Jimmy - Konsequenzen

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 „Wer war denn das?" fragte Meike nach meinem Telefonat. „Paddy. Er hat mich zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen. Es soll eine reine Männerrunde sein." „Ah ich verstehe. Wer wird kommen?" „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Joey ebenfalls da sein wird. John und Angelo können leider nicht. Die Anreise wäre doch zu weit." „Wird sie auch da sein?", fragte meine Frau unsicher. „Nein, das denke ich nicht. Und auch wenn, Meike ich liebe dich und ich will, dass wir es schaffen. Ich tue alles, um unsere Ehe zu retten, das weißt du! Es ist schwer, ich weiß, aber du musst mir vertrauen Darling." „Ich weiß, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihr euch wiederseht. Du liebst sie noch, nicht wahr? Ich kann es spüren!" Tränen waren in ihren Augen. Sie hatte Recht. Ich liebte Chiara immer noch und sie schlich sich ständig in meine Gedanken. Ich konnte sie einfach nicht vergessen. Gott sei Dank hatte ich ihre Nummer gelöscht, sonst hätte ich sie schon längst angerufen. Ich vermisste sie so sehr, dass es weh tat und manchmal dachte ich, ich würde den Verstand verlieren. Doch das wollte und konnte ich Meike nicht sagen. Stattdessen nahm ich sie in den Arm und versuchte ihr Sicherheit zu geben. Sie sollte sich nicht Sorgen. Denn ich sah meine Zukunft mit ihr und nicht mit Chiara.

Die Zeit bis zur Geburtstagsfeier verging schnell. Wir Geschwister probten für die neue Tour, die im Winter stattfinden sollte. Meist trafen wir uns bei Joey. Sein Haus war groß genug, dass wir alle mit oder ohne Familien bei ihm bleiben konnten. Wir verstanden uns sehr gut und darüber war ich froh. Endlich hatten all die Streitereien ein Ende. Wegen meines Fehltrittes mit Chiara, war die Stimmung etwas betrübt. Überhaupt Patricia ließ mich meinen Fehler spüren. Joey war der Einzige, der versuchte mich aufzubauen. Die anderen taten ihre Meinung nicht kund. Ich beließ es dabei, denn ich wollte sowieso nicht darüber sprechen. Außerdem hätte es an der Situation nichts geändert.

Die Vorbereitungen für die Tour liefen auf Hochtouren. Angelo schuftete wie verrückt. Ich bewunderte ihn für sein Engagement, er war voll in seinem Element. Er wollte alles perfekt machen. Manchmal hatte ich Angst, er würde sich übernehmen. Denn er hatte ja auch Touren mit seiner eigenen Familie. Mein Bruder sah oft müde und erschöpft aus. Es war geplant, dass Paddy bei den einen oder anderen Auftritt dabei sein würde. Paddy wusste noch nicht so genau, welche Termine er einhalten konnte, somit hielten wir alle Informationen diesbezüglich noch zurück.

Die Fahrt zu Anna und Paddy's Haus war ganz schön lang. Über acht Stunden würde ich unterwegs sein. Damit ich den Berufsverkehr ein wenig umging fuhr ich bereits um sechs Uhr früh los. Wenn alles gut lief, wäre ich am Nachmittag bereits bei ihnen. Während der Fahrt, ließ ich das letzte Jahr Revue passieren. Ich liebte das, denn so konnte ich meine Gedanken ordnen. Was war nicht alles passiert. Die Comeback Tour, die so unfassbar erfolgreich war. Niemand von uns hatte damit gerechnet. Vieles verdankten wir Angelo und seiner Arbeit, vor allem aber auch seinem Instinkt für Situationen und Entscheidungen.
Paddy war überhaupt im letzten Jahr für Überraschungen gut. Die Trennung von Joelle, die Hochzeit mit Anna und die Geburt der bezaubernden Mia. Seine Touren waren ebenfalls fast ausverkauft. Mein kleiner Bruder hatte wirkliche einen guten Lauf.
Ich dachte auch an Meike und ihre Probleme, die zu unseren Problemen wurden und die wir einfach nicht lösen konnten. Es ging ihr oft psychisch nicht so gut und das machte sich im Familienleben bemerkbar. Je größer der Erfolg wurde, umso öfter musste ich sie alleine lassen. Denn aus den geplanten drei Comeback-Konzerten wurden mehrere Touren. Ihre Eltern kümmerten sich liebevoll um alles, wenn ich nicht da war. Dennoch strengte mich das sehr an. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich laufe dem Leben hinterher.
Tja und dann war da noch Chiara. Sie war ganz plötzlich in mein Leben getreten und hatte mich vom ersten Augenblick an verzaubert und mit jedem Telefonat oder Treffen, verliebte ich mich mehr und mehr. Am Anfang versuchte ich noch dagegen anzukämpfen, doch schon bald merkte ich, wie machtlos ich war. Sie zog mich an wie ein Magnet und ich konnte nichts dagegen tun. Mir war bewusst, dass ich Meike und Chiara verletzen würde, doch ich schaffte es nicht mich zurück zu halten. Irgendwann beschloss ich die Dinge einfach laufen zu lassen. Ich betete zu Gott, dass er mir beisteht und mir meine Sünden verzeiht. Am Anfang suchte ich Rat bei Paddy, doch im Grunde konnte mir niemand helfen. Ich liebte Chiara immer noch. Mit ihrer Art, hatte sie mich sofort um den Finger gewickelt und sie war unglaublich sexy. Obwohl ich wusste, dass es falsch war, hoffte ich dennoch sie dieses Wochenende zu sehen. Aber was sollte ich dann Meike sagen? Und wie sollte ich mich verhalten? Ich war mir sicher, dass sich meine Selbstbeherrschung in Luft auflösen würde, sobald ich sie sah. Wie auf der Hochzeit. Obwohl meine Frau und meine ganze Familie anwesend waren, verschwand ich mit Chiara in ihrem Zimmer um sie zu lieben. Noch dazu jedes Mal ohne Kondom. I'm a bloody fool. Aus diesem Grund war es besser, sie nie mehr zu treffen. Denn sonst hatten Meike und ich nicht den Hauch einer Chance.
Ich kam ganz gut voran und war gegen 15 Uhr bei meinem Bruder und seiner Frau. Die Begrüßung war herzlich und ich fühlte mich sofort willkommen. Ich schrieb Meike, dass ich gut angekommen war und versprach ihr, mich am nächsten Tag wieder zu melden. Es waren noch keine anderen Gäste da. Aber Joey ließ nicht mehr lange auf sich warten und wir Brüder zogen uns in die Kellerbar zurück. Wir redeten über die Konzerte und hatten wirklich viel Spaß. Nach und nach trudelten alle Gäste ein. Ich kannte nicht viele von ihnen. Doch es war eine lustige Runde. Irgendwann nachts fragte ich Joey, was denn morgen am Programm stehen würde. Fragend schaute er mich an und sagte: „Ich weiß nicht was du meinst Jimmy, aber wenn ich ausgenüchtert bin, geht es ab nach Hause." Ich war verwirrt, gab ihm als Antwort nur ein Kopfnicken. Wie kommt es, dass Joey morgen schon wieder abreisen würde und ich aber das ganze Wochenende eingeladen war? Irgendetwas stimmte hier nicht. Da ich weder die Stimmung trüben, noch mit Paddy bei seiner Feier diskutieren wollte, beschloss ich mich überraschen zu lassen. Ich schenkte mir einen weiteren Drink ein, nahm mir eine Gitarre und fing an Paddy ein Ständchen zu singen. Irgendwann morgens löste sich die Party auf. Vollkommen betrunken stolperte ich ins Bett und schlief augenblicklich ein.

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt