Ich wusste nicht wieviel Zeit schon vergangen war und fragte mich immer wieder, wie es Tarven gerade erging.
Die Angst um ihn, dass er hier auftauchen und bei dem Versuch mich zu finden in die Fänge meines Bruders geraten könnte, machte mich fertig.
Meinem Bruder gelang es nicht richtig in meinen Kopf einzudringen, weil ich mich mit allen Kräften gegen ihn wehrte, doch ich konnte nicht leugnen, dass es an mir zerrte.
Mein Kopf fühlte sich wund an und trotz der Tatsache, dass er kaum etwas anrichten konnte spürte ich seinen Einfluss.
So klein und dennoch so deutlich zeigten sich seine Spuren an Erinnerungen der letzten Tage.
Das Knarren der Tür holte mich aus meinem Halbschlaf und zwang mich hinzusehen.
Mein Bruder trat ein und diesesmal wirkte er nicht mehr so selbstsicher.
>>Ich gebe dir noch eine Chance Kaleana. Nur eine einzige. Entweder du hörst auf dich zu wehren, oder ich sorge für eine angemessene Motivation.<< Stirnrunzelnd betrachtete ich ihn, bevor ich auf sein Ultimatum einging.
>>Nichts wird mich dazu bringen deine Sklavin zu werden und diesen Kontinent in den Abgrund zu reißen.<< spuckte ich ihm die Worte hin.
Er zuckte nur mit seinen Schultern.
>>Ich hatte dich gewarnt. Bringt ihn rein.<< befahl er.
Im nächsten Moment wurde Ather in den Raum geschleift.
Scharf sog ich die Luft ein, als Kyran ihn an den Haaren aufrecht hielt.
>>So liebe Schwester. Entscheide, oder ich töte ihn.<< drohte er.
Ich warf mich mit aller Kraft vor, doch die Fesseln hinderten mich daran Ather zu erreichen.
>>Kyran bitte. Ather war nicht nur für mich bedeutsam. Wie kannst du nur in Erwägung ziehen ihm etwas zu tun.<< versuchte ich ihn zu überzeugen.
Doch mein Bruder grinste nur.
>>Gefühle waren nie etwas, dass ich nachvollziehen konnte. Sie machen uns schwach Schwester. Du bist das perfekte Beispiel dafür.<< erklärte er mir, als wäre ich eine fünf jährige, die man belehren musste.
>>Nicht einmal bei Mutter tat es weh. Es war sogar einfach diese Frau zu brechen.<< schwelgte er in Erinnerung.
>>Du bist Krank Kyran.<< stellte ich fest. Er war es wirklich. Ich sah den Wahnsinn in seinen Augen und wusste in diesem Moment, dass er zu alles im stande sein würde.
Mein Blick huschte zu Ather, der mir entschlossen in die Augen sah.
Er schloss leicht die Augen. Er war bereit zu sterben, doch ich war nicht bereit ihn loszulassen.
Mein innerer Kampf verschlimmerte die Schmerzen in meinem Kopf.
>>In deinen Augen bin ich krank, doch in meinen Augen seid ihr alle verblendet. Du hast recht. Der Kontinent steht schon lange am Abgrund, doch ich werde derjenige Sein, der es rettet. Nicht du!<< gab er entschlossen von sich.
>>Und um erhrlich zu sein, brauche ich nicht ihn. Dein lieber Tarven wird bald hier aufkreuzen, wollen wir dann sehen wie deine Entscheidung sein wird.<<
Mit diesen Worten griff er an Athers Schläfen und ließ seinen gesamten Körper beben.
>>NEIN!<< schrieh ich aus vollem Hals und rüttelte vergebens an meinen Fesseln. Ein Wimmern entwich meiner Kehle gefolgt von einem Klagelaut, der selbst in meinen Ohren schmerzte. Ich hörte nicht auf. Nicht dann, als Kyran seine Hände von Ather nahm.
Nicht dann, als Athers Körper schlaff zu Boden fiel.
Nicht dann, als Kyran den Raum verließ und auch nicht dann, als Athers toter Körper vor meinen Füßen liegengelassen wurde.
Meine Stimme hörte irgendwann den Geist auf und brachte nurnoch heiseres Schluchzen hervor.
Noch immer nicht begreifend was passiert war starrte ich auf seinen Leichnahm und wartete darauf, dass er erwachte, obwohl das Wissen darum, dass er tot war, fest in mir verankert war.Laute Geräusche hinter der verschlossenen Tür weckten mich und ein Blick auf den Boden zeigte mir, dass sie Athers Körper mitgenommen hatten.
Geschrei wurde hinter der Tür lauter, doch es war mir egal.
Mein Körper schien nicht mehr zu mir zu gehören und es war, als wäre ich auch gar nicht hier.
Selbst als die Tür aufgestoßen wurde fiel es mir schwer aufzusehen.
Erst als sich warme Hände auf meine Wangen legten sah ich hoch und spürte heiße Tränen, als ich in Caspers Augen sah.
>>Hey kleines<< flüsterte er und riss an den Fesseln.
Er half mir mich aufzurichten, doch meine Füße hielten mich nicht.
Ohne lange zu überlegen hob er mich hoch und drückte mich an seine Brust.
>>Tarven..<< flüsterte ich.
>>Er lenkt die Wachen ab. Wir treffen uns alle beim Lager. Dimja ist bei ihm. Doren ist vor der Tür.
>>Geht es ihr gut?<< fragte Doren und da ich nicht reden wollte war ich Dankbar, dass Casper es für mich ünernahm.
>>Ja. Lass uns verschwinden.<<
Mit diesen Worten umfing mich der bekannte zerrende Wind und ließ wenige Augenblicke danach nach.
>>Dein Bruder ist doch nicht so klug wie er dachte.<< flüsterte Casper mir zu.
>>Wie habt ihr es geschafft?<< fragte ich mit noch immer heiserer Stimme.
>>Das Erdreich. Ich oder Tarven erzählen dir später alles, aber ich denke da sucht dich gerade jemand.<< und setzte mich mit diesen Worten ab.
Im nächsten Moment wurde ich an eine harte Brust gedrückt und fing hemmungslos zu weinen an, als der Duft nach Kiefern und Beeren in meine Nase stieg. Ich krallte mich fest, als könnte er jeden Moment verschwinden.
Ich spürte wie Tarvens Dunkelheit uns umfing und mich vor allen Blicken versteckte.
>>Shht<< versuchte er mich zu beruhigen, doch ich schüttelte nur heftig mit dem Kopf.
>>Wir haben versucht Ather zu finden Kalea, aber er war nicht da<< versuchte er sich zu erklären.
Mein noch heftiger werdendes Weinen, schien ihn nun komplett zu verwirren, denn er zog mich kurz zurück und zwang mich ihn anzusehen.
>>Er-Er hat i-ihn getötet.<< brach meine Stimme ab.
Fest zog er mich wieder an seine Brust und sank mit mir auf die Knie.
So verharrte er mit mir, bis mein Körper aufhörte zu beben und ich mich nach einer Ewigkeit langsam von ihm löste.
>>Ich weiß nicht mehr gegen wen wir eigentlich kämpfen.<< gab ich taub von mir.
Tarven strich mir nur behutsam über mein Gesicht und trocknete meine Tränen.
>>Egal gegen wen wir auch kämpfen. Wir werden sie alle besiegen und deinen Bruder setze ich ganz oben auf die Liste.<< versprach er mir.
>>Wie habt ihr es ins Schloss geschafft?<< fragte ich nun doch etwas neugierig.
>>Dank Casper. Du weiß doch, als er damals die Gedanken der Prinzen des Erdreiches manipuliert hat. Er hat uns als Verbündete in ihre Köpfe gepflanzt. Wir könnten sehr viel von ihnen verlangen.<< erklärte er mir.
Erdreich. Wer hätte gedacht, dass das Reich, welches solchen Konflikten immer aus dem Weg ging nun dazu gezwungen war Partei zu ergreifen.
Ohne weiter etwas zu sagen lehnte ich mich wieder an Tarven und ließ seine Nähe mich beruhigen.
Ich merkte nicht einmal mehr, wie ich einschlief, während er durch meine Haare strich und meinen Kopf mit Küssen benetzte.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasi>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...