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Nachdenklich betrachtete ich mich vor dem Spiegel. Heute war das Fest, von welchem Arés erzählt hatte. Man hatte mir dafür extra ein neues Kleid gebracht, welches für den Abend angemessener war.
Es war eine A-Linie und bestand aus einem schönen silbernen Stoff, welcher im Licht glänzte. Von vorne befand sich in der Mitte ein weiterer Stoff, welcher ein wenig dunkler war und ein schönes Schnörkel Muskel beinhaltete. An der Brust war das Kleid geschnürt und hatte einen schönen Ausschnitt. Die Ärmel waren eng und lang, doch ab dem Ellenbogen wurden sie locker und fielen lang hinunter. Das Kleid besaß ebenso eine Schleppe hinten, welche über den Boden gezogen wurde. Ich fand mich wirklich hübsch und der silberne Schmuck unterstrich das. Im Dekolleté trug ich eine silberne Kette, welche einen schönen Rubin in der Mitte gefasst hatte, welcher zu meinen ebenso roten Haaren passte. Meine Haare waren nach hinten geflochten und auf meinen Ohren befanden sich schöne, silberne Aufsätze. Aideen hatte mich fertig gemacht und ich war ihr sehr dankbar dafür. Dennoch war ich mir ein wenig unsicher. Ich würde den Vater von Arés kennenlernen und so etwas hatte ich noch nie tun müssen. Dennoch straffte ich meinen Rücken, nahm den Blick von meinem Spiegelbild und ging dann zur Tür. Dort wartete tatsächlich Arés und bei seinem Anblick begann ich sofort zu lächeln. Er trug einen dunkel blauen Gehrock, welcher an den Armen ebenso geschnürt war. Unter dem diesem befand sich ein lockeres, schwarzes Hemd, welches ein wenig seiner Brust offenbarte. Seine Hose war ebenso schwarz und seine Haare waren am Kopf halb nach hinten geflochten.

Er hielt mir seine Hand hin, welche ich vorsichtig ergriff.
„Du siehst bezaubernd aus", sagte er lächelnd und streichelte mir kurz über den Handrücken.
Danach ließ er mich wieder los und hielt mir den Arm hin. Ich hackte mich ein und zusammen gingen wir zur Halle, wo die Feier stattfinden würde.
„Bist du nervös?" Fragte er und lächelte mich aufmunternd an.
Ich biss mir auf die Unterlippe: „Ein wenig, aber das legt sich bestimmt gleich."
Arés wollte noch etwas sagen, da wurden allerdings die Flügeltüren geöffnet und der Saal offenbarte sich. Ich war erstaunt über den Anblick. Überall hingen silberne Lichter von der Decke und ließ es wie einen Sternenhimmel aussehen. Ich fragte mich, wie sie das gemacht hatten? Dazu kam die schön gedeckte Tafel, welche ebenso mit silbernem Geschirr bedeckt war. Weiße Blumen hingen in kleinen Sträußen an den Wänden und der Saal war bereits sehr voll mit Elben. Auf einer Anhöhe stand der König, welcher ebenso silberne Gewänder trug. Es wirkte wie ein langer Mantel, welcher geradlinig geschnitten war und auch in einer Schleppe endete. Der Stoff war von innen dunkelrot und sein Hemd ebenso Silber. Darunter trug er eine schwarze Hose, die alles schön abrundete. Seine Haare waren offen, aber schön hinter die Ohren gelegt. Mir fiel auf, wie sehr seine Aufmachung zu meiner passte. Das schienen auch die anderen zu sehen, denn die Blicke gingen vom König, zu mir und wieder zurück. Auch Arés wirkte überrascht und auch ich sah verwirrt zu Thranduil. Dieser trug allerdings nur seine kalte Maske und erhob sich langsam. Er streckte die Arme dramatisch von sich und blickte in die Runde.
„Schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid", begann er und lächelte kühl, „Lasst uns gemeinsam das Mereth e-nGilith feiern." Er hob einen Kelch nach oben und auch wir hatten zuvor einen bekommen. Freudiges Lachen erklang und jeder stieß mit jedem an, nur ich blieb stumm und blickte zum König. Er setzte das Metall langsam an seine Lippen und ließ dabei seine Augen zu mir wandern. Er betrachtete mich genau, währenddessen er trank. Ich tat es ihm gleich, doch ging ich einen Schritt weiter. Ich nahm den Kelch wieder von meinem Mund und leckte mir langsam über meine Lippen, wobei ich ebenso wenig den Augenkontakt brach. Ich konnte ihn schlucken sehen und wusste damit, dass ich etwas erreicht hatte. Allerdings begann er nur zu grinsen, bevor er zu uns in die Menge trat und anfing sich mit einem anderen Elb zu unterhalten. Auch ich drehte mich nun wieder zu Arés, welcher mich zu einer Gruppe Elben zog.
„Das ist mein Vater", sagte er und ich ging sofort in einen Knicks. Langsam richtete ich mich wieder auf und blickte zu dem Elb, welcher vor mir stand. Er war hochgewachsen und sah seinem Sohn sehr ähnlich. Allerdings waren seine Gesichtszüge sehr viel härter und kälter als die von Arés. Er wirkte streng und gab mir den Eindruck, als würde er nie lächeln. Irgendwie war er einschüchternd und doch nichts gegen den König. Allerdings war er das absolute Gegenteil von Arés, was mir der erste Eindruck so zeigte.
„Le suilon", sagte ich und lächelte freundlich. Er dagegen betrachtete mich nur abschätzend und zog eine seiner Augenbrauen nach oben.
„Und diese Elbin wirst du heiraten?" Fragte er dann an seinen Sohn gewandt, was mich die Augen zusammenkneifen ließ.
„Ganz recht", antwortete ich nun hochnäsig und sah ihn auch genauso an. Er blickte nun wieder zu mir und gab mir die Aufmerksamkeit, die ich wollte. Ich konnte diesen Elb nicht leiden und er schien doch schlimmer als der König zu sein und das hatte etwas zu bedeuten.
„Schön", erwiderte der Mann, „Sie ist ganz hübsch." Ich verzog angewidert den Mund: „Und Ihr könnt auch mit mir selbst reden."
Ich blickte zu Arés, welcher seine Schultern zuckte und schnell nach hinten zeigte: „Wir sollten dir, noch etwas zu trinken holen."
Er blickte entschuldigend zu mir, bevor er seinen Vater wegführte. Diese Begegnung war mehr als ungewöhnlich gewesen und Arés hätte mich wenigstens vorwarnen können. Ich fragte mich, warum sich sein Vater so merkwürdig verhielt und wie aus Arés so ein toller Elb geworden war, wenn ihn so etwas erzogen hatte?

„Es geht immer schlimmer, habe ich recht?" Jemand raunte diese Worte dicht an meinem Ohr und ich musste den Drang unterdrücken, einen Schritt zur Seite zu gehen. Stattdessen blieb ich still stehen und erwiderte: „Ich komme damit schon zurecht." Sein Atem strich über meine Wange und ich fragte mich, warum er mir so nah kam. Jeder konnte das sehen und doch schienen die anderen zu beschäftigt.
„Du solltest vielleicht Abstand wahren. Nicht, dass man etwas Falsches denken könnte", flüsterte ich und drehte nun meinen Kopf zu ihm. Er rührte sich nicht, weswegen wir uns plötzlich noch näher waren. Unsere Nasen trafen sich fast und doch bewegte sich keiner. Dann stellte sich der König allerdings gerade hin und brachte somit ein wenig Abstand zwischen uns. Er begann mit einem Mal zu grinsen: „Jeder weiß, dass ich Geschmack habe. Es wird somit nicht zu Gerüchten kommen."
Ich legte meinen Kopf schief und sah ihn kühl an: „Lustig."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging zu Arés, welcher immer noch bei seinem Vater stand. Dies war mir allerdings egal. Ich wollte nur dem König entkommen.

Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt