Nach dem Gespräch mit Casper, war ich nun noch aufgewühlter.
Da Tarven noch immer nicht gekommen war, frühstückte ich alleine.
Ich machte mir Sorgen, weil ich nicht wusste wo er war und war gleichzeitig wütend, weil es sich wie eine Bestrafung anfühlte.
Und wenn ich wütend wurde, handelte ich im Allgemeinen immer sehr impulsiv.
Ich musste mich beruhigen, bevor Tarven sich blicken ließ, andernfalls könnte ich mein Temperament nicht mehr zügeln.
Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen und unglaublich einsam ohne ihn.
Mein Frühstück rührte ich kaum an, ehe ich mich erhob und planlos durch die Gänge lief.
Ich hielt immer mal wieder an, um mir die Gemälde anzusehen und an einem blieb ich hängen.
Eine raue Landschaft war abgebildet. Während im Vordergrund leerer Boden herrschte, erstreckte sich in der Mitte ein Wald. Die Bäume standen so nah beieinander, sodass der Wald bedrohlich wirkte. Das Bild war in dunklen Tönen, teilweise Schwarz, während ein hauch von dunkelblau sich abhob.
Der Mond stand hoch am Himmel, ohne von Sternen begleitet zu werden, während auf der rechten Seite des Bildes etwas herausstach.
Ein weißer Wirbelsturm, so perfekt erschaffen, dass man die Gefahr auf den ersten Blick nicht wahrhaben möchte.
Ich versank in die stille Tiefe des Gemäldes und wusste nicht, warum mich diese Traurigkeit und Düsternis anzog. Denn dieses Gemälde versprach vieles, aber nichts tröstendes.
Ich wand mich von dem Gemälde ab und lief weiter den Korridor entlang, der unglaublich verlassen wirkte.
Im ganzen Schloss war es blitz Blank, doch dieser Teil versprach nur Staub.
Am Ende des Ganges angekommen, fühlte ich mich plötzlich wie ein Eindringling und versuchte mich davon zu überzeugen, diesen Teil des Schlosses zu verlassen.
Die Neugierde jedoch zwang mich weiter zu gehen, bis ich vor einer verzierten schwarzen Tür stand. Vorsichtig drückte ich die Türklinke runter und erblickte ein im dunkeln liegendes Zimmer. Die schweren Vorhänge verhinderten, dass die Sonne das Zimmer beleuchten konnte.
Dunkle Möbel standen im Zimmer und ein verlassenes Bett in der Mitte des Raumes.
Ich ging ein paar unsichere Schritte hinein und konnte nicht umhin die seidenen Bettlaken zu berühren.
Über der Wand hing ein Gemälde, doch diesesmal war es angsteinflößend.
Zwei goldene Augen schienen direkt auf mich hinabzublicken und mich zu durchboren.
Langes schwarzes Haar fiel dem Mann geschmeidig über die Schultern und ich könnte schwören, dass diese Gesichtszüge mir bekannt vorkamen.
Angestrengt überlegte ich woher, bis ich erschrocken zusammenfur, als eine tiefe Männerstimme, die Stille brach.
>>Mein Vater<< löste Tarven das Rätsel und klang dabei unglaublich taub.
Vergessen war die Wut auf ihn, als ich sein zerzaustes Haar sah und die beschmutzte Tunika.
Da war Blut auf ihm, doch ich versuchte es erstmal auszublenden.
Erleichtert stieß ich seinen Namen aus und wollte zu ihm eilen.
>>Nicht<< brachte er bestimmend hervor , weshalb ich nun innehielt.
Tränen bildeten sich in meinem sichtfeld, weil Tarven plötzlich so unerreichbar war.
Seine Augen strahlten Kälte aus und das Zusammenpressen seiner Kiefer entging mir nicht.
>>Tarven, bitte. Stoß mich nicht von dir.<< schluchzte ich plötzlich.
Er blickte zu Boden, um meinem Blick auszuweichen und aus trotz diesesmal bewegte ich mich wieder auf ihn zu und wischte mir mit meinem Handrücken die Tränen weg.
Er wich zurück, doch ich ignorierte es.
Gerade, als ich nach ihm packen wollte, griff er nach meinen Armen und wirbelte mit mir herum.
Er stieß mich gegen die Wand und machte es mir unmöglich, mich aus seinem Griff zu befreien.
Ich fühlte das Beben seines Körpers und ohne es zu wollen stiegen mir Bilder in den Kopf.
Der abgerissene Kopf in seinen Händen und dann ein weiteres Bild. Ich. Blutüberströmt und mit leerem Blick inmitten eines Schlachtfeldes. Erschrocken schluchzte ich auf.
>>Warum tust du dir das an. Du hältst an etwas, das nicht passiert ist!<< schrieh ich ihm entgegen.
Er schlug mit einer Wucht, mit seiner Faust, neben meinen Kopf ein und ließ das gesamte Zimmer erbeben.
>>Träume, die ich nicht beeinflussen kann und Gedanken die nicht unbegründet sind.<<knurrte er.
Als ich ihm in die Augen sah, war da kein goldbraun mehr in seinen Augen.
Nur tiefes schwarz.
Klauen bohrten sich in mein Fleisch und spitze Zähne drückten sich sichtbar auf seine volle Unterlippe.
Ich hatte davon gehört, dass einige Fae zu ihrer Ursprünglichkeit fanden und das Biest manchmal nicht zu kontrollieren war, doch nie hätte ich geahnt, dass Tarven dazu fähig war.
Erschrocken blickte ich ihn an und versuchte ihn von mir zu stoßen, was ihm ein Knurren entlockte.
>>Ich werde jeden in Stücke reißen, der versucht dich mir wegzunehmen. Ich werde die Welt niederbrennen, wenn du nicht mehr bist.<< knurrte er nun.
Ich schluchzte noch lauter. >>Tarven. Du tust mir weh.<< weinte ich und wünschte mir seine warmen honigbraunen Augen herbei. Und tatsächlich schien sich etwas in ihm zu regen, denn er lockerte seinen Griff und zog seine Klauen aus meinem Fleisch.
Ich sank auf die Knie und fing hemmungslos zu Weinen an. Es war zu viel. Ich wollte stark sein, doch es war zu viel.
Tarven so zu sehen riss mir mein Herz aus der Brust.
Ich war wütend, weil er die Kontrolle verloren hatte und gleichzeitig wusste ich, dass sein Schmerz tief in ihm saß. Er durchlebte noch einmal Ivetts Tod und ich wusste nicht, wie ich ihn davon befreien sollte.
Mein Körper bebte noch immer, als mich starke Arme umfassten und an einen festen Körper pressten.
Nun weinte ich noch hemmungsloser und krallte mich an Tarvens Brust.
>>Es tut mir Leid.<< raunte er gequält und drückte mich noch fester an sich.
Ich entzog mich ihm mit gewalt und drückte mich weg.
Schwer atment, versuchte ich mich zu beruhigen und hob den Kopf um zu sehen, ob das Biest aus ihm verschwunden war.
Erleichterung packte mich, als ich in seine tief traurigen, goldbraunen Augen sah.
Er machte anstalten sich mir zu nähern und ließ es bleiben, als sein Blick auf meine Arme fiel, an denen getrocknetes Blut bewies, wie grob und ungezügelt das Biest in ihm gewesen war.
>>Ich bin zu weit gegangen. Bei dem Versuch dich zu schützen, bin ich es am Ende, der dich verletzt.<< gab er wütend von sich.
Ich erwiderte nichts, da der Schock noch immer tief saß.
>>Wie oft verlierst du die Kontrolle darüber?<< fragte ich taub und mit noch immer bebender Stimme.
>>Nach Ivetts tod war ich Monate immer wieder in diesen Zustand gefallen, doch seit dem war es höchstens einmal im Jahr geschehen.<< antwortete er mir beschämt.
Ich holte tief Luft und krabbelte, nach einigen langen Augenblicken, entschlossen wieder zu ihm.
Unbeholfen legte ich meine Hände auf meinen Schoß und wusste nichts zu sagen.
Ein Teil von mir wollte ihn anschreien, doch der andere wollte ihn umarmen und trösten.
Seine Hand bewegte sich vorsichtig auf mich zu und einen Moment lang hielt er inne, wie um abzuwarten, ob ich mich ihm entziehe.
Er trocknete behutsam meine Tränen weg.
>>Ich verhalte mich abscheulich.<< brach er die Stille.
>>Ich habe die Kontrolle verloren und es tut mir unendlich Leid. Bitte Kalea. Vergib mir.<< flehte er.
Ich nahm seine Hand von meiner Wange und schlang meine Arme um seinen Nacken.
Ich sog seinen Duft nach Kiefern und Beeren in mich und spürte den Druck seiner Hände. Er umschlang meine Taillie fest mit seinen Armen und erwiderte die Umarmung.
>>Ich werde dich nicht verlassen. Niemals bewusst. Ich verspreche es dir.<< hauchte ich in sein Ohr.
>>Ich glaube dir. Es wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich.<< sagte er entschlossen und streichelte behutsam über meine längst verheilten Arme.
Er sog scharf die Luft ein, als ich ihm beruhigende Gefühle schickte.
Sein Kopf zwischen der Kuhle meiner Schulter und Halses bettent, beruhigte sich sein Atem.
Ich spürte Dankbarkeit, als er mich noch näher an sich drückte und eine Weile nicht mehr losließ.
>>Heirate mich<< forderte er sanft.
>>Heirate mich, bevor das Schicksal dazwischen Funken kann. Werde meine Frau Kaleana Weraven.<< fügte er hinzu.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasy>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...