Fall

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Aus schwarzem Stein, verschmiert, verschmutzt,
ein Brunnen, brackig ruht sein Sterben,
dem niemand in dies' Tiefe trutzt,
vom Leben fiel ich ins Verderben.
Wann ich gekippt, das weiß ich kaum,
bloß bleiben bis zum letzten Grauen,
vielleicht Sekunden noch, kein Traum
in dunkler Nacht, kein Schlaf, kein Schauen.

Ich stürze, finde keinen Halt
an glitsch'ger Wand, Geschickes Leiter.
In Furcht und nassem Wind wird kalt,
wie's kalt nur wer'n kann, nichts wärmt - weiter.
Doch Rost von Nägeln nimmt sich Blut
und speist verschmierte Wänd' mit Schrecken.
Und keimte Hoffnung, wär kein Mut,
ich muss mich hin zum Sterben strecken.

Ach guter Gott, so halt mich fest,
bewahr mich vor dem Fluch und Wunden,
wenn Welt und Leben fallen lässt,
von Wind, Furcht, Kälte, Schmerz zerschunden.
Oh, bitte stumpf die Nägel ab,
die kalten Splitter, die ich streife,
so eng der Brunnen, passt bloß knapp,
oh heil' die Wund', mit der ich greife.

Weil's mich nach Zuversicht verzehrt,
zerschreit mein Herz sich wie die Spatzen.
Lass nicht vergessen, was gelehrt,
lass alles schnell und bald zerplatzen.
Im Schmerze taub und blind, erbitt' ich
mit Mühe, wenn ich schrei und schnauf
der stärksten Taube Friedensfittich,
weich heilge Hand: "Ach fang mich auf."

Der letzte SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt