Das Wochenende meiner Familien-Reunion war angebrochen. Ich wusstenicht, wie sie mich aufnehmen würden nach all den Streitereien und der langenFunkstille. Vor allem Angelo. Mit meinem kleinen Bruder flogen ganz schön dieFetzen. Leider ist er genau derselbe Sturkopf wie ich. Selbst als ich mich vonJoelle trennte, reagierte niemand meiner Geschwister darauf. Natürlich hatteich mich auch nicht gemeldet. Mein falscher Stolz ließ es einfach nicht zu. AuchAnna war etwas nervös. Es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass meineGeschwister Vorurteile ihr gegenüber haben könnten. Doch sicher war ich mirdessen nicht. Alle waren an Joelle gewöhnt und hatten sie gerne. Vor allemMaite, die bereits seit Jahren eng mit ihr befreundet war. Diesen Gedankenbehielt ich jedoch für mich. Ich wollte Anna nicht verunsichern, denn trotzallem war ich davon überzeugt, würden sie sie erst einmal kennen, würden sieAnna lieben. Am nächsten Tag, wollte ich ihr Köln zeigen. „Wir mussten dieseMauer bauen lassen, da die Fans immer dreister wurden und sogar nachts an Boardkamen. Manche schwammen sogar rüber", erklärte ich ihr, als wir am Hafenstanden, wo unser alten Hausboot angelegt war. Anna riss die Augen weit auf.„Oh Mann, das ist ja sowas von schräg. Wobei, wahrscheinlich wäre ich dir auchnachgeschwommen", witzelte sie. Heute konnte ich darüber lachen. Gott sei Dank.Ich zeigte ihr die Gemälde, mit denen ich mich auf der Mauer verewigte und wirmachten Fotos davor. Als ich durch die Stadt tingelte, machte sich Nostalgie inmir breit. Wir hatten damals so viel erlebt. Ich könnte damit ganze Bücherfüllen. Ein besonderes Anliegen war mir der Kölner Dom. Zum einen, weil man ihnmindestens einmal gesehen haben musste und zum anderen hatte ich das Bedürfnisvor der Familienfeier noch ein Gespräch mit dem Big Boss zu führen. Was ichauch tat. Nach meinem Gebet traf ich einen mir bekannten Pater. Johannes undich umarmten uns herzlich. Viel zu lange hatten wir uns schon nicht mehrgesehen. „Paddy wie geht es dir, du siehst großartig aus. So richtig imEinklang mit dir selbst." „Danke, Johannes. Das bin ich auch. Zum ersten Mal inmeinem Leben, bin ich richtig erfüllt." Ich erzählte ihm von Joelle und dassAnna in mein Leben trat. Ich wusste nicht recht, wie er darauf reagieren würde,aber er urteilte nicht. Als Anna mit ihrer Führung fertig war, stieß sie zu unsund wir plauderten noch kurz mit Johannes ehe wir los mussten. Es war schonziemlich spät. Immerhin erwartete uns Joey. Als ich daran dachte, war ichsofort wieder angespannt. Anna sprang kurz unter die Dusche und ich wechseltemeine Klamotten. Als sie fix und fertig gestylt aus dem Bad kam, musste ichkurz schlucken. Sie war so wunderschön. Und heiß. Am liebsten hätte ich ihr dieKleider wieder vom Leib gerissen und sie ins Bett gezerrt. Doch leider ließ esdie Zeit nicht zu. Wir machten uns auf den Weg zu meinem Bruder. Vor JoeysHaus, redete mir Anna noch einmal gut zu. Ich war so froh, dass sie hier beimir war, sonst hätte ich diesen Schritt bestimmt nicht gewagt. Ich küsste sieund konnte mich nur schwer zusammenreißen, sie nicht auf der Stelle hier imAuto zu vögeln. Gott sei Dank besaß ich noch ein letztes FünkchenZurückhaltung. Wir stiegen aus, klingelten und wurden herzlich von Joey unsseiner Frau begrüßt. So einen Empfang hätte ich mir wirklich nicht erwartet.Die erste Hürde war geschafft. Nachdem wir etwas zu trinken bekamen, machtenwir es uns gemütlich, bis es erneut an der Tür klingelte. Ich musste kurzschlucken. Was wenn es bereits Angelo war? Da er wahrscheinlich sowieso kommenwürde, spielte es auch keine Rolle, wann er kam. Tatsächlich waren es nur meinebeiden älteren Schwestern und mein Bruder Jimmy mit ihren Familien. Auch siebegrüßten uns genauso herzlich wie bereits Joey und Tanja. Ein weiteres Malfiel mir ein Stein vom Herzen und ich konnte auch Anna ihre Erleichterungdarüber anmerken. Ihre Hand ruhte die ganze Zeit über in der meinen. Dasberuhigte mich. Ich freute mich wirklich, wieder mit meiner Familie an einemTisch zu sitzen. Das hatte mir mehr gefehlt, als ich je zugeben würde. AlsMaite als nächster Gast eintraf, gab es das erste böse Erwachen für Anna und mich,als sie uns ziemlich kühl grüßte und ohne weiterer Worte zu Tanja in die Kücheverschwand. Ich hatte so etwas bereits vermutet, denn sie und Joelle waren gutbefreundet und Maite wusste bestimmt alles. Anna tat mir leid. Ich klärte siekurz auf, weshalb meine kleine Schwester so reagierte. Schon sah ich einenAnflug von Schuld auf Annas Gesicht. „Baby, sie wird sich schon wiedereinkriegen. Du wirst sehen." Ich küsste ihre Stirn, während ich sie im Armhielt. Tough wie Anna war, konnte sie das natürlich nicht auf sich sitzenlassen und machte sich auf zu Maite, um mit ihr zu sprechen. Patriciaimponierte das ziemlich. „Also Paddy, deine Freundin scheint echt nett zusein." Vermutlich hatte ich Herzen in den Augen, als ich Patricia erzählte wiesehr ich sie liebte und mir in meinem Leben noch nichts Besseres widerfahren warals sie. „Ja kleiner Bruder, ich habe dich tatsächlich noch nie so verliebtgesehen. Ich weiß zwar nicht, was zwischen Joelle und dir vorgefallen ist, aberich freue mich für dich. Ich will nur, dass du das weißt." Sie gab mir einKüsschen auf die Wange, ehe sie sich ihrem Mann zuwandte. Ich hatte das Gefühl,Anna bei Maite beistehen zu müssen, also machte ich mich ebenfalls auf den Wegin die Küche. Scheinbar hatte Anna alles gut im Griff, denn sie klärte Maite geradeüber Joelles Affäre auf - ein Detail, dass meine zukünftige Ex-Frau vermutlichbei ihrer Geschichte vergessen hatte zu erwähnen. Maite glaubte es Anna zuerstnicht, da schritt ich ein und bestätigte meiner Schwester die Geschichte. Nunkam sie sich doch ein wenig blöd vor. Sie entschuldigte sich aufrichtig bei uns.Plötzlich hörte ich von draußen, dass Angelo angekommen war. Augenblicklichversteifte sich mein ganzer Körper. Ich griff nach Annas Hand und sie ermutigtemich mit nur einem Blick, mich meinen Dämonen zu stellen. Als ich meinenkleinen Bruder wieder sah, schossen mir tausend Gedanken und Emotionen durchden Kopf. Doch die Freude überwog definitiv, denn was auch immer zwischen uns vorgefallenwar, ich liebe meine Geschwister über alles. Ich brachte kein Wort heraus undauch Angelo schwieg. Anna dürfte dieses Schweigen ebenfalls zu viel gewesensein, denn plötzlich trat sie vor mich und stellte sich Angelo und Kira vor.Sie hatte einfach eine unglaubliche Ausstrahlung auf die Menschen in ihremUmfeld. Mensch Kelly, zeig doch Eier und mach den ersten Schritt, sagte ichmir. Ich reichte meinem kleinen Bruder die Hand. Zuerst ignorierte er diese,doch schlussendlich ergriff er sie. Ich konnte nicht anders, als ihn in eineUmarmung zu ziehen. Augenblicklich fielen alle meine Ängste und Bedenken vonmir ab. Wir waren eine Familie und das konnte auch kein Streit der Welt ändern.Anna schien sich sichtlich wohl zu fühlen. Immer wieder sah ich zu ihr rüber,als sie mit meinen Schwestern und Schwägerinnen quatschte. Mit ihrer offenenArt konnte sie sofort bei allen Punkten. Obwohl ich in mein eigenes Gesprächmit Jimmy vertieft war, konnte ich genau hören, dass bei den Frauen gerade dasThema Kinder angesprochen wurde. Ich meinte, dass Patricia Anna fragte, ob sienoch mehr Kinder will. Mit mir. In diesem Moment, zerrte mich Joey mit an die Bar,leider konnte ich ihre Antwort nicht hören. Während mein Bruder mir einenTequilla einschenkte, dachte auch ich über Kinder mit Anna nach und sofort warmir klar, dass ich das wollte. Natürlich nicht auf der Stelle, aber ich hattekeine Zweifel daran. Ich holte Anna an die Bar und wie es so üblich war, flossder Alkohol in rauen Mengen. Es dauerte nicht lange und ich hatte einen Schwipps.„Come on Guys, jeder schnappt sich ein Instrument und wir machen das, was wiram besten können – Musik!", rief ich in die Runde. Joey wollte auch alleanderen mit ins Boot holen und warf seine Karaoke Maschine an. Anna wurdeleicht nervös. Ich hatte sie noch nie singen gehört und war neugierig, was vonihr kommen würde. Anna wünschte sich von mir, meine Lieblingsnummer von Oasis. „Becausemaybe You're gonna be the one that saves me. And after all, You're mywonderwall" Alsich den Refrain sang, wurde es mir schlagartig bewusst: Nie wieder wollte ichauch nur einen einzigen Tag ohne diese Frau leben. Tatsächlich traute sich auchAnna zu singen. Ich denke, das haben wir einer guten Portion Alkohol zuverdanken. Ich war schon gespannt, was wir nun von ihr hören würden. Als dieersten Takte der Musik begannen, erkannte ich das Lied bereits.
https://www.youtube.com/watch?v=CGIsAjG1sx8
Ich wollte dir, nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist und sicher gehen, ob du denn dasselbe für mich fühlst... Anna sang nur für mich. Sie trug es fast wie ein Gedicht vor, eine Liebeserklärung an mich. Anna erntete heftigen Applaus, denn meine Geschwister konnten das Knistern in der Luft ebenfalls spüren.
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Butterflies in my Belly
ФанфикAnna, 34 , frisch geschieden, Mutter von Zwillingen, macht einen Ausflug in ihre Vergangenheit und trifft dabei auf ihr Teenie Idol, welcher sich als die große Liebe entpuppt. Begebt euch mit ihr auf diese Reise in ein neues Leben. Lernt auch Chiara...