Da mich der Tag ziemlich langweilte, entschied ich mich dazu, zu den Trainingsplätzen zu gehen. Dort war es auch ziemlich voll und dennoch entdeckte ich recht schnell Legolas und Daniél. Es war lange her, als ich die beiden das letzte Mal gesehen hatte und trotzdem hatte ich nicht vergessen, wie sie über mich gedacht hatten und vermutlich immer noch dachten. Dennoch ging ich auf die beiden zu und lächelte sie versöhnlich an, was sie allerdings ein wenig skeptisch dreinblicken ließ.
„Warnst du uns dieses Mal vor, wenn du angreifst?" Fragte da Daniél bereits spöttisch. Ich schnaubte und nahm mir seine Worte dennoch nicht zu Herzen.
Stattdessen zuckte ich nur mit den Schultern: „Bis jetzt steht das Reich doch. Vielleicht könntet ihr ja ein wenig eurer Skepsis ablegen", sagte ich und grinste die zwei an. Tatsächlich erwiderte Daniél dieses Grinsen und schnalzte kurz. Legolas blickte mich dagegen weiterhin finster an: „Denkst du überhaupt noch an sie?" Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus und sofort machte sich ein schlechtes Gefühl in mir breit: „Sie hat mir nie geantwortet, richtig?" Legolas drehte sich von mir weg und ging zu einem Krug, in welchem sich Wasser befinden musste: „Du hast sie im Stich gelassen. Wer weiß, ob sie überhaupt noch lebt." Erneut rammte sich etwas in mein Herz und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Wie hatte ich nur Aideen vergessen können? All die Ereignisse hatten mich so sehr abgelenkt, dass ich kaum noch an sie gedacht hatte. Was sagte das nur über mich aus? War ich wirklich so eine schlechte Freundin?„Was denkst du denn, was ich noch tun könnte?" Fragte ich und stemmte meine Hände in die Seiten. Er blickte wieder zu mir, wobei seine Augen mich abschätzend betrachteten: „Ich habe beim letzen Vollmond zwei Soldaten ausgesandt. Sie gehören einer Spezialeinheit an. Ihr Ziel ist es, Aideen ausfindig zu machen. Es ist komisch, dass sie sich nicht meldet und wir können schlecht Galadriel fragen. Das erschien mir am sinnvollsten." Mein Blick hellte sich auf und plötzlich musste ich den Drang unterdrücken, ihn nicht einfach in den Arm zu nehmen. Starke Dankbarkeit erfasste mich und ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.
„Ich-ich", stotterte ich überforderte, „Ich bin eine miserable Freundin. Keine Ahnung, was mit mir los ist. Danke, dass du das gemacht hast."
Wieder schnaubte er: „Ich tat es nicht für dich." Mit den Worten trank er einen Schluck, aus dem Kelch, bevor er diesen hörbar abstellte und dann mit schnellen Schritten ging.
„Bitte sag mir Bescheid, wenn sich etwas ergibt", rief ich ihm noch nach, doch wusste ich nicht, ob er es noch gehört hatte. Stattdessen blickte ich wieder zu Daniél, welcher ebenso Legolas nachsah. Dann seufzte er allerdings und setzte zum Sprechen an: „Da du mir meinen Partner vergrault hast, wirst du nun wohl herhalten müssen." Ich war froh über diese Abwechslung und trotzdem verließ mich nicht dieses stechende Gefühl, welches Legolas in mir hervorgerufen hatte. Ich fühlte mich schuldig und schlecht. In meinem Kopf war sie wieder bei unseren Freunden und lebte ihr altes Leben, doch wer versicherte es mir? Sie hatte nie auf den Brief geantwortet und war einfach verschwunden. Ich hoffte, dass die Soldaten etwas herausfinden würden, sonst würde ich mich selbst auf die Suche begeben müssen.Daniél und ich trainierten eine Ewigkeit und er war wirklich ein sehr starker Gegner. Es machte Spaß gegen ihn zu kämpfen und doch konnte ich ihn des Öfteren besiegen. Gerade vollführte er mehrere Angriffe gegen mich, welche ich gut abwehrte. Ich wusste, dass es gleich enden würde und das würde ich für mich nutzen. Aus diesem Grund zielte ich auf seine Füße und konnte ihn tatsächlich zu Fall bringen. Kurzerhand schwang ich mich über ihn, schlug sein Schwert weg und hockte dann auf seiner Brust, wobei meine Klinge in sein Gesicht zeigte. Er hob ergeben die Hände und grinste mich verschmitzt an, was ich erwiderte. Unsere Brust hob und senkte sich durch tiefe Atemzüge und Haare klebten ihm im Gesicht.
Ich erhob mich wieder von ihm und reichte ihm meine Hand hin, welche er dankend annahm. So stand er auch wieder auf den Beinen.
„Man soll ja aufhören, wenn es am Schönsten ist", sagte er und grinste mich an.
Ebenso verneigte er sich kurz, doch wurde er mit einem Mal wieder ernst: „Vielleicht kann ich dich sogar irgendwann aufrichtig leiden. Allerdings solltest du mich bis dahin nicht enttäuschen."
Ich presste meine Lippen aufeinander: „Ich weiß, dass unser Start schlecht war, doch kannst du mir vertrauen. Dieser Ort ist nun eine Zufluchtsstätte und ich weiß das wirklich zu schätzen." Er nickte und dennoch hörte ich ihn leise murmeln: „Mal schauen, wie lange das der Fall sein wird." Ich bemühte mich nicht erneut gegen ihn anzusprechen, sondern sagte nur: „Na dann. Vielleicht würdest du mir dennoch erneut die Ehre erweisen und gegen mich kämpfen."
Nun grinste er wieder: „Natürlich! Ich muss die Schwächen meines Gegners kennen." Ich verdrehte meine Augen und beließ es dann dabei. Ich konnte sein Misstrauen verstehen und dennoch wünschte ich mir, dass sich dieses bald in Vertrauen umwandeln würde.Thranduil
Nachdenklich blickte ich an die Wand, währenddessen meine Berater hektisch diskutierten. Allerdings konnte ich ihnen nicht wirklich meine Aufmerksamkeit schenken, sondern dachte erneut an die letzte Nacht. Sie war erneut in meinem Kopf, was mich innerlich fluchen ließ. Als es dann auch noch klopfte und Arés eintrat, merkte ich den Zorn in mir aufsteigen. Er roch förmlich nach ihr und ich wollte gar nicht wissen, wie sehr sie nach ihm stank. Es war erniedrigend zu wissen, dass er so ein Machtspiel spielte und dann auch noch das bekam, was er wollte.„Mein König", säuselte er belustigt und neigte kurz seinen Kopf, was mich kalt und ohne Regung zu ihm blicken ließ.
„War das nicht eine herrliche Nacht?" Fragte er grinsend und doch zeigte ich ihm erneut keine Regung. Ich hatte meine Gesichtszüge perfekt im Griff. Das schien Arés genauso zu bemerken, da er nur den Kopf schüttelte und dann zum Tisch trat.
„Gibt es etwas Neues?" Fragte er in die Runde und doch gingen die Blicke nur zu mir. Ich richtete mich auf und drehte mich ebenso wieder zu ihnen. Mit einem Blick brachte ich den einen Elben zum Sprechen, sodass ich selbst nicht antworten musste: „Es gibt keine Neuigkeiten." Arés schnalzte kurz und sah wieder zu mir: „Warum ist sie eigentlich hier?" Ich wusste genau von wem er sprach. Aredhel. Ich legte meinen Kopf schief und zog eine Augenbraue nach oben. Dachte er wirklich ich war im eine Antwort schuldig? Ich hatte meine Gründe und doch würde er diese nicht erfahren. Somit antwortete ich ihm nicht und blickte ihn nur an, sodass er schließlich wegsah. Arés zuckte mit den Schultern und schlug kurz auf den Tisch, bevor er wieder in Richtung der Tür ging und kurz vor dieser stoppte. Über seine Schulter hinweg sah er mich an: „Ich danke dir! Ohne dich wäre ich niemals in diesen Genuss gekommen. Naira schmeckt köstlich!"
Die Tür schloss sich und Arés war wieder gegangen. Dennoch sah ich zu meinen Beratern und machte ihnen klar, dass sie nun zu gehen hatten. Für das, was ich tun würde, wollte ich keine Zeugen. Somit wartete ich kurz, bevor ich die gleiche Tür passierte und Arés im Speisesaal abpassen konnte. Er blickte mich lächelnd an. Diesen Ausdruck erwiderte ich mit purer Kälte und ehe er sich versah, hatte ich ihn am Hals gepackt und zu Boden gedrückt. Sofort begann er sich zu wehren und doch hielt ich ihn mit all meiner Kraft am Boden. Wäre er darauf vorbereitet gewesen, wäre es vermutlich schwieriger für mich gewesen, ihn so im Schach zu halten und doch war es nun ganz leicht. Meine Augen mussten vor Zorn glühen, denn nun versteckte ich meine Wut nicht mehr.
„Wäre dein Vater nicht so eine wichtiger Mann für dieses Reich, hätte ich doch schon längst getötet", zischte ich wütend und legte noch mehr Druck in meine Hand, was ihn leicht röcheln ließ.
„Du bist ein widerlicher, jämmerlicher Wicht, der sich selbst etwas beweisen muss. Zeig endlich Reife!" Ich ließ von ihm ab und erhob mich wieder. Nun blickte er mich mindestens genauso wütend an: „Wären wir noch genauso alt wie damals, wüsstest du, was dich jetzt erwarten würde!" Ein boshaftes Lächeln legte sich auf meine Lippen: „Schade, dass dich nun der Tod erwarten würde, wenn du deine Hand gegen mich erheben würdest." Ich trat wieder dichter und gefährlicher zu ihm: „Nur zu. Tu es!" Arés bebte vor Zorn und dennoch trat er nur weitere Schritte nach hinten, bevor er sich umdrehte und davon stapfte. Ich blickte ihm nach und so etwas wie Genugtuung erfüllte mich, doch verschwand diese viel zu schnell wieder. Stattdessen kam diese kalt Wut zurück und ehe ich mich versah, flog einer der Holzstühle gegen die Wand und zersplitterte an dieser. Naira war meine Seelenverwandte und doch tat ich rein gar nichts für sie!
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Licht und Schatten
RomanceNaira wird in den Düsterwald geschickt, um eine Aufgabe zu erfüllen. Dabei trifft sie auf den arroganten, ambivalenten, blasierten Elbenkönig, der ihr sofort misstrauisch gegenüber tritt. Sie muss allerdings sein Vertrauen gewinnen, um das vollenden...