7 - Vertrauen

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Die Wut in mir lies langsam nach, als ich die Worte des Fremden sacken lies.
>>Ich habe angst.<< sprach ich die Wahrheit aus. >>Alles wovor ich entfliehen wollte, holt mich nun wieder ein. Ich weiß nicht, was mich im Sternenreich erwartet geschweige denn, dass ich unbeschadet davon komme. Ich habe angst Fremder, denn du willst mir nicht einmal dein Geheimnis verraten.<< gestand ich ihm.
Er sah mir gequält in die Augen.
>>Die Ruine. Auch ich habe vor langer Zeit etwas verloren, weil Könige dachten sie wären der Schlüssel zum Überleben. Meine Schatten werden es dir Zeigen. Ich muss dich aber vorwarnen, dass ich einen Bann um deine Gedanken legen muss, damit du nichts über mich preisgeben kannst.
Bist du einverstanden damit?<< fragte er mich und bot mir seine Hand an.
Ich nickte benommen und legte meine Hand in seine.
Er schloss seine Augen und um ihn herum tanzte die Dunkelheit.
Sie stieg hinauf und umschlang uns beide. Ich fühlte den Schmerz, bevor meine Sicht verschwamm.

Der Fremde saß nicht mehr vor mir, stattdessen stand ich auf einem roten Feld. Erst beim zweiten hinsehen erkannte ich, dass der Boden blutgetränkt war. Überall lagen Leichen und die Häuser brannten noch immer.
Ich drehte mich im Kreis und blickte schockiert in tote Gesichter.
Ein Dorf war es in dem ich mich befand. Die Trauer in mir breitete sich aus und die Tränen flossen mir die Wange hinunter, ohne zu wissen für wen ich weinte. Im Augenwinkel sah ich, wie eine Gestalt die Lichtung betrat. Er zog seine Kapuze hinunter und offenbarte seine vom Mond geküssten Haare. Die goldbraunen Augen weit aufgerissen sah er hektisch um sich. Hätte ich die Verzweiflung beschreiben müssen, dann würde ich an dieses Bild denken, an diesen Mann, der umringt von Tod und Schmerz mit einem schimmer von Hoffnung in seinen Augen, nach etwas suchte.
Er bewegte sich in Richtung eines Gebäudes. Es war die Ruine in der wir uns das erste mal begegnet waren.
Zitternt kniete er sich hin und ich wusste welchen Schmerz er hier nun mit mir teilen wollte.
Behutsam legte er den Kopf einer jungen Frau auf seinen Schoß.
Er streichelte ihre noch zarten Wangen und sah ihr in die weit aufgerissenen Augen. Stille Tränen weinte er und verhaarte einige Augenblicke, während seine zitternde Hand auf ihren Haaren verweilte. Er strich ihr ein letztes mal über ihre porzellanweiße Haut und befreite ihr Gesicht von ihrem blutgetränktem Haar.
So schloss er ihre Lider, brüllte gen Himmel und als der letzte rest Hoffnung aus seinem Körper wich, schaute er auf.
Er blickte in Richtung des Trümmerfeldes vor ihm, nahm ihren Kopf behutsam in seine Arme und begann die Suche nach ihrem Körper.
Der Schmerz in meiner Brust betäubte mich. Ich sah ihm wenige Momente zu, als mich auch schon ein sog wieder zurück in die Wirklichkeit katapultierte.

Ich weinte stille Tränen, während ich in seine Augen sah. Er wirkte beherrscht und sah an mir vorbei auf das Wasser.
>>Meine Dunkelheit verändert die Beschaffenheit einer Sache. Ob innerlich oder äußerlich, sobald ich es mir vorstellen kann, geschieht es.
Der Wald der Stille ist mein Werk.
Niemand sollte je wieder Ruhe auf diesem Grund und Boden finden. Nicht dort, niemals.
Die Ruine war der Ort, an dem wir uns die Ewigkeit geschworen hatten. Das einzige, dass ich nicht einreißen wollte.<< gestand er mir.
Verblüfft sah ich ihm in die Augen. >>Solch eine Macht kann niemand besitzen und wenn doch. Wie kann es sein, dass du hier sitzt und nicht dem König unterstellt im Sternenreich?<<
fragte ich.
Erwartungsvoll blickte er mir in die Augen und schien auf etwas zu warten.
Die Erkenntnis, die mich im nächsten Moment traf, schockierte mich.
>>Du bist...<< stockte ich und sah mit verschleiertem Blick zu Boden.
Er umfasste mein Kinn und hob es behutsam hoch, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.
>>Mein Name ist Tarven Carver. König vom Sternenreich.<< ergänzte er meinen gescheiterten Versuch.
>>Vertraust du mir jetzt, wenn ich dir Verspreche, dass dir im Sternenreich nichts geschehen wird?<< fragte er mich.
>>Ich denke schon.<< erwiderte ich.
Er war der König vom Sternenreich. Die Wahrheit traf mich wie ein Blitz und verwirrt setzte ich an >>Musst du nicht in deinem Reich sein, auf dem Thron sitzen? Wer passt auf dein Reich auf, wenn du hier bist?<<.
>>Lass das mal meine Sorge sein<<erwiderte er und lies mein Kinn los.
Er stand auf und bot mir seine Hand an, auf die ich meine vorsichtig legte.
Behutsam wurde ich hochgezogen.
>>Ich wäre dankbar um einen Waffenstillstand. Dir andauernt den Hintern zu retten raubt mir die Nerven.<< richtete er belustigt an mich.
>>Fürs erste Tarven Carver. Fürs erste.<< erwiderte ich und schlug mit diesen Worten in seine ausgestreckte Hand ein.
Er lächelte und gab zwei Grübchen auf seinen Wangen preis, über die ich mich unerklärlicherweise freute.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt