Ich hätte am Abend nicht mehr solange machen sollen. Es war zwar noch sehr lustig gewesen und ich hatte besonders viel Spaß mit Arés gehabt und doch war ich nun einfach nur noch fertig. Allein die Vorstellung, dass ich mich nun dem König stellen musste, reichte schon. Ich war gar nicht bereit für diesen zwischenmenschlichen Terror und doch konnte ich mich ja nicht weigern. Somit machte ich mich auf dem Weg zu ihm. Ich kannte diesen ja bereits schon und doch ließ ich mir extra viel Zeit, da ich wirklich keine Lust hatte.
Dann erreichte ich allerdings den Platz und es war wirklich noch sehr früh, sodass wir die einzigen waren. Ich würde sogar fast sagen, dass wir die einzigen im Schloss waren, außer ein paar Wachen.
Es war ungewohnt, ihn ohne seine majestätischen Kleidung zu sehen. Er wirkte plötzlich ganz anders und wenn ich mir dann auch noch ansah, wie er dort stand und seine Muskeln lockerte und sich dehnte, verschwand das Bild des Königs fast gänzlich. Er erschien mir sehr viel lockerer und weniger ernst. Ich fragte mich kurz, ob ich dort tatsächlich Thranduil den König vor mir hatte.Als ich in seiner Reichweite war, blickte er zu mir und durchbohrte mich förmlich mit diesem Blick. Ich hätte nun wirklich lieber eine angenehmere Gesellschaft.
Ich ließ kurz mein Kinn sinken, bevor ich schweigend seinen Blick erwiderte.
Er trug wieder ein halb geschnürtes Leinenhemd und eine Stoffhose, welche locker auf seiner Hüfte hing. Ich trug ebenso eine Stoffhose und ein Hemd, doch hatte ich dieses feinsäuberlich geschnürt. Meine Haare trug ich in einem hohen Zopf und er hatte seine obere Partie wieder nach hinten geflochten.
Ich konnte mich noch genau daran erinnern, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte und an all diesen Gedanken hatte sich nicht viel verändert, außer dass ich ihn kennengelernt hatte und nun sehr unsympathisch und kaum zum Aushalten fand und doch zeigte er seit kurzem manchmal so eine andere Seite von sich, die mich stark verwirrte.„Ihr seid spät dran", bemerkte er und betrachtete mich nachdenklich von oben bis unten.
„Es war ja auch eine kurze Nacht gewesen", sagte ich und wusste, dass ich schon wieder Widerworte gab, doch konnte ich einfach nicht anders.
Bis jetzt hatte er mich noch kein einziges Mal gefragt, wie ich denn meinen Gatten nun fand, doch vermutlich interessierte es ihn einfach nicht und er wollte so ein Gespräch nicht mit mir führen.„Aufwärmen", befahl er dann. Ich setzte wieder mein übertrieben süßliches Lächeln auf und fragte unschuldig: „Wie denn?"
Er schnaubte: „Du kennst nicht einmal diese Kleinigkeiten?" Ich schüttelte meinen Kopf. Er zeigte mir ein paar Übungen, welche ich natürlich kannte und doch vollführte ich sie brav und etwas schlecht. Als wir dann damit fertig waren, erklärte er, dass er mir nun beibringen wolle, wie man richtig stand und und schlug. Erneut stellte ich mich etwas tollpatschig an, was ihn mehrmals schnauben ließ. Er verdrehte auch das ein oder andere Mal die Augen, bevor er seine Beschreibungen in der Luft unterbrach und mich nachdenklich ansah. Dann trat er plötzlich auf mich zu, stellte sich hinter mich und legte mir mit einem Mal seine Hände an die Hüfte und drehte diese in die Richtung, wo er sie haben wollte. Ich erstarrte und rührte mich gar nicht mehr. Tatsächlich war ich so perplex, dass ich sogar kurz aufhörte zu atmen. Danach trat er vor mich und blickte mir so fest in die Augen, weswegen ich meinte gleich umzukippen. Als er dann noch meine Arme vorsichtig mit seinen Händen umschloss, um diese auf Position zu bringen, begann mein ganzer Körper zu kribbeln, ausgehend von den Stellen, wo er meine Haut berührte. Es war ein einnehmendes Gefühl und irgendwie war es angenehm, aber auch genauso unangenehm. Ich schluckte schwer und fragte mich, was mit mir los war, doch konzentrierte ich mich gleichzeitig darauf, nicht zurückzuweichen oder zu keuchen.
Er betrachtete mich weiterhin eingehend und auch dabei hatte ich das Gefühl, dass sein Blick auf meiner Haut brannte. Ich wollte nur so schnell wie möglich aus dieser Situation heraus, weswegen ich mich einfach von ihm löste, zwei Schritte zurücktrat und dann einwandfrei die Position einnahm. Dabei hoben sich leicht seine Lippen, was mich sofort wieder störte und doch hatte ich diesen Rückzug angetreten. Für ihn war es vermutlich alles ein Spiel, doch dieses konnten auch beide spielen.
Er sollte nur abwarten.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...