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Vor unseren Mauern würde bald das Grauen losbrechen und nach zwei Wochen hartem Training und der Stille, die sich auf dem Kontinent ausbreitete, entschieden Tarven und ich uns dafür zu heiraten.
Wir taten es heimlich, in stille und noch wusste es keiner.
Für ein Fest war es nicht der richtige Zeitpunkt und die Zukunft zu ungewiss, um es hinauszuzögern.
Ich betrachtete versunken den kleinen weißen Opal an meinem Finger und schielte zu Tarvens Ring in dem ein Onyx eingearbeitet war.
Er lächelte, als er meinen Blick einfing.
In den zwei Wochen hat Ather Casper dabei geholfen, die Sternenkrieger auf das unvermeidliche vorzubereiten.
Beide waren nicht hier.
Außer Zane waren eigentlich alle außerhalb des Schlosses.
>>Woran denkst du?<< riss mich Tarven aus meinen Gedanken.
Ich legte das Buch in meiner Hand zur Seite und bewegte mich zu ihm.
Er legte seine Arme um mich, als ich mich auf seine Stuhllehne setzte.
>>Daran, dass es hier so still ist ohne die anderen. Und daran, dass diese Stille bald durchbrochen wird. Ich spreche dabei nicht von unseren Freunden.<< ließ ich ihn wissen.
Tarven wollte gerade etwas darauf erwidern, doch wir beide fuhren erschrocken hoch, als die Tür zur Bibliothek aufgerissen wurde.
>>Mein König, es wird von schwarzen Wesen vor den Grenzen des Sternenreiches berichtet.
Sie bewegen sich nach Metraen!<<
gab die Wache atemlos von sich.
>>Haltet euch bereit, falls sie durchbrechen.
Kaleana, beeil dich.<< sagte Tarven nur.
Ich verstand. Wir mussten so schnell wie möglich nach Metraen, denn sonst würde die Stadt fallen.
Den Schock darüber, dass der Angriff vor dem Schneefall begann, versuchte ich auszublenden.
Ich rannte also in unsere Gemächer und zog mir meine Lederhose an, eine Tunika und einen dicken Mantel.
Meinen Dolch schnallte ich um meinen Oberschenkel.
Tarven wartete schon im Türrahmen und besah mich kurz, ehe er mich an meinem Handgelenk an sich zog.
Wir rannten in Richtung große Halle und überraschenderweise stand dort Dimja.
>>Noch waren sie nicht da. Wir haben vermutlich eine halbe Stunde Vorsprung.<< teilte uns Dimja mit.
Wir nickten nur, griffen nach ihrer Hand und wurden auch direkt von dem Zerren mitgezogen.
Der Wind peitschte um mich, ehe wir inmitten des Trubels landeten.
Die Menschen wurden in die Gebäude evakuiert, während Krieger um Krieger sich vor den Toren aufstellten.
>>Tarven<< zog ich entsetzt seine Aufmerksamkeit auf mich.
>>Was passiert, wenn diese Dinger in eure Köpfe eindringen? Ich meine was war das damals überhaupt?<< fragte ich ihn, während mein Blick noch immer die Szenerie nicht los ließ.
>>Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir keine andere Wahl haben. Was mir sorgen bereitet ist die Möglichkeit, dass du alleine stehen wirst...<< stockte er, woraufhin sich eine Idee in meinen Kopf einbrannte.
>>Tarven. Vielleicht ist es möglich, dass ich eine Art Schutzwall errichte? Vielleicht ist ihre Magie simpler als Gedacht?<< teilte ich meine Idee mit ihm.
Er runzelte kurz die Stirn, ehe er darauf antwortete.
>>Es könnte klappen, es würde dich aber bis an deine Grenzen treiben.<< ergänzte er meine Überlegung.
>>Zumindest würde es uns einen kleinen Vorteil verschaffen<< sagte ich nur und ging auf das Tor zu.
Tarvens Hand schloss sich um mein Handgelenk. Mit einem Ruck zog er mich an seine Brust und flüsterte in mein Haar.
>>Egal was passiert, ich werde dir nicht von der Seite weichen.
Niemals.<<
Ich sog seinen Duft nach Kiefern und Beeren in mich und schmiegte mich für einen Moment in die Umarmung.
Als ich mich von ihm löste, fiel mein Blick auf Ather, der einige Befehle an die Krieger erteilte.
Ich wollte gerade zu ihm, als Caspers Stimme meine Aufmerksamkeit lockte.
>>Wir haben von Zane einiges von der Flüssigkeit bekommen. Unsere Waffen sind damit eingerieben, doch wir wissen nicht, ob es etwas bewirkt.<< teilte er uns mit ernster Miene mit.
In seiner Kriegerkluft sah ich zum ersten mal wirklich, dass Casper nicht nur der aufbrausende Witzbold war. Nein. Casper war durch und durch ein Krieger, der gerade hochkonzentriert die Stellung hielt.
Ich nickte zum Verständnis und ließ Tarven das Gespräch weiter führen.
Unbewusst löste ich mich aus seinem Griff und fühlte die Dunkelheit in die Erde sickern.
>>Sie sind da..<< entfuhr es mir.
>>Bereit machen!<< brüllte Casper die Krieger an, während die letzten Zivilisten in den Gebäuden verschwanden.
Instinktiv griff ich nach Tarvens Hand und drückte sie fest.
Ich zählte erschrocken die schwarzen Herzen und riss meine Augen auf.
Es waren keine hundert.
>>173. Es sind 173 Tarven.<< flüsterte ich in die Stille hinein.
Alle schwiegen und warteten.
Die Abenddämerung verdunkelte die ganze Stadt und selbst die Lichter, die ich hier sonst kannte, waren nicht hell genug.
Es schien, als würde die Dunkelheit alles Licht verschlucken.
Ein herzzerreißender Schrei löste sich aus den Reihen.
Es war soweit.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt