Anna - Ja, ich will!

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Wir holten die Kinder von meinen Eltern ab und genossen den schönen Tag zuhause. Die nächste Woche verging wie im Flug. Als Paddy montags abfuhr, textete ich sofort an Chiara, was dieses Wochenende für sie ergab. Erst am späten Abend erhielt ich ihren Anruf. Wie ich bereits vermutete, war sie wieder einmal ein Häufchen Elend. Natürlich wollte Jimmy seine Frau nicht verlassen. Aber er gestand Chiara auch seine Liebe. Mein zukünftiger Schwager, hatte ein echt großes Problem. Die Situation der Beiden wurde immer verzwickter und sie haben sich keinen Gefallen getan, das Wochenende miteinander zu verbringen. Die bevorstehende Hochzeit, musste eine Qual für Chiara sein. Sie versicherte mir zwar, dass zwischen ihnen alles geklärt war, doch ich war kein Idiot. Es war rein gar nichts geklärt. Chiara machte sich Gedanken, meine Hochzeit nicht verderben zu wollen. Ich heiratete meinen Traummann seit Kindesbeinen an, das konnte nichts und niemand verderben. Ich machte mir Sorgen um meine beste Freundin. Es tat mir im Herzen weh, sie so leiden zu sehen. Ich wusste, Chiara wollte in diesem Moment nur ihre Ruhe haben, also ließ ich ihr diese. Paddy war in Köln unterwegs und wollte zumindest für einen Tag nachhause fliegen. Natürlich freute ich mich auf ihn. Als mein Telefon klingelte und Joey am Display aufschien, war ich doch etwas verwundert. „Hallo Anna! Na, alles klar bei dir?", begann er sein Gespräch. „Alles super. Ich bin gerade an den letzten Vorbereitungen für die Hochzeit. Ich habe schließlich nur mehr eine Woche bis dahin." „Deshalb rufe ich an. Ich bin der Meinung, mein Bruder hat einen Junggesellenabschied verdient." „Ok Joey, und weshalb rufst du dann bei mir an?" Ich war etwas verdutzt und wusste nicht genau, was er von mir wollte. „Naja, dein Verlobter ist da anderer Meinung. Ich würde gerne heute in Köln mit ein paar Freunden und ihm ausgehen, aber er will um jeden Preis nachhause fliegen." Daher wehte also der Wind. Ich musste schmunzeln. „Alles klar. Und du möchtest also, dass ich ihn überrede mit euch zu feiern." Selbstverständlich machte es mir nichts aus, wenn Paddy mit seinem Bruder unterwegs war. Ich war zwar etwas enttäuscht, ihn nun doch nicht sehen zu können, aber nach der Hochzeit hatte ich ihn eine Zeit lang wieder nur für mich alleine. Ich versprach Joey mit Paddy zu sprechen, also griff ich zum Telefon und rief ihn an. „Hey Baby, du möchtest bestimmt wissen, wann ich heute ankomme?", preschte er gleich, anstatt einer Begrüßung, mit seiner Frage vor. „Nein, ich wollte fragen weshalb du mit Joey keinen Junggesellenabschied feiern möchtest." Paddy stöhnte genervt in den Hörer. „Er ist einfach unmöglich. Ich komme lieber zu euch nachhause. Das ist doch klar." „Babe, ich finde du solltest mit deinem Bruder feiern gehen. Jetzt wo du gerade in Köln bist, trifft sich das doch perfekt. Hier bei uns ist alles in bester Ordnung. Komm nur am Freitag pünktlich nachhause um mich am Samstag zu heiraten. Mehr wünsche ich mir nicht." Ein Schweigen in der Leitung verriet mir, dass er darüber nachdachte. „Und es ist wirklich kein Problem für dich?" Ich versicherte ihm meine absolute Zustimmung noch einmal und schließlich gab er klein bei und sagte Joey zu. Eine Textnachricht von Joey, brachte mich nochmal zum Schmunzeln: Anna, du bist die beste Schwägerin, ever! Wir sehen uns bei der Hochzeit. Ich mochte alle von Paddys Geschwistern, aber Joey besonders.

Ein paar Tage vor der Hochzeit, holte ich Chiara aus ihrer Isolation in den eigenen vier Wänden heraus. Seit über einer Woche hatte sie sich bereits verkrochen. Es war definitiv an der Zeit, dass sie sich wieder unter Menschen wagte. Überraschend motiviert, stand sie plötzlich vor meiner Haustüre. Ich freute mich sehr sie zu sehen und begrüßte sie mit einer dicken Umarmung. „Wie geht's dir Süße?" Sie zuckte kurz mit den Achseln. „Es geht schon. Das wird schon alles, Anna. Lass uns nicht über mich reden, es geht um deinen großen Tag." Ich wusste genau, dass es ihr beschissen ging und sie nur ablenken wollte. Aber vielleicht war eine Ablenkung jetzt genau das, was sie brauchte. Wir bereiteten unseren Gästetrakt im Haus vor. Wir hätten nach dem Hausausbau fast ein kleines Hotel eröffnen können, soviel Platz hatten wir nun. Aber für Paddys riesige Familie und diverse Feiern in der Zukunft war es ziemlich praktisch. Die Männer vom Zeltverleih bauten das große Zelt und den festen Tanzboden im hinteren Teil der großen Freiwiese auf. Das Zelt bot Platz für 150 Menschen und wir hatten trotzdem immer noch die Kapazität für eine kleine Bühne und eine Tanzfläche. Heute war es seit Tagen einmal wieder sonnig. In der letzten Woche regnete es unaufhörlich und ich hatte schon leichte Panik, dass es bis zur Hochzeit so weiter ging, aber der Wettergott war gnädig mit uns. Da Paddy immer noch unterwegs war und erst in zwei Tagen nachhause kam, wollte Chiara bis Freitag bei mir bleiben und mir unter die Arme greifen. Der Gedanke gefiel mir. Viel zu lange hatten wir keine unbeschwerte Zeit mehr miteinander verbracht. Wir arbeiteten noch ein paar Kleinigkeiten ab und sahen uns abends mit den Zwillingen noch einen Film an. Mia war so ein braves Baby, dass man sie kaum spürte. Am Tag vor der Hochzeit bekam ich am frühen Morgen Post. Ein Brief vom Gericht. Ich ahnte bereits, um was es ging, jedoch nicht ob es inhaltlich positiv oder negativ war. Ich atmete kurz durch und öffnete das Schreiben. Gleich danach, ging ich zu Emma und Liam und besprach den Inhalt mit den Beiden. Meine Kinder hatten eine wunderschöne Idee, die sie mir jedoch nicht verraten wollten. Sie sagten mir nur, dass sie den Brief dafür benötigen würden. Ich ließ mich also überraschen und übergab ihnen das Schriftstück. Chiara und ich holten am Vormittag mein Hochzeitskleid ab. Es passte wie angegossen. Schnell verstaute ich es im Schrank, damit Paddy es nicht sah. Gegen Mittag fuhr ich zum Flughafen um meinen Ehemann in Spe endlich abzuholen, Chiara passte auf die Kinder auf. Die Sehnsucht war nach diesen zwei Wochen besonders groß. Ich stellte mich in die Wartehalle des kleinen Flughafens und wartete auf ihn. Nach ein paar Minuten, kam er durch die Tür. Als er mich sah, gingen seine Mundwinkel steil nach oben. Oh Gott, er sah einfach zum Anbeißen aus. Er trug eine schwarze Jeans und ein blaues Jeanshemd darüber. Die Ärmel hatte er lässig hochgekrempelt und seine Sonnenbrille trug er auf dem Kopf. Mein Herz machte einen kleinen Sprung als ich ihn sah. Die Umarmung und der darauffolgende Kuss, fielen natürlich innig aus. Ich hatte ihn so vermisst. Bereits auf der Heimfahrt hatten wir uns viel zu erzählen. Jeder von uns hatte ereignisreiche Wochen hinter sich. Als wir zuhause ankamen, begrüßte Paddy zuerst die Kinder. Liam und Emma fielen ihm um den Hals und berichteten ebenfalls von ihren letzten Ferienwochen. Sie waren zusammen mit Mia, viel mit meinen Eltern unterwegs, so dass ich meine Erledigungen in Ruhe abwickeln konnte. Mia wurde gerade wach, als wir uns zum Mittagessen setzten. Sofort sprang Paddy auf und begrüßte sein kleines Mädchen. „Also Baby, was gibt es noch für mich zu tun?" fragte er mich, als er Mia das Fläschchen gab. „Gar nichts, Schatz. Es ist alles in trockenen Tüchern. Du musst dir später das Festzelt ansehen. Chiara und ich haben schon begonnen die Tische zu dekorieren. Die Blumen kommen morgen früh an. Ansonsten sind wir eigentlich fertig." Ich strahlte ihn an, denn ich konnte die Hochzeit kaum noch erwarten. Als wir Mia wieder schlafen gelegt hatten, zeigte ich Paddy unsere Hochzeits-Location im Garten. Chiara und ich hatten den Weg bis zum Haus mit Laternen ringsherum ausgestattet. Neben dem Zelt befand sich eine mobile Bar, die vom Catering betreut wurde. Die Tische waren bereits mit Tischkärtchen und einem Gedeck bestückt. Die Stühle verschönerten wir mit Stuhl Hussen in zartem Rose'. Von dem kargen Zelt, welches anfangs hier stand, war nichts mehr zu erkennen. Die Trauung an sich, sollte ein paar Meter weiter vollzogen werden. Der Gärtnerei gaben wir einen Brautbogen in Auftrag, der mit wunderschönen Rosen in altrosa und weißen Callas eingebunden war. Die goldenen, im Vintage Design gehaltenen Stühle, stellten wir in jeweils 15 Reihen links und rechts auf. Diese würden morgen noch den letzten Schliff in Form von frischen Blumen am Hinterteil der Stuhllehne erhalten. Paddy war genauso begeistert wie ich. „Baby, es sieht alles toll aus! Du hast wirklich ein Auge fürs Detail." Ich dankte ihm grinsend für seine anerkennenden Worte. „Das Wetter sollte morgen auch gut passen. Bei 25 Grad und Sonnenschein, heiratet es sich gleich noch besser", verkündete ich erfreut, als ich das Wetter auf meinem Handy checkte. Paddy und ich stießen am späten Nachmittag, auf unserer Terrasse auf den morgigen Tag an. Chiara war in der Zwischenzeit nachhause gefahren um ihre restlichen Sachen zu holen. Sie wollte erst spät abends wieder kommen. Ich wusste, so schön der Tag für mich auch werden würde, so schrecklich würde er für Chiara sein. Das drückte meine Stimmung etwas. „Was ist los, Süße? Du bekommst doch nicht etwa kalte Füße", fragte mich Paddy halb humorvoll und halb beunruhigt. „Natürlich nicht!", kam es wie aus der Pistole geschossen, aus meinen Mund. Paddys Gesichtsausdruck entspannte sich sofort. „Ich mache mir nur Gedanken wegen Chiara und Jimmy morgen. Nicht nur, dass Jimmy sie unabsichtlich zum Feindbild von fast allen deinen Geschwistern gemacht hat, ist morgen auch noch Meike dabei." „Ja, ich habe mir darüber auch schon Gedanken gemacht. Aber Jimmy hat mir versichert, er werde sich zusammenreißen und keinen Blödsinn machen." Tja, Blödsinn war die Untertreibung des Jahres. „Du wirst sehen, morgen wird ein wunderschöner Tag. Für mich wird es das bestimmt", fuhr er fort. Ich setzte mich auf seinen Schoss und küsste ihn. „Ich liebe dich, Kelly. Ich bin so froh, dass du wieder da bist." Wie auf Kommando hörten wir einen ganzen Autokonvoi vor dem Haus vorfahren. „Nun ist es wohl vorbei mit der Ruhe, the Kellys are in the house." Ich sah Paddy schmunzelnd an, stimmte ihm zu und wir standen beide auf, um die Geschwister willkommen zu heißen. Innerhalb kürzester Zeit tummelten sich 33 Kelly Familienmitglieder mehr in unserem Haus. Auch Paddys Schwester Barby war mit Joey mitgekommen, was Paddy besonders freute. Sie wohnte in einem betreuten Wohnen, da es ihr psychisch oft nicht gut ging. Doch zurzeit war sie stabil. Barby war ein herzensguter Mensch und man konnte tolle Gespräche mit ihr führen. Chiara und ich bereiteten für die Kelly Kids unseren Schuppen als Nachtlager vor. Wir legten Matratzen und Heuballen mit Decken und Kissen aus. Sollte jemand von den Kindern hier übernachten wollen, war für genügend Platz gesorgt. Liam und Emma waren begeistert so viele Kinder um sich zu haben. Mittlerweile waren fast mehr Kinder als Erwachsene anwesend. Sofort zogen sie mit Angelos, Joeys, Maites und Jimmys Sprösslingen los, um zu spielen. Zum Glück fremdelte auch unsere Mia nicht, denn sie wurde natürlich von allen umschwärmt. Tanja, Patricia und Kira halfen mir in der Küche die Brötchen und Getränke für die Meute vorzubereiten. Ich liebte es, wenn es bei uns zuhause so rund ging. „Ich hoffe es ist dir nicht zu viel, Anna Liebes", fragte mich Patricia besorgt. Ich lächelte sie an und schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht! Ich habe euch alle so gerne hier." Wir servierten das Essen und die Getränke. Jimmy und Meike waren die ersten die sich schon nach kurzer Zeit verabschiedeten. Seine Familie, Maite und ihre Kids, John und seine Frau und Barby hatten Zimmer nicht weit von unserem Haus, in einem Gasthof. Wir hatten zwar viele Gästezimmer, aber alle brachten wir dann doch nicht unter. Für Jimmy war es außerdem keine Option, bei uns zu übernachten, da er wusste, dass Chiara morgen definitiv ein Gästezimmer bezog. Er sah aus wie ein geschlagener Hund. Ich entdeckte den gleichen Schmerz in seinen Augen, wie bei Chiara. Doch ich sah auch Meike, die von all dem nichts wusste. Auch sie tat mir leid. Patricia war immer noch sauer auf Jimmy. Das zeigte sie ihm auch mit einer kühlen Verabschiedung. Erst gegen 21 Uhr war auch Chiara wieder bei uns. Natürlich wartete sie so lange, bis Jimmy weg war. Kathy erinnerte uns später am Abend an die Tradition, dass Braut und Bräutigam am Tag vor der Hochzeit nicht unter demselben Dach schlafen durften. Na toll, dachte ich, ich habe ihn so lange nicht gesehen, da hätte ich mich bereits sehr auf diese Nacht gefreut. Seit dem er mir am Gate entgegen kam, war ich scharf auf ihn. Kurzerhand beschloss Paddy, bei den Kindern in der Scheune zu übernachten. Natürlich gefiel Emma, Liam und den anderen Rabauken, diese Idee besonders gut. Auch Joey schloss sich spontan der Scheunen Idee an. Er war genauso ein Kindskopf wie Paddy. Nach und nach sagten alle „Gute Nacht", denn wir hatten schließlich morgen einen langen Tag vor uns. Erschöpft fiel ich in mein Bett. Kurz bevor ich einschlief, erhielt ich noch eine Textnachricht von Paddy: Good Night Honey! In 14 Stunden darf ich dich endlich meine Ehefrau nennen. Ich liebe dich über alles. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein. Mia wurde in dieser Nacht nur einmal kurz wach, weil sie Hunger hatte, deshalb konnte ich gut ausgeschlafen, um acht Uhr morgens aufstehen und bereitete gemeinsam mit meinen Schwägerinnen das Frühstück zu. Ich fand es toll, dass hier noch zusammen geholfen wurde. Es war für uns alle selbstverständlich, einander unter die Arme zu greifen. Tanja und ich weckten die schlafenden Brüder in der Scheune, denn in weniger als fünf Stunden fand die Trauung statt. Die Kinder schliefen alle noch tief und fest, als wir unsere beiden Männer endlich wach bekamen. Zum Glück hatten wir genügend Bäder, sodass es hier keine Probleme oder sogar einen Stau gab. Paddy und ich engagierten drei Stylisten für unseren Tag. Doch bevor ich so weit war, mich endlich in mein Kleid zu schwingen und auch wie eine richtige Braut aussehen würde, musste ich mich noch um die Gärtnerei kümmern, die gerade die Blumen anlieferte und auch ein paar andere Kleinigkeiten standen noch auf meiner To-Do Liste. Mit dabei war auch mein Braut Bouquet. Es war ein rustikaler Strauß ebenfalls mit altrosa Rosen und weißen Callas. Dazwischen fanden sich immer wieder grüne Akzente – so wunderschön, wie ich es mir vorstellte. Chiara und ich, stellten die Blumen Dekoration auf die Tische im Zelt. Die Kelly Mädels unterstützen uns tatkräftig. Nur Patricia mied Chiara. Das war mir aber in diesem Fall auch lieber, ich konnte weiß Gott keine Eskalation der Beiden auf meiner Hochzeit gebrauchen. Als Jimmy ankam, schickte ich ihn gleich zu Paddy um ein Zusammentreffen mit Chiara so lange es ging hinauszuzögern. Meine Eltern kamen ebenfalls bereits kurz vor Mittag an. Mama wollte sich noch frisieren lassen. Ich ging unter die Dusche und wartete in meinem Bademantel auf Lea, meine Stylistin. Meine Mutter war bereits fix und fertig und jetzt sollte ich den letzten Schliff bekommen. Lea schminkte meine Augen, passend zum Motto, leicht in hellen rosa Tönen. Mein Make-Up war nicht so übertrieben, machte aber richtig was her. Die Haare ließen wir gelockt. Sie steckte sie locker hoch und arbeitete ein Haarband aus kleinen Perlen ein. Zwei gelockte Strähnen hingen links und rechts aus dem Haarband heraus. Nun war es Zeit für mein Kleid. Es war ebenfalls schlicht gehalten. Das Oberteil war bestickt und ich hatte darin ein tolles Dekolleté. Der Rock war fließend, bodenlang und bestand aus einigen Schichten Tüll. Als ich mich in den Spiegel sah, fühlte ich mich wie eine richtige Braut. Die letzte Stunde war angebrochen und der Garten füllte sich weiter mit Gästen. Paddy war bereits draußen und begrüßte alle. Allem voran Lukas. Paddys Freund aus dem Kloster, der uns heute traute. Der Freund, der ihm damals den entscheidenden Anstoß gab, sich selbst ein Leben lang nicht unglücklich zu machen. Nun war ich etwas nervös. Chiara besorgte uns zwei Gläser Champagner, um mich zu beruhigen – um uns zu beruhigen. Denn auch sie hatte ihren großen Auftritt gemeinsam mit Jimmy. „Anna, weißt du noch als wir auf unserem allerersten gemeinsamen Konzert waren? Hättest du vor über 20 Jahren gedacht, dass wir heute hier sitzen würden? Du im Brautkleid und kurz davor bist, Paddy Kelly zu heiraten?" Ich überlegte tatsächlich einen Moment und verneinte. Kurz darauf brüllten wir beide los. Natürlich hätte ich nie im Leben daran gedacht. Niemals. Doch tatsächlich, erfüllte sich in weniger als 15 Minuten der Traum meine große Liebe zu heiraten. Kurz vor der Trauung hatten Chiara und ich einen kleinen emotionalen Ausbruch. Ich musste sogar mein Make-Up nochmal erneuern. Meine beste Freundin sagte mir, welch schöne Braut ich war und gab mir ein Küsschen auf die Wange, ehe sie sich nach unten begab. Sie und Jimmy gingen vor und positionierten sich auf ihren Plätzen, neben Paddy und mir. Nun ging es los. Ich hakte mich bei meinem Vater unter und als Kathy ihr wunderschönes Geigenspiel begann, schritt ich nach vorne zum Altar. Als ich Paddy in seinem Hochzeitsanzug sah, spürte ich ein vertrautes Gefühl in der Magengrube. Er trug einen schwarzen Anzug, mit der dazugehörigen Weste und einem weißen Hemd, dazu eine rosefarbene Krawatte. Seine Haare trug er im Moment wieder etwas länger. Das liebte ich. Den ganzen Weg über, ließ er seinen Blick nicht von mir ab und ich den meinen nicht von ihm. Es war, als gäbe es nur uns Beide. Die anderen Gäste waren für einen Moment vollkommen ausgeblendet. Mein Vater übergab mich an Paddy und wir hielten uns an den Händen. „Du bist wunderschön, Honey", flüsterte er mir zu. Lukas eröffnete die Trauung mit ein paar persönlichen, sehr schönen Worten an Paddy und mich. Als wir zu den Ehegelübden kamen, begann Paddy mir seine gefühlvollen Zeilen vorzutragen: „Anna, das Schicksal hat uns beide zusammengeführt. Vom allerersten Moment an, spürte ich diese unglaubliche Verbindung zwischen uns Beiden. Du warst seit der ersten Sekunde in meinen Gedanken und das wirst du auch bis zur letzten sein. Anna, ich stehe heute hier und verspreche dir, vor Gott und allen Anwesenden, ewige Treue und niemals endende Liebe. Egal wie steinig der Weg, oder wie hoch die Hürde. Gemeinsam überwinden wir jedes Hindernis. Mit diesem Ring, nehme ich dich zu meiner Ehefrau und Weggefährtin." Die Tränen schossen ohne Zögern in meine Augen. Ich brauchte sogar einen kurzen Moment, während Paddy mir den Ring ansteckte, um mich wieder etwas zu fangen, bevor ich zu meinem Ehegelübde kam. Er streichelte über meinen Handrücken. Ich atmete tief durch und teilte mit Paddy die Worte an ihn, die tief aus meinem Herzen kamen: „Paddy, vom ersten Augenblick an, wusste ich, du bist die Liebe meines Lebens. Auch wenn du für mich unerreichbar schienst, wusste ich tief in meinem Herzen, dass wir für einander bestimmt waren. Du bist meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft. Für immer. Michael Patrick, ich stehe heute hier und verspreche dir, vor Gott und allen Anwesenden, ewige Treue und ewige Liebe. Egal wie steinig der Weg, oder wie hoch die Hürde. Gemeinsam überwinden wir jedes Hindernis. Mit diesem Ring, nehme ich dich zu meinem Ehemann und Weggefährten." Auch ich steckte Paddy seinen Ring an den Finger und sah in seine glasigen Augen, welche ebenfalls mit Tränen gefüllt waren. Als die Gelübde gesprochen und die Ringe getauscht waren, erklärte uns Lukas offiziell zu Mann und Frau. Wir küssten uns und unsere Gäste applaudierten. Der Caterer begann den Gästen die Getränke zu servieren. Paddy und ich, konnten uns vor Umarmungen kaum retten. Unsere beiden Familien waren alle so herzlich und freuten sich mit uns. Als der Fotograf eintraf, gingen wir zu der kleinen Lichtung an unserem Haus. Wir wollten die Fotos dort machen. Zuerst kamen die Kinder mit aufs Bild. Emma und Mia hatten weiße Kleider an, die so ähnlich aussahen wie meines. Liam trug einen schwarzen Anzug. Wir machten tolle Bilder mit den Kindern. Der Fotograf war sehr kreativ mit seinen Vorstellungen der Posen. Chiara nahm Mia auf den Arm und ging mit allen dreien wieder zurück zur Feier. Nun waren Paddy und ich an der Reihe. Am liebsten mochte ich die Bilder, die weniger gestellt, ja sogar zufällig geschossen wurden. Nach 45 Minuten hatten wir alle Fotos im Kasten und Paddy und ich gingen retour zum Fest. Als wir das Zelt betraten hatte Jimmy bereits das Mikrofon in der Hand und kündigte uns unerwartet an. „Ladys and Gentlemen! Welcome Mr. & Mrs. Michael Patrick Kelly!" Lachend betraten wir das Festzelt und winkten unseren Gästen zu. Paddy und ich setzten uns an unseren Tisch, von wo aus wir die gesamte Hochzeitsgesellschaft im Blick hatten. Da traf mein Blick auf Flora. Ich hatte sie noch gar nicht gesehen. Schnell ging ich zu ihr und wir umarmten uns. „Du siehst toll aus Anna, wirklich!" „Danke, Flora. Schön, dass du gekommen bist." „Na klar. Aber ein bisschen schräg finde ich es ja jetzt doch, mit der gesamten Kelly Family Hochzeit zu feiern." Ich lachte amüsiert auf. „Ja, das war auch für mich etwas gewöhnungsbedürftig und anfangs echt surreal. Aber glaub mir, man gewöhnt sich schnell an den Gedanken. Übrigens hast du Ryan und die anderen Musiker schon gesehen?" Ich zwinkerte ihr zu und wir sahen beide zu Ryan, der augenblicklich errötete. Lachend hob ich meine Hand um ihm zu zuwinken. Ich hatte einen Bärenhunger und freute mich, als das Essen serviert wurde. Mein drittes Glas Champagner war mir schon zu Kopf gestiegen, deshalb war es umso wichtiger, dass ich schnell etwas aß. Die Kellys waren ganz schön trinkfest und ich wusste, es würde noch ein langer Tag vor mir liegen. Nach dem Essen, bat mich Paddy kurz mit ihm mit zu kommen. Er ging mit mir hinter das Zelt. Er zog mich eng an sich und küsste mich leidenschaftlich. „So stürmisch, Kelly?" „Ja, ich wollte nur zwei Minuten mit meiner Frau alleine sein." Mit meiner Frau... das klang wie Musik in meinen Ohren. Ich küsste ihn erneut. Am liebsten hätten wir uns beide in unser Schlafzimmer verdrückt und unsere Hochzeitsnacht gleich hier und jetzt vorgezogen. Doch natürlich blieb es nicht lange unentdeckt, dass wir beide fehlten. Nur einen Moment später, hörten wir ein „Hab ich euch zwei Turteltauben erwischt!" Angelo stand plötzlich hinter uns. Ich wurde ein bisschen rot, weil ich wusste, dass Paddys Schritt sich bereits verdoppelt hatte. Also ging ich schnell zu Angelo und hakte mich bei ihm unter. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter und zwinkerte Paddy zu. „Ja, ich warte noch einen kurzen Moment hier", rief er uns nach. Als Paddy wieder in Normalgröße ins Zelt kam, wartete ich bereits auf ihn, um unseren ersten Tanz als Mann und Frau zu tanzen. Der Brauttanz war „Lay, Lady, Lay" von Bob Dylan. Paddy hatte ihn sich ausgesucht, denn das war der erste Song, denn wir gemeinsam hörten. Damals in seinem Haus, kurz vor unserem ersten Kuss. Ich schmiegte meinen Körper an ihn und er streichelte sanft über meinen Rücken bis zum Ansatz meines Po's . Seine Berührungen fuhren mir durch Mark und Bein. Mittlerweile stiegen auch unsere Gäste in den Tanz mit ein. Mein Blick fiel besonders auf Chiara und Jimmy. Die Beiden tanzten viel zu vertraut miteinander. Sie befanden sich auf gefährlichen Terrain. Ich nahm mir vor, sie den Abend über etwas im Blick zu behalten, um sie vor möglichen Fehlern zu bewahren. Etwas später, startete Jimmy eins der Spiele die Chiara und er vorbereitet hatten. Die Stimmung war super, alle Gäste hatten ihren Spaß bei der Feier. Danach bekamen wir von den Geschwistern das eine oder andere Ständchen. Plötzlich stand Paddy auf und schnappte sich das Mikro. „Darf ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten." Das ganze Zelt schwieg. „Ich habe für meine wunderschöne Frau ein Lied geschrieben und möchte, dass ihr die ersten seid, die es heute hören." Ich musste schlucken. Natürlich hatte ich mir so etwas schon gedacht, aber als er es tatsächlich tat, war das nochmal eine ganz andere Nummer. Er bat mich zu sich auf die Bühne, schnappte sich seine Gitarre und zupfte die ersten Töne. Es war ein ruhiger Song und er handelte von unserem Kennenlernen, der schwierigen ersten Phase, über die Geburt unseres Babys bis hin zur heutigen Hochzeit. Als er den Refrain anstimmte, spürte ich heiße Tränen, die meine Wangen hinunter liefen. „I've been looking for you all my life, I'm thankfull now you be my wife. You are my perfection, my light in the dark! I love you with all my heart. You're the one, my girl, my friend, I'll be there for you until the end" Ein Blick in die Gesichter unserer Gäste, verriet mir, dass es nicht nur mich packte. Vereinzelt konnte man ebenso die Tränen von so manchen erkennen. Als Paddy die Gitarre zur Seite legte, fiel ich ihm in die Arme und küsste ihn so, als würde mein Leben davon abhängen. Unsere Familie und Freunde applaudierten und pfiffen uns zu. Gerade als meine Tränen etwas trockneten, standen Liam und Emma neben uns auf der kleinen Bühne. Emma griff zum Mikrofon und alle sahen sie verdutzt an. „Hallo, mein Bruder Liam und ich möchten nun gerne unser Geschenk übergeben." Paddy fand es ziemlich amüsant, dass die Zwillinge so selbstbewusst auftraten, vor allem Liam, der sich vor einem Jahr nicht einmal mit gleichaltrigen sprechen traute. Emma fuhr fort: „Also Mama, PAPA, das ist für euch beide." Paddy riss die Augen weit auf, als Emma ihn Papa nannte. Liam übergab ihm einen selbstgebastelten Bilderrahmen, den Paddy völlig perplex entgegennahm. Nun wusste ich ganz genau, was es war. Dies sollte die Überraschung sein, die die Beiden gestern Morgen bereits ankündigten. Paddy las sich das darin gerahmte Schriftstück genau durch und einen Augenblick später, musste er schluchzen und nahm Liam und Emma in seine Arme. Es waren die Adoptionspapiere. Diese reichten wir vor drei Monaten ein und die Hoffnung darauf wurde fast schon zerstört, da Marc sich dagegen sperrte. Auch er musste seine Zustimmung dafür geben, was er natürlich, obwohl er sich schon seit Monaten nicht mehr um die Kinder scherte, nicht machte. Schlichtweg aus Boshaftigkeit. Paddy und ich resignierten und beschlossen, die Adoption aufzuschieben, bis Liam und Emma 14 Jahre alt waren, denn dann konnten sie selber entscheiden. Ich weiß bis heute nicht, wieso Marc seine Meinung doch noch geändert hatte, aber es spielte auch keine Rolle mehr. Vom heutigen Tag an, war Paddy offiziell als Papa der Kinder eingetragen. Die süße Geste der Zwillinge, bestätigte mich noch einmal darin, dass sie sich wirklich inständig wünschten, dass Paddy ihr Vater wäre. Mein Mann wischte seine Tränen beiseite und schrie in das Mikrofon: „Meine Kinder! Emma und Liam Kelly! Tja, Angelo, wir haben nun zwei Emmas in der Familie", scherzte er. Alle freuten sich mit uns. Ich gab meinen Zwillingen einen dicken Kuss, ehe sie wieder los sausten, um mit den anderen Kindern zu spielen. „Ich bin völlig überwältigt, Baby. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es tatsächlich funktionieren würde. Ich könnte kaum glücklicher sein." „Geht mir genauso. Ich weiß es auch erst seit gestern. Ich liebe dich so unglaublich, Paddy." Nach einem letzten Kuss, wollten wir etwas Schwung in die Bude bringen. Paddy schnappte sich die Gitarre und deutete seinen Geschwistern an zu ihm zu kommen. Jeder hatte plötzlich ein Instrument in der Hand und sie spielten ein fetziges Privatkonzert. Alte, von den Geschwistern selbst komponierte, Lieder und auch Coverversionen gaben sie zum Besten. Innerhalb weniger Minuten war die Tanzfläche gerammelt voll. Ich legte gerade mit meinem Opa ein Tänzchen hin, als mir Chiara und Jimmy erneut auffielen. Ich beobachtete die Zwei beim Tanzen. Natürlich entging meinem geschulten Auge, keine ihrer vermeintlich zufälligen Berührungen. Nach diesem Tanz, stahl sich zuerst Chiara aus dem Zelt, nach draußen. Ich hielt Jimmy weiter im Blick. „Sag mal, beobachtest du etwa meinen Bruder, Süße?" Paddy stand plötzlich neben mir. „In der Tat. Ich hatte eigentlich vor, dass ich ihn und Chiara vor weiterem Blödsinn bewahre." „Du meinst das häufige, eng aneinander geschmiegte Tanzen? Das ist mir auch schon aufgefallen." „Genau das meine ich. Sie haben Beide auch schon etwas getrunken. Es ist allgemein bekannt, das hier die Hemmungen leichter fallen." Ich grinste ihn an und er wusste genau was ich damit meinte. „Tja, wer weiß, wären wir heute hier, hätte ich mehr Hemmungen gehabt", gab er mir ebenfalls schelmisch grinsend, als Antwort. Das konnte tatsächlich niemand sagen. Innerlich feierte ich den Gin Tonic den wir damals in Massen tranken. „Da! Jimmy verlässt das Zelt", schrie ich schon fast. „Bis gleich." Ich drücke Paddy noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund und sprintete buchstäblich nach draußen. Ich krallte mir Jimmy gleich am Ausgang des Zeltes. „Danke lieber Schwager, dass ihr alles so toll mit den Spielen organisiert habt." „Ach Anna, das haben wir doch gerne gemacht." „Das glaube ich dir aufs Wort." Ich strafte ihn kurz mit einem rügenden Blick. Von weitem winkte Jimmy Meike zu. „Jimmy, ich hoffe du weißt was du tust." Als wir am Treppenabsatz ankamen, ermahnte ich ihn noch einmal doch es war alles ohne Wirkung. Er rannte fast nach oben und ich wusste genau, dass es bestimmt kein wichtiges Geschäft in einem der Bäder war, das ihn so eilen ließ. Ich schüttelte meinen Kopf und ging resignierend zurück. Schließlich waren beide erwachsene Menschen, aber sie taten sich bestimmt keinen Gefallen. Mal wieder. Paddy stand mit Joey und Angelo an der Bar. Ich gesellte mich zu ihnen, denn ich brauchte unbedingt einen Drink. Als ich mich an Paddys Seite stellte, servierte mir der Barkeeper bereits einen Gin Tonic. Ich sah meinen Mann fragend an. „Du sahst so aus, als würdest du einen vertagen." Lachend stießen wir auf den heutigen Tag an. Paddy kannte mich einfach zu gut. Wir unterhielten uns kurz mit seinen Brüdern und gingen anschließend wieder auf die Tanzfläche. „Also was Jimmy betrifft, bin ich nicht sehr überzeugend gewesen, kann ich dir sagen." „Was hat er getan?", fragte Paddy ein wenig verärgert. „Er ist mit Chiara gerade im Gästezimmer. Und er will ihr bestimmt nicht nur seine Briefmarkensammlung zeigen." Paddy verdrehte die Augen. „Er ist so ein Idiot. Hat er denn keine Skrupel, dass nur ein Stockwerk tiefer seine Frau inklusive seiner ganzen Familie eine Hochzeit feiert?" Ich zuckte mit den Achseln. „Ich habe vorhin, als ich mit Chiara tanzte, kurz mit ihr über diese Sache gesprochen. Sie ist sich dessen bewusst, dass sie niemals ernsthaft für Jimmy in Frage kommt und er Meike nicht verlassen wird." Das wusste ich natürlich. „Ich verstehe nicht, weshalb sie sich das dann antut?" „Weißt du, Schatz, wenn du in jemanden so verliebt bist, dass es weh tut, machst man oft Dinge die für Außenstehende schwer nachzuvollziehen sind. Ich kann sie verstehen. Wäre es bei uns so gewesen, hätte ich vermutlich auch genommen was ich bekommen hätte, auch wenn mich der Schmerz fast umgebracht hätte." Paddy schien kurz darüber nachzudenken und stimmte mir schließlich zu. Vielleicht hätten Paddy und ich doch Tanzunterricht nehmen sollen, denn zwei Bewegungs-Legasthenikern, wie wir es waren, beim Tanzen zuzusehen, amüsierte bestimmte das ganze Zelt. Bei der nächsten ruhigen Nummer, konnten wir unser Handicap wenigstens wieder gut verbergen, denn dann konnte ich mich einfach nur an Paddys Schulter lehnen, das Lied und seine Nähe genießen. Paddy tippte mir kurz auf den Oberarm. Ich sah auf und fand Chiara und Jimmy wieder auf der Tanzfläche vor. Nun hatten sie offenbar gar keine Hemmungen mehr. Ihre Haltung war nicht viel anders, als die von Paddy und mir, nur mit dem Unterschied, dass wir das Brautpaar waren. Jimmy streichelte ihr zärtlich über den Rücken. Wie fast alle anderen Gäste, starrten auch Paddy und ich die Beiden an. Sofort deutete ich dem DJ an, er solle etwas Schnelleres auflegen. Vielleicht konnte ich so die Situation noch entschärfen. Dann sah ich Patricias Blick und wusste, dass es zu spät war. Als die Musik wechselte, fuhren Chiara und Jimmy auseinander. Sie sahen sich kurz um und Jimmy verließ fast fluchtartig das Zelt. Nur einen Moment später, bewegte sich auch Chiara Richtung Garten. Ich schnitt ihr den Weg ab und stellte sie zur Rede. Sie wollte es als einfachen Tanz abtun, doch das war es bei Weitem nicht mehr. Ich sagte ihr, dass ich von ihrem Schäferstündchen mit Jimmy vorhin wusste. Es war ihr sichtlich unangenehm. Ich machte ihr klar, dass spätestens jetzt alle Bescheid wussten. Wir konnten unser Gespräch nicht mehr fortsetzen, da sich meine Großeltern verabschieden wollten. Es war schon nach Mitternacht und die Hälfte der Gäste war bereits aufgebrochen. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Ich tanzte eine ganze Weile, ausgelassen mit Paddys Schwestern und Flora. Weil ich so auf Jimmy und Chiara konzentriert war, übersah ich, dass an ganz anderer Front ebenfalls heftig geflirtet wurde. Flora und Ryan. Sie hatte sich wohl endlich getraut, ihn anzusprechen. Flora war eher der lockere Typ, genau wie Ryan. Es würde mich nicht wundern, wenn etwas zwischen den Beiden lief. Aber Ryan war absolut beziehungsunfähig. Das hatte ich Flora aber bereits erzählt. Ihrem Argument, dass zumindest eine Nacht Spaß nicht schaden kann, konnte ich nichts entgegen setzen. Da ich Paddy schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte, wollte ich mich gerade auf die Suche nach ihm machen, als er just in diesem Moment das Zelt betrat. Sein Gesicht war errötet und er sah sauer aus. „Babe, was ist mir dir?", fragte ich ihn. „Ich hatte gerade ein Gespräch mit Jimmy." Daher wehte also der Wind. Er erzählte mir von der Auseinandersetzung mit seinem Bruder. „Als Jimmy sagte, er würde Chiara nach dem heutigen Tag nie wieder sehen, dachte er wohl nicht weiter, was?" Paddy schüttelte den Kopf. „Nein. Keine Sekunde. Zumindest nicht mit seinem Kopf." „Glaubst du tatsächlich, dass das nur der sexuelle Reiz war?" „Ja. Nein. Ach, ich weiß auch nicht. Wenn er so eine Nummer abzieht, muss er wenigstens die Eier haben und Farbe bekennen. Für Chiara oder Meike." Paddy hatte eindeutig Recht. Aber schließlich mussten sich Chiara und Jimmy einig werden. Diese Entscheidung konnten wir niemanden abnehmen. Jimmy war der Erste, der sich von uns verabschiedete. Er sah einmal mehr aus, wie ein geschlagener Hund. Ich warf Chiara einen kurzen Blick zu und bekam dasselbe Bild zu Gesicht. Paddy und ich umarmten Jimmy kurz, ehe er sich Luke zuwandte, der bereits auf ihn wartete. Sofort zog ich Chiara in eine innige Umarmung und führte sie zu unserem Tisch. Ich wusste, dass sie sich am liebsten verkrochen hätte, doch sie hielt, wie sie es versprochen hatte, bis zum Ende der Feier durch. Gegen fünf Uhr morgens, läuteten wir den letzten Tanz ein. Dieses Mal suchte ich mir das Lied aus. Es war „Wonderwall" von Oasis. Paddy sang es damals für mich, als ich seine Familie bei Joey zuhause, das erste Mal traf. Er legte seine Hände um meine Taille und zog mich ganz nah an sich. Wir sahen uns tief in die Augen, als Paddy zu singen begann. Nur für mich. Langsam bewegten wir uns zur Musik, während ich ihm über seinen Nacken streichelte. „Ich liebe dich", flüsterte ich ihm zu. „Und ich liebe dich. Für immer und ewig." Wir küssten uns, bis das Lied verstummte. Als wir alle verabschiedet hatten, gingen wir in unser Schlafzimmer und ließen uns in voller Montur aufs Bett fallen. Mia war mit meinen Eltern nachhause gefahren, so konnten wir wenigstens halbwegs ausschlafen. Paddy und ich sahen uns eine Weile nur an. Jeder konnte die Freude über den vergangen Tag in den Augen des anderen sehen. Als Paddy mich küsste, spürte ich ein angenehmes ziehen in meinem Unterleib. Obwohl ich ziemlich müde war, wurde meine Lust sofort geweckt. Auch Paddys Augen glühten. Er stand auf und zog sich seinen Hochzeitsanzug aus. Er trug ohnehin nur mehr Hose und Hemd. Als er sein Hemd langsam öffnete, wurde mein Mund trocken. Werde ich mich jemals an seinem Anblick satt sehen können? Nein, bestimmt nicht! Ich stand ebenfalls auf und stand ihm gegenüber. Sanft strich ich ihm über seine Brust. Er forderte mich zum Umzudrehen auf, dass er mein Kleid öffnen konnte. „Baby, du siehst wunderschön aus in deinem Kleid, aber ich denke, dass brauchen wir jetzt nicht mehr", flüsterte er mir verführerisch zu. Langsam machte er den Reißverschluss auf und mein Kleid fiel von mir ab. Nun stand ich nur mehr in meiner weißen Hochzeitsunterwäsche vor ihm. Ich legte mich aufs Bett und deutete ihm mit meinem Zeigefinger an, er solle zu mir kommen. Schnell schälte er sich aus Hose und Boxershort und legte sich auf mich. Er schob mir seine heiße Zunge in meinen Mund und suchte die meine. Ich liebte seine Küsse. Während Paddy mein Höschen abstreifte, entledigte ich mich des BH's. Nun hatte ich nur mehr meine weißen Strümpfe an. „Die kannst du ja anbehalten", keuchte er. Er ließ seine Hand abwärts über meinen Bauch zu meinem Geschlecht wandern und begann es mit seinen Fingern zu erkunden. Wir küssten uns immer weiter. Meine Hüften fingen an, sich im Rhythmus seiner Finger zu bewegen. Als er einen von ihnen langsam in mich gleiten ließ, sog er scharf den Atem ein. Sein Finger bewegte sich in mir vor und zurück und massierte dabei meinen G-Punkt. Ich stöhnte auf. Er begann meine Brüste zu küssen und an meinen Brustwarzen zu saugen, bis sich diese ihm hart entgegenstellten. Mit seiner Zunge bahnte er sich den Weg nach unten, zu meiner empfindlichsten Stelle. Er saugte an meiner Klitoris und umkreiste sie mit der Zunge. Ich wand mich vor Lust unter seinen heißen Küssen. „Ich will dich spüren", hauchte ich und zog ihn hoch. Während er langsam in mich eindrang, sah ich die Leidenschaft in seinen Augen, was mich noch mehr anturnte. Paddys Bewegungen wurden immer schneller und gemeinsam fanden wir süße Erlösung in einem unglaublichen Orgasmus. Nachdem wir unsere Ehe nun auch offiziell vollzogen hatten, fielen wir Beide in einen tiefen Schlaf. Mein Kopf ruhte auf Paddys Brust, als ich kurz vor Mittag aufwachte. Am liebsten hätte ich ihn ewig bei seinem zufriedenen Schlaf beobachtet, doch wir hatten immer noch viele Gäste im Haus, also musste ich aufstehen und diese bewirten. Als ich gerade aus der Dusche kam, stand Paddy im Türrahmen. „Good Morning, Mrs. Kelly", begrüßte er mich. „Good Morning, Mr. Kelly", entgegnete ich ihm. Er trat an mich heran und küsste mich. Seine Küsse waren fordernd und ich wusste genau, worauf es hinaus laufen würde. Keine zwei Minuten später, fanden wir uns erneut im Bett wieder. Ich war völlig außer Atem. „Babe, deine halbe Familie wartet bestimmt schon auf uns." „Lass sie doch warten, sie kommen schon ohne uns zurecht", erwiderte er belustigt. Ich küsste ihn und zog mich an. Schnell föhnte ich mir noch meine Haare und ging hinunter. Kira, Tanja, Kathy und Sean waren bereits in der Küche und machten Kaffee. Ich wünschte ihnen allen einen guten Morgen. „Entschuldigt, dass ich nicht eher aufgestanden bin." „Ach, das macht doch nichts Anna. Du siehst ja, wir fühlen uns wie zuhause und haben uns selbst bedient", sagte Kathy lachend. „Ihr sollt euch auch wie zuhause fühlen", entgegnete ich ihr bestimmt. Da es noch viele Reste vom Buffet gab, setzten wir uns alle zusammen noch einmal ins Festzelt und machten uns über das Essen her. Paddy musste wohl wieder eingeschlafen sein, denn auch eine Stunde später, war von ihm weit und breit nichts zu sehen. Ich beschloss noch einmal einen Blick ins Schlafzimmer zu werfen. Wie vermutet, lag er tief und fest schlafend in unserem Bett. Da es bereits Nachmittag war, weckte ich ihn. „Babe, alle fragen schon nach dir. Komm steh auf, du Schlafmütze." Paddy schlug raunzend die Augen auf. Ich setzte mich neben ihn und lächelte ihn an. Plötzlich schnappte er mich und zog mich zurück ins Bett. „Ich will nicht aufstehen, am liebsten würde ich den ganzen Tag hier mit dir im Bett verbringen." „Ja, der Gedanke würde mir auch Gefallen. Wenn nicht gerade eine ganze Meute an Kellys ein Stockwerk tiefer sitzen und auf ihren heißgeliebten Bruder warten würde. Es gibt auch noch etwas von den Häppchen, die dir gestern so geschmeckt haben." Paddy überlegte kurz: „Gut, du hast mich überredet, Baby." „Ich wusste, ich kann dich mit Essen locken." „Tja, du kennst deinen Mann eben sehr gut", sagte er und gab mir einen Kuss, ehe er ins Bad ging. 15 Minuten später war er fertig geduscht und angezogen. Ich wartete am Treppenende auf Paddy, da ich gerade aus der Küche kam. Seine Haare hingen ihm noch nass ins Gesicht. Er ertappte mich dabei, wie ich ihn wohl einen Moment zu lange ansah. „Na, gefällt dir was du siehst?" „Oh ja! Jetzt würde ich dich gerne wieder mit ins Bett nehmen." Die Anziehung die Paddy auf mich hatte, war jedes Mal aufs Neue unfassbar für mich. „Und was hindert dich daran?", fragte er herausfordernd. Noch bevor ich antworten konnte, stand plötzlich Joey vor uns. „Hey Paddy, hast du es endlich aus den Federn geschafft." „Wie du siehst, hab ich es geschafft. Also ich habe einen Bärenhunger und werde mir jetzt den Bauch vollschlagen." Wir gingen zurück ins Zelt. Irgendwann entdeckte Joey die erheblichen Alkoholreste in der Bar und meinte, was dagegen sprechen würde, wenn wir die Party heute noch fortsetzten. Paddy und ich sahen uns kurz an. Gleich darauf hörte ich mich sagen: „Klar, wieso nicht. Bleibt doch alle noch eine Nacht. Wir haben euch gerne hier." Es sprachen sich alle kurz mit ihren Familien ab und es dauerte nicht lange bis sie sich einig waren. Schon nach kurzer Zeit, fand man Angelo am Schlagzeug sitzen und Paddy an der Gitarre. Die Beiden beschlossen ein wenig zu jammen, während Joey einen Kurzen nach dem anderen einschenkte. Zwischenzeitlich machten auch die Kinder einen kurzen Abstecher zu uns ins Zelt. Die drei großen, Gabriel, Luke und Helen gesellten sich zu uns, während die acht kleineren wieder in die Scheune zum Spielen aufbrachen. Liam und Emma machte es unglaublich Spaß, wenn ihre neuen Cousins und Cousinen hier waren. Ich setzte mich zu Chiara und fragte sie, ob alles in Ordnung wäre. „Es geht schon Anna. Es ist schön, dass ich heute noch hier bei euch bin. Das lenkt mich etwas von, du weißt schon wem, ab." Ich nickte und drückte ihre Hand. „Wenn du darüber sprechen möchtest, können wir uns gerne irgendwo anders hin verdrücken." „Nein, alles gut. Ich würde gerne hier bei den anderen bleiben. Wir wollten doch noch etwas weiter feiern." „Wie du möchtest. Ich bin da." Joey, die Stimmungskanone, schaffte es tatsächlich an den gestrigen Tag anzuknüpfen und wir feierten unsere Hochzeit erneut. Es wurde getanzt, gelacht, getrunken und musiziert. Besser hätten wir dieses Wochenende nicht abschließen können. Am nächsten Tag machten sich alle wieder auf den Heimweg und wir konnten noch kurz unsere Ruhe genießen. Als meine Eltern Mia brachten, hielt uns diese ganz schön auf Trab. Obwohl sie erst drei Monate war, bekam sie bereits ihren ersten Zahn. Sie schrie oft nächtelang durch und ich spazierte manchmal das ganze Haus mit ihr im Arm, ab. 

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt