14 - Verlangen

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Es vergingen einige Tage voller Ruhe.
Meine Schmerzen traten zwar auf, doch so gedämpft, dass ich Zanes Hilfe kaum benötigte. Nur eines Nachts nach einem schlechten Traum, musste Zane mein inneres zur Ruhe zwingen.
Zwischen Tarven und mir war noch immer etwas Misstrauen, denn auch wenn er mir den Schwur geleistet hatte, war mein Vertrauen zu ihm nicht mehr da.
Zumal ich noch immer nicht ganz sicher war, was ich für Tarven nun darstellte.
Vertieft in meine Gedanken zupfte ich an dem blassrosa Kleid, welches bestickt war mit Blumenmustern.
Mein Haar war vorne mit zwei silbernen Kämmen nach hinten fixiert, sodass sie mir nicht ins Gesicht fallen konnten.
Reflexartig erfühlte ich meinen Dolch an meinem Oberschenkel, welches ich immer bei mir trug.
Ein grauer Vogel gesellte sich zu mir und knabberte an den Brotkrümeln.
Vorsichtig nahm ich meinen Tee, um ihn nicht zu erschrecken und nippte daran. Auf der Terrasse beobachtete ich, wie die Morgenröte in ein tiefes wolkenloses Blau hinüberging. Ich würde den Sommer vermissen, schoss es mir durch den Kopf.
Erschrocken fuhr ich herum, als die Tür aufgestoßen wurde und ein nervöser Tarven eintrat.
Ich legte meine Tasse ab.
>>Die Sonne ist gerademal aufgegangen, was machst du hier?<< fragte ich ihn verstohlen.
Er lief einige Schritte auf mich zu und schaute auf die Teetasse und das Buch, welches ich vor hatte zu lesen.
>>Ich wollte dir etwas zeigen. Etwas, dass dir vielleicht gefallen könnte.<< sagte er und es klang mehr wie eine Frage.
In mir regte sich ein unerklärliches Gefühl und dieses Gefühl veranlasste mich dazu, mich in Richtung Tür zu bewegen. Ohne ihn anzusehen fragte ich >>Kommst du?<<.
Er schien erleichtert und lief neben mir mit.
Tarven sprach es nicht aus, doch ich wusste, dass es ihm noch immer schwer fiel mit mir umzugehen, nachdem was er getan hatte.
Da ich der Meinung war, dass er es verdiente sich so zu fühlen, zeigte ich ihm die meiste Zeit die kalte Schulter.
Er führte mich durch den Garten. Langsam wurde ich neugierig.
Wir umrundeten den Teich und hielten vor einem Felsen, dass zur Mauer hochragte.
Misstrauisch sah ich zu Tarven, der sehr konzentriert wirkte.
Er griff nach meiner Hand und bevor ich mich wehren konnte zog er mich mit sich, geradewegs in den Felsen.
Mit geschlossenen Augen wartete ich auf Widerstand, doch da war nichts.
Ich öffnete meine Augen und holte überrascht Luft.
Es war atemberaubend. Vor mir erstreckte sich ein breiter Fluss, welcher an einem kleinen Wasserfall mündete. Er war Teilweise vollständig bedeckt mit rosa Blüten, die von den Kirschbäumen abfielen.
Im Hintergrund erstreckten sich weiße Berge.
Die grüne Wiese war ebenfalls bedeckt mit rosa Blüten. Ich lies Tarvens Hand los und lief einige Schritte zum Fluss. Beim hineinsehen erblickte ich Regenbogenfische. Sie reflektierten die Sonne so stark, dass das ganze Wasser bunt erstrahlte.
>>Ich weiß, dass im Sonnenreich der Sommer nie endet und ich dachte mir ich zeige dir diesen Ort. Es gibt hier keinerleih Gesetze, denn ich habe diesen Ort erschaffen.
Du kannst hier jederzeit herkommen und es wird sich deinen Wünschen anpassen. Ich habe dir die Macht darüber verliehen, als wir rein kamen.<< offenbarte mir Tarven mit warmer Stimme.
Ich sah zu ihm, den Tränen nahe.
>>Danke, es ist wunderschön.<< wisperte ich.
Er nickte mir aufrichtig zu und setzte sich auf die Wiese.
Ich sah ihm einige Momente zu, wie er mit den Grashalmen spielte, ehe ich mich zu ihm gesellte.
>>Darf ich fragen, woher du gelernt hast zu kämpfen?<< fragte er neugierig.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, ehe ich ihm antwortete.
>>Ather Dagaan, dem obersten General im Sonnenreich, ist es zu verschulden.
Er hat mich heimlich unterrichtet, als niemand genau hinsah. Obwohl die Konsequenzen enorm gewesen wären, tat er das für mich.
Ich stehe auf ewig in seiner Schuld.<< erzählte ich traurig.
>>Klingt nach einem großen Mann.<< bemerkte Tarven.
>>Ja das ist er.<< bestätigte ich.
Tarven und ich saßen noch eine Weile da und genossen die Stille, bis er schließlich meine Hand nahm und wir wieder zurück im Schlossgarten waren.
Er verabschiedete sich damit, sich noch um einige Angelegenheiten kümmern zu müssen, sodass ich wieder zurück in mein Zimmer ging.
Plötzlich ergriff mich Panik.
Tarven ging mir unter die Haut und ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.

Ich erwachte mitten in der Nacht gequält von einem Traum, den ich nicht zu fassen bekam.
Das Gefühl, dass es wichtig war ließ nicht los. Meine Schmerzen meldeten sich. Ich merkte nun wie dämlich es war, dass ich Tarven darum bat keine Wachen mehr vor meine Tür zu stellen.
Ich schälte mich aus der Decke und wollte eigentlich zum Badezimmer, doch meine Füße gehorchten mir nicht.
Irgendetwas in mir zog mich zur Tür. Es wirkte, als wäre ich in Trance.
Der Gang war dunkel und leergefegt.
Ich tastete mich an der Wand entlang und lief geradeaus. Das Ziehen wurde stärker.
Meine Hand lag nun auf einem Türknauf und ohne wirkliche Kontrolle über meinen Körper, öffnete ich sie.
Vor mir saß ein niedergeschlagener Tarven. Er stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab, während seine Dunkelheit sich um die Möbel schlang.
>>Tarven<< flüsterte ich verschreckt.
Er sah mit leeren Augen zu mir.
>>Geh<< befahl er und schaute wieder auf den Tisch.
Vermutlich hätte ich ihm gehorchen sollen, doch das Gefühl, dass mich hierher zwang, zwang mich nun zu bleiben.
Vorsichtig lief ich auf ihn zu und berührte ihn an seiner Schulter.
Abrubt stand er auf und knallte mich auf den Tisch, während er bedrohlich über mir ragte. Ich hielt die Luft an.
>>Du sollst gehen<<knurrte er.
Ich schwieg, als sein leerer Blick einen Punkt neben meinem Kopf fixierte.
Angst hätte sich melden müssen, doch das Einzige was ich fühlte war sein Schmerz, der wie Gift in dem Raum hing.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Brust, was den Effekt hatte, dass er seine Griffe um meine Schultern lockerte.
Er sah auf seine Brust, als meine Hand leicht zu leuchten begann. Verwirrt sahen wir einander an, ehe sich seine Dunkelheit zurückzog.
Die vertraute Wärme schlich sich wieder in seine Augen.
Das Leuchten in meiner Hand ließ nach, doch ich zog sie noch immer nicht zurück.
>>Darüber unterhalten wir uns später<< hauchte er.
Ich brachte nicht mehr als ein Nicken zustande, ehe er sich hinabbeugte.
Mein Körper kribbelte, sobald sein Atem meinen Mund traf.
Der Duft nach Kiefern und Beeren stieg mir in die Nase und ließ mich schwer Atmen.
Ich bereute es mir nicht vorher etwas übergezogen zu haben, denn mein dünnes Nachtkleid überließ kaum etwas der Fantasie.
Als er sein Knie zwischen meinen Beinen hochzog, krallte ich mich an seinen Oberarmen fest, während er mich mit seinem Körpergewicht auf den Tisch presste. Mein Kleid rutschte hoch und entblößte meine nackte Haut, über die Tarven zuerst behutsam strich, ehe er mein Kleid weiter hoch schob. Seine Atmung wurde ebenfalls schwer, als seine Lippen meine streiften.
Ich öffnete sie einen Spaltbreit und sah mit halbgeschlossenen Lidern zu ihm auf, was zur folge hatte, dass er im nächsten Moment seinen Kopf gänzlich senkte, sodass sich unsere Lippen berührten.
Ich zog meine Beine zusammen, wodurch sein Oberschenkel an mir rieb und mir ein keuchen entlockte. Ein Knurren war aus seiner Kehle zu hören.
Tarven biss in meine Lippe hinein, vertiefte den Kuss und wurde fordernder und intensiver. Es fühlte sich an als stünde ich in Flammen.
Meine Hände wanderten hinauf und krallten sich voller Verlangen in seine Haare, während ich mich fester an ihn presste.
Mein Körper wurde weich und schmiegte sich an seinen festen Leib, während er meine Hüfte mit seiner Hand an sich drückte und voller Verlangen erforschte.
Er stöhnte, als mein Schenkel an seiner empfindliche Stelle rieb.
Völlig benebelt lösten sich unsere Lippen, ehe unser Verstand mit einer Wucht einschlug.
Mein Herz hämmerte und ich wollte mehr, doch die Vernunft traf mich bitter.
>>Wir sollten aufhören<< zwang ich mich zu sagen.
Er nickte atemlos.
Wir vehaarten einige Augenblicke, bevor er sich von mir löste.
Mit wackeligen Beinen schleppte ich mich zur Tür, doch als ich gerade nach der Klinke greifen wollte, umschloss Tarven meine Hand und zog mich an sich.
>>Bleib.<< bat er mich.
Ich sah zum Bett und dann wieder zu ihm. >>Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre.<< erklärte ich mich.
>>Ich verspreche, dass ich mich beherrsche<< versprach er und legte seine Stirn auf meine.
>>Bitte.<< wiederholte er sich.
>>In Ordnung<< hauchte ich und wurde im nächsten Moment zu seinem Bett geführt.
Ich legte mich hin und spürte hinter mir, wie die Matratze nachgab, als sich Tarven neben mich legte.
Er zog mich mit einem ruck an sich.
>>Danke<< flüsterte er in mein Haar.
Einige Augenblicke später hörte ich anhand seiner regelmäßigen Atmung, dass er eingeschlafen war.
Eine Last schien von mir abzufallen, als ich meine Augen schloss und es ihm gleich tat.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt