Der Herbst hat das Sternenreich nun endgültig erreicht und meine Sorge wuchs zunehmend.
Bald würde sich der Winter ankündigen. Wir waren noch nicht weit gekommen.
Zane arbeitete noch immer an Waffen gegen diese Wesen und Casper hatte Matraen verlassen um andere Gebiete zu sichern. Wir wollten alle kein Risiko eingehen, indem wir davon ausgingen, dass nur Metraen Ziel eines Angriffs sein könnte.
Tarven und ich hatten bis jetzt noch keine Zeit gehabt zu trainieren, doch es weiter hinauszögern konnten wir auch nicht.
Immer wieder benutzte ich unbewusst meine Magie. Pflanzen wuchsen aus dem Boden, Erinnerungen, die nicht mir gehörten, tauchten in meinem Kopf auf. Ich hörte Stimmen, die nicht existierten.
Gedankenverloren blätterte ich in dem Buch nach einer Spur, wegen den zwei restlichen Artefakten. Doren und Dimja leisteten mir dabei Gesellschaft und suchten ebenfalls nach Anhaltspunkten.
Sie waren vorgestern zurückgekehrt, ohne standfeste Ergebnisse.
Sie folgten der Spur dieser Wesen, doch diese endete mitten im Wald der Stille.
Niedergeschlagen dachte ich an Tarven und an den letzten Ausdruck in seinem Gesicht. Ohne es zu wollen fühlte ich seinen Gemütszustand.
Ich spürte die Last auf seinen Schultern und wollte ihm so gerne helfen, doch keiner von uns kam wirklich weiter.
In meinen Gedanken verloren bemerkte ich fast das Kribbeln nicht, dass sich in mir ausbreitete.
Es wurde Stärker, bis sich eine Stimme in meinem Kopf bemerkbar machte.
>>Du hast mir gefehlt.<< flüsterte sie und klang dabei unglaublich Liebevoll.
>>Komm zu mir. Lass mich nicht allein. Es ist so kalt und so dunkel hier. Mir fehlt die Wärme und das Licht. Komm zu mir.<< Sprach die Stimme abgehackt.
>>Wohin?<< entfuhr es mir. Dimja und Doren schauten mich verwirrt an, doch ich beachtete sie nicht.
Stattdessen legte ich das Buch zur Seite und stand auf.
>>Du weißt wohin. Du weißt immer wohin. Folge nur deinem Herzen und du wirst mich finden. Komm zu mir, bring mir Licht und Wärme.<< bat die Stimme mich.
Ohne weiter darüber nachzudenken, konzentrierte ich mich auf mein Herz.
>>Kalea?<< sprach mich Dimja besorgt an.
>>Es ist alles gut. Da ist nur etwas, dem ich nachgehen muss.<< versuchte ich sie zu beschwichtigen.
Es war mir egal, dass sie mich noch immer misstrauisch musterte, als ich die Bibliothek verließ.
Ich folgte dem langen gang und blendete aus, dass Dimja und Doren mir still folgten.
Das Kribbeln in mir wurde immer stärker, je länger ich lief. Freude löste es ab und ich musste an mich halten, das Kichern zurückzuhalten, dass sich hinausschleichen wollte.
Vor einer gigantischen Tür blieb ich stehen und wurde am Arm zurückgehalten, bevor ich sie öffnen konnte.
>>Kalea, vielleicht sollten wir auf Tarven warten. Er hat diesen Raum bewusst abgesperrt.<< warnte mich Dimja.
>>Hol ihn. Bitte.<< bat ich sie.
Sie sah mich einige Momente an, ehe sie vor meinen Augen verschwand und nichts als die aufgewirbelte Luft blieb.
>>Du weißt was in diesem Raum drin ist?<< fragte Doren mich.
Lächelnd schüttelte ich den Kopf und lehnte mich an die Tür.
>>Du weißt es?<< fragte ich ihn nun.
Er nickte.
>>Muss ich jetzt echt nochmal nachboren, damit du es mir sagst?<< setzte ich an.
Doren konnte das Lächeln nicht verhindern und sah mich eindringlich an.
>>Das was Casper so stolz gestohlen hat<< offenbarte er.
Ein ungutes Gefühl bildete sich in mir, als mir klar wurde, dass dieses Etwas mit mir gesprochen haben könnte.Nach einer gefühlten Ewigkeit erschien Dimja mit Tarven. Er stürmte besorgt auf mich zu.
>>Beruhig dich großer. Mir geht es gut.<< scherzte ich.
Erleichtert schaute er zwischen mir und der Tür und zog verwundert die Augenbrauen hoch.
>>Wie hast du den Raum gefunden? Doren, Dimja? Ich dachte meine Irrgänge hätten selbst bei euch funktioniert, wie habt ihr sie herführen können?<< fragt Tarven an sie gewandt. Beide hoben ihre Schultern, ehe ich an seiner Hand zog.
>>Ich habe den Weg selber gefunden. Jetzt öffne die Tür. Ich erklär dir alles später, aber bitte öffne die Tür.<< bat ich und sah ihn flehend an.
Mein Herz sehnte sich unaufhörlich danach, diesen Raum zu betreten. Es war als würde mich etwas fremdes leiten.
Tarven nickte zurückhaltend und öffnete die Tür im nächsten Moment.
Nervös betrat ich nun den dunklen Raum und erkannte, dass nur eine Truhe mitten in dem Raum lag.
>>Wie mysteriös du doch bist.<< richtete ich an Tarven und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
>>Immer wieder gerne.<< erwiderte er und betrachtete verstohlen die Truhe.
>>Du bist gekommen. Du hast mich gefunden, mir Wärme und Licht gebracht. Oh, wie sehr ich dich vermisst habe. Wir beide waren eine viel zu lange Zeit getrennt. Eine unglaublich lange und grausame Zeit.<< beklagte sich die Stimme.
>>Wie kann es sein, dass du mich kennst, aber ich dich nie gesehen habe. Und wie kann es sein, dass ein Gegenstand gerade mit mir spricht?<< fragte ich verwirrt, ohne Mut dazu, die Truhe zu öffnen.
>>Du wirst es bald verstehen. Öffne die Truhe und ich zeige es dir.<< sprach das Ding zu mir.
Tarven legte seine Hand auf meine Schulter. Er wirkte besorgt, sodass ich meine Hand auf seine legte.
>>Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann. Woher soll ich wissen, dass du uns nicht schaden wirst?<< fragte ich ehrlich.
Tarvens Griff wurde fester, ehe er sich neben mich hockte und auf die Truhe starrte. Seine Dunkelheit bereit in der Ecke lauernt.
>>Du weißt, dass ich dir niemals Schaden könnte. Ich weiß, dass du Vertrauen in dir spürst und du weißt es auch. Ich könnte dir niemals schaden. Niemals.<< hörte ich es sanft sagen.
Es hatte recht. Ich fühlte vieles in diesem Moment, doch nichts Negatives.
Ganz im Gegenteil. Es wirkte vertraut und ich wollte es am liebsten umhüllen mit Licht. Wie auf Kommando fingen meine Handflächen an zu leuchten.
Tarven sah mich fragend an und ich nickte ihm zu.
Widerwillig öffnete er die Truhe und zum Vorschein kam ein silberner Stab mit einem leuchtenden Stein. Eisgrün.
Die Ironie traf mich im vollen Ausmaß.
Scheu legte ich meine Finger darauf und zuckte zusammen, als sich eine Gestald vor uns bildete.
Tarven sprang alarmiert auf und Doren zückte sein Schwert.
>>Stopp<< rief ich allen zu und fixierte die Frau vor uns.
Ihr Körper war durchsichtig, doch man erkannte sie trotzdem.
Sie hatte runde spitz zulaufende Ohren und war von einer außerordentlichen Schönheit. Doch nicht das war es, dass mich im Bann hielt. Es waren ihre Augen.
Ihr linkes Auge war braun, wohingegen ihr rechtes Auge Eisgrün war.
>>Wir haben die gleichen Augen<< entfuhr es mir.
>>Ja. Das haben wir meine liebe Kaleana.<< antwortete sie und lächelte mich sanft an.
Ihr Blick huschte zu Tarven und dann zu mir, ehe sie wieder sprach.
>>Wie ich sehe scheint sich die Geschichte zu wiederholen.<< sagte sie und wirkte mit einem mal unendlich traurig.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasía>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...