Anna - Neue Bekanntheit

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Zuhause packte ich rasch meine Tasche aus und machte mich auf den Weg zu meinen Eltern um Liam und Emma abzuholen.
"Sag mal Liebes, kann es sein, dass du einen Freund hast?", überrumpelte mich meine Mutter bereits an der Haustüre. Ich wurde augenblicklich knallrot. Mit meiner Mama wollte ich bei aller Liebe nun wirklich nicht über mein Liebesleben sprechen. Aber beharrlich wie sie war, erwartete sie eine Antwort von mir. „Ja, Mama es gibt da jemanden, aber es ist noch ziemlich frisch." „Wusste ich es doch! Ich kenne doch mein Mädchen, wenn sie Herzchen in den Augen hat", freute sie sich. Mama und Papa waren nie sonderlich große Fans von Marc, deshalb waren sie auch nicht schockiert als ich mich von ihm trennte. Meine Mutter sagte immer: das Einzige, dass Marc je gut auf die Reihe brachte, waren unsere beiden Schätze. Meine Eltern waren Großeltern aus Leidenschaft. Sie liebten meine Kinder und Emma und Liam, liebten sie abgöttisch. Ich wusste, dass sie bei meinen Eltern immer in den besten Händen waren.
Zuhause angekommen, tratschte ich noch kurz mit Liam und Emma, wie das Wochenende war, ehe Sie ins Bett gingen. Um mir die Wartezeit auf Paddys Anruf zu verkürzen, beschloss auf meinem Handy, noch ein wenig Nachrichten und den neuesten Gossip zu lesen. Als ich meinen Google Browser öffnete, verschluckte ich mich beinahe an meinem Drink: Michael Patrick Kelly: er hat bereits eine Neue, Paddy Kelly: verließ er für SIE seine Frau, Neue Liebe, neues Glück? Paddy Kelly im Liebestaumel. Das waren nur ein paar der Schlagzeilen die mir entgegen schmetterten. Mir wurde augenblicklich speiübel. Hatte er sich deshalb noch nicht gemeldet? War ihm das ganze doch zu viel? Sollte unsere Geschichte vorbei sein, bevor sie überhaupt richtig begann? Diese Schlagzeilen konnte er gerade jetzt nicht gebrauchen. Ich wurde etwas panisch. In diesem Moment klingelte mein Handy. Paddy! Wollte er nun sagen, dass alles aus ist? Dass er es bereut, je etwas mit mir angefangen zu haben? Reiß dich zusammen, Anna! Du wirst es nie erfahren, wenn du nicht ran gehst. „Hallo?", ich hob mit leicht zittriger Stimme ab. „Hey Baby", mir fiel augenblicklich ein Stein vom Herzen - er nannte mich noch immer Baby. „Es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst bei dir melde, ich hatte heute einige Dinge zu klären..." „Paddy, ich habe es gelesen", unterbrach ich ihn. „Es tut mir so leid, Anna, mein Management und ich haben den ganzen Tag versucht den größten Schaden noch abzuwenden und weitere Berichte zu unterbinden. „Es tut ihm leid? Ich merkte, dass ich mir völlig umsonst Sorgen machte. „Glaub mir, ich wollte nicht, dass das jetzt schon raus kommt, vor allem nicht so. Ich habe mein Privatleben immer geschützt. Natürlich werde ich mich dazu bei der Presse nicht äußern." „Paddy, mach dir keine Sorgen, man kann mich auf diesen Fotos ohnehin nicht erkennen und da ich keinen Promistatus genieße, werden sie bestimmt nicht weiter nachbohren." Naiv wie ich war, glaubte ich das tatsächlich. „Ich wünschte, du könntest bei mir sein." Paddy und ich waren gerade einmal zwölf Stunden voneinander getrennt und ich vermisste ihn bereits. „Ich weiß. Es geht mir genauso. Ich zähle bereits die Stunden, bis wir uns wieder sehen. Wir hören uns morgen wieder! Schlaf gut, Honey!" Das Telefonat hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Natürlich machte mir die Presse immer noch Sorgen, doch war ich mir jetzt auch sicher, dass Paddy zu uns stand. In der darauffolgenden Woche kehrte der Alltag wieder ein. Ich ging zur Arbeit, brachte die Zwillinge in die Ferienbetreuung, holte sie wieder ab und danach unternahmen wir meistens noch etwas mit Chiara. Paddy schrieb mir in jeder freien Minute. Abends telefonierten wir. Diverse Klatschblätter wollten ihm noch immer ein Statement entlocken. Er blieb dabei keine Auskunft über sein Privatleben zu geben. Paddy hatte beinahe jeden Abend ein Konzert und tingelte von Stadt zu Stadt. Das verband er oft damit, um bei Radiostationen sein Album zu promoten. Nach der ersten Schulwoche von Liam und Emma, fuhren wir gemeinsam mit Chiara in einen Vergnügungspark. Der Tag war toll und ich beschloss Paddy ein paar Fotos zu schicken. „Na, du vermisst deinen Kerl mittlerweile ganz schön", ertappte mich Chiara gedankenverloren." „Ja, das tue ich. Gerade jetzt, wo der ganze Mist mit der Presse läuft... und..." „...und der Scheidungstermin kurz bevor steht?", vollendete sie meinen Satz. „Ja genau Chiara. Ich hätte ihn einfach gern an meiner Seite." Chiara umarmte mich und wir sammelten Emma und Liam ein, da es Zeit wurde nachhause zu fahren. Nachdem Liam und Emma im Bett waren, schnappte ich mir mein Tablett und startete YouTube. Ich ließ meine Playlist abspielen und legte mich in mein Bett. Morgen war endlich der Scheidungstermin und ich hoffte, dass alles glatt lief. Ich hatte Marc schon einige Zeit nicht gesehen und wenn nur kurz, als ich Liam und Emma zu ihm brachte. Bereits bei der Trennung stellte ich ihm ein Ultimatum - entweder er würde mit dem Trinken aufhören oder die Beiden eine lange Zeit nicht sehen. Zum Glück nahm er sich das zu Herzen, denn ich hätte den Zwillingen nur ungern den Vater vorenthalten, jedoch hätte ich sie nicht zu ihm bringen können, wäre ich mir nicht sicher, dass sie gut aufgehoben waren. Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, es war Paddy. „Hallo Süße, wie geht's dir?" Ich war so froh ihn zu sprechen. „Hey Babe, alles klar bei mir", flunkerte ich ihn ein wenig an. „Danke, für deine Fotos heute. Sah nach einer Menge Spaß aus. Deine Beiden sind dir ja wie aus dem Gesicht geschnitten, wunderschöne Kinder." Ich musste grinsen. „Vielen Dank, Kelly. Du fehlst mir." „Du mir auch, Baby! Deshalb würde ich mich freuen, wenn du auf mein Abschlusskonzert nächsten Samstag nach Dresden kommen würdest." "Natürlich komme ich! Ich muss nur vorher mit meinen Eltern abklären, ob sie Emma und Liam das Wochenende übernehmen." „Ich kann es kaum erwarten dich zu sehen!" „Ich wünsch dir eine gute Nacht, Paddy. Hab süße Träume." Gute Nacht Honey und morgen Toi, toi, toi... es wird alles gut werden." Er dachte tatsächlich daran! Vor ein paar Wochen, sprachen wir kurz darüber. Das beeindruckte mich wirklich. Es gab mir auch viel Kraft, speziell für den morgigen Tag. Früh morgens brachte ich die Zwillinge in die Schule und fuhr direkt zum Gericht. Ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl und hoffte, dass Marc ohne Drama seine Unterschrift auf das Scheidungsurteil packte. Ich war etwas zu früh dran und zündete mir vor Nervosität eine Zigarette an. Eigentlich rauchte ich seit über zehn Jahren nicht mehr. Um noch einmal die Zeit zu checken, sah ich auf mein Handy und entdeckte eine Nachricht von Paddy: Honey, ich hoffe du bist nicht allzu nervös! Du packst das schon und dann beginnt dein neuer Lebensabschnitt :) Kuss Paddy. Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Na, so gute Laune?", quatschte mich Marc mit einem gehässigen Unterton von der Seite an. Sein Ego war von der Trennung noch immer schwer angekratzt. Als ich ihn ansah, wurde mir schlagartig klar, dass ich definitiv fertig war mit ihm. Erstaunlich, wie schnell eine langjährige Liebe doch vorbei sein konnte. „Hallo Marc", gab ich ihm trocken zurück und steckte mein Handy wieder in die Tasche. Marc und ich hatten uns auf Besuchszeiten jeden Zweite Wochenende, für die Kinder geeinigt. Da wir zum Glück, keine großen Vermögenswerte in die Ehe brachten und ich auf sämtliches Inventar verzichtete, war man sich schnell einig und wir unterschrieben die einvernehmliche Scheidung, die dank eines Verzichts, sofort rechtskräftig war. Beim Verlassen des Gerichtsaals, atmete ich tief durch. Nun war ich also wieder frei, es fühlte sich toll an. „Anna, können wir kurz reden?" Ich vermutete, dass Marc mit mir über die genauen Besuchszeiten sprechen wollte, doch stattdessen: „Anna, es tut mir leid. Du hattest Recht, das mit uns beiden konnte keine Zukunft mehr haben. Ich war unglücklich und deshalb fing ich auch zu Trinken an." Ich sah ihn verdutzt an. Noch nie hatte sich Marc einen Fehler eingestanden. „Ok, das ist neu, Marc. Dann würde ich sagen, bemühen wir uns um einen respektvollen Umgang auch im Sinne unserer Zwillinge." „Ich bin ganz deiner Meinung, Anna. So regeln wir das." „Möchtest du Emma und Liam vielleicht gleich dieses Wochenende zu dir nehmen? Du hast sie ja doch eine Zeit lang nicht gesehen." Marc willigte freudig ein und wir vereinbarten, dass er die Beiden am Freitag nach der Arbeit abholte.
Da ich noch gut zwei Stunden bis Schulschluss Zeit hatte, nutzte ich diese, um etwas neue Unterwäsche einzukaufen. Mein Plan war es, Paddy bereits am Freitagabend in Leipzig zu überraschen. Ich fand tatsächlich ein paar scharfe Teile und packte diese in meinen Koffer. 

Butterflies in my BellyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt