Dein Antlitz zieren Qualen,
aus Säur' und Bitternis,
das Blut der Seelenschalen
verfließt, du's Raubtiers Riss;
mit scherenscharfen Pranken
und Wort, dess' Zahn verzehrt,
wie Sporen in die Flanken,
dich Volk wie Welt verheert.Du stöhnst von Messers Stößen,
dass Boden dich beschmutzt -
die du, gewiss im Bösen,
an Brüdern selbst benutzt.
Mit Schwerlastbürd beladen,
von Scham und Schuld, nimm an
des Höchsten Trost im Schaden,
der kennt deins Schmerzens Bann.Seins Hauses Tür ist offen,
willkomm' fürwahr, wer weint -
erbricht er, was gesoffen
an Blut vom Freund, vom Feind.
Mit Mut dem Mark und Eisen
dem selgen Pflug beschenkt,(1)
mit blutlos Trank und Speisen
sei anstatt schmerzbeschränkt.1) Blut- und Arbeitsmetapher; Schwerter zu Pflugscharen
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Der letzte Sommer
PoezjaDer letzte Sommer - wird er ein trüber? Ist er sonnenklar und löst er sich in grauen Schwaden auf? Strahlt er in allem Glanz, wenn er kaum mehr glänzen kann? Ist er vielleicht auf seine eigene Art immer der Schönste? Der letzte Sommer - war er ein t...