Ein Klopfen erklang an der Tür, bevor diese sich langsam öffnete und der Elb seinen Kopf hindurch steckte. Er sah mich vorsichtig an, bevor er leise sagte: "Du wolltest mich sprechen?"
Nichtssagend blickte ich ihn an, obwohl ich sehr überrascht über sein Verhalten war. Plötzlich war er so vorsichtig und nicht aufdringlich. Ich hatte Arès in den Speisesaal bestellt, um mit ihm zu reden.
Somit erhob ich mich elegant vom Stuhl und nickte: "Ja, setz dich doch."
Er kam meiner Aufforderung nach, bevor er zu mir nach oben blickte, da ich mich noch nicht wieder hingesetzt hatte. Nun ließ ich mich allerdings doch wieder vorsichtig auf dem Stuhl nieder: "Warum möchtest du mich weiterhin heiraten?"
Er wollte nach meiner Hand greifen, doch entzog ich ihm diese und sah ihn nur noch ein Stück eindringlicher an: "Warum?"
Er lehnte sich zurück und sah mich entschuldigend an: "Vorab möchte ich mich für mein Verhalten entschuldigen. Es war wirklich unangemessen. Ich hatte Angst, dass ich dich wieder verlieren könnte und somit wurde ich plötzlich so besitzergreifend. Das war nicht richtig gewesen! Ich mag dich sehr gerne, Naira! Das musst du mir glauben. Seit des ersten Tages muss ich an dich denken und wie gut du mir tust!" Plötzlich war dort wieder der alte Arès. Der, den ich kennengelernt hatte!
"Du musst mir nur meine Zeit geben", erklärte ich ihm, "Ich ertrage es nicht, wenn du mir gegenüber so bist! Und du weißt, dass ich dich genauso mag, aber nicht die Seite, die du mir die letzten Tage präsentiert hattest." Er schloss traurig seine Augen und faltete seine Hände ineinander: "Ich weiß. Ich muss abscheulich gewesen sein. Wahrscheinlich konntest du gar nicht mehr unterscheiden, ob nun ich oder der König vor dir stand." Ich musste bei seinen Worten leise lachen und nun war ich diejenigen, die seine Hand nahm. Er sah überrascht zu mir und plötzlich zierte ein strahlendes Lächeln seine Lippen, welches mich ebenso sofort zum Strahlen brachte.
"Es tut mir wirklich leid. Das alles wird nie wieder vorkommen! Ich hoffe, dass du vielleicht in den nächsten Tagen wieder mehr Zeit mit mir verbringst, damit ich dir beweisen kann, dass du dich nicht in mir getäuscht hast."
Ich nickte beschwichtigt. Er zog sanft meine Hand zu seinem Mund und hauchte einen Kuss auf diese, wobei er mir tief in die Augen sah und plötzlich war all der Groll verschwunden. Ich mochte es, wenn er mich so sanft berührte und so ansah. Ich lächelte ein wenig verlegen, bevor er sich dann erhob und noch einmal verneigte. Schließlich drehte er sich dann um und verließ den Saal. Ich blickte ihm noch eine Weile nach, bevor ich mich ebenfalls erhob und gehen wollte. Da ertönte ein Räuspern hinter mir und ich drehte mich erschrocken um. Automatisch griff ich mir an mein Herz und sah ihn mahnend an: "Du kannst mich nicht so erschrecken. Wie lange stehst du dort bitte schon?"
Der König grinste mich süffisant an: "Noch nicht allzu lange. Ich wusste nicht, dass meine Gemächer mittlerweile zur Aussprache missbraucht werden." Ich legte meinen Kopf schief und blickte ihn ungläubig an. Er hatte dort also schon ziemlich lange gestanden.
Ich blickte ihn an, bevor ich mich dazu entschied, einfach zu gehen. Ehrlich gesagt wollte ich nicht mehr mit ihm reden, als ich müsste. Im Endeffekt brachte es mir nichts. Somit ging ich, ohne ein weiteres Wort von mir zu geben und er ließ mich ebenso wortlos gewähren.Ich hielt mein Versprechen ein und traf mich die nächste Tage des Öfteren mit Arés. Tatsächlich gefiel mir seine Anwesenheit und er war wieder so, wie ich ihn kennengelernt hatte. Ich konnte viel in seiner Gegenwart lachen und fühlte mich einfach wohl. Dennoch blieb da der König in meinen Gedanken und ich wusste, dass Arés niemals mehr als ein Freund sein könnte. Diese Gedanken behielt ich allerdings für mich und probierte sie ebenso zu unterdrücken. Den König sah ich im Übrigen kein einziges Mal in dieser Zeit und irgendwie war es erleichternd und doch schmerzte zugleich mein Herz, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte.
Arés und ich spazierten gerade in einem der Gärten, als er mit einem Mal stoppte und mich lächelnd ansah: „Am Abend werden wir jemanden erwarten und deswegen einen Ball veranstalten. Würdest du mir die Ehre erweisen und meine Begleitung sein?"
Ich sah ihn überrascht an und doch nickte ich: „Gerne, aber wen erwarten wir?"
Arés zuckte seine Schultern: „Eine Elbin aus Anortrau. Das ist eine Stadt in Thranduils Reich."
„Interessant", murmelte ich und fragte mich sofort, was sie hier wollte. War es nur ein einfacher Besuch oder steckte mehr hinter ihrem aufkreuzen? Das wäre dann wohl meine Aufgabe für den Abend, die Antworten herauszufinden.
Ich stoppte mich in den Gedanken. Es war auf gar keinen Fall mehr meine Aufgabe. Ich müsste keine Informationen über sie herausfinden. Stattdessen könnte ich einfach den Abend genießen und abwarten, wer dort kommen würde. Dennoch würde ich lügen wenn ich sagen würde, dass es mich nicht interessieren würde, was sie hier tat, doch das würde bestimmt noch einer erwähnen.Wir spazierten noch eine Weile umher, bevor ich mich dann verabschiedete, immerhin müsste ich mich für den Abend noch fertig machen und genau das tat ich nun. Somit badete ich kurz darauf, bevor eine nette Elbin kam und mir meine Haare nach oben steckte. Ebenso brachte sie mir ein Kleid, welches wunderschön war. Das Kleid war himmelblau und besaß am Rock recht viel Tüll. Dazu kamen noch die Ärmel, welche aus durchsichtigem Stoff waren und wie ein Umhang auf meinen Schultern lagen, bevor diese weit nach unten fielen und sich ebenso auf dem Tüll ausbreitete. Sie hatten somit keine wirkliche Funktion, sahen aber sehr schön aus. Das Kleid besaß einen V-Ausschnitt, welcher bis zur Taille nach unten geschnürt wurde. Ich trug eine schöne, dezente Kette im Ausschnitt und ebenso dezente, silberne Ohrringe. Zum Schluss betrachtete ich mich im Spiegel und staunte nicht schlecht. Ich sah wirklich wunderschön aus.
Kurz darauf klopfte es auch schon an meiner Tür, sodass ich schnell auf diese zuging und sie öffnete. Davor befand sich Arès, welcher dieses Mal die gleichen Farben trug. Er sah ebenfalls sehr schick und elegant aus. Nachdem ich ihn betrachtet hatte, blickte ich wieder zu ihm auf und sah in zwei geweitete Augen.
"Du siehst wunderbar aus!" Erklang es aus seinem Mund und ließ mich lächeln.
"Genau das kann ich nur zurückgeben", lachte ich und hackte mich gleichzeitig bei ihm ein, bevor er uns in Richtung Saal leitete. Dieser war bereits sehr gut gefüllt und ich war überrascht wie viele Elben doch hier waren. Ich hatte gar nicht mit so einem großen Ball gerechnet. Wurde dieser Ball wirklich der einen Elbin gewidmet? Irgendwie setzte sich ein schweres Gefühl in meinem Herzen fest, welches ich mir erklären konnte, aber nicht wollte. Stattdessen hob ich mein Kinn nur noch ein Stück weiter nach oben und streckte meinen Rücken ebenso weiter durch.Mit einem Mal wurde die Menge still und jeder blickte zu der geöffneten Flügeltür. Ich hielt förmlich den Atem an und es lag eine greifbare Spannung in der Luft, welche die Aufregung zu verantworten hatte. Verwundert über diese Stimmung verzog ich mein Gesicht, da traten mit einem Mal zwei Gestalten um die Ecke. Sofort erkannte ich den König und in seinem Arm befand sich eine Elbin, welche wirklich wunderschön war. Ich betrachtete sie staunend und konnte gar nicht mehr meine Augen von ihr lassen. So schien es auch den anderen zu ergehen, da ihnen jeder wie hypnotisiert mit dem Blick folgte. Sie besaß langes, aschblondes Haar und dazu strahlend grüne Augen. Diese erinnerten mich an das Grün des Frühlings, welches so saftig und frisch war. Ihr Gesicht schien so makellos, so als wäre es persönlich von den Göttern erschaffen worden. Ihre Lippen waren voll und rot, genauso wie ihre Wangen.
Thranduil ergriff das Wort und doch hörte ich gar nicht, was er sagte. Stattdessen sah ich nur weiterhin diese wunderschöne Elbin an. Dieses Mal trug sie dieselben Farben wie Thranduil und sofort fragte ich mich, wie die beiden zueinander standen. Waren sie Freunde oder... oder doch mehr? Ungewollt schmerzte der Gedanke, obwohl ich gar keine Antwort darauf hatte. Ich wandte meinen Blick ab und sah stattdessen gedankenverloren an die Wand. Plötzlich war dort keine Vorfreude mehr auf diesen Abend. Am liebsten wäre ich zurück in meinen Raum gegangen und hätte mich dort verkrochen. Eigentlich sollte ich abwarten und doch waren da so unzählige Gedanken in meinem Kopf, die mich verrückt werden ließen.
Mein Blick ging zu Arès, welcher meine Regungen wohl beobachtet hatte. Sein Gesichtsausdruck war ernst und er blickte mich starr an. Sofort lächelte ich ihn an, doch blickte er nur ernst weg. Verwundert betrachtete ich ihn nur, doch konnte ich nichts mehr in seinem Gesicht erkennen, weswegen ich mich einfach wieder auf die beiden vor uns konzentrierte. Die Elbin lächelte bezaubernd in die Runde, bevor der König ihre Hand nahm und nach unten in die Menge führte. Sie gesellten sich zu uns und dann erklang bereits Musik, mit welcher sie dann zu tanzen begannen und somit die Tanzfläche eröffneten. Ich blickte ihnen dabei starr zu und konnte nicht glauben, als sich die beiden innig anlächelten. Ungewollt musste ich nach Luft schnappen, bevor ich weiter nach außen trat, um nicht mitten im Getümmel sein. Ein schwerer Stein legte sich auf meine Brust und doch probierte ich diesen zu ignorieren. Mein Kopf wusste, dass ich erst mit dem König reden sollte und doch hatte mein Herz schon aufgegeben. Nein. Ich rief mich zur Besinnung. Erst einmal würde ich den Abend abwarten.
Es war komisch, dass er mich so fühlen ließ, obwohl ich mir einredete, dass er mir nicht so viel bedeutete.
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...