Chiara - Hello, little Boy!

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Ich stand nun kurz vor der Geburt und hatte nun Gewissheit, dass ein Kaiserschnitt unvermeidbar war. Ich hatte zwar seit Monaten mit Jimmy keinen Kontakt mehr, doch diese Information wollte ich ihm nicht vorenthalten. Also griff ich zu meinem Handy und schrieb ihm eine kurze Nachricht. Es dauerte nicht lange und er rief mich an. Als sein Name auf meinem Telefon aufschien, bekam ich Schnappatmung und mir wurde augenblicklich heiß. Ich war wahnsinnig nervös. „Hey Jimmy." „Hey Chiara. Danke für deine Nachricht. Wie geht es dir und unserem Baby?" „Es geht uns gut, danke. Wie ich dir schon geschrieben habe, wird es wohl ein Kaiserschnitt werden. Der Termin ist der 21. Mai. Gib mir rechtzeitig Bescheid, ob du dabei sein möchtest." Ich versuchte cool zu bleiben und so sachlich wie möglich mit Jimmy zu sprechen. „Wann wolltest du mir eigentlich sagen, dass es ein Junge wird? Wann wolltest du überhaupt wieder einmal mit mir reden?" Mit diesen Fragen hatte ich nicht gerechnet und mir fehlten kurz die Worte. „Woher weißt du, dass du einen Sohn bekommst? Blöde Frage, Anna natürlich." „Ja, sie hat es mir erzählt. Doch sie dachte, ich wusste es bereits. Sie war erstaunt, dass du mir das verschwiegen hast." Er war sauer. Ich konnte es an seiner Stimme hören. „Tut mir leid." „Das genügt mir nicht, Chiara. Ich möchte eine Antwort auf meine Fragen." Jetzt wurde auch ich lauter. „Ich weiß nicht, wann ich es dir gesagt und ich kann dir auch keinen Zeitpunkt nennen, wann ich dich angerufen hätte. Es ist einfach schwer für mich." Er bemühte sich ruhig zu bleiben. „Das ist es auch für mich. Bitte schließ mich nicht aus. Ich möchte dir helfen und dich unterstützen. Anna hat mir gesagt, dass du meinen Vorschlag mit den Besuchszeiten annimmst. Ich danke dir. Ich möchte wirklich, dass unser Sohn Teil meines Lebens wird." „Ja das will ich auch. Ich werde euch nicht im Weg stehen." „Ich weiß." „Möchtest du bei der Geburt dabei sein?" „Willst du, dass ich da bin?" „Jimmy, lass diese Spielchen. Sag mir ob du willst oder nicht. Wenn nicht, werde ich Anna fragen." „Chiara, ich spiele keine Spielchen. Natürlich möchte ich dabei sein. Aber wenn es dir zu schwer fällt oder du einfach keinen Kontakt zu mir willst, dann kann ich das verstehen und würde mich zurückhalten. Es würde mir schwerfallen und wehtun, aber ich würde es tun. Für dich!" „Ich würde mich freuen, wenn du dabei wärst. Ich habe Angst, weißt du?", sagte ich mit tränenerstickter Stimme. „Hey, weine nicht. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde da sein. Ich regle alles mit Anna und Paddy. Wir treffen uns bei ihnen zu Hause und ich fahre mit dir ins Krankenhaus. Ich werde keine Sekunde von deiner Seite weichen, das verspreche ich dir." „Danke." „Du brauchst mir nicht zu danken. Das ist doch selbstverständlich." Ich hörte eine weibliche Stimme im Hintergrund. „Ich muss Schluss machen. Ich rufe dich noch einmal an, wenn ich mit Anna und Paddy gesprochen habe." Dieses Gespräch und seine Stimme zu hören, verlangte mir einiges ab. Werde ich jemals von diesem Mann los kommen? Wie sollte das gehen? Durch unseren Sohn waren wir nun auf ewig verbunden.
Die Zeit bis zum Geburtstermin verging schnell. Ich fuhr bereits drei Tage davor zu Anna. Jimmy kam am Vorabend der Geburt. Wir waren beide sehr unsicher und wussten nicht recht, wie wir uns verhalten sollten. Zur Begrüßung küsste er meine Wangen und wie immer reagierte mein Körper. Es war unglaublich. Ich konnte nichts dagegen tun. Zuerst saßen wir zu viert im Wohnzimmer, doch bald ließen uns Anna und Paddy alleine. „Ich bin nervös", sagte ich. „Ich weiß. Komm her." Ich setzte mich neben ihn und er zog mich in seine Arme. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin da. Es geht bestimmt alles gut." „Danke, dass du mich nicht alleine lässt, Jimmy." „Niemals." Lange lag ich in seinen Armen und er streichelte beruhigend über meinen Rücken.
Am nächsten Morgen fuhren wir ins Krankenhaus. Ich wurde für den Kaiserschnitt vorbereitet und schon schob man mich in den Kreissaal. Jimmy blieb immer an meiner Seite und hielt die ganze Zeit über, meine Hand. Als er sofort nach der Geburt seinen Sohn in den Händen hielt, war der Stolz in seinen Augen unübersehbar. Niemals würde ich diesen Blick vergessen. Er legte mir mein Baby auf die Brust: „Unser Sohn. Sieh nur wie hübsch er ist. Hast du dir schon einen Namen ausgesucht?" „Ich möchte ihn gerne Noah nennen, wenn es dir recht ist." „Natürlich. Der Name passt perfekt zu ihm." In diesem Moment waren wir einander so nah wie nie zuvor. Zärtlich streichelte er Noah über den Kopf. „Ich liebe euch beide. Sehr sogar." „Ich weiß." Dann küsste er mich und ich wurde von meinen Gefühlen überwältigt.
Eine Schwester holte mein Baby, damit die Untersuchungen gemacht werden konnten und eine andere wollte die Formalitäten besprechen. Jimmy verließ kurz das Zimmer. Als ich ihr den Namen meines Sohnes sagte und sie beim Vater unbekannt eintragen sollte, sah sie mich ungläubig an. „Wie meinen sie das? War das nicht der Vater ihres Kindes, der soeben durch die Tür gegangen ist?" „Nein, bitte, tragen sie unbekannt ein." „Wie sie möchten", antwortete sie verwirrt, denn Noah war Jimmy wie aus dem Gesicht geschnitten. Kurz nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, kam Jimmy wieder. „Alles ok?", fragte er mich, als er meine Tränen sah. Ich beschloss ihm nichts von meiner Entscheidung zu sagen. „Ja alles gut. Ich bin nur so glücklich und ängstlich zugleich. Ach, ich kann gar nicht beschreiben was ich alles fühle." Er zog mich zu sich und küsste mich erneut. „Bitte Jimmy, tu das nicht." „Tut mir leid." Augenblicklich ließ er mich los. Da wurde auch schon Noah zurückgebracht. Die Schwestern halfen mir beim Stillen und als es so halbwegs geklappt hatte, ließen sie uns in unserem Familienzimmer allein.
Jimmy blieb zwei weitere Nächte bei mir im Krankenhaus. Jeden Tag telefonierte er mehrmals mit Meike. Er dachte, ich würde es nicht mit bekommen, doch er hatte sich getäuscht. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus, zog ich wie vereinbart, vorübergehend zu Anna und Paddy. Meine beste Freundin hatte eine Hebamme organisiert und auch eine Krankenschwester, die jederzeit zur Verfügung stand. Ich wusste, dass Flora sich um mich kümmern würde. Gott sei Dank war das Haus für uns alle groß genug. Weil meine Eltern mit mir gebrochen hatten, war ich um das Angebot, die erste Zeit bei ihnen zu wohnen, sehr froh. Ich schickte Fotos von ihrem Enkel an meine Mutter. Sie freute sich sehr, doch konnte sich nicht gegen meinen Vater durchsetzen und dieser verweigerte einen Besuch. Obwohl ich ständig geliebte Menschen um mich hatte, fühlte ich mich doch im Stich gelassen.

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt