Drei Tage und drei Nächte waren wir nun unterwegs. Kaum mehr als eine Handvoll Worte haben wir seit der Ruine gewechselt. Ich sollte erleichtert sein, doch ich fühlte mich unbehaglich, so als wäre ich eine Last und ein Eindringlich.
Nicht zuletzt deswegen, weil ich das Gefühl bekam ich wäre in diese Ruine eingedrungen.
Noch immer spukte die Frage in meinem Kopf warum niemand davon erfahren sollte.
Gerade als ich mich doch dazu überwinden wollte zu fragen, wie lange wir noch unterwegs wären hielt er an.
>>Kein Mucks. Wir sind nicht mehr alleine.<< flüsterte er. Ich spitzte die Ohren, doch ich hörte nichts. Er musste ein Aufgestiegener sein.
Ich setzte gerade einen Schritt nach hinten da flog auch schon ein Pfeil auf mich zu. Der Fremde reagierte schnell und zog mich mit einem Ruck an meinem Handgelenk aus der Schussbahn. Erschrocken sah ich ihm in die Augen und dann in die Richtung aus der dieser Pfeil kam.
Zwei Sonnenkrieger stellten sich vor uns auf und in ihrer Mitte ragte Farin Balzera bedrohlich auf.
Mein Atem stockte.
>>Du hast es verbockt meine Liebe. Ich muss sagen ein wenig tiefer und du hättest es geschafft, aber du bist schwach. Du hast gezögert. Also wirst du für nichts sterben.<< sprach er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sein Blick huschte zu meinem Begleiter.
>>Verschwinde und wir lassen dich ziehen Reisender.<< und spuckte ihm vor die Füße.
Und tatsächlich. Der Fremde sah mir kurz in die Augen, lies mich los und ging. Was hätte ich auch anderes erwarten sollen.
Es war schon zum Beginn klar, dass wir nichts mehr teilten als einen gemeinsamen Weg.
Als er vollständig außer Sicht war, hefteten sich die Augen von Farin auf mich. >>Ergreift sie<< schoss es aus ihm .
Einer der Krieger näherte sich, doch der Schock saß tief. Ich sah den dritten Krieger hinter mir nicht kommen, der mich mit einem Seil bewegungsunfähig machte. Ein Sonnenseil. Nicht mehr als Licht, doch um Welten stärker als jede Schlinge, die ich kannte.
>>Kettet sie an den Baum.<< befahl er den Kriegern. Sie taten es zu meiner Verblüffung, ohne Widerstand.
Er trat einige Schritte vor und stellte sich direkt gegenüber mir hin. Seine schwieligen Finger schlossen sich um mein Gesicht und zwangen mich ihm in die Augen zu sehen.
>>Der Erdkönig will dich nicht mehr Kaleana Weraven. Du hast dein Königreich hintergangen meine Liebe und das bedeutet für dich die Todesstrafe. Man müsste meinen aus den Fehlern deiner eigenen Mutter hättest du lernen müssen, aber du warst doch schon immer eine ungezogene Göre.
König Seronus will deinen Tod und diesen Gefallen werde ich für ihn tun.<< sprach er und sah mir selbstgefällig in die Augen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie einer der Krieger vortrat und das Wort an Farin richtete. >>Sollten wir sie nicht trotzdem erst dem König übergeben? Immerhin ist sie die Prinzessin vom Sonnenreich. Eine öffentliche Hinrichtung wäre da doch Pflicht.<< Farin drehte seinen Kopf zu dem Krieger und lies ihn die Wut spüren. Der Krieger senkte daraufhin seinen Blick. >>Euch wurde befohlen jeden meiner Befehle ohne Widerworte auszuführen. Seid euch Gewiss, dass jeder meiner Schritte daher ruht, dass der König es so will. Jetzt verschwindet. Lasst mich meine Arbeit tun.<<
Entsetzt sah ich ihm in die Augen und hörte die leiser werdenden Schritte.
Die Tränen konnte ich nicht mehr verhindern.
Farin sah mich an und grinste. >>Wie sehr ich deine Tränen liebe Kaleana.<< flüsterte er und streichelte meine Wange. >>Widerling<< presste ich hervor und spürte im nächsten Moment den Schlag, den er mir in meinen Unterleib verpasste. Ich krümmte mich so gut es ging. Ein erstickter Laut entfuhr mir.
Er zog mein Kinn ruckartig nach oben und zwang mich in sein wutentbranntes Gesicht zu sehen.
>>Ich sagte ich würde dich dafür umbringen. Und was ich sage halte ich.<< Wieder schoss seine Faust vor und traf diesesmal meine linke Wange. Wäre ich nicht an den Baum gefesselt, hätte mich die Wucht von den Füßen gerissen.
Gerade als er den nächsten Schlag ansetzen wollte stockte er in der Bewegung. Ich sah zu, wie er sich umdrehte und in den Wald sah.
Plötzlich durchbrach das Brüllen mehrerer Männer die Stille. Nach wenigen Sekunden kehrte die Stille zurück, als wäre sie nie verschwunden. >>Scheiße<< stieß Farin aus. Über Farins Schulter hinweg sah ich wie er vortrat. Der Fremde. Hinter ihm schlängelte sich etwas dunkles.
Das erste mal in meinem Leben zitterte Farin Balzera. Und ich verstand es.
Die Augen des Fremden schienen zu leuchten und nach dem Geschrei zu urteilen hatte er drei Sonnenkrieger erledigt, ohne eine Verletzung davonzutragen und seine Tunika mit Blut zu besudeln.
Von der Dunkelheit, die sich ausbreitete ganz zu schweigen. Es sah seltsam aus. Wie Rauch, dass sich langsam ausbreitet nur mit dem Unterschied, dass dieser Rauch tief Schwarz war und alles zu verschlingen drohte.
>>Hat dir nie jemand beigebracht, dass es sich nicht schickt eine Frau zu schlagen?<< erklang es bedrohlich aus dem Mund des Fremden.
>>Genau dafür werde ich dich umbringen.<<
Er schoss vor und traf Farins Nase mit der Faust. Farin taumelte zurück und zog sein Schwert aus der Scheide. Der Fremde hingegen bewegte sich raubtierhaft und schien die Tatsache, dass er keine Waffen bei sich trug, wettzumachen. Gekonnt wich er den Schwerthieben aus und traf Farin dabei mit jedem mal. Es wirkte fast so, als würde er mit ihm spielen.
Farin raste vor Wut und Verzweiflung nahm seinen zuvor vorhandenen Übermut ein.
Er fiel auf die Knie, als sich die Dunkelheit an seinen Beinen hochschlängelte.
>>Wer bist du<< flüsterte er.
Der Fremde beugte sich vor und flüsterte es ihm in sein Ohr. Farins Augen weiteten sich, bevor der Fremde ihn mit aus seiner Dunkelheit geformten Klinge enthauptete.
Ich sah schockiert zu der Leiche und dann in seine honigbraunen Augen. Er kam langsam auf mich zu und studierte das Seil.
Mit seiner rechten Hand zerrte er daran und durchtrennte es mit einem Ruck, woraufhin ich auf die Knie fiel und zu Boden sah.
Er kniete sich ebenfalls hin und bevor ich reagieren konnte schlangen sich neue Fesseln, diesmal so schwarz wie onyx, um meine Handgelenke.
Verblüfft sah ich ihm in die Augen.
>>Kaleana Weraven. Prinzessin vom Sonnenreich.<< sprach er mit weicher Stimme.
>>Zu deinem Pech kenne ich nun dein Geheimnis.<<
Mit einem Ruck hob er mich auf die Beine und zog mich mit einer verlängerten Schnur aus Dunkelheit mit sich.
![](https://img.wattpad.com/cover/280018024-288-k842323.jpg)
DU LIEST GERADE
Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasy>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...