Monster

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Wie eine Traube dicht verschalt,
von süßer Sonne angestrahlt -
nur langsam in mich dringend -,
wie blutleer schein ich, ein Skelett,
nur wenig Muskeln, wenig Fett,
sowie nicht Liedlein singend.

Das Kleid ist grau, Blutrot nicht wahr,
als fehlte etwas, sonderbar,
verdünnt vielleicht, in Klumpen.
Dem Menschen liebevoll wohl gab
der große Gott, was ich nicht hab,
ich armer Lump in Lumpen.

Wo feine Finger man erwart',
und schlaue Augen, offenbart
sich Schönheit sehr selten.
Sie bohren, wo gestreichelt wird,
und kratzen blutig, wo geziert
sich die, die wir nicht schelten.

Mein Zorn ist nicht zum Gut' gericht',
sein Ziel versteht mein Streben nicht,
wenn ich zerfahr', zerstiebe.
Das fremde Leuchten leuchtet kaum
in meines kalten Geistes Raum,
der Seele, suchend Liebe.

Wie Eis, so kalt, der Ödnis Grund,
ihr seht mich, seelisch ungesund,
so bitter brennt die Kälte.
Was ich kaum sehn kann, euch verschreckt,
als Schand und Schatz im Wesen steckt,
jedwede Wärm vergällte.

Mein Durstempfinden trocken liegt,
die klassisch Quelle ist versiegt
in mir, Essenz der Sonne.
Ich trinke, doch weiß nicht wofür,
du kannst nichts sehen, wenn von dir
sollt wachsen Saat der Wonne.

Erdacht ist längst ein Knochengrab,
gebrochen über uns der Stab,
wie Knochen vor dem Feuer.
Aus fruchtlos Asche soll entstehn
ein Nichts, zu oft in uns gesehn,
das rational nicht teuer.

Aus Fehlern wächst ein Lebensleib,
von Gunst geklebt, ob Mann, ob Weib,
mal gut, mal schlecht, doch wertig.
Doch tanzt der Tod mit Antlitz mein',
ich muss ein schwarzes Monster sein,
kein Lichtschein gegenwärtig.

Sein Sang, der schreit, sein Kuss ein Biss,
sein Licht entfacht die Finsternis;
erkennt man, was sein Wesen?
Ein Monster, wenig filigran,
der guten Norm nicht untertan,
nie krank, doch ungenesen.

So solitär sie Segen sei,
die absolute Tyrannei
von unsrer guten Sitte,
marschieren wir im feinen Schritt
und reißen mich mit Sanftmut mit,
als ob man nimmer stritte.

Es kündet kläglich, primitiv
im Fühlbarn flach, im Geiste tief
der Rabe Nachtigallen
vom Liede, was er nicht versteht,
vom Worte, was im Wind verweht,
aus dem Gesang gefallen.

Er hört dem Liede lauthals zu,
verhört drei Dinge, eines du,
was wohnt in unsren Winden.
Er reißt die Zecken grausam aus,
mit Härte, Mut zum Freiheitsgaraus,
wo Vöglein viel' verschwinden.

Von Monstern als Leviathan
mit einem zornig Flammenzahn
und all den Tyranneien
verzückt, gepeinigt wird die Mass,
zumeist verschließt ohn' Unterlass
sie Monster, dass sie schreien.

Nur, da der Mensch auch Monster ist,
sprich: ihrer Jäger gern vergisst,
ein' Kern der Menschlichkeiten,
so wehret der Infernowut,
mitunter tut ein Monster gut,
so solln sie uns begleiten.

Und nur ein Monster voll vermag
zu schwärzen eines Monsters Tag,
wozu wir stets imstande,
erblickt kein Leben in dem Tod,
ein Gift in einem Antidot,
im Monster - Guter Lande.

Ein jeder harter Teufel weint,
und beinah üb'rall Sonne scheint,
ein Herz im Herzenslosen,
ein Aug, den Tauben zu Gesicht,
der Blinde hört, was man so spricht;
ach Dornen in den Rosen.

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt