Als die Sonne durch das kleine Fenster schien, erwachte ich aus einem tiefen Schlaf.
Verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir die Augen.
Ein stechender Schmerz fuhr über meine Wirbelsäule, doch so schnell er kam, war er auch wieder verschwunden.
Vermutlich hatte ich mich zu schnell bewegt, sagte ich zu mir selbst und rappelte mich auf.
Neugierig blickte ich aus dem Fenster, was zur Folge hatte, dass meine Geduld sich von mir verabschiedete, denn ich sah einen Stand mit Süßigkeiten.
In windeseile zog ich mir meine Stiefel an und rannte zur Tür.
Ich klopfte an Tarvens Tür und wartete nicht ab, was ich im nächsten Moment bereute.
Er stand splitterfaser Nackt mit dem Rücken zu mir, übersät mit schwarzen Tätowierungungen, die sich über seinen linken Arm zogen. Erstarrt stand ich hinter ihm und konnte meinen Blick nicht abwenden.
Er schlang sein Handtuch um seine Hüfte und drehte sich zu mir. Seine Haare fielen ihm feucht über seine Stirn, die er mit seiner Hand nach hinten strich. Mir wurde bewusst, dass sollte ich seinen Körper berühren, ich nichts als harte Muskeln erfühlen würde.
Tarven war schön. Nicht die Art von Schönheit, die Wärme und Gutmütigkeit ausstrahlte.
Nein, seine Schönheit war dunkel und so gefährlich, dass es einem den Atem raubte und gleichzeitig so sehr fesselte, dass man nicht genug davon bekam.
>>Gefällt dir was du siehst?<< fragte er mich belustigt.
>>Nicht wirklich<< entgegnete ich, doch die Lüge war klar herauszuhören.
>>Wenn das so ist...<<gab er zurück und schlenderte wie eine Raubkatze auf mich zu.
Ein unnatürliches Kribbeln breitete sich in mir aus, als ich mich gegen die Wand neben der Tür presste.
Er ragte nun über mir auf, sodass ich meinen Kopf nach oben neigen musste, um ihn anzusehen.
Er streckte eine Hand aus und griff nach einer meiner Locken, die er sich um den Finger wickelte. Tarven musterte sie und sah mir dann wieder in die Augen. Er sah mich an, als wollte er ein Geheimnis lüften.
Ich holte Luft, als er vorrückte und nur noch wenige Zentimeter zwischen seinem Mund und meinem blieben.
Seine nassen Haare strichen mir über die Wange, als er sich weiter zu meinem Ohr beugte.
>>Deine Augen sind faszinierend. Die linke Seite braun wie die fruchtbarste Erde, aber die Rechte. Zur hälfte in dem selben Braunton, doch der rest...der rest ist Eisgrün. Faszinierend.<< hauchte er. Sein Atem strich über meine Wange. Ich hielt die Luft an.
>>Andere sagen es wäre ein Makel<< gab ich atemlos wider.
Flach positionierte er seine Hand neben meinem Kopf und stützte sich an der Wand ab. Er beugte sich wieder vor und strich dabei mit seinen Lippen über mein Ohrläppchen.
>>Sie haben keine Ahnung<< flüsterte er, während ich versuchte ruhig zu atmen.
Er sah zu Boden und zog seine Augenbrauen zusammen.
>>Wir spielen ein gefährliches Spiel Kaleana<< sagte er und klang dabei gequält. Er hatte vermutlich Recht, doch ich konnte die Vertrautheit nicht leugnen, die so stark zwischen uns stand.
Und im Gegensatz zu ihm, schien ich mich leichter darauf einzulassen.
Ich sah ihm an, welchen Kampf er in seinem innern führte, doch ich verstand nicht ganz woran es lag.
Ich legte meine flache Hand auf seine Brust und fühlte seinen Herzschlag.
Er holte hörber Atem, als ich mit meinen Fingerkuppen sanft über seine tätowierte Brust strich.
>>So schön<< sagte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm.
Sein Blick ruhte auf meinen Lippen, als ich ihn ansah, doch plötzlich verdunkelte sich seine Miene.
Er öffnete ruckartig die Tür und schob mich in den Gang.
>>Wir brechen in zwei Stunden auf, ich hole dich ab, wenn es soweit ist<< sagte er und schloss die Tür, während ich völlig durcheinander im Gang stand.
Tarven war ein Geheimnis und ich nahm mir fest vor dieses Geheimnis zu lüften.
Vergessen waren die Süßigkeiten, denn ich verbrachte die nächsten zwei Stunden grübelnd und mit hämmerndem Herzen in meinem Zimmer.Tarven und ich liefen still nebeneinander.
Er hatte mir erklärt, dass wir mithilfe eines Springers weiter reisen. Springer beherrschen die Kunst des Windes. Durch eine gewisse Technik, die ich nie verstand, waren sie imstande sich von einem Ort zu einem anderen innerhalb kürzester Zeit zu bewegen. Eine Fähigkeit, die ich beneidete.
Wir wären innerhalb von wenigen Sekunden vor den Toren von Kelsantora, der Hauptstadt im Sternenreich.
Tarvens zu Hause.
Abgelegen auf einem kleinen Hügel wartete eine Frau. Sie hatte wunderschönes rotes Haar und strahlend grüne Augen. Ihre Figur trotzte vor Weiblichkeit.
Als wir ihr uns näherten warf sie sich Tarven um den Hals.
Er lachte und irgendetwas zog sich in mir zusammen. Ich schob das Gefühl beiseite und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
>>Dimja, das ist Kaleana Weraven. Kaleana, Dimja<< stellte er uns einander vor.
Dimja trat vor und musterte mich Kritisch. >>Das ist also die verstoßene Prinzessin? Hm. Nett dich kennenzulernen<<.
>>Nett auch dich kennenzulernen<< gab ich zurück und versuchte meine Abneigung zu verbergen.
>>Nun gut<< versuchte Tarven die Situation zu entspannen. >>Dimja, so gerne ich mit dir Plaudern würde. Ich will nach Hause, also wollen wir?<< er streckte seine Hand aus, woraufhin Dimja sie lächelnd entgegennahm.
Erwartunsgvoll hielt sie mir ihre Hand hin, in die ich widerwillig meine legte.
Ich sah zu Tarven, doch sein Blick ruhte auf Dimja, die ihre Augen schloss und konzentriert wirkte.
Die Luft um uns herum wurde dünner und ein Wirbelsturm bildete sich.
Im nächsten Moment fühlte es sich an, als würde mein Körper zerfallen.
Es schien gleichzeitig, als würde man mich in alle Richtungen ziehen.
Dieses Gefühl hielt einige Sekunden an, als ich auch schon mit den Knien auf kalten Mamor fiel.
Meine Sicht verschwamm und bevor ich ausmachen konnte wo wir waren, holte mich völlige Schwärze ein.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasy>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...