Ich probierte mir meine Nervosität, nicht anmerken zu lassen und doch waren meine Hände schweißnass. Wir standen in der Halle, in der wir am ersten Abend gespeist hatten. Bei uns waren ein paar der Soldaten, der Prinz, Aideen und der König. Dieser saß wieder etwas erhoben auf einem Thron. Es war sehr still und erdrückend.
Aideen hatte mich zuvor hergerichtet. Meine Haare waren schön geflochten und ich trug ein braunes Kleid.
In der Nacht hatte ich eher schlecht geschlafen, weswegen ich es im Morgengrauen bereits aufgegeben hatte. Danach war ich wieder durch das Schloss gewandelt und hatte nach Informationen gesucht, doch hatte ich nichts gefunden. Allerdings hatte es mich abgelenkt und das hatte mir gereicht.Schritte erklangen und ich blickte zum Eingang. Meine Atmung wurde flach und ich blickte gespannt zu der Tür. Kurze Zeit später erschienen mehrere Elben an der Flügeltür und ich erstarrte. Drei hochgewachsene Elben traten zu uns in den Saal. Zwei davon wirkte wie die persönlichen Wachen des dritten und diesen betrachtete ich genauer. Er hatte langes braunes Haar, welches an den Seiten nach hinten geflochten war. Er trug ein ebenso braunes Hemd und darüber einen roten, langen Mantel. Seine Hose war ebenso braun und er trug einen Gürtel an der Hüfte, an welchem sich ein Schwert befand. Sein Gesicht war sehr hübsch und maskulin. Er hatte dünne, aber schön geschwungene Lippen. Seine Augen waren braun, doch nicht so wie meine, sondern sehr viel dunkler. Ich starrte ihn unverblümt an und nahm auch nicht meinen Blick von ihm, als er sich verbeugte und mit einem strahlenden Lächeln wieder nach oben blickte. Er wirkte freundlich und doch ein wenig überheblich.
„Majestät", begrüßte er den König und blickte dann zu uns. Sein Blick wanderte erst zu Legolas, dann zu Aideen und stoppte schließlich bei mir. Ich musste schwer schlucken und probierte einfach diesem Blick standzuhalten. Es war nicht unangenehm und doch hörte ich wieder dieses Rauschen in meinen Ohren.
Zum Glück erhob der König das Wort und lenkte die Aufmerksamkeit wieder zu sich: „Ich hoffe die Reise war nicht allzu beschwerlich gewesen?"
„Nein, aber sie hat tatsächlich länger gedauert, als anfangs angenommen", erwiderte der Elb.
„Naira", ertönte plötzlich mein Name und ich konnte nicht anders, als zusammenzuzucken. Schnell fasste ich mich allerdings wieder und trat einen Schritt nach vorne, bevor ich in einen Knicks ging und mich wieder aufrichtete.
Der König wollte erneut etwas sagen, doch hatte sich der Elb bereits umgedreht und trat auf mich zu.
„Mein Name ist Arés. Sohn des Adelsgeschlechts Orodin", seine Stimme war tief und warm. Ich konnte nicht anders, als leicht zu lächeln und ich tat es ihm gleich: „Mein Name ist Naira. Ich komme aus Lothlórien."
Er nickte und lächelte mich ebenso nett an, aber irgendwie auch scherzend an: „Ich weiß."
Arés schien mehr Informationen über mich erhalten zu haben, als ich über ihn.„Nun gut. Bringt Arés auf sein Zimmer", erklang Thranduils Stimme und wir blickten wieder zu ihm. Sofort begann sich die Runde aufzulösen und doch blickte ich nur weiterhin zum König, welcher mich ebenso betrachtete. Irgendwie verhielt er sich komisch. Ich wusste nicht, was es war und doch hatte ich ein komisches Gefühl. Er mochte mich immer noch nicht und noch weniger vertraute er mir und doch war da etwas. Ich würde nur herausfinden müssen, was es war.
Ich drehte mich nun auch um und verließ mit Aideen den Saal. Heute Abend würden wir dort alle miteinander speisen.
„Er ist sehr gutaussehend", flüsterte Aideen mir zu. Ich begann zu lachen: „Ja und vielleicht ist er ja sogar erträglich."
„Ganz bestimmt", meinte sie optimistisch und ließ mich auflachen.
Ich war wirklich positiv überrascht. Zuvor hatte ich ein wenig Angst gehabt, dass er wie der König sein könnte, doch schien er überhaupt nicht so. Vielleicht war er diesem gegenüber sogar ein wenig rebellisch eingestellt, was ihn noch sympathischer machte.
Ich wollte mich auch nicht weiter verrückt machen. Erst einmal würde ich ihn kennenlernen und eigentlich war eh alles nur Nebensache und Mittel zum Zweck.Am Abend fanden wir uns wieder alle in der Halle ein. Nun stand dort ein großer Tisch, welcher schön gedeckt war. Es saßen bereits der König und Arés am Tisch. Wir gingen auf die beiden zu und ich ging kurz in einen Knicks, bevor ich mich wieder aufrichtete. Nun erhob sich auch Arés, welcher meine Hand nahm und sich kurz verbeugte. Ich musste über diese Geste lachen und doch riss ich mich zusammen.
Ich setzte mich neben den Elb und blickte zum König, welcher ebenso die ganze Zeit geguckt hatte. Er betrachtete mich nichts-sagend und ich bekam eine Gänsehaut bei dem Blick seiner blauen Augen. Diese Reaktion verwunderte mich und ebenso verwunderte mich sein Blick.
Dann erhob er sich allerdings und begann zu reden: „Wir möchten unsere Gäste begrüßen, welche nun ebenso bei uns leben werden. Sie hatten eine anstrengende Reise, also lasst uns feiern!" Er hob seinen Kelch und und wir taten es ihm gleich, bevor wir tranken und zu speisen begannen.
„Wer sind Eure Eltern?" Fragte mich Arés beim Essen. Ich schluckte kurz, bevor ich zu ihm blickte und erklärte: „Amos und Cecilà Tinúviel. Sie leben in Lothlórien und verwalten dort die alten Schriften unserer Ahnen." Es würde mich sympathischer machen, wenn ich Eltern hatte und deswegen log ich. Niemand musste die Wahrheit wissen, denn meine Vergangenheit war mein Geheimnis.
„Mein Vater hat oft von solch alten Schriften erzählt, wobei ich allerdings immer eingeschlafen war", sagte er, was mich lachen ließ.
„Mir ging es genauso", erwiderte ich und legte kurz den Kopf vor Lachen in den Nacken. Galadriel hatte mir manchmal aus ein paar Büchern vorgelesen und oft waren sie sehr langweilig gewesen, doch nicht immer.
„Habt Ihr Geschwister?" Fragte ich und blickte wieder lächelnd zu ihm. Nun begann er ebenso zu strahlen und nickte: „Ich habe eine kleine Schwester. Ihr Name ist Lottié. Und Ihr?"
Ich schüttelte nur den Kopf.
Es brach kurzzeitig Stille ein, doch unterbrach er diese schnell wieder: „Würdet Ihr nachher mit mir tanzen?" Ich sah wieder zu ihm: „Sehr gerne, aber ihr solltet gewarnt sein. Meine Tanzkünste sind nicht die besten." Nun lachte er auf: „Dann bin ich mal gespannt. Vermutlich stellt Ihr euch doch als hervorragende Tänzerin heraus."
Erneut begann ich zu lachen.Schließlich waren wir fertig und die Runde löste sich auf. Ein paar der Elben begannen zu tanzen und das ganze Geschehen wurde wuseliger. Nun erhob sich auch Arés und hielt mir seine Hand hin, welche ich zögernd ergriff. Er zog mich grinsend auf das Bankett, bevor er auch schon mit dem Tanzen begann. Er war ein wirklich guter Tänzer und konnte mich gut führen, sodass ich gar nicht sooft auf seine Füße trat. Ich lachte dabei immer wieder und endlich konnte ich einmal alles genießen, denn es war losgelöst und nicht gezwungen.
Irgendwann stoppten wir und waren außer Atem, weswegen ich meinte: „Können wir kurz auf die Terrasse gehen und frische Luft schnappen?" Er nickte lächelnd, weswegen ich mich sofort umdrehte und zu der Glastür ging.
Am Geländer stoppte ich dann schließlich wieder und holte tief Luft. Es war ein wenig frisch draußen und doch ging es. Dazu kam die Schönheit der Nacht, welche mich alles vergessen ließ. Es war still und hüllte mich sanft ein.
„Die Nacht ist viel zu schön, als das man ihr den Tag vorziehen könnte", murmelte Arés und ließ mich verwundert aufblicken.
„Ich hatte gerade an das selbe gedacht", meinte ich verwirrt und drehte mich zu ihm.
Er sah nun auch zu mir und lächelte: „Ich habe Euren Blick gesehen. Dieser hat alles beschrieben, was ich immer fühle, wenn ich in die Nacht schaue."
Ich nickte verstehend und wollte etwas erwidern, da erklang ein Räuspern. Ich drehte mich zum Ausgang, wo sich Legolas mit einem Mal befand. Er sah mich entschuldigend an und sagte: „Könnte ich kurz mit Euch reden, Naira?"
„Natürlich", antwortete ich.
Er drehte sich um und ging zurück in den Saal. Ich folgte ihm und er führte mich durch diesen hindurch, bevor er in einem Raum stoppten, welcher nicht weit entfernt war, weswegen man auch noch dumpf die Geräusche hören konnte.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...