Die Tage im Kloster, waren hart und gleichzeitig erholsam für mich. Ich musste dringend Abstand von Anna gewinnen. Aber vermutlich würde ich sie sowieso nie wieder sehen. Dieser Gedanke gab mir, obwohl ich wusste, dass es wahrscheinlich das Beste war, immer wieder einen Stich mitten ins Herz. Nachdem ich mich intensiv in meine Gebete zurück zog und auch mit Lukas darüber sprach, fühlte ich mich bereit, zu Joelle nachhause zu fahren. „Paddy, denk doch an deine Frau und wie glücklich ihr einst wart, du wirst sehen die Nähe zu ihr, wird dich wieder daran erinnern", sagte mir Lukas in unserem ersten Gespräch. Ich war nicht ganz ehrlich zu ihm, was meine Gefühle für Anna betraf. Vielleicht wollte ich sie mir auch selbst nicht eingestehen. Eigentlich war ich hergekommen, um mir über meine Zukunft mit Joelle klar zu werden und Vergebung zu finden. Stattdessen, schlich sich Anna immer wieder in meine Gedanken. Doch ich hatte mich entschieden. Ich war verheiratet und würde es auch bleiben. Kurz bevor ich wieder abfuhr, hatte ich noch ein langes Gespräch mit Lukas und er durchschaute mich bereits, denn seine letzten Worte vor meiner Abreise waren: „Ich beobachte dich schon die ganze Woche, mein Freund. Ich glaube, du warst nicht ehrlich zu mir und vor allem zu dir selbst. Ich denke, dass dir diese Frau doch wichtiger ist, als du zugibst." Ich starrte ihn an. Er kannte mich einfach zu gut. Ich nickte ihm zustimmend zu. „Lukas, du hast Recht. Genau das, ist meine Misere. Aber ich habe bereits für mich beschlossen, bei Joelle zu bleiben. Es war ein heiliger Schwur, den ich ihr gab." Lukas schien kurz zu überlegen, ehe er mir noch folgende Worte mit auf den Weg gab: „Paddy, da gebe ich dir Recht. Doch es ist sicher auch nicht im Sinne des Herrn, wenn du dich ein Leben lang selbst bestrafst. Vielleicht denkst du darüber einmal nach." Lukas umarmte mich zum Abschied und als ich losfuhr, hallten seine Worte noch lange in meinem Kopf nach. Als ich nachhause kam, erwartete mich Joelle bereits. Wir nahmen uns sehr verhalten in den Arm, alles andere als zwanglos. „Paddy, wir müssen reden." Natürlich mussten wir das. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung dieses Gespräch gehen würde. „Ich muss in der nächsten Zeit etwas mehr arbeiten und werde deshalb viel unterwegs sein. Paddy, ich will ehrlich sein. Ich bin nicht mehr glücklich. Ich habe das Gefühl, nicht mehr den Stellenwert bei dir zu haben, den ich eigentlich haben sollte. Und ich weiß auch nicht, ob wir das wieder hin bekommen." Ihre Worte hatten mich kalt erwischt, obwohl ich genau wusste was sie meinte und ebenso empfand. Jetzt wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, ihr von meinem Seitensprung zu erzählen, doch ich brachte es nicht über die Lippen. Stattdessen, einigten wir uns darauf, uns Mühe zu geben um zu sehen, wo diese Reise hingehen wird. Wer weiß, vielleicht würden wir wieder zueinander finden. In der darauffolgenden Woche, lebten wir nebeneinander her und es war alles andere als harmonisch. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Ich dachte an Anna. Was sie gerade machte, ob sie auch an mich dachte oder ob ich nur ein One Night Stand für sie war. Abgelenkt wurde ich von einer Schlagzeile. Irgendjemand aus Joelles Umkreis, streute offenbar das Gerücht, wir hätten uns getrennt. Es konnte nur so sein, denn ich sprach mit niemanden außer Lukas über unsere Probleme und für ihn legte ich meine Hand ins Feuer. Natürlich hatte das einen erneuten Streit zur Folge. „Joelle, wem hast du von unserer Krise erzählt? Die Zeitungen sind voll davon. Beinahe jedes Blatt spricht von Trennung." Joelle versuchte sich zu erklären. „Paddy, es tut mir leid, ich habe lediglich zwei Freundinnen davon erzählt. Ich musste doch auch mit jemanden reden! Aber ich vertraue ihnen und kann mir nicht vorstellen, dass durch sie etwas an die Öffentlichkeit gedrungen ist." „Augenscheinlich, sind es nicht die besten Freundinnen!" Ich war stinksauer, doch ich wollte nicht länger darauf herum reiten, denn das machte die Situation definitiv nicht besser. Am nächsten Morgen, machten wir uns beide auf nach Hamburg. Joelle hatte einen Termin dort und ich spielte zwei Konzerte. Früher hatte sie mich öfter auf meinen Touren begleitet. Obwohl ich im Moment nicht die beste Laune hatte, freute ich mich doch auf die Tour. Die Auftritte lenkten mich ab und ich konnte das machen, was ich am besten konnte: Musik. Ich freute mich, meine Band wieder zu sehen. Ich mochte die Jungs sehr. Der Soundcheck lief fantastisch und ich fühlte mich zum ersten Mal seit meiner Nacht mit Anna wieder lebendig. Kurz vor Konzertbeginn, hörte ich die aufgeheizte Menge bereits meinen Namen rufen und applaudieren. Als die Jungs auf die Bühne gingen und die ersten Töne anspielten, tobte das Publikum. It's Showtime! Sagte ich mir, atmete tief durch und begab mich ebenfalls auf die Bühne. Ich liebte es schon immer, vor einer Menschenmenge zu singen und diese mitzureißen. Doch es dauerte keine Minute und mir wurde der Boden unter den Füßen weg gezogen. Als ich meinen Blick durchs Publikum schweifen ließ, blickte ich in die wunderschönsten Augen. In IHRE. Schlagartig hatte ich einen Texthänger. Konzentrier dich, Kelly! Das kannst du nicht bringen! Also riss ich mich am Riemen und zog mein Programm weiter durch. Sieh sie bloß nicht an, ermahnte ich mich immer wieder. Anna brachte mich derart aus dem Konzept. Das war ich von mir nicht gewohnt. Nach einiger Zeit konnte ich nicht anders und musste zu ihr sehen. Doch was ich sah, gefiel mir ganz und gar nicht. Anna, Arm in Arm mit einen anderen Kerl! Jetzt drückt er ihr auch noch einen Kuss auf die Wange. What the Fuck! Meine Stimmung änderte sich schlagartig. Am liebsten wäre ich von der Bühne gesprungen und hätte diesem Typen die Fresse poliert. Finger weg, von meiner Anna! Doch die Realität holte mich binnen Sekunden wieder ein, denn sie war nicht meine Anna. Wieder ermahnte ich mich selber, mich zusammen zu reißen, wenn ich nicht wollte, dass das Konzert eine einzige Katastrophe wird. Als ich das nächste Mal in ihre Richtung blickte, sah ich nur mehr, wie sie sich umdrehte und durch die Menge zum Ausgang durchkämpfte. Anna! Sie war einfach gegangen. Schnell spielte ich die letzten Lieder und gab meine obligatorischen zwei Zugaben. Zu mehr fühlte ich mich beim besten Willen nicht mehr imstande. Als wir endgültig von der Bühne gingen, war ich so voller Wut. Ich zettelte sogar grundlos einen Streit mit Joelle an. „Weißt du was, Paddy, ich fahre nachhause. Ich habe keine Lust mehr, dein Ventil zu sein." Im selben Augenblick, tat es mir leid. Schließlich konnte sie nichts dafür. „Joelle, es tut mir leid. Du hast natürlich Recht! Ich komme in ein paar Tagen nach und dann würde ich gerne noch einmal alles bereden." Sie wirkte kurz nachdenklich, setzte aber dann ein ziemlich erzwungenes Lächeln auf. „Ok, so machen wir das. Wir sehen uns in drei Tagen." Joelle machte auf dem Absatz kehrt, stieg ins Taxi und fuhr Richtung Bahnhof. Ich wiederum fuhr sofort ins Hotel. Für Selfies und Small Talks mit Fans, hatte ich im Moment keinen Kopf. Ich lag die halbe Nacht wach und wieder war es der Gedanke an Anna, der mich nicht einschlafen ließ. Also schnappte ich mir meine Gitarre und mein Notizbuch und schrieb meine Gedanken auf. Ich las mir meine Zeilen immer wieder durch. Es war ein fertig komponierter Song. Mit meinem Handy nahm ich das komplette Lied unplugged mit meiner Gitarre auf und schickte es meinem Manager. Ich wollte es sofort veröffentlichen. Es war der erste Impuls den ich verspürte. Normalerweise machte ich so etwas nicht. Ich ließ mir immer viel Zeit, bis ich meine Songs mit der Öffentlichkeit teilte, aber bei diesem hier musste es sofort sein. Als ich am nächsten Tag, das zweite Konzert spielte, suchte ich wie ferngesteuert das Publikum nach Anna ab. Doch sie war nicht da. Ich wollte nach dem Auftritt sofort nachhause. Mike, mein Fahrer fuhr die ganze Nacht durch und um sechs Uhr morgens trafen wir bei mir zuhause ein. Ich hatte mir vorgenommen, mich auf Joelle und meine Ehe zu konzentrieren. Es war schließlich das Vernünftigste. Leise schloss ich die Türe auf und ging hinauf ins Schlafzimmer. Ich war vollkommen fertig, von diesem endlos langen Tag und wollte nur noch schlafen. Als ich die Türe öffnete, traue ich meinen Augen nicht. Da lag Joelle. Doch sie war nicht alleine. Robert, ihr Arbeitskollege lag ebenfalls schlafend neben ihr. Ich war völlig perplex und starrte sie an. Was sollte ich jetzt tun? Einfach gehen? Den Typen windelweich aus meinem Bett prügeln? Wie ferngesteuert ging ich nach unten ins Wohnzimmer und setzte mich mit einem Glas Scotch auf das Sofa. Eigentlich sollte ich jetzt zutiefst verletzt sein. Stattdessen musste ich lachen. Die Situation war so verfahren, dass ich gar nicht anders konnte. Als ich nach zwei Stunden Joelle und ihre Affäre die Treppen runter kommen hörte, saß ich immer noch ruhig auf der Couch. Sie kamen ins Wohnzimmer und beide war der Schock mich zu sehen, buchstäblich ins Gesicht geschrieben. „Paddy! Es ist nicht so wie du denkst... Robert und ich arbeiteten lange und er war so erschöpft..." ich fiel ihr ins Wort: „...dass er sich gedacht hat, lege ich mich doch mal nackt ins Bett... Come on, Joelle! Ich bin doch kein Idiot. Lass uns doch nur einmal ehrlich zueinander sein. Wie lange geht das schon?" Sie sah bedrückt zu Robert, der sich langsam aus dem Wohnzimmer stahl. „Zwei Monate. Robert und ich treffen uns bereits seit zwei Monaten." Irgendwie schockierte mich ihre ehrliche Antwort nicht einmal. „Ist es bloß Sex, oder mehr?" „Mehr." Flüsterte sie kaum hörbar. Ich stand auf und ging in den Garten. Die frische Morgenluft drang tief in meine Lungen ein. Sie hatte mich also auch betrogen. Eine Zeit lang, saß ich auf unserer Gartenbank als Joelle vor mir stand. „Paddy, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht verletzen." Nun war es auch Zeit für mein Geständnis. „Weißt du, ich bin auch kein Unschuldslamm." Sie sah mich fragend an. „Ich hatte ebenfalls Sex mit einer anderen Frau. Und um ehrlich zu sein, ist es auch für mich mehr. Aber ich habe sie seit Wochen nicht mehr getroffen und eigentlich entschieden unserer Ehe noch eine Chance zu geben." „Oh, Paddy! Machen wir uns doch nichts vor. Unsere Ehe ist gescheitert und wir tragen beide Schuld daran. Es bringt nichts, wenn wir aneinander festhalten. Lass uns einen Schlussstrich ziehen." Sie hatte Recht. Mir fiel kein einziges Argument ein, das dagegen sprach. Wie mir Lukas bereits sagte, sollte man niemanden am Glücklich sein hindern. Auch nicht sich selbst. Wir umarmten uns ein letztes Mal und Joelle packte ihre Sachen. Robert wartete draußen bereits auf sie. Also war ich nun wieder Single. Alleine. Anna. Sofort telefonierte ich mit einem Bekannten, der ein Studio besaß. Ich wollte den Song sofort produzieren. Immer noch ohne Schlaf, setzte ich mich ins Auto und fuhr nach München.
DU LIEST GERADE
Butterflies in my Belly
FanficAnna, 34 , frisch geschieden, Mutter von Zwillingen, macht einen Ausflug in ihre Vergangenheit und trifft dabei auf ihr Teenie Idol, welcher sich als die große Liebe entpuppt. Begebt euch mit ihr auf diese Reise in ein neues Leben. Lernt auch Chiara...