. Danke, dass Ihr mich gerettet habt. Ein zweites Mal."
„Ich würde es auch wieder tun."
Ich erstarrte. Die Worte waren so plötzlich gekommen und so unerwartet. Er kam dichter zu mir: „Bring dich nicht noch einmal so sehr in Gefahr. Bitte."
Nun klappte mir auch noch ungewollt der Mund auf. Stand dort gerade wirklich der König vor mir? Ich musste mich täuschen. Er wirkte zwar ein bisschen gezwungen und doch sprach er diese Worte aus. Ich wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte, weswegen ich ihn einfach nur anstarrte.
„Wir werden morgen wieder trainieren, da es dir besser zu scheinen geht", sagte er noch, bevor er sich nun umdrehte und ging. Ich blickte ihm immer noch verwundert nach und mein verdammtes Herz schlug viel zu schnell. Niemals hätte ich gedacht, dass solche Worte seinen Mund verlassen würden, doch war es geschehen. Wollte er vielleicht doch ein friedliches Zusammenleben?
Nun kamen erneut die ganzen Fragen zurück und ich verfluchte sie. Irgendwie reagierte ich ganz von alleine und dieses Mal war ich diejenige, die ihm nachlief.
„Können wir nicht schon jetzt trainieren?"
Er stoppte in seiner Bewegung und drehte sich zu mir zurück. Mit einem Mal betrachtete er mich wieder so innig, was nicht unbedingt unangenehm war und doch konnte ich diesem Blick immer nur schwer standhalten. Trotzdem probierte ich mich nicht von seiner Art zuvor aus der Fassung bringen zu lassen und blieb gerade stehen. Vielleicht spielte er auch nur ein Spiel.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt