46 - Verloren

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Dunkelheit traf auf Licht, Licht auf dunkelheit.
Noch nie zuvor habe ich so tief in mich greifen müssen, nie hätte ich gedacht welche Wucht an Magie meine Mutter besaß.
Nur am Rande nahm ich die Kampfgeräusche wahr und die Rufe von Tarven.
>>Sie schützt ihn. ICH KOMME NICHT AN IHN RAN!<<
Er hatte recht. Meinen Bruder umgab ein Schutzschild, den meine Mutter ohne Probleme aufrechterhielt.
>>Ein Lebenszeichen. Ich flehe dich an.<< keuchte ich, doch es war zwecklos.
Ihre Augen waren leer und würde sie nicht tatsächlich gerade ihre gesamte Macht gegen mich werfen, dann hätte ich gedacht, sie wäre tot.
Was hatte er ihr nur angetan?
Meine Gedanken schweiften ab, weshalb ich die Kontrolle verlor und durch die schiere Gewalt bis an das Ende des Saales flog.
Tarven sprang rechtzeitig vor mich und lenkte die Magie meiner Mutter in eine andere Richtung.
Doch sie war zu mächtig und traf ihn ebenfalls.
Im weiten Bogen knallte er gegen mich. Gemeinsam hielten wir uns an den Händen und nickten.
Er bildete einen Schutzschild um mich, den ich verstärkte, sodass ich ohne Probleme auf sie zurennen konnte.
Ihre Augen weiteten sich, als ich sie nun umwarf und fest in einem Kokon aus Licht festhielt.
Mein Schrei hallte durch den Raum, als mich ein heftiger Schmerz in meiner Wirbelsäule traf.
>>Hilf mir.<< flehte ich zur Erde und spürte im nächsten Moment die Macht in meine Glieder zurückkehren.
>>Kaleana<< brüllte Tarven und schoss Dunkelheit gegen mich, die mich einige meter zur Seite schob.
Im Augenwinkel sah ich gerade noch den Dolch von Kyran aufblitzen.
Mit wutverzerrtem Blick stürmte er auf mich zu, doch bevor er mich erreichen konnte flackerte sein Schild.
Casper packte in diesem Moment seine Schläfen und brachte ihn zum winden.
Trotz seines strampelns konnte er sich nicht wehren und als die Dunkelheit von Tarven sich um seinen Körper schlang, verfiel er entgültig zur Asche.
Jeder in dem Saal schien zu stocken bei dem Anblick und als hätte sich ein Schalter umgelegt, ließen sie ihre Waffen fallen.

Zu unachtsam. Wir waren viel zu unachtsam.
Meine Brust explodierte und der Grund sah mich gerade erschrocken an.
Tarven fiel auf seine Knie, spuckte Blut und schickte ein letztes mal seine Magie aus, als meine Mutter mich angriff.
Mein Schrei hallte in meinem Ohr.
Unkontrolliert rannte ich zu Tarven und umschloss uns.
Seine Lippen, sein Hals und seine Brust waren übersät von tiefen Schnittwunden.
Mit erschrecken musste ich feststellen, dass die größte Schnittwunde über seinem Herz war und nicht aufhören wollte zu bluten.
Mit verkrampften Fingern presste ich meine Hände auf seine Wunde, um die Blutung zu stoppen, doch meine Hände waren binnen Sekunden rot.
>>Tarven...bitte..<< flehte ich und schüttelte ihn verzweifelt.
>>Nimm meine Hand<< verlangte er und umschloss sie im nächsten Moment mit aller kraft.
Ohne mich dagegen wehren zu können verband er unsere Magie und schoss es auf meine Mutter.
Ich weinte und schrieh, versuchte meine Hand zu lösen, doch er hielt mich unbarmherzig fest.
>>Bitte<< flehte ich.
>>TARVEN!<< schrieh ich mit so viel Schmerz, dass alle auf die Knie fielen.
>>Helft mir! HELFT UNS!<< flehte ich, doch so sehr Casper auch versuchte den Schild, der Tarven und mich schützte, zu durchbrechen.
Er schaffte es nicht.
Eine Explosion zerstörte den halben Saal und das war der Moment, als das Band, dass Tarven und mich verband riss.
Ein animalisch schmerzhafter Schrei hallte durch den Raum, bis ich realisierte, dass ich es war.
>>Wach auf. Wach auf. Wach auf.<< weinte ich und schüttelte verzweifelt seinen Körper.
>>Tarven...TARVEEEENNN! WACH AUF!<< weinte ich und stieß Casper weg, der mich von ihm wegziehen wollte.
>>Nein.Nein.Nein. TARVENNN!<< brach meine Stimme.
Mein Schluchzen und Brüllen erfüllte den Raum, sodass selbst Caspers Worte nicht zu mir durchdrangen.
Verzweifelt griff ich in mich, schickte meine Magie in jede erdenkliche Richtung.
Flehte die Erde an, mir zu helfen. Flehte gen Himmel und schirmte Tarven und mich wieder ab, als man versuchte mich von ihm zu reißen.
Wieder und wieder küsste ich seine Stirn und wippte hin und her.
Weinte, schrieh, flehte, doch niemand half mir.
Noch immer war sein Herz still.
Noch immer schwieg er mit geschlossenen Augen und wurde um mal zu mal blasser.
>>Ich Liebe dich. Das werde ich immer.<< schluchzte ich und strich über seine kalten Wangen.
>>Ich Liebe dich<< wiederholte ich mich wie ein Mantra.
Mit diesen Worten lies ich alles los und lies zu, dass meine Magie in jede Faser floss. In jedes Stück Erde und heilte sie.
Ohne es zu merken floss sie durch Tarven, lies ihn erstrahlen.
Casper schlug gegen den Schild, doch ich ließ ihn nicht durch.
Nach und nach strömte alles aus mir heraus bis ich selbst zerfloss und die betäubende Schwärze willkommen hieß.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt