In den darauffolgenden Wochen, erhielten wir von fast allen von Paddys Geschwistern Besuch – alle bis auf Jimmy. Den Grund dafür, kannte ich natürlich. Ich hatte Paddy bis jetzt noch nichts erzählt, was sich zwischen Chiara und Jimmy abspielte. Da er sich jedoch den Kopf zerbrach, weshalb Jimmy nicht so präsent war wie sonst, beschloss ich es ihm zu erzählen. „Er hat was?" Paddy war ziemlich wütend auf seinen Bruder. „Babe, beruhige dich. Ich weiß die Situation ist verfahren, aber ganz ehrlich, erinnere dich zurück, wo wir beide vor einem Jahr gestanden sind." Ich konnte ihn wieder etwas beruhigen. „Du hast ja Recht. Aber Anna, er hat Meike und außerdem drei Kinder. Das ist nicht das gleiche wie bei uns. Meine Ehe mit Joelle war bei unserem ersten Treffen bereits am Ende, nur wollten wir uns das damals noch nicht eingestehen. Ich werde die Tage mit ihm telefonieren und ihn daran erinnern, dass er das Meike und Chiara gegenüber einfach nicht bringen kann." Ich wusste natürlich, dass er so reagieren würde. „Okay, aber erzähle ihm bitte nicht, was du alles weißt. Vielleicht können sich die beiden vor der Hochzeit noch aussprechen. Es wäre ein Desaster wenn es dort in irgendeiner Art und Weise auch noch eskaliert." Paddy stimmte mir voll und ganz zu. Er machte sich reisefertig, denn die Tour lief bereits seit zwei Wochen und die nächsten zwei Konzerte standen an. Er bemühte sich so oft es ging zuhause zu sein. Meistens war er zwei bis drei Tage in der Woche weg. Aber das war in Ordnung. Mia war ein sehr braves und ruhiges Baby, außerdem griffen mir meine Mutter und Chiara mit den Kindern unter die Arme. Als Paddy wieder zuhause war, erhielt er einen Anruf von seinem Bruder Angelo. „Hey Buddy, whats up? Wie geht's dem frisch gebackenen Daddy?" „Hey kleiner Bruder, alles in bester Ordnung. Was gibt's denn?" Ich ging in den Garten und ließ Paddy in Ruhe telefonieren. Als er sich zu mir auf die Terrasse setzte, wirkte er nachdenklich. Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte mit meinem Blick, was los sei. „Angelo hat mich gerade gefragt, ob ich bei einem Konzert dabei sein möchte." „Ich dachte dieses Thema sei für dich vom Tisch, da du ja gerade Solo ziemlich viel um die Ohren hast?" „Das war es auch. Aber es geht um das Konzert auf der Loreley." Sofort war mir dessen Bedeutung klar. „Die Loreley also. Und das würde dich natürlich reizen?", fragte ich ein wenig hoffnungsvoll nach. „Ja, würde es", gestand er sofort. „Es ist auch eine DVD Aufzeichnung geplant. Angelo würde mich gerne als Überraschungsgast dabei haben." „Was würde denn dagegen sprechen, Schatz? Ich denke die Fans würden ausflippen, wenn ihr fast wieder komplett wärt." Er überlegte kurz. „Eigentlich nichts. Ich würde mir nur wünschen, dass du auch dabei bist", antwortete er grinsend. Ich schlug innerlich Purzelbäume. Als hätte ich mir das entgehen lassen. Also antwortete ich ganz cool: „Na wenn du unbedingt willst, komme ich natürlich mit. Aber nur in der ersten Reihe, du verstehst." Ich zwinkerte ihm zu und Paddy brach in schallendes Gelächter aus. „Nun wenn das so ist, dann werde ich Angelo die frohe Botschaft verkünden." Alle Geschwister waren Feuer und Flamme, dass Paddy für dieses eine Konzert mit ihnen auf der Bühne stehen wollte. Die Loreley war für die Familie und auch für die Fans ein Meilenstein und ewig etwas Besonderes. Das Konzert sollte Ende August stattfinden, also bereits in fünf Wochen. Die Geschwister trafen sich in jeder freien Minute per Videokonferenz um die Details durch zu planen. Paddy studierte die Setlist vorab ein, wenn er zuhause war. Zwei Wochen vor dem Auftritt, besuchten uns die Geschwister übers Wochenende und es wurde geprobt was das Zeug hielt. Ich wollte mir die Überraschung der Liederreihenfolge nicht verderben, also hielt ich mich stets von Paddys Musikstudio fern. Ich fand es toll, dass das Haus so voll war. In jeder freien Minute wurde Mia von ihren Tanten und Onkeln getätschelt und umsorgt. Alle waren hin und weg von ihr. Diesmal war auch Jimmy gekommen. Er hatte auch nicht wirklich eine andere Wahl. Ich war froh, dass Chiara dieses Wochenende mit Freunden unterwegs war und deshalb sagte ich ihr auch nicht, dass Jimmy uns besuchte. In einem günstigen Moment nahm ich mir Jimmy zur Seite. Er dachte wohl, er könnte sich vor mir verstecken, doch da wir uns in meinem Haus befanden, gab es für ihn kein entkommen. „Na Jimmy, wie geht's dir?", fing ich unser Gespräch an. Er tanzte nervös von einem Bein auf den anderen herum. „Gut. Es geht mir gut Anna. Wie geht's dir? Habt ihr euch mit Mia schon eingelebt?" So, er möchte also auf das Baby ablenken. Sicher nicht mit mir, dachte ich und fiel gleich mit der Tür ins Haus. „Du hast also Chiara vor einiger Zeit besucht?" Augenblicklich verließ jegliche Farbe sein Gesicht und sein Blick wurde leer. „Jimmy, ich bin nicht blind. Ich habe bereits als ihr euch das erste Mal bei uns getroffen habt, gemerkt, dass zwischen euch die Funken fliegen. Nur solltest du wissen, das Chiara seit über 20 Jahren meine beste Freundin ist. Und sie leidet wie ein Hund. Also solltest du keine ernsthaften Absichten besitzen, wovon ich überzeugt bin, da du verheiratet bist und drei Kinder hast, klär die Sache und lass es danach bitte gut sein - und bitte kläre es vor meiner Hochzeit." Ich tätschelte kurz seinen Arm und sah ihn noch mit einem eindringlichen Blick an, ehe ich mich wieder zum Rest der Familie gesellte. Paddy und ich überlegten lange, wie wir es mit den Kindern managen wollten. Ob sie und auch meine Eltern zur Loreley mitkamen. Doch da ich Mia nach zwei Monaten abstillen musste und wir auf die Flasche wechselten, entschlossen wir uns, dass wir die drei bei Oma und Opa lassen würden. So war es für alle am einfachsten zu Handhaben. Meine Mutter freute sich irrsinnig, dass sie ihre Enkel ein ganzes Wochenende für sich hatte. Ich hatte wirklich Glück, dass meine Kinder richtige Vollblutgroßeltern hatten. Ich liebte meine Sprösslinge abgöttisch, doch ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht auch schon auf ein paar Tage nur für Paddy und mich freute. Bereits als Paddy mir von seinen Loreley Plänen erzählte, schmiedete ich in meinem Kopf bereits einen Plan. Ich wollte Chiara unbedingt mitnehmen. Das wäre die perfekte Chance, die Situation mit Jimmy zu bereinigen. Es würde sich bestimmt die Gelegenheit ergeben, aber zur Sicherheit, half ich mit der Zimmerbelegung etwas nach. Da wir früh los wollten um den Flieger rechtzeitig zu erwischen, brachten wir die Kinder bereits am Donnerstagabend zu meinen Eltern. Chiara kam ebenfalls schon abends zu uns, damit wir gemeinsam zum Flughafen aufbrechen konnten. Wir saßen noch lange auf der Terrasse und unterhielten uns. Paddy brachte das Gespräch auch auf Jimmy. Gott sei Dank, hatte er viel Feingefühl was das betraf und stellte Chiara nicht als böse Ehebrecherin dar. Aber wer im Glashaus sitzt, sollte eben nicht mit Steinen werfen. Sie wollte nicht, dass Jimmy erfährt, dass sie ebenfalls anwesend sein wird. Paddy sagte ihm kein Sterbenswörtchen. Frühmorgens um sechs, machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Eigentlich hasste ich es zu fliegen, doch in diesem Fall war es einfach der praktischere und schnellste Weg. Je näher der Abflug kam umso nervöser wurde ich. Paddy konnte mir meine Nervosität anmerken. „Baby, der Flug dauert nur eine Stunde. Du schaffst das schon. Ich darf dich daran erinnern, dass du vor neun Wochen ein Baby entbunden hast und das ist meiner Meinung nach, viel furchteinflößender", versuchte er zu scherzen um mich abzulenken. Er hatte Recht, doch um meine Flugangst zu bewältigen, brauchte es schon etwas mehr. Als die Maschine abhob, krallte ich mich an Paddys und Chiaras Handrücken fest. Ich bestand darauf in der Mitte zu sitzen. Den ganzen Flug über, versuchte ich mich mit Klatschblättern abzulenken. Chiara saß nachdenklich neben mir und Paddy kritzelte Songtexte in sein Notizbuch. Ich wandte mich an Chiara und drückte kurz ihre Hand. Sie sah mich an und quälte sich ein nervöses lächeln auf die Lippen. „Hey, es wird alles gut werden. Du wirst sehen. Redet miteinander und klärt die Fronten. Danach ist es bestimmt einfacher für euch." In diesem Moment, glaubte ich tatsächlich daran. Als das Flugzeug endlich zum Landeanflug ansetzte, schmiegte ich mich an Paddys Brust und schloss meine Augen. Er legte seine Hände schützend um mich. Das half mir zumindest ein wenig, meine Angst in den Griff zu bekommen. Als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spürte, hätte ich diesen am liebsten geküsst. Wir gingen durch den VIP Ausgang und hier erwartete uns bereits ein schwarzer Van, der uns die restlichen 60 Kilometer zur Loreley brachte. Es war erst Vormittag und wir hatten noch genügend Zeit um uns auf das Konzert vorzubereiten.
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Butterflies in my Belly
FanfictionAnna, 34 , frisch geschieden, Mutter von Zwillingen, macht einen Ausflug in ihre Vergangenheit und trifft dabei auf ihr Teenie Idol, welcher sich als die große Liebe entpuppt. Begebt euch mit ihr auf diese Reise in ein neues Leben. Lernt auch Chiara...