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Thranduil
Das warme Wasser umhüllte meinen Körper. Dieses ging mir bis zur Brust und meine Arme lagen links und rechts auf dem kalten Stein.  Ich hielt einen Kelch in der einen Hand, in welchem sich Honigwein befand. Ich spürte diesen bereits in meinem Kopf und genoss dieses Gefühl ausnahmsweise. Normalerweise wollte ich immer Herr meiner Sinne sein, doch  war es heute anders. Ich wollte meine Gedanken abschalten.
Diese Feierlichkeit war von der besonderen Art. In jedem Jahr gab es in einer Nacht den blauen Mond. Dieser stand nun über der Grotte und tauchte mich in blaues Licht. In dieser Nacht nahmen wir Elben all seine Energie auf und gaben unsere alte ab, sodass die Geister verschwanden, die uns noch zuvor heimgesucht hatten. Zumindest sagte man sich das. In dieser Nacht waren wir frei von Sitten und Bräuchen. In dieser Nacht lebten wir uns aus und waren zumindest für diese kurze Zeit symbolisch unbekannt.

Ich setze erneut den Kelch an meine Lippen und betrachtete die Elben, welche vor mir nur noch aus sich windenden Körpern bestanden. Um diese symbolische Unbekanntheit zu unterstreichen, trugen wir Masken auf unseren Gesichtern. Meine bedeckte lediglich meine Augen- und Nasenpartei und war in einem schönen Silber gehalten.
Ich genoss diese ungezwungene Stimmung, die sich so sehr von den anderen Feierlichkeiten unterschied. Langsam legte ich wieder meinen Kopf in den Nacken und rutschte noch ein Stück tiefer in das warme Wasser. Leise Harfenklänge umzauberten mich und eine Ruhe erfasste mich, die mich die Augen schließen ließ.

Finger, die vorsichtig über meinen Arm strichen, ließen mich wieder aufschauen. Aredhel saß mit ihren Schienbeinen neben mir auf der großen Steinbank und folgte mit ihrem Blick ihren Bewegungen.
Sie war die Tochter eines sehr einflussreichen Mannes, welcher südlich meines Königreiches Gebiete verwaltete. Aredhel unterstützte ihn und übernahm eigene Aufgaben. Daher kannte wir uns schon sehr lange und waren immer professionell miteinander umgegangen, doch hatte sich etwas nach dem Tod meiner Gattin geändert. Wir waren uns näher gekommen und doch endete diese Nähe immer mit ihrer Abreise. Es war nie darüber hinausgegangen.
Ich hatte sie wieder in die Hallen bestellt, damit sie mich darüber unterrichten konnte, wie es um die Gebiete im Süden stand. Sie sollte nicht mehr und nicht weniger tun. Ich hatte sie auf Abstand halten wollen und doch war ich gescheitert und nun dachte sie, dass es so sein würde, wie es immer gewesen war.

Vorsichtig umfasste ich ihre Hand und stoppte sie somit in ihren Bewegungen. Unsere Augen trafen sich nun. Sie trug eine Maske, welche die Farbe dieser hatte.
Ich ließ ihre Hand los, sodass sie ins Wasser fiel. Dabei löste ich nicht den Blick von ihr.
„Jetzt nicht", erklärte ich nur, was etwas in ihrem Ausdruck veränderte. Dennoch zuckte sie nur die Schultern, bevor sie sich zurück ins Wasser gleiten ließ und zu einer Gruppe von Elben schwamm. Ich folgte ihr mit meinem Blick, bevor ich einfach wieder nach oben zum Mond sah.
Meine Gedanken wollten mir einfach nicht gehorchen und für diese Nacht zur Ruhe kommen. Sie gingen immer wieder zurück zu dieser einen Elbin.
Der Tag, an dem sie in mein Leben getreten war, hatte sich als Fluch und doch gleichzeitig als Segen herausgestellt.
Ich wollte einfach nicht darüber nachdenken, weswegen ich nur erneut den Kelch ansetzte und den Rest trank. Schließlich erhob ich mich und die anderen Elben links und rechts neben mir, taten es mir gleich. Die, die bereits vorher nicht geruht hatten, stoppten nun in ihren Bewegungen. Jemand goss mir neuen Wein in den Kelch, welchen ich nun erhob und sagte: „Lasst uns diese Nacht zu einer unvergesslichen machen."
Jubelrufe erklangen und plötzlich konnte ich die grinsenden Gesichter sehen, welche nach einem möglichen Spielpartner Ausschau hielten. Unter den Anwesenden befanden sich nur meine engsten Begleiter und ich wusste, dass ich jedem Einzelnen davon vertrauen konnte. Zumindest fast jedem. Ich wusste, dass sich aus Arès unter den Gästen befinden sollte und doch hatte ich ihn bis jetzt noch nicht gesehen. Ich war ehrlich gesagt sogar froh darüber. Sein Anblick erfreute mich nicht unbedingt.

Aredhel löste sich wieder von der Gruppe und kam lächelnd auf mich zu. Ihr nasser Körper glänzte im kalten Licht des Mondes und ließ ihre Haut so weich erscheinen. Ich reichte ihr meine Hand, was sie noch mehr strahlen ließ. Sie griff nach dieser und zog sich auf Grund des Wasser leicht an mich, wobei sie ihre Hände an meinem Rücken platzierte. Das zwischen Aredhel und mir war kein Geheimnis und doch mochte ich es eigentlich nicht, wenn wir es so offensichtlich zeigten. Dennoch ließ ich ihre Berührungen zu.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt