"Liebste Naira", er brachte wieder Abstand zwischen uns und grinste mich frech an. Ich erwiderte dieses Grinsen gezwungen und probierte mich normal zu verhalten. Es war komisch, dass er mir plötzlich so nah und schon fast aufdringlich war.
Mein Blick ging von ganz alleine zu Thranduil, welcher mich durchdringend ansah. Ich erkannte unterdrückte Wut in seiner Haltung und er schien ebenso über das Verhalten empört. Sonst hatte er sich immer perfekt unter Kontrolle, doch dieses Mal konnte man deutlich sehen, was er fühlte. Ich glaubte nicht einmal, dass es wegen des Kusses war, es ging wohl eher wirklich um Arés Verhalten. Er führte mich vor und fragte gar nicht nach meiner Erlaubnis. Er tat es einfach und ich konnte mich nicht einmal wehren, da es sonst ein schlechtes Licht auf mich warf. Ich fragte mich, was ihn plötzlich so handeln ließ. Er war sonst nie so gewesen und eigentlich hatte ich mit einer anderen Reaktion gerechnet. Immerhin war ich davongelaufen.
Arés packte mich etwas grob am Arm, was mich das Gesicht verziehen ließ und doch blieb ich bei einem Lächeln. Er zog mich mit zu den Elben, vor welchen ich mich verbeugte. Dabei merkte ich, wie mich alle musterten, doch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Daniél tat es, weil er mir nicht vertraute, genauso wenig wie Legolas, doch probierte dieser herauszufinden, was sein Vater in mir sah. Dieser musterte mich wiederum, um herauszufinden, ob Arés mir weh tat und außerdem würdigte er diesem nur kalte Blicke.
Ich lächelte ein wenig überfordert, bevor sich die drei Elben in unterschiedliche Richtungen wortlos auflösten und Arés und mich stehen ließen. Ich blickte ihnen nach und dann wieder zu Arés, welcher plötzlich liebevoll lächelte. Es lag etwas Trauriges in seinem Blick und plötzlich hatte ich sein Verhalten vergessen und er tat mir leid. Ich drehte mich weiter zu ihm: „Es tut mir leid." Er zuckte leicht mit den Schultern: „Nun ist es geschehen und ich verzeihe dir." Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf meine Lippen und doch wusste ich, dass ich einiges gut zu machen hatte.
Dieses Mal nahm er meine Hand sanfter und zog mich zum Tisch, wo bereits alle saßen. Schweigen legte sich über uns und auch als wir zu essen begannen, blieb es dabei.Daniél unterbrach dieses allerdings irgendwann: „Und dieses Mal willst du ganz bestimmt nicht das Reich ins Verderben stürzen?" Ich verschluckte mich ungewollt und doch war ich so überrascht über diese Worte.
„Daniél", zischte Arés und doch sahen dann alle abwartend zu mir. Ich fing mich schnell wieder und begann meinen Kopf zu schütteln: „Das wollte ich auch-."
„Lüge nicht", zischte nun auch Legolas und unterbrach mich. Natürlich, sie alle wussten Bescheid und ich konnte den Fakt nicht beschönigen, denn genau das war mein Ziel gewesen.
„Nein", sagte ich also ernst und sah kalt in die Runde. Mein Blick stoppte bei dem König, welcher mich nachdenklich musterte. Er schien allerdings nichts sagen zu wollen und doch nahm ich nicht meinen Blick von ihm. Wer wusste davon, dass wir Seelenverwandte waren und wer wusste, dass ich es wusste?
Plötzlich blickte er mich warnend an, so als hätte er meine Gedanken gehört. Ich legte meinen Kopf schief und hob abwartend meine Augenbrauen.„Ich verstehe überhaupt nicht, warum sie frei herumlaufen darf. Sie ist eine einzige Gefahr und man kann ihr nicht trauen."
Mein Blick ging zu Daniél und ich konnte nichts erwidern, denn er hatte recht. Ich verstand es selbst nicht und man ging ein großes Risiko mit mir ein. Dennoch hatte man mir versprochen, dass man mich nicht einsperren würde.
„Daniél hat nicht ganz unrecht", stimmte Legolas zu und sah ernst zu seinem Vater. Dieser verzog allerdings keine Miene, was mich schwer schlucken ließ. Er würde mich doch nicht etwa doch noch einsperren?„Es tut mir leid", sagte ich und konnte das nervöse Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken.
Nun blickten alle zu mir und Legolas schnaubte. Ich sah ihn nun genervt an. Er würde mich nicht einfach so abweisen.
„Dann vertraue mir halt nicht. Es reicht, wenn es die richtigen Elben tun", zischte ich und kniff meine Augen zusammen.
Daniél atmete hörbar ein und wieder aus: „Mit dir hat niemand geredet." Ich wusste, dass ich ruhig bleiben sollte und dennoch sagte ich wütend: „Es geht aber um mich, also darf ich mich doch verteidigen!" Nun sprang der Elb auf und beugte sich zu mir. Arés war ebenso aufgesprungen, doch hielt er sich noch zurück.
Daniél funkelte mich zornig an und er schien sichtlich etwas sagen zu wollen, doch lehnte er sich nur wieder nach hinten, bevor er zum König sah, sich verneigte und dann ging. Verdattert sah ich ihm nach und auch ich bebte noch vor Wut.
„Verzeiht. Er sorgt sich nur", erklärte Legolas und musterte mich: „So wie wir alle. Die einen mehr, die anderen weniger." Bei seinen letzten Worten sah er seinen Vater an. Ich war überrascht über den Mut, den er aufbringen musste, um so mit dem König vor uns allen zu reden. Thranduil schien sich davon allerdings nicht beeindrucken zu lassen."Ich verstehe diese Sorge, aber sie ist dennoch nicht berechtigt", antwortete ich und sah ihn bittend an.
Legolas nickte nur stumm und erhob sich dann. Er blickte zu seinem Vater, welcher kurz seine Augenlider sinken ließ, bevor sein Sohn sich umdrehte und ging. Ich fragte mich, warum er nichts sagte und einfach schwieg, doch waren wir nun nur noch zu dritt.Stille lag über uns und wir aßen einfach weiter. Schließlich sprach ich dann allerdings doch das aus, was ich dachte: „Vielleicht ist es doch nicht so gut, dass ich hier bin."
Arés drehte sich ruckartig zu mir um: „Es ist gut!"
Ich blickte nun auch zu ihm: „Ich bin hier nicht willkommen. Man misstraut mir."
„Natürlich bist du das nicht." Langsam blickte ich zum König, welcher sich zum ersten Mal am Gespräch beteiligte.
Ich legte meinen Kopf schief und wartete darauf, dass er weitersprach, was er dann auch tat: „Du bist nicht willkommen. Das kann sich allerdings mit der Zeit ändern. Du musst dich nur beweisen und ihnen Zeit geben."
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...