2 - Erwischt

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Der Wald erstreckte sich noch immer endlos.
Seit zwei Tagen war ich schon unterwegs und mein Proviant würde höchstens noch für einen weiteren Tag reichen.
Ich hatte versucht Fallen aufzustellen, doch der Wald schien leer zu sein. Die Beeren zu Essen traute ich mich nicht, denn ich wusste nicht welche verzerhrbar waren und welche nicht.
Und obwohl ich auf den Bäumen schlief und keine Gefahr wittern konnte, wusste ich doch von den Geschichten was passieren würde, wenn ich mich dazu entscheid auf dem Boden zu schlafen.
Die Erde würde mich verschlingen. Still und ohne es zu merken, wäre ich binnen weniger Minuten begraben.
Vielleicht hätten mich Zweifel plagen sollen, ob meine Amme Orubina mir damals nicht nur Angst einjagen wollte im Unterricht, als sie mir die Wälder unseres Landes näher bringen wollte.
Doch ich wusste mit Sicherheit, dass es passieren würde.
In diesen zwei Tagen bin ich mehr als über einen Knochen gestolpert. Einige ragten bedrohlich aus dem Waldboden auf und ich wollte nicht wissen wieviele im verborgenen lagen.
In meine Gedanken vertieft schlenderte ich weiter durch den Wald und zog zitternt meinen Mantel enger um mich. Es wurde immer kälter, denn ich hatte keine Wahl. Ich musste nach Norden.
Dort war ein Dorf. Es war auf der Karte gekennzeichnet, welche ich mir eingesteckt hatte. Ein winziges Dorf, kaum der Rede wert, aber auf neutralem Boden. Und weil es so klein und unbedeutend schien, war es sowohl dem Sonnenreich als auch dem Sternenreich nicht von Bedeutung.
Lange würde ich da nicht bleiben können, aber es wäre ein Anfang.
Je näher die Nacht rückte, desto stechender wurde die Kälte. Ich fragte mich kurz, ob ich ein Feuer riskieren könnte, doch verwarf den Gedanken direkt wieder. Es war zu riskant.
Ich beschloss mich zusammenzureißen und einen Baum zu suchen auf dem ich die Nacht verbringen konnte.
Es dauerte nicht lange und ich fand einen auf den man mühelos hinaufkam und der breit genug war, um nicht zu stürzen.
Aber als ich gerade hinauf klettern wollte, hörte ich es.
Es war nicht der Wind, der die Baumkronen und Büsche streifte. Ich hatte zwei Tage dem Geräusch gelauscht und dieser war anders.
Ein unnatürliches Rascheln erklang durch den Wald und meine Nackenhaare stellten sich auf.
Binnen weniger Sekunden war ich hochkonzentriert.
Meine Hand legte sich auf meinen Dolch und ich presste meinen Körper gegen den Baum und lauschte.
Stille.
Für einen Moment dachte ich daran, meine Gedanken würden mir einen Streich spielen, doch da war es wieder.
Es war schon fast dunkel, weshalb ich kaum was erkennen konnte. Meine fae Augen waren noch nicht endgültig entwickelt, weshalb ich mich auf meinen Geruchssinn verlassen musste.
Erde und Kiefern.
Doch da war noch etwas. Ein bitterer Geruch gefolgt von Stahl und Schweiß.
Bevor ich reagieren konnte schoss ein Arm um den Baum an dem ich mich presste und packte meine Schulter. Ich wurde zur Seite geschleudert und fiel unsanft auf den harten Waldboden.
Ich sah wütend nach oben und blickte in nachtschwarze Augen. Blonde Haare stellten einen Kontrast her, der bedrohlicher nicht wirken konnte.
Farin.
Mein Herz klopfte Wild gegen meine Brust.
>>Hab dich<< sagte er mit einer raubtierhaften Stimme und grinste mich tückisch an.
Ich wollte ihm dieses Grinsen am liebsten aus seinem Gesicht kratzen.
Langsam richtete ich mich auf und studierte die Gegend.
Ich konnte weder andere riechen noch hören. Er war alleine hier, also war er sich seiner Sache sicher.
Nun war ich es die grinste. Niemand wusste von dem Geheimnis, dass Ather und ich teilten.
Er hatte mich ausgebildet und es hätte nie jemand besseren dafür geben können im gesamten Sonnenreich.
Ich sah ihm fest in die Augen und erwiderte mit honigsüßer Stimme >>Nicht mehr lange.<<
Mit wucht schleuderte ich ihm einen Stein entgegen, dem er gekonnt auswich. Es sollte als Ablenkung dienen, denn im nächsten Moment verpasste ich ihm einen Kinnhaken. Er sog überrascht die Luft ein nur um im nächsten Moment seine Faust in meinen Magen zu rammen.
Ich wich aus, aber nicht genug. Die wucht war trotzdem enorm.
>>Dafür bringe ich dich um Miststück.<< Knurrte er und packte mich an meinen Haaren. In diesem Moment zog ich meinen Dolch und rammte ihn in seinen Oberschenkel. Er schrie auf und zog mich noch fester an sich. Ein Schmerzensschrei entfuhr mir und ich zog den Dolch aus seinem Oberschenkel und brachte ihn mit einem Bein aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn mit meinem Gewicht zu Boden. Wutentbrannt trat ich gegen sein Bein. Zu spät sah ich den Dolch auf mich zufliegen. Er streifte meinen linken Arm und blieb hinter mir im Baum stecken. Ich schrie auf und sah den nächsten Schlag kaum kommen. Seine Faust traf mein Gesicht mit einer Wucht, die mir die Tränen in die Augen steigen ließ. Ich kauerte am Boden und bebte vor Wut. Ich spürte förmlich wie er es genoss, als er ein zweites mal nach mir zu greifen versuchte.
Benebelt von der Wut schien mein Körper sich von alleine zu bewegen.
Bevor er nach mir greifen konnte benutzte ich meinen gesamten Körper und verpasste ihm einen Fußtritt gegen seinen Schädel. Ich ließ ihm keine Zeit zu reagieren, sondern schnappte mir meinen Dolch und streifte seinen Bauch damit. Er schrie auf, doch ich hörte nicht auf. Denn brachte er mich zurück, dann wäre die Heirat meine kleinste Sorge. Ich hatte meinen Vater hintergangen. Von einem Mann, der seine eigene Frau hinrichten ließ kann man das schlimmste erwarten und ich war nicht erpicht darauf es herauszufinden.
Farin presste seine Hand gegen seinen Bauch und erst da erkannte ich, was ich angerichtet hatte.
Noch etwas tiefer und seine Eingeweide würden jetzt auf dem Boden liegen.
Ich wusste diese Wunde würde ihn für einige Stunden außer Kraft setzen, doch ich brauchte Tage.
Er kniete sich auf den Boden und sah zu mir hoch.
>>Ich wünschte ich könnte sagen es wäre nur die Tatsache, dass du mich zurück bringen willst. Aber das ist es nicht. Es ist durchaus etwas persönliches.<< Mit diesen Worten rammte ich ihm meinen Dolch in den Bauch und drehte daran. Es würde ihn nicht umbringen. Er war ein aufgestiegener Fae und heilte schneller als ich. Aber es würde ihn für mindestens zwei Tage aufhalten. Vorraussichtlich er schlief nicht auf dem Waldboden ein.
>>Kaleana..<< stieß er aus. Ich spürte seinen Hass in jede Faser meines Körpers eindringen und hatte für einen Moment tatsächlich angst davor, wenn er mich finden sollte. Er würde mich wieder finden außer...es gab eine Möglichkeit.
Ather Dagaan hatte es mir einst erklärt. Der Geruchssinn der Fährtenleser ist das Wichtigste an ihnen. Zerstöre ihren Geruchssinn und sie sind wertlos. Er hatte mir auch gezeigt wo und wie man das erreichen konnte ohne, dass es je wieder vollständig heilen kann.
Mir wurde übel bei dem Gedanken, doch wenn ich es nicht tat, dann würde er mich finden. Dabei wäre es egal wie weit entfernt ich bin. Ich hätte niemals Ruhe, vor allem nicht, nachdem was ich ihm angetan hatte.
Ich kramte in meiner Tasche und zog meine Haarnadel raus.
Kniend positionierte ich mich vor Farin und sah wie er eins und eins zusammen zählte.
>>Dafür bringe ich dich um.<< keuchte er und spuckte Blut.
>>Ich weiß<< erwiderte ich und stach zu.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt