Anna - Starke Emotionen

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Paddy hatte noch vereinzelt Konzerte und Termine, die er natürlich einhalten musste. Ich freute mich schon auf seine Rückkehr, denn meine Augenringe sprachen mittlerweile Bände. Gerade als ich mit Mia im Arm eingeschlafen war, weckte mich lautes Gepolter von unten. Sanft legte ich mein Baby in ihr Bettchen und hoffte, dass sie weiter schlafen würde. Ich schlich mich zur Treppe, wo mich währenddessen die schlimmsten Szenarien von Einbrüchen und Überfällen überschwemmten. Als ich mich dem Treppengeländer näherte um nach unten zu sehen, wurde mein Puls immer schneller. Ich konnte nur das leuchten einer Taschenlampe erkennen. Verdammt! Es war tatsächlich jemand im Haus. Aus Panik, schnappte ich mir den ersten Gegenstand den ich im Treppenhaus fand, um mich zu verteidigen – eine von Paddys Gitarren. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich die Treppe hinunter schlich. Das Haus war nur vom Licht des Mondes erhellt, der gerade so hell schien, dass ich zumindest Konturen erkennen konnte. Offenbar war der Einbrecher bereits bis ins Wohnzimmer vorgedrungen. Ich musste irgendwie zu meinem Handy gelangen, welches in der Küche lag. Auf den letzten Metern dorthin, leuchtet mir das grelle Licht der Taschenlampe genau ins Gesicht. Verdammt! Schnell holte ich mit der Gitarre aus, um sie dem Einbrecher über den Schädel zu ziehen. „Stop, Baby!", rief der vermeintliche Einbrecher - mein Mann. „Was machst du denn schon hier? Ich hätte beinahe eine Herzattacke bekommen!", fauchte ich ihn an und war gleichzeitig erleichtert, dass es Paddy war. „Sorry, die Glühbirne ist kaputt und ich hab mit meiner Tasche die Vase von der Diele gestoßen." Wir nahmen uns in die Arme und küssten uns. „Ich dachte schon, es ist weiß Gott wer hier eingebrochen." „Und da denkst du, dass du dich mit meiner Gitarre verteidigen kannst?", fragte er mich amüsiert. „Das war das erste, das mir in die Hände gefallen ist und ich bin mir sicher, es hätte funktioniert", antwortete ich gespielt siegessicher. „Aber dein Glück ist vielmehr, dass Mia nicht wieder wach ist. Die letzte Woche war der Horror." „Sorry, Honey. Aber jetzt bin ich ja da und nehme dir unser Mäuschen ab", sagte er schuldbewusst. „Ich würde einfach nur gerne einmal ein paar Stunden am Stück schlafen." Paddy küsste mich auf die Stirn. „Dann lass uns ins Bett gehen, das Chaos beseitige ich morgen, wir haben ohnehin keine Glühbirnen mehr." Ich ließ mich erschöpft ins Bett fallen und schlief sofort ein, doch nur eine Stunde später, meldete sich der kleine Schreihals wieder. Paddy schlief wie ein Stein neben mir. Nach einem kurzen Seufzen, stand ich auf und zog meine Runden wieder mit Mia. Irgendwann früh morgens, als sie wieder einschlief, fand auch ich noch ein paar Stunden Schlaf. Während die Kinder in der Schule waren, brachte ich das ganze Haus auf Vordermann. Zum Glück kümmerte sich Paddy um Mia und war mit ihr in den Garten gegangen. Es war für Anfang Oktober immer noch ziemlich warm. Als ich Liam und Emma von der Schule abholte, erzählten sie mir, dass sie von Chayenne-Luna, einer Mitschülerin, zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wurden und sie unbedingt dort auch übernachten wollten. Die Beiden waren ganz aus dem Häuschen und ich freute mich für die Zwei, dass sie in der Schule nun viele Freunde hatten. Aber leider wusste ich in dem Moment auch, dass ich meine Kinder enttäuschen musste, da dieses Wochenende schon seit Langem verplant war und ich auch die Eltern von Chayenne-Luna noch nicht kannte. Sie sind gerade erst her gezogen. Ich habe ihre Mutter zwar schon einmal gesehen, aber die sympathischste Frau war sie mir vom ersten Eindruck nicht. Daher kam es für mich auch nicht in Frage, dass die Beiden dort übernachteten. Ich überlegte lange wie ich es ihnen sagen sollte und verlor mich etwas in meinen Gedanken. Nachdem mich Emma zum gefühlten hundertsten Mal fragte, war meine Antwort klar: „Kinder, es tut mir leid, aber dieses Wochenende wird das nichts werden, wir fahren auf die Familienfeier zu Onkel Joey. Da müssen wir früh los um rechtzeitig dort zu sein und außerdem kenne ich die Mama von Chayenne-Luna noch gar nicht, da ist mir nicht wohl dabei, wenn ihr dort übernachtet. Emma bettelte immer weiter, aber als sie merkte, dass es keinen Sinn machte, begann sie furchtbar zu schimpfen. Auch Liam stimmte sofort mit ein.
„Du bist die gemeinste Mama der Welt, ich hasse dich! Das ist so unfair von dir!"
Als auch mein nächster Erklärungsversuch nichts brachte, entschied ich mich dafür, die Situation im Moment auf sich beruhen zu lassen und am Abend noch einmal mit ihnen zu sprechen, wenn sie sich etwas beruhigt hatten. Die übrige Heimfahrt war geprägt von schweigen, geschluchzte und gelegentlichen Überredungsversuchen. Ich wusste, dass ich stark bleiben musste und mich nicht von den Tränen erweichen lassen durfte. Die Entscheidung war die Vernünftigste, alles andere wäre mit Stress verbunden und unsinnig gewesen. Es waren viele Kilometer die wir zurück zu legen hatten und mit Mia im Auto mussten wir auch einige Pausen mehr einplanen. Auch wenn sie mir leid taten und ich es kaum mitansehen konnte sie so traurig zu sehen, musste ich konsequent sein. Als wir zuhause ankamen, sprangen die Zwillinge aus dem Auto und knallten die Autotüren zu. Auch ich war ziemlich genervt von der Jammerei und mein Schlafentzug trug das seinige dazu bei.
Paddy, der gerade im Garten das Holz hakte, schaute verdutzt auf und fragte die Kinder was denn los sei. Emma brach augenblicklich wieder in hysterisches Geschrei aus und Liam erzählte, dass ich die blödeste und gemeinste Mama der Welt sei, weil sie nicht auf die Geburtstagsfeier gehen durften. Paddy war etwas überrascht über Liams Ausdrucksweise. Mit einem unterdrückten Lachen ermahnte er ihn, nicht so über seine Mama zu sprechen. „Buddy, sag mir doch mal was los war, vielleicht können wir das klären." Liam erzählte ihm die Geschichte, Paddy begann zu schmunzeln und meinte dann: „Ach was, das ist doch kein Problem. Natürlich könnt ihr auf die Geburtstagsparty gehen und dort übernachten. Wir holen euch von dort ab und fahren weiter zur Familienfeier. Und wenn wir etwas später ankommen, ist das sicher auch kein Problem." Er blickte mich mit einem Lächeln an und meinte: „Alles klar Baby, das machen wir schon. No stress, easy going." Ich starrte ihn fassungslos an und merkte wie die Wut in mir hoch kroch. Hatte er tatsächlich gerade „easy going" gesagt? Ich musste sehr viel Selbstbeherrschung an den Tag legen, um nicht vor Emma und Liam zu explodieren und ihm an die Gurgel zu gehen. Als die Beiden freudestrahlend ins Haus hopsten und in ihren Zimmern verschwunden waren, sprudelte es aus mir heraus: „Was hast du dir denn dabei gedacht? Wieso machst du so was? Wenn ich etwas nicht erlaube, dann hat das seine Gründe und da kannst du nicht einfach ja sagen und es ihnen erlauben. Schon gar nicht, ohne vorher mit mir darüber gesprochen zu haben! So funktioniert das nicht!" Sein verdutzter Blick verriet mir, dass er überhaupt keine Ahnung hatte was gerade passierte und wovon ich sprach. Er lächelte mich schief an und ich fühlte mich so gar nicht ernst genommen von ihm, was mich noch wütender machte. „Baby, ganz ruhig. Es ist doch nichts dabei, sollen die Beiden doch dort übernachten und wir holen sie dann einfach ab. Ich sehe kein Problem. Worüber regst du dich denn so auf?" Ich konnte es nicht fassen und funkelte ihn an. Wenn Blicke töten könnten, wäre er auf der Stelle umgefallen. „Kein Problem, kein Problem!!", schrie ich ihm nahezu entgegen. „Verstehst du das wirklich nicht, oder willst du es nicht verstehen? Du kannst nicht einfach meine Entscheidungen kippen, wenn ich einmal Nein gesagt habe. Das untergräbt meine Autorität! Es sind meine Kinder und ich entscheide was sie machen und was nicht und schon gar nicht werde ich sie bei irgend welchen Fremden übernachten lassen!" Ich war so in Fahrt das die Worte einfach so, ohne nachzudenken, meinen Mund verließen. „Aber gut, woher sollst du denn so etwas auch wissen, du bist ja nicht ihr Vater!" Als ich den Satz ausgesprochen hatte, bereute ich es augenblicklich und ich hätte die letzten Sekunden am Liebsten gelöscht. So hatte ich es überhaupt nicht gemeint. Paddy war von Anbeginn mehr Vater für meine Kinder als es ihr eigener jemals war. Es tat mir so schrecklich leid, so etwas Niederträchtiges gesagt zu haben. Paddy starte mich entsetzt und wütend zugleich an und noch bevor ich mich dafür entschuldigen konnte, schrie nun er mich an: „Ach ja, ich bin nicht ihr Vater? Also verstehe ich das richtig, nachdem du ja glaubst ich bin ein Idiot: Auf dem Papier darf ich ihr Vater sein und in der Öffentlichkeit heile Welt spielen, aber sonst soll ich mich aus allem raus halten weil es deine Kinder sind? Was ist mit Mia? Habe ich hier ein Mitspracherecht, weil ich ja schließlich bei ihrer Zeugung dabei war und das offenbar einen Vater ausmacht, oder will Madame da auch alleinige Entscheidungsmacht? Nur so, damit ich meine Rechte in Zukunft kenne. Wie hast du dir das denn vorgestellt? Naja, vielleicht warst du ja doch nicht so unschuldig an dem Drama mit Marc, wie du es immer darstellst." Autsch, diese Worte haben gesessen, aber bevor ich etwas erwidern konnte und der Streit eskalierte, drehte sich Paddy um und ließ mich im Garten stehen. Bis zum Abend hatte ich ihn nicht mehr gesehen, da er sich in seinem Musikzimmer verschanzt hatte. Wahrscheinlich war das auch gut so, damit sich die Gemüter wieder etwas abkühlten. Ich machte mir einen Gin Tonic und setzte mich in den Garten, um mich zu beruhigen und über diese blödsinnige Auseinandersetzung nachzudenken. Das war also unser erster richtiger Streit. Meine Unsicherheit kam in mir hoch und ich stellte alles in Frage. Hatte ich ihn mit dieser unnötigen Bemerkung vergrault? Würde Paddy mir mein unbedachtes Gerede verzeihen? Es tat mir so unendlich leid, so etwas gesagt zu haben, weil ich nicht einmal im Traum so darüber dachte. Dicke Tränen kullerten über meine Wangen. Ich liebte Paddy so unendlich und konnte mir kein Leben ohne ihn vorstellen. Nach einiger Zeit, kam er in den Garten und setzte sich wortlos zu mir. Als ich ihn ansah, bemerkte ich seine roten Augen. Auch er hatte geweint. Ich warf ihm einen schuldbewussten Blick zu und fasste mir ein Herz, mich als Erstes bei ihm zu entschuldigen. „Es tut mir so unglaublich leid! Natürlich bist du in Erziehungsfragen voll integriert, wir müssen nur miteinander darüber sprechen. Die Kinder sollen uns ja nicht gegeneinander ausspielen. Ich war einfach vollkommen übermüdet und bitte glaube mir, wenn ich sage, dass es absoluter Blödsinn war, was ich vorhin von mir gegeben habe. Du bist der beste Vater für unsere Kinder. Alle drei. Ich wollte dich nicht verletzen. Paddy konnte mir nur zustimmen und auch er entschuldigte sich für das Gesagte. Er nahm meine Hand: "Baby, das war unser erster richtiger Streit und ich finde, das haben wir gut gemeistert." Paddy grinste mich an und auch ich musste lachen, denn natürlich löste er auch diese Situation, auf ziemlich charmante Weise - so wie immer. Da es langsam kühl wurde, gingen wir ins Haus. Die Kinder schliefen bereits, weil Paddy sie zuvor ins Bett brachte. Das befeuerte mein schlechtes Gewissen erneut. Paddy wusch gerade unsere Gläser ab, als ich von hinten an ihn heran trat und ihn umarmte. Ich küsste seinen Nacken und knabberte an seinem Ohrläppchen. Schnurstracks drehte er sich um und küsste mich voller Leidenschaft. Paddys Küsse bahnten sich ihren Weg über meinen Hals bis hin zu meiner Bluse. Mit einem Ruck, riss er diese auf, so dass sämtliche Knöpfe wild in der Luft herum flogen. Schnell öffnete ich seinen Gürtel und die Hose. Er hob mich auf die Kochinsel und spreizte meine Beine mit den seinen. Da ich einen Rock an hatte, musste er mich nur mehr von meinem Höschen befreien. Er wanderte eine Etage tiefer und verwöhnte mich mit seiner Zunge. Erregt und erfüllt voll Lust, stöhnte ich laut auf. Er konnte Dinge mit seiner Zunge anstellen, die sämtliche Vorstellungskraft verschwimmen ließen. Nachdem ich einen ersten Höhepunkt erlebte, drang Paddy tief in mich ein. Er bewegte sich mal schnell und mal langsam. Ich schlang meine Beine fest um ihn. Wir sahen uns tief in die Augen, als wir beide fast gleichzeitig kamen. Paddy küsste mich noch einmal voller Leidenschaft, bevor er sich aus mir zurückzog. „Baby, wenn das, dass Resultat eines Streites mit dir ist, werde ich künftig öfter welchen anzetteln", witzelte er nach unserem kleinen Abenteuer in der Küche.

Ein paar Wochen später, lud ich Chiara zu einem Mädels Wochenende zu mir ein. Sie konnte die Ablenkung wirklich gut gebrauchen. Es waren seit dem Cut mit Jimmy sechs Wochen vergangen und sie war immer noch am Boden zerstört. Ich bereitete für uns beide einen Cocktail vor. „Ich hoffe ich schlafe davon nicht gleich ein. Ich bin seit ein paar Wochen ständig Müde. Ich denke, die Geschichte mit Jimmy hat sich auch auf meine Psyche niedergeschlagen", kommentierte Chiara. Sofort meldete sich mein Schwangerschaftsradar, denn Müdigkeit kannte man von Chiara nie. „Sag mal, ist dir vielleicht auch schlecht oder hast du ein Ziehen in den Brüsten?" Meine beste Freundin sah mich an, als hätte sie einen Geist gesehen. „Was? Nein!" Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, wann sie das letzte Mal ihre Periode hatte. Ihre Reaktion verriet sie sofort. Sie wurde kreidebleich. Um sofort Klarheit zu schaffen, rief ich Paddy an, der ohnehin gerade unterwegs war. „Hey Süße, was gibt's?" „Ähm Schatz, tust du mir einen Gefallen und springst noch kurz in die Apotheke." „Klar, geht's dir nicht gut?" „Doch. Du müsstest bitte einen Schwangerschaftstest besorgen, am besten den, mit Wochenanzeige." „Du bist schwanger?", fragte er hoffnungsvoll. Doch ich musste ihn sofort enttäuschen: „Nein, Chiara ist hier." Die Stille am anderen Ende der Leitung verriet mir bereits, dass Paddy stinksauer war. „Ich bring ihn um!" Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, legte er auf. Als Paddy nachhause kam, kochte er vor Wut. Kommentarlos drückte er mir den Test in die Hand und verschwand in sein Arbeitszimmer. Ich schickte Chiara auf die Toilette und ging Paddy nach. „Schatz, rede mit mir", forderte ich ihn auf. „Im Moment fehlen mir echt die Worte. Wie könnte denn die Situation bei Jimmy und Chiara noch beschissener sein? Und wie dämlich kann man sein, nicht einmal zu verhüten und seine Affäre zu schwängern?" „Wir wissen doch noch gar nicht, ob sie tatsächlich sein Baby erwartet. Lassen wir Chiara den Test machen und danach überlegen wir uns etwas." Ich drückte Paddy noch einen Kuss auf die Wange und ging zu Chiara zurück. Nach nicht einmal fünf Minuten hatten wir zwei blaue Striche auf dem Test. Sie war eindeutig schwanger. Achte oder neunte Woche. Augenblicklich brach meine Freundin in Tränen aus und ich versuchte sie, so gut es ging, zu trösten. Natürlich wusste ich, dass alle meine Worte ins Leere liefen, denn die Realität sah nun einmal so aus, dass mein Schwager sich für seine Familie und gegen Chiara entschieden hatte. Vermutlich würde auch ein Kind daran nichts ändern. Paddy war außer sich. Diese Situation setzte auch ihm zu. Nachdem ich Paddy wieder eingebremst hatte, sicherte ich Chiara unsere volle Unterstützung zu. Sie fiel uns beiden in die Arme und verzog sich gleich danach mit Mia zu Liam und Emma ins Spielzimmer. „Was hast du für einen Plan, Baby? Wie denkst du können wir ihnen helfen?", wollte Paddy wissen. „Naja, zumindest können wir ein Treffen für die Beiden einfädeln. Sodass sie es ihm sagen kann. Und danach werden wir sehen. Was hältst du davon, wenn wir eine Geburtstagsparty für dich schmeißen? Jimmy wäre bestimmt gerne dabei." Mein Mann überlegte kurz. „Das ist eine gute Idee. So machen wir das. Es sind immerhin noch fünf Wochen, also genug Zeit zu planen." Auch Chiara war mit dieser Idee einverstanden. 

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt