44 - Kampfgeist

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Erschrocken wachte ich auf und versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, die mein Traum ausgelöst hatte.
Athers Tod spielte sich vor meinen Augen ab.
>>Hey<< hauchte Tarven und zog mich in seine Arme.
>>Hey<< quitschte ich, weil ich kaum Luft bekam.
>>Casper möchte sich deine Erinnerungen ansehen. Falls dein Bruder etwas falsch gerückt hat, dann kann er es sehen.<<
Ich nickte nur und lächelte Casper zu, der sich nun vor mich hockte.
>>Es wird zwar nicht weh tun, aber wolmöglich kann es sich unangenehm anfühlen. Wehre dich nicht dagegen, dann ist es schnell vorbei.<< warnte Casper mich vor.
>>Ist schon gut<< erwiderte ich nur und spürte im nächsten Moment seine Hände an meiner Schläfe.
Es tat tatsächlich nicht weh. Es war mehr wie ein leichtes dumpfes kratzen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht gemerkt wieviel Schaden Kyran eigentlich angerichter hat, doch nachdem Casper seine Hände sinken ließ spürte ich es.
Als hätte man Dreck, welches schon eine Ewigkeit auf einem lag, mit Seife und Wasser abgewaschen.
>>Und?<< fragte er.
Mit einem Lächeln drückte ich seine Hand.
>>Ich danke dir.<< bedankte ich mich und fand mich im nächsten Moment wieder in Tarvens Armen.
>>Es tut mir Leid. Ich hätte besser aufpassen sollen. Es tut mir so unendlich leid.<< flüsterte er in mein Haar.
>>Nein.<< erwiderte ich.
>>Ich glaube es hätte niemand kommen sehen. Nicht einmal meine Magie konnte etwas erfühlen.<< versuchte ich ihn zu überzeugen.
Ich löste mich von ihm und legte meine Lippen auf seine. Zuerst war es sehr zaghaft, doch dann wurde der Kuss hektischer und sprach alles aus, was wir beide gefühlt hatten in den letzten Tagen.
Ich wollte ihn nicht loslassen, denn noch immer hatte ich angst es wäre ein Traum.
Widerwillig lösten wir uns voneinander und standen mit unseren Stirnen aneinander gelehnt und atemlos mitten im Wald.
>>Wir machen dem ein Ende, sobald ich mich gestärkt habe. Ich will, dass es zu Ende ist.<< flüsterte ich und schmiegte mein Gesicht in seine flache Hand, die über mein Gesicht strich.
>>Dann lass uns mit den anderen Besprechen.<< raunte er und zog mich mit sich.

>>Nachts wäre es am schlausten. Kyran und der König werden nicht erwarten, dass wir schon so früh zuschlagen, zumal Kyran denkt, dass das Erdreich auf seiner Seite ist.<< erklärte Doren.
Sie hatten ihn reingelegt indem sie dafür gesorgt hatten, dass er außerhalb des Schlosses war, um mit dem Erdreich zu verhandeln.
Sehr schlau, wenn man bedenkt, dass das Erdreich auch im Normalfall nie auf unserer Seite wäre, nachdem wir sie so beleidigt hatten.
>>Das Sonnenreich ist am Ende. Ihre Verteidigung ist ein Witz, wenn die Erdkrieger sie angreifen.<< ergänzte Doren.
>>Also greifen wir fünf aus dem Hinterhalt an und die anderen sorgen dafür, dass uns niemand in die Quere kommt?<< fragte ich zum Verständnis und bekam ein Nicken als Antwort.
>>Es würde die Sache erleichtern, wenn du mit deiner Magie ein genaues Bild der Aufstellung gibst und wo sich alle aufhalten.<< warf Casper ein.
>>Bist du wirklich in der Lage dazu deine Magie zu verwenden?<< fragte mich Tarven nun etwas besorgt.
Ich überlegte und fühlte in mich hinein. So viel angestaute Magie, die ich nicht loswerden konnte, pulsierte in meinem Körper und das Wissen, dass die Erde mir Kraft schenkte ließ mich antworten.
>>Ja. Definitiv.<<
>>Dann ist es beschlossen. Heute Abend wird das ganze hoffentlich ein Ende nehmen.<< verkündete Dimja und war die erste, die verschwand.
Ein Ende. Es wird noch sehr lange dauern, bis es tatsächlich Enden wird.
Denn auch, wenn wir heute siegen, es gibt dennoch immer das Problem der Ablehnung gegenüber Menschen und Halbfae.
Es wird ein Prozess sein, der über Jahrzehnte andauern wird.
Nachdem alle in entgegengesetzte Richtungen gingen, zog mich Tarven an seiner Hand mit sich.
>>Wohin?<< fragte ich.
>>Wirst du schon sehen.<<
Unwissend folgte ich ihm durch den dichten Wald und betrachtete den Himmel, der in orange Tönen leuchtete. Die Sonne ging auf und die Frage stellte sich mir, ob das mein letzter Sonnenaufgang sein würde.
Wir hielten an einem kleinen See an, der leicht vereist war und durch die ersten Sonnenstrahlen erstrahlte.
Tarven setzte sich auf den Boden und sah zum See.
Ich tat es ihm gleich und wartete, bis er die Stille brach.
>>Egal was Morgen passiert. Wir bleiben zusammen.<<
Ich sah ihn einige Momente an, ehe ich mich an ihn lehnte und ihm antwortete.
>>Wir bleiben zusammen.<<
Mit diesen Worten beugte ich mich zu ihm, setzte mich auf seinen Schoß und ignorierte die beißende Kälte.
Ich fing an ihn zu Küssen und genoss jede seiner Berührungen.
Irgendwann wurde es warm, weil Tarven die Kälte mit seiner Magie verbannte.
Unsere nackten Leiber pressten sich aneinander und wurden begleitet durch unser Stöhnen und Keuchen.
Seine Dunkelheit schlang sich in jede Richtung, während wir uns liebten, ohne zu wissen, ob es das letzte mal sein würde.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt