Chiara - Alles außer Hochzeit

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An einem Freitagabend im Mai – ich wollte gerade los um ein bisschen Party zu machen, klingelte mein Telefon. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, dass es Jimmy war, der mich völlig untypisch per Video anrief. Warum das denn? Das hatten wir noch nie gemacht! Ich war überfordert. Gott sei Dank war ich zurecht gemacht und nicht mit ungewaschenen Haaren und unfrisiert auf der Couch. Ich schickte ein kurzes Dankesgebet an den lieben Gott.
Mit nervöser Stimme begrüßte ich ihn: „Hey Jimmy! Wie geht's dir?" Mein Gott dachte ich, reiß dich zusammen. Aber ich hatte ihn schon vier Monate nicht gesehen und wow – er sah so gut aus. Aber warum hatte er Zeit? Hatten sie nicht gerade Soundcheck? Und seit wann telefonierten wir per Video Call? Meine Gedanken überschlugen sich. Ich sah, dass er schluckte, als er mir in die Augen sah und er antwortete mit heiserer Stimme: „Hallo Chiara, äh – danke ja – äh geht ganz gut. Ich stör dich wohl gerade?"
Ich konnte es nicht fassen. Der immer-coole Jimmy war nervös. Mein Herz überschlug sich. Sollten die Telefonate an ihm auch nicht spurlos vorübergegangen sein? Nein, das konnte nicht sein. Ich war doch gar nicht sein Typ. Komm schon Chiara, denk nicht einmal daran.
Anna hatte mir zwar erzählt, dass er und Meike ziemliche Probleme hatten, er sich ihr gegenüber, aber verpflichtet fühlte.
Unwillkürlich musste ich lächeln: „Nein du störst nicht. Was ist los? Hast du nicht gerade ein Konzert? In Berlin oder so?" Ich tat so als könnte ich mich nicht an die genauen Tourdaten erinnern. Doch ich wusste genau wann er wo war.
„Äh, ich habe gerade Pause. Aber nicht mehr lange. Gleich müssen wir auf die Bühne. Ich wollte dich auch nur fragen ob du später Zeit hast zu Telefonieren. Aber ich denke du wirst keine Zeit haben, wenn ich dich so ansehe." Ich musste lachen. Natürlich hatte ich Zeit. Die würde ich immer haben, wenn er anrief. „Nein – kein Problem. Melde dich einfach wenn es für dich passt." An seiner Stimme konnte ich zum ersten Mal die Nervosität hören und spüren. Was war los mit ihm? „Ok, dann bis später", sagte er und legte auf.
Ich machte mich ebenfalls fertig und fuhr mit dem Auto zu der Party einer Freundin. Da ich jetzt wusste, dass er sich noch einmal melden würde, beschloss ich nichts zu trinken. Damit ich jederzeit von dort verschwinden konnte.
Als ich um acht Uhr abends ankam, war die Party schon voll im Gange und es floss Alkohol in rauen Mengen. Wann haben die schon begonnen zu feiern, fragte ich mich. Ich fühlte mich super und am liebsten hätte ich so richtig mitgefeiert. Aber mir war natürlich wichtiger, später nüchtern mit Jimmy zu quatschen. Obwohl, wenn ich angetrunken wäre, wäre meine Zunge sicher lockerer - Sollte ich das riskieren? Nein, natürlich nicht. Ich organisiere mit ihm gemeinsam verschiedene Punkte der Hochzeit seines Bruders und meiner besten Freundin. Das wäre mehr als peinlich. Gegen halb zwölf verließ ich die Party. Es schmerzte mich etwas, denn die Stimmung war am Höhepunkt. Aber ich wusste, dass er anrufen würde, sobald er im Hotel war. Kaum war ich losgefahren klingelte auch schon mein Telefon. Erneut ein Video Call. Was hat er nur mit dieser Video Telefonie heute? Ich lachte in mich hinein.
Ich legte das Telefon auf den Beifahrersitz und hob ab „Hey Jimmy? Alles ok?" „Ja alles bestens. Ich kann gar nichts sehen." „Ich fahre gerade mit dem Auto nach Hause und das Telefon liegt am Beifahrersitz. Ich kann nicht Autofahren und dir gleichzeitig in die Augen sehen." Das war mir rausgerutscht. In letzter Zeit sprach ich öfter, bevor ich nachdachte. Das lag sicher daran, dass ich mich so wohl fühlte, wenn wir telefonierten.
„Ich verstehe", ,sagte er kühl. Das war nicht gerade die Antwort, die ich mir gewünscht hatte. „Hey Jimmy, ich bin in ungefähr 20 Minuten zu Hause. Kann ich dich danach anrufen? Bist du allein?" Bei meiner letzten Frage verließen die Worte meinen Mund nur ganz langsam und meine Stimme wurde immer leiser. Ich war unsicher ob ich ihn fragen sollte.
„Ja, ich bin soeben im Hotel angekommen. Weißt du was? Ich gehe kurz duschen und melde mich, wenn ich fertig bin." Ich antwortete cool: „Ja das passt super. Bis später Jimmy!" Ich wollte schon auflegen, als er „Hey" ins Telefon rief. „Ja?" „War die Party der totale Mist, oder warum bist du schon wieder am Weg nach Hause", lachte er. Da war er wieder. Der coole und lustige Jimmy. Um keine Antwort oder Frage verlegen. „Die Party war toll. Die Stimmung super, aber ich wollte nicht, dass jemand sieht, dass ich mit einem Mitglied der Kelly Family telefoniere. Mein cooler Ruf wäre in Grund und Boden versunken." Ich konnte mich nicht mehr halten und prustete los. Ich hoffte, dass er wegen meines Jokes nicht beleidigt war. Als ich kurz auf mein Telefon blickte, sah ich, dass er eine Schnute zog und hörte ihn sagen: „Na dann sollte ich vielleicht nicht mehr stören." Ich war mir unsicher. Hatte ich ihn wirklich gerade beleidigt? Aber nein, das konnte nicht sein. Wegen so etwas war Jimmy bestimmt nicht sauer. „Ach komm schon Jimmy, hör auf so zu tun als würdest wegen so etwas verunsichert sein. „Also bis später", sagte ich lachend und legte einfach auf.
Ich stieg ins Gas und fuhr so schnell als möglich nach Hause.

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt