Nach dem Gespräch mit Tarven und Zane, beschloss ich in den Garten zu gehen.
Ich musste dringend meinen Kopf ordnen und den letzten Tag verarbeiten.
An einem kleinen Teich mit einer Trauerweide blieb ich stehen und beschloss es mir auf der grünen Wiese bequem zu machen.
Der Garten war prächtig. Überall wo man hinsah waren bunte Blumen und das Schöne daran war, dass es chaotisch und wild wirkte. So wie die Natur es nicht besser gemeistert hätte.
Im Sonnenreich waren die Gärten zu steril für meinen Geschmack, weshalb ich mich hier in diesem Garten wohler und unbeobachtet fühlte.
Meine Gedanken schweiften langsam ab zu meiner jetzigen Situation.
Mein Vater verlangte nach meiner Hinrichtung und jetzt nach dem Dilemma mit Tarven, gäbe es auch kein zurück mehr.
Mein Volk wird mich dafür verachten. Mir blieb also keine andere Wahl, als im Sternenreich zu bleiben.
Das was darauf folgen würde, machte mich noch immer unglaublich wütend.
Ich liebte die Romantik und zu heiraten aus zweckmäßigen Gründen widersprach meiner Person.
So unglaublich naiv das auch sein mochte...ich wollte lieben.
Als wäre das nicht genug, ist da noch eine Tatsache.
Ich würde sterben, wenn ich nicht aufsteige. Vorraussichtlich mein Körper gibt vorher nicht auf.
Zum anderen wusste ich nicht einmal, was ich davon halten sollte ewig zu leben. Ich hatte nichts, wofür es sich lohnte.
Mein Kopf begann zu hämmern, also entschied ich meine Probleme vorerst zur Seite zu schieben.
Als ich mir den Teich genauer ansah, fiel mir etwas auf.
Grüne Wasserfeen schwirrten umher und beobachteten mich. Ich lachte auf, denn ich hatte noch nie eine zu Gesicht bekommen.
Sie waren winzig, so klein wie mein Daumen und unglaublich schnell.
Sie waren aber auch äußerst scheu.
Lächelnd legte ich mich auf die Wiese und genoss das kribbeln, als mich Grashalme berührten.
Die Sonne stand hoch am Himmel und die leichte kühle Brise kündigte den kommenden Herbst an.
Mein Herzschlag beruhigte sich. Irgendwann nickte ich lächelnd ein.Wenig später erwachte ich, als sich ein Schatten über mich legte.
Ich öffnete meine Augen und richtete mich ruckartig auf, als Tarven vor mir aufragte.
Um meine Gefühle im Zaum zu halten sah ich auf den Teich und beschloss ihn vorerst zu ignorieren.
Das störte ihn nicht weiter, denn er setzte sich neben mich. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen.
Wir verhaarten einige Momente in dieser Position, ohne miteinander zu sprechen, bis er schließlich doch anfing zu erzählen.
>>Damals, als ich Ivett kennenlernte, war die Feindseligkeit gegenüber den Menschen gestiegen. Ivett arbeitete im Schloss und half den Heilern.
Ich war damals sehr jung und unbeschwert, sodass ich mich oft verletzte.
Ich lernte sie so kennen. Mein Vater sah uns über den Menschen stehen und als sein Nachfolger hätte er zu unserer Liebe nie zugestimmt.
Er fand es heraus. Die heimlichen treffen. Ich stritt mich heftig mit ihm und in diesem Moment beschloss ich Ivett heimlich zu heiraten.
Für sie wollte ich sterblich bleiben. Für sie wollte ich mich gegen den Aufstieg entscheiden.
Ich hätte es besser wissen müssen, doch ich war so selbstsüchtig.<< offenbarte mir Tarven.
Ich senkte meinen Kopf, und spürte seinen Blick für einen Moment auf mir ruhen, ehe er ihn wieder auf den Teich richtete und weiter sprach.
>>Ivett und ich vermählten uns heimlich drei Tage vor meinem 19. Geburtstag.
Wir wollten verschwinden, weshalb ich nochmal fort ging, um alles nötige für unsere Reise vorzubereiten.
Dimja und Zane wollten uns helfen, doch ich fand sie an diesem Tag nicht.
Als ich sie nicht fand ergriff mich Panik. Ich fühlte, dass irgendwas nicht stimmt.
Sie haben sie abgeschlachtet. Das ganze Dorf haben sich abgeschlachtet, weil ich egoistisch gehandelt habe.
Ich habe dir meine Erinnerung gezeigt, doch da war mehr.
An diesem Tag stieg ich auf und erschuf den Wald der Stille unbewusst.
Es passierte, obwohl ich es nicht wollte. Ich war bereit gewesen als Märtyrer zu sterben. Zumindest dachte ich es.
An diesem Tag wurde nicht nur dieses eine Dorf angegriffen. Das Sonnenreich und Sternenreich sind für viele Tote verantwortlich gewesen.
Ich ging zu meinem Vater und brachte ihn um, gleich nach meinem Aufstieg und übersät mit dem Blut von Ivett.
Ich zerstückelte ihn so, wie Ivett zerstückelt wurde.
Da es nicht unüblich ist, dass Nachkommen ihren Vater töten, um den Thron zu besteigen...naja...jeder akzeptierte es. Dein Vater jedoch verlor an jenem Tag die Unterstützung des Strernenreiches.<< gestand mir Tarven und wirkte mit einem mal unendlich verletzlich.
Ich sah zu ihm, doch er richtete seinen Blick noch immer auf den Teich.
>>Es tut mir Leid.<< hauchte er.
>>Als du dort gestern mit Schmerzen vor mir lagst und ich rein gar nichts tun konnte dachte ich, ich hätte es mit meiner Magie verursacht. Ich dachte, dass ich sie falsch eingesetzt habe und in dir etwas zerstört hätte.<< gestand er mir und sah mir in die Augen.
>>Ich möchte, dass du einen Schwur leistest Tarven. Sollte es dir wirklich leid tun, dann bitte ich dich darum mir das zu gewähren.<< bat ich ihn unnachgiebig.
Er brachte ein Nicken zustande.
>>Schwöre, dass du nie wieder auf diese Weise deine Macht gegen mich einsetzt. Schwöre es um unser beider willen.<< forderte ich ihn auf.
Er umschloss meine Hand und fing an zu sprechen.
>>Ich, Tarven Carver, schwöre dir, Kaleana Weraven, dass ich meine Macht nie wieder auf solche Weise einsetzen werde.<< sprach er aus.
Der Schwur zog sich über meinen Arm und ich konnte das Band erfühlen, dass sich zwischen uns bildete.
Ein Ring um unser linkes Handgelenk erschien und bewies, dass der Schwur vollbracht war.
Erleichtert holte ich Luft und legte mich zurück auf die Wiese.
>>Danke<< sagte ich an ihn gerichtet und sah ihm nochmal tief in die Augen.
>>Danke auch dafür, dass du deine Geschichte mit mir geteilt hast. Da gibt es aber etwas, dass dir noch bewusst sein sollte. Ich werde dich nicht heiraten. Nicht, bevor es mein Wille ist.<< richtete ich meine Worte an ihn.
Er lächelte und lies mich verwirrt dreinblicken.
>>Was ist?<< fragte ich ihn.
Er grinste noch breiter, sodass sich seine Grübchen zeigten.
>>Ich liebe Herausforderungen<< erwiderte er.
Stöhnend legte ich mich zurück und schloss die Augen.
Das konnte anstrengend werden sagte ich zu mir selbst und ignorierte die Tatsache, dass er sich neben mich legte und ebenfalls die Augen schloss.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Фэнтези>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...