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Nach einem langen Kraftraubenden Aufstieg, gelang ich wieder ins Schloss. Meine Knochen schmerzten und ich konnte nur noch flach atmen. Ich wusste zwar, dass mein Körper schnell heilen würde und doch würde es vielleicht zwei, drei Tage dauern. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Rippen ich mir geprellt hatte und wie bunt mittlerweile meine Haut war. Dennoch musste ich nun erstmal wieder in mein Zimmer gelangen, ohne dass jemand Verdacht schöpfen würde. So etwas durfte mir wirklich nicht noch einmal passieren, aber dieses blöde Kleid hatte es ja förmlich hinauf beschworen.

Ich drückte also wieder meinen Rücken durch und probierte trotz der Schmerzen normal zu atmen und zu gehen. Das stellte sich tatsächlich als schwieriger heraus als ich anfangs angenommen hatte und doch biss ich die Zähne zusammen und ging meinen Weg. Die wenigen Minuten, die ich zu meinem Zimmer brauchte, fühlten sich wie Stunden an und ich war froh, als ich mich endlich auf mein Bett fallen lassen konnte. Dort unterdrückte ich einen Schmerzensschrei und atmete stattdessen laut aus. Eigentlich wollte ich mich nun nicht mehr erheben und doch biss ich erneut die Zähne zusammen und rappelte mich wieder auf. Mit schleppenden Schritten ging ich zum Spiegel, wo ich mir das Kleid vom Körper schälte und mich dann schließlich betrachtete. Tatsächlich zeichneten sich bereits kleine Hämatome an meinem Körper ab. Besonders in der Rippenregion verfärbte sich mein Körper.

Genervt atmete ich aus, bevor ich mich wieder schwungvoll wegdrehte. Sofort bereute ich diese Bewegung und konnte mir nur knapp einen Aufschrei unterdrücken. Umso vorsichtiger ließ ich mich deswegen auf dem Bett nieder und schloss meine Augen. Mir war egal, was jetzt vielleicht noch auf dem Plan stand. Ich würde mich nur erst einmal ausruhen.

Ich war mit einem Mal hellwach, als mir jemand ruckartig die Decke wegzog. Instinktiv griff ich unter mein Kissen, wo sich ein Dolch befand. Allerdings stoppte ich sofort wieder, als mir ein bekannter Geruch in die Nase stieg.
„Du kannst mich doch nicht so erschrecken!" Fluchte ich und verzog das Gesicht, da der Bewegungsablauf viel zu schnell für meinen geschundenen Körper gewesen war.
Ich hörte, wie Aideen erschrocken die Luft einzog: „Was ist passiert?!"
„Ich bin von einem Ast gefallen", murmelte ich. Plötzlich war nichts mehr von der Sorge zu spüren und Aideens lautes Lachen erklang: „Nicht wirklich? Ich wollte dich gerade wecken, weil ich gedacht hatte, dass du verschlafen hättest und jetzt höre ich hier sowas?"
„Das tat echt weh", maulte ich nur und sah sie böse an. Sie probierte sichtlich ihr Lachen zu unterdrücken, was mich die Augen verdrehen ließ.
„Du bist eine der Besten", sagte sie erstickt, „und du- du fällst von einem Ast?"
Wieder verdrehte ich nur die Augen und rappelte mich stöhnend auf: „Anstatt mich auszulachen, könntest du mir vielleicht eine Salbe geben, die die Heilung unterstützt?"
Nun nickte Aideen schnell und verließ den Raum, bevor sie nach kurzer Zeit wieder kam und mir eine hölzerne Schachtel reichte.
Dankend lächelte ich sie an, bevor ich die Salbe vorsichtig auf die Stellen auftrug und langsam einmassierte.

„Gibt es etwas Neues?" Fragte Aideen nach einiger Zeit.
Ich blickte wieder zu ihr und nickte. Kurz erzählte ich, was ich erfahren hatte, bevor ich wieder stoppte und auf eine Reaktion wartete.
„Wir sollten es Galadriel wissen lassen", antwortete sie schließlich.
Ich legte die Salbe auf den Tisch und ging vorsichtig zum Schrank: „Bald steht das Treffen mit dem Boten an. Ich sollte dahin reiten und ihm dann den Brief übermitteln. Natürlich heimlich."
„In deinem Zustand? Sicherlich nicht. Ich werde das tun!" Erwiderte Aideen und sah mich ernst an.
Ich legte meinen Kopf schief: „Ich mach das. Punkt."
Mit diesen Worten ging ich ins Bad und zog mich dort langsam um. Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen, vor ihr zu verschwinden, doch wollte ich dieser Diskussion entfliehen.

Schließlich trat ich wieder steif zurück ins Zimmer, wo Aideen mit verschränkten Armen stand. Gerade öffnete sie wieder den Mund, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Hektisch sahen wir uns nun an und ich sagte schnell: „Einen Moment." Aideen stürmte zu dem dreckigen Kleid und legte es schnell hinter die Tür vom Bad, damit man es nicht sehen würde. Danach ging sie schnell zum Bett und nahm den Dolch, welchen sie sich schnell unter das Kleid steckte. Sie nickte mir bereit zu und ich erhob erneut meine Stimme: „Ja." Sofort öffnete sich die Tür und zwei Wachen blickten mir entgegen. Aideen stand währenddessen an meinem Bett und richtete dieses her.
„Der König möchte Sie sprechen", erklärten die beiden und es war wenig überraschend. Er hatte so etwas angedeutet. Ich nickte verstehend, bevor ich Aideen anlächelte und den Wachen dann folgte. Dabei probierte ich normal zu gehen, auch wenn mein Körper streikte.

Leider war der Weg recht lang, was die Schmerzen nicht besser machte und doch lohnte sich der Weg im Endeffekt. Sie brachten mich zu einem Garten, welcher sich allerdings ebenso in diesen Hallen befand. Ein kleiner Wasserfall plätscherte von der Felswand und ließ einen kleinen Fluss den Boden durchziehen. Eine hölzerne Brücke führte über diesen und zu einer kleinen Insel, wo sich ein Pavillon befand. An diesem befanden sich bunte Blätter, welche die Sicht auf den Tisch mit den Stühlen verdeckten und doch konnte ich das blonde Haar des Königs durch die wenigen Spalten funkeln sehen.

Die Wachen stoppten an der Brücke und ließen mich nun alleine weitergehen. Ehrfürchtig berührte ich das geschwungene Geländer, an welchem sich ebenso einzelne Blätter befanden. Das Wasser rauschte beruhigend und ich fragte mich, warum ich diesen Ort vorher noch nicht entdeckt hatte.
Langsam setzte ich einen Fuß in das immer noch weiche Gras, bevor ich meinen Weg zum König fortsetzte. Dieser hatte sich nun zu mir gedreht und blickte mich abwartend an. Ich hielt seinem Blick stand und nahm auch meinen nicht von ihm. Erst als ich vor ihm stoppte und angespannt einen Knicks tat, ließ ich meinen Blick sinken. Bei der Bewegung schrien alle meine Muskeln und doch bewahrte ich ein ruhiges Gesicht.
„Habt ihr Eure Zeit noch sinnvoll verbracht?" Ergriff er sofort das Wort. Ich nickte und ließ mich auf dem Stuhl nieder, auf welchen der König nun zeigte. Vor uns standen ein paar Gebäcke und ebenso dampfende Kelche und doch griff ich nach nichts von allen dem.

Ich wartete darauf, ob er noch etwas sagen würde, doch schwieg er erst einmal, weswegen ich keine Zeit verlor: „Ich würde gerne das Reich noch ein wenig besser kennenlernen."
„Ich kann jemanden beauftragen, der Euch durch die Hallen führt", erwiderte er und machte eine wegwischende Bewegung.
„Ich würde auch gerne das Reich außerhalb dieser Hallen kennenlernen. Immerhin werde ich hier leben", erklärte ich und lächelte ihn kühl an, da sich meine Lippen gegen ein echtes Lächeln und alles was dem Nahe kam, wehrten.
Nun betrachtete er mich eingehend. Er ließ eine längere, unangenehme Pause zu, bevor er sich entspannt zurücklehnte und meinte: „Nein." Sofort spürte ich wieder, wie mir ganz heiß wurde und mein Blut zu kochen begann und doch rief ich mich zur Räson. Also atmete ich tief ein und aus: „Was spricht dagegen?"
„Alles", erwiderte er nur knapp. Nun konnte ich doch nicht anders, als wütend meine Nasenflügel aufzublähen und meine Hände ineinander zu verkrampfen. Dieser Anblick schien ihn zu amüsieren, da er mich plötzlich leicht angrinste.
„Ich möchte diese Ländereien kennenlernen, immerhin werde ich hier nun den Rest meines Lebens verbringen", sagte ich kühl und durchbohrte ihn mit meinen Augen.
Wieder schwieg er nur, was mich genervt ausatmen ließ: „Bei allem Respekt, Majestät. Warum macht Ihr dieses Bündnis so schwer?" Meine Stimme klang nun weich und ich hoffte einfach, dass es klappen würde. Nun betrachtete er mich noch eingehender. Er lehnte sich wieder nach vorne und nickte schließlich ergeben: „Legolas wird euch begleiten. Er wird Euch ein paar der Ländereien zeigen."
Ich unterdrückte das Lächeln, welches sich auf meine Lippen legen wollte und eigentlich sollte ich es dabei belassen und doch sagte ich: „Ich dachte Ihr würdet mir eine private Führung geben?" Er kniff leicht die Augen zusammen, bevor sich sein Ausdruck plötzlich änderte: „Reicht nicht ein kleiner Sieg aus?"
Er betrachtete mich innig, was mich schwer schlucken ließ und doch erwiderte ich mit fester Stimme: „Ich liebe das Risiko. Manchmal gewinnt man und manchmal nicht, doch warum sollte man es nicht immer wieder probieren?"
„Das ist eine sehr naive Einstellung", er erhob sich und ich tat es ihm gleich, wobei sich sofort wieder mein geschundener Körper bemerkbar machte. Dennoch zuckte ich die Schultern und tat so, als wäre nichts: "Ihr seid vielleicht ein König und doch bin ich Euch noch nicht vollständig ergeben. Wenn dieses Bündnis funktionieren soll, erwarte ich, dass Ihr auch mehr auf mich zukommt." Ein Schnauben erklang: "Zügelt Eure Zunge und werdet Euch wieder bewusst, mit wem Ihr hier sprecht."
Ich verdrehte meine Augen: "Hatten wir das nicht alles schon? Wie wollen wir mit dem Bündnis weiterkommen, wenn ihr mich nur immer wieder daran erinnert, wer ihr seid? Hört Ihr auch nicht auf die Bedürfnisse Eures Volkes?"

Ich wusste nicht, wie er plötzlich so schnell vor mir stehen konnte und doch tat er das. Seine Gestalt war so dicht vor mir riesig und ich musste meinen Kopf in den Nacken legen. Er funkelte mich Furchteinflößend an und ich wusste, dass ich zu weit gegangen war.
"Ich tu alles für die Zufriedenheit meines Volkes", zischte er gefährlich, "Haltet Euch gefälligst aus solchen Angelegenheiten heraus!"
Am liebsten hätte ich das gesagt, was ich wusste und doch schwieg ich. Stattdessen trat ich einen Schritt nach hinten, um die Situation zu beruhigen.

Eigentlich hatte er ja mit mir reden wollen und im Endeffekt hatte ja nur ich geredet. Ebenso wusste ich bereits jetzt schon, dass ich niemals sein Vertrauen gewinnen würde. Ich glaubte nicht einmal daran, dass wir uns jemals normal unterhalten könnten. Jedes Mal eskalierte es und es war schrecklich. Er war einfach viel zu sehr von sich selbst überzeugt.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt