24 - Der Anfang

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Die vertrauten Schmerzen waren wiedergekehrt und von Tarven war noch immer keine Spur.
Es war schon wieder fast Abend geworden und einen Tag länger wollte ich nicht vergeuden.
Ich würde es auch nicht aushalten. Mein Kopf brannte und meine Magie verzehrte mich innerlich. Sie wollte raus und ich wusste nicht, wie lange ich ihr noch widerstehen könnte.
Lendal hatte mich den ganzen Tag über versucht zu Reizen. Selten hatte sich Reven eingemischt, damit er von mir abließ, während Milan es sichtlich genoss.
Insgeheim freute ich mich darauf Lendal auf den Knien zu sehen.
Ihn für seine Großkotzigkeit zu bestrafen.
Die Sonne war untergegangen. Ich konnte nicht mehr. Würde ich noch länger warten, dann wäre ich nicht mehr imstande mich zu wehren.
>>Hey<< rief ich in die Stille.
>>Ich muss...ihr müsst mich losbinden. Bitte.<< rief ich.
Zu meinem Pech kam Lendal und zog mit seiner Magie die Pflanzenschlingel zurück. Er schubste mich vorwärts in Richtung der Büsche.
>>Mach schnell<< befahl er mir und machte nicht einmal anstalten sich zu entfernen.
Die Wut darüber ließ mich leiten. Ich tastete mich an ihm entlang.
>>Was...<< setzte er an, doch ich zwang ihn auf die Knie.
Mein Kopf fühlte sich an,als würde es explodieren.
Verschwommen ließ ich seinen Puls senken, sodass er in einen tiefen Schlaf fiel.
Zu mehr war ich nicht mehr fähig.
Ich entfernte mich vom Lager und als ich sicher genug sein konnte, dass die anderen mich nicht mehr hören würden, rannte ich. Zumindest versuchte ich es. Immer wieder musste ich mich abstützen, denn das Ziehen in meinem Rücken wurde zu einem reißen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Rücken in Flammen stand.
Ich irrte planlos umher und verlor nach jedem Schritt ein Stück meiner Hoffnung.
Ich war zu schwach. Mein Körper hielt es nicht länger aus. Selbst wenn ich es bis nach Mitternacht schaffen würde...ich wusste nicht ob mein Körper den Aufstieg noch zulassen würde.
Etwas krachte gegen mich und riss mich von den Füßen.
Benommen sah ich um mich. Lendal, Reven und Milan ragten über mir auf.
Reven sah weg, als mir Lendal ins Gesicht schlug.
Ich wimmerte, als er mich an meinen Haaren mit sich schleifte.
Mit dem letzten rest an Würde ließ ich meiner Magie freien lauf.
Ich griff nach Lendals Herz und drückte leicht zu.
Er sank zu Boden und krümmte sich.
Milan war wohl nicht so dämlich, wie ich dachte, denn er schlug mir kräftig gegen die Schläfe.
Ich sank für wenige Sekunden in Schwärze, als auch im nächsten Moment Lendal wieder über mir aufragte.
>>Du darfst sie nicht umbringen Lendal<< erinnerte ihn Reven.
Ich sah es in Lendal brodeln und erwartete schon einen Schlag.
Doch er beugte sich nur vor.
>>Warte ab, wenn ich dir ein Halsband anlege. Wollen wir mal sehen was du tust, wenn du nicht auf deine Magie zurückgreifen kannst. Finde dich damit ab Liebes, dass du nun mein Besitz bist.<< presste er hervor und presste mit diesen Worten seine Lippen auf meine.
Ich schlug um mich und biss in seine Lippe. Seine flache Hand sauste auf mich zu und ich wartete schon auf den Schmerz, doch er kam nicht.
Als ich aufsah konnte ich mein Schluchzen nicht zurückhalten.
Schwarze Dunkelheit umwand die drei Brüder und mit einem Ruck wurde ich aus dem Griff von Lendal, an eine warme Brust gedrückt.
>>Ich bin hier. Ich bin bei dir.<< flüsterte Tarven in mein Haar. Mit schwerem Atem ließ ich mich von seinem Geruch aus Kiefern und Beeren beruhigen.
>>Casper<< rief Tarven nach ihm.
Erst jetzt bemerkte ich die dunkle Gestalt hinter ihm.
>>Du weißt was zutun ist. Wie besprochen. Mach es schnell,ich will heim.<< befahl ihm Tarven.
Ohne eine Erwiderung bewegte sich Casper auf die drei Brüder zu.
Er machte halt bei Lendal und legte ihm seine Daumen an die Schläfen.
Lendal zitterte plötzlich am ganzen Körper und ich fühlte Genugtuung, als ich sein schmerzverzerrtes Gesicht sah.
Das gleiche tat er bei den anderen beiden, doch ich brachte die Frage nicht über die Lippen, was er getan hatte.
>>Tarven...<< setzte ich an und sank auf die Knie. Mein Hirn fühlte sich nun taub an. Mein ganzer Körper fühlte sich fremd an.
Benommen nahm ich war, wie Tarven mich abtastete und Casper sich neben ihn hockte.
>>Ich weiß nicht was sie hat, sie ist kaum verletzt...sie...<< setzte Tarven an.
>>Meine Magie. Ich habe sie benutzt.<< bestätigte ich seine Vermutung.
Er drehte mich um und besah sich meinen Rücken. Ich hörte das zittern in seiner Stimme, als er mich zurück drehte.
>>Wir schaffen das.<< versprach er mir.
>>Casper, ich vertrau darauf, dass du alles weitere erledigst.
Geh zurück sobald du fertig bist. Ich komme nach.<< befahl er Casper, doch ich war mir sicher, dass selbst Casper die Unsicherheit in Tarvens Stimme gehört hatte.
Ich lächelte ins Nichts, als ich zum sprechen ansetzte.
>>Du sollst nicht Lügen Idiot. Nicht lüg..<< brach ich ab.
Ein schütteln bewahrte mich davor in Schwärze zu tauchen.
>>Wag es ja nicht jetzt die Augen zu schließen Kaleana. Wag es nicht.<< presste er verzweifelt hervor.
Er nahm meine Wangen in seine Hände und legte seine Stirn gegen meine.
>>Kämpfe. Bitte Kaleana kämpfe. Ich kann nicht noch einmal...<< flüsterte er hervor und drückte mich noch fester an sich.
Meine Wange fühlte sich nass an, doch ich konnte nicht mehr entziffern, ob es seine oder meine Tränen waren.
>>E-es tut mir Leid..ich kann...nicht<< hauchte ich.
Da war wieder das Schütteln, doch diesesmal so weit weg.
Ich sank. Tiefer und tiefer.
Vergaß wer ich war und warum ich so verzweifelt oben bleiben wollte.
Ich war bereit loszulassen, doch etwas hielt mich noch immer zurück.
Ich hielt mich an einem Band fest und horchte.
>>Ich Liebe dich<< hörte ich, als ich auf das Band horchte und dabei wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich die Stimme kannte.
Tiefer und tiefer zog es mich hinunter.
Diesesmal war da eine andere Stimme.
Sie flüsterte mir zu ich solle ihr Vertrauen, sie versprach mir, dass ich bald ankommen würde.
Ich vertraute ihr und tauchte ein.
Je tiefer ich tauchte, desto freier fühlte ich mich. Es war nun nicht mehr schwarz, nein. Je tiefer ich tauchte,desto heller wurde es.
Irgendwann hatte ich das Gefühl, von der Sonne eingenommen zu werden.
Geborgen und voller Wärme folgte ich der Stimme.
Es fühlte sich an wie Tage, die ich hinab tauchte.
Irgendwann, als ich dachte es würde ewig so weitergehen, blieb ich stehen.
>>Deine Zeit ist noch nicht gekommen Kind<< durchbrach eine melodische Stimme die Stille.
Mit diesen Worten durchbrach mich ein Leuchten. Ich erkannte plötzlich meinen Körper und wieder nicht.
Plötzlich war ich die Sonne, inmitten dieser warmen Unendlichkeit und ich wusste, dass es jetzt Zeit war zu steigen.
Ich ließ alles von mir ab und zog mich hoch. Nicht mit Händen.
Ich zog mich hoch, allein mit meiner Willenskraft.
So lange der Abstieg auch gedauert hatte, war der Aufstieg nach einem Wimpernschlag vorbei.
Ein knall ertönte an meinem Ohr, ehe das Leuchten erlosch.
Wissend schlug ich meine Augen auf und blickte in feuchte honigbraune Augen.
>>Ich Liebe dich auch<<hauchte ich, ehe ich Tarvens Lippen auf meinen Spürte. Zu Hause dachte ich. Ich war zu Hause.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt