38 - Dankbar

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Nachdem wir noch lange schweigend zum Nachthimmel sahen, verabschiedeten wir uns kurz nach Mitternacht.
Tarven und ich gingen mit ineinander verschränkten Händen hinauf, ohne ein Wort zu sagen.
Noch immer dachte ich an die Zeit im Sonnenreich zurück.
>>Hey, sieh mich an<< hörte ich Tarven sagen, nachdem er die Tür unseres Zimmers schloss.
Behutsam legte er seine Hand auf meine Wange, in die ich mich schmiegte.
>>Warte hier.<< bat er mich und huschte ins Bad.
Ich nickte nur und legte mich seitlich auf das riesige Bett. Stille Tränen fanden ihren Weg über meine Wangen, als ich an eine Erinnerung dachte.
Orubina und ich hatten verstecken gespielt, ich war erst sieben.
Sie hatte mich überall gesucht, während ich mich in einer Truhe versteckt hatte, in meinem Zimmer.
Sie hatte noch Tage danach mit mir geschimpft, wie ich dort drei Stunden drin bleiben konnte, während sie wie verrückt nach mir gesucht hatte.
,,Du kannst einer alten Dame doch nicht so einen Schreck einjagen" hatte sie gesagt.
Bockig wie ich war gab ich ihr die Schuld, weil sie so schlecht gesucht hatte.
Und trotzdem hatte sie eine Woche später wieder mit mir Verstecken gespielt.
Sie war meine einzige Spielkameradin.
Meine einzige Freundin.
Sarane und Ather. Nun ja, ich wünschte mir nicht nur einmal, dass sie meine Eltern wären.
Es gab Tage, da war ich so wütend auf die Götter, dass ich mich dem Gebet entzog.
Ich verstand nicht, warum ich beten sollte, wenn dennoch so viel Ungerechtigkeit herrschte und nur durch Saranes Liebe, fand ich wieder zu den Göttern.
So oft hatte sie mich in den Arm genommen, nach der Schimpfe von meinem Vater. So oft hatte sie mich getröstet, wenn mir verwehrt wurde mit meinen Brüdern draußen zu spielen und so oft hatte sie mir heimlich Süßigkeiten zugesteckt, wenn mir niemand welche geben wollte.
Sie war diejenige gewesen, die meinen Vater davon abgebracht hatte, meine Hand auspeitschen zu lassen, als ich mit dem Bogen geschossen hatte.
Sie war diejenige gewesen, die meine Wunden säuberte, wenn ich mich mit den Kindern prügelte.
Ich erinnerte mich noch schwach an die Nächte, in denen Orubina, Sarane und ich uns die Haare flochten, mit Puppen spielten und Gebäck aßen, bis wir zur Kugel wurden.
Ich erinnerte mich daran, wie Ather dafür gesorgt hatte, dass Orubina und Sarane mit mir einen Tag am See verbringen konnten, als die Sommerhitze zu stark wurde.
Es hatte sich angefühlt, als hätte ich eine vollständige Familie.

Schniefend wischte ich mir die Tränen von der Wange, als Tarven an meinem Arm zog.
>>Komm mit.<< bat er mich sanft.
Im Bad angekommen roch ich Lavendel und war erstaunt darüber, was er vorbereitet hatte.
Ein Schaumbad mit Kerzen.
Behutsam küsste er meinen Hals und löste die Schnürung meines Kleides, woraufhin ich meine Augen schloss und die Ruhe in mich einsog.
Tarven löste die letzten Knoten und streifte mir mein schweres Kleid hinunter. Nur in meinem Unterkleid stand ich nun da und ließ ihn gewähren, als er mit seinen Händen über meinen Körper strich und ihn geschickt vom letzten Stoff befreite.
Ich spürte, wie er sich ebenfalls seiner Kleidung entledigte und wieder sanft über meine Haut strich.
Er dirigierte mich zur Wanne und half mir hinein, ehe er es sich hinter mir bequem machte.
Sanft fuhr er durch meine Haare und küsste meine Wange.
Tarven fing an mich zu massieren, was mir einen wohltuenden Seufzer entlockte.
>>Es wird leichter. Ich verspreche es dir.<< brach Tarven die Stille und hinderte mich daran, mich zu ihm zu drehen.
Behutsam kreiste ich mit meinen Fingerkuppen über sein Knie und weiter hinauf auf sein Oberschenkel.
>>Ich wünschte, dass ich ihnen danken könnte, ihnen sagen könnte, wie sehr ich sie geliebt habe. Das habe ich nämlich noch nie.<<trauerte ich um die Chance, die mir genommen wurde.
Tarven seufzte und zog mich in eine Umarmung.
>>Ich kenne deinen Hass und ich kenne deine Liebe. Glaube mir nun, wenn ich sage, dass deine Liebe deutlich zu spüren ist. Ich bin mir sicher, dass sie es wussten, jeden Augenblick in dem sie dich zu Gesicht bekamen.<<munterte er mich auf.
>>Danke.<< sagte ich nur.
>>Ich Liebe dich.<<setzte ich an, bevor ich meinen Kopf auf seine Schulter bettete.
>>Ich Liebe dich auch<< hauchte er und legte von hinten seine Wange auf meine.
Eine Weile verhaarten wir so, ehe er nach der Seife griff und es in mein Haar massierte.
>>Ich glaube ich lasse dich ab jetzt immer mein Haar waschen. Du kannst es viel besser als ich<< seufzte ich und grinste, als er in mein Ohr biss.
>>So faul wärst du wohl gerne<< zog er mich auf.
Als er fertig war, drehte ich mich um und sah ihm in die Augen. Ohne hinzusehen griff ich nach der Seife und wusch nun ihm die Haare.
>>Du hast recht. Vielleicht solltest du das ab jetzt jedes mal tun.<< gab er wohltuend von sich.
Diesesmal biss ich ihm in sein Ohr und grinste, als ich erwiderte >>So faul wärst du wohl gerne<<.
Im nächsten Moment fand ich mich in seinen Armen wieder, wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt.
Es war ein sanfter Kuss, der lediglich Wärme und Zuflucht versprach und als wir uns voneinander lösten, war da nichts mehr als unerbittliche Liebe.

Wir begaben uns in unser Bett und lagen dort umschlungen.
Mein Kopf an seine Brust gebettet, streichelte ich über seinen Oberkörper, während er meinen Rücken kraulte.
>>Ich danke dir für den heutigen Tag. Manchmal tut es weh, wenn du so perfekt bist.<< gestand ich ihm und zwickte ihn leicht.
>>Könnte ich das mal auch von dir behaupten.<< scherzte er grinsend und sah den Schlag gegen sein Gesicht nicht kommen.
Er war federleicht, doch trotzdem ließ er es nicht auf sich sitzen. Ich kreischte und lachte, als er mich umwarf und kitzelte.
>>Tarven..<< kreischte ich und krümmte mich, um seinen Fingern zu entkommen.
Er grub sein Gesicht in meinen Nacken und machte knurrende Geräusche.
Ich lachte aus vollem Hals und versuchte mich halbherzig aus seinem Griff zu winden.
Sein Knurren wurde zu einem schweren atmen.
Ebenfalls schwer atment zog ich sein Gesicht zu meinem hoch. Beide grinsten wir uns an.
>>Du bist unmöglich<< schimpfte ich und wurde urplötzlich still, als mir bewusst wurde, wie er mich ansah.
>>Ich danke den Göttern, dass sie mir dich geschickt haben.<< flüsterte er und zog mich unter die Decke.
>>Ich auch.<< flüsterte ich in die stille Nacht.
>>Ich auch<< widerholte ich meine Worte und schmiegte mich an ihn.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt