Seit einer Woche war ich nun in Kelsantora. Die Stadt grenzte an das Meer und war abgeschottet durch einen angrenzenden Wald. Die Gebäude waren aus weißem Stein und in der Nacht konkurrierte Kelsantora mit dem Sternenhimmel.
Jeden Abend genoss ich die kalte Nachtluft auf der Terrasse und betrachtete die leuchtende Stadt.
Mein Zimmer war hell gestaltet und man sollte meinen ich müsste in dem weißen Himmelbett ruhig und seelig schlafen, doch so war es nicht.
Mich plagten, in immer größer werdenden Abständen, Schmerzen.
Das ziehen in meiner Wirbelsäule kam und ging, während ich zunehmend die Nerven verlor.
Tarven ließ sich auch nicht mehr blicken und das frustrierte mich aus unerfindlichen Gründen noch mehr.
Ich war zwar keine Gefangene und durfte mich frei bewegen, doch jeder schien mir aus dem Weg zu gehen, als wäre ich ein Insekt.
Einzig allein zwei Wachen begleiteten mich unentwegt.
Zum ersten mal vermisste ich mein Reich. Ich vermisste sogar die Schimpfe von meiner Amme Orubina. Ich vermisste Ather und seine Frau und den Kampfunterricht heimlich in der Nacht.
Noch mehr vermisste ich seine Umarmungen, die mich für einen Moment glauben ließen ich hätte einen Vater, der mich liebt.
Niedergeschlagen legte ich meinen Kopf an das kalte Geländer und sah zu, wie die Sonne unterging. Noch ein Tag, der sich zum Ende neigte.
Ich krümmte mich als sich das Ziehen in meiner Wirbelsäule meldete und diesesmal erst halt an meinem Schädel machte. Frustriert boxte ich gegen das Geländer und schloss die Augen um meine Atmung zu beruhigen.
Wenig später klopfte es an der Tür und zwei Zofen kamen mit einer Kiste ins Zimmer.
>>Prinzessin, wir sollen sie auf Anweisung des Königs herrichten für den Ball heute Abend.<< sagte die Kleinere von ihnen mit den blond geflochtenen Haaren und meerblauen Augen. Sie hieß Lia. Beide verbeugten sich. Die andere Zofe, namens Rinala, mit schwarz geflochtenem Zopf und braunen Augen, ließ das Päckchen auf den Boden fallen.
Sie öffnete es mit ihren zarten Fingern und präsentierte mir mit beiden Händen den Inhalt.
Ein Kleid in dunkelblau, wie die Nacht, lag nun ausgebreitet vor mir. Schimmernde schwarze Muster waren darauf bestickt und verleihten dem Kleid etwas Einzigartiges.
>>Ein Ball also<<gab ich überrascht von mir. Schweiß bildete sich plötzlich auf meiner Haut, denn es schien, als würde man mich ins kalte Wasser werfen.
Seit einer Woche war ich allein umhergewandert oder verschanzte mich in meinem Zimmer. Nun würde ich einer Lawine an Fae begegnen, die mit Sicherheit wussten, wer ich war.
Ohne mich zu fragen führten mich Lia und Rinala zum Badezimmer und ließen warmes Wasser laufen.
Ich war ihnen dankbar, doch ich wollte allein sein, um mich zu sammeln.
Nachdem ich sie gefühlt eine Ewigkeit anbettelte, gaben sie sich damit zufrieden im Zimmer zu warten.
Angespannt legte ich mich in die Badewanne und hieß die wohltuende Wärme willkommen.Als die Sonne untergegangen war stand ich bereit vor dem Spiegel. Lia und Rinala hatten beste Arbeit geleistet.
Mein lockiges Haar hatten sie hochgesteckt und einzelne Stränen baumelten auf meine nackte Schulter und fielen mir gewollt in mein Gesicht.
Meine vollen Lippen waren weinrot bemalt und stellten einen starken Kontrast zu meiner Haut dar.
Das Kleid saß bis zu meiner Taillie eng an und fiel dann locker auf den Boden mit einer kurzen Schleppe. Das besondere stellte das Rückenteil dar.
Mein Rücken war unbedeckt bis zur Taillie.
Lediglich drei Ketten aus schwarzen Steinen verbanden die beiden Enden und sorgten für einen Halt, dem ich dankbar war.
Zwei silberne Ohrringe, in die schwarze und blaue Steine eingearbeitet waren, schmückten meine Ohren. Ansonsten trug ich keinen Schmuck.
Ich fühlte mich schön, auch wenn es ungewohnt war mich wieder so zu sehen.
>>Die Wachen begleiten sie zum Ballsaal. Eine schöne Nacht wünschen wir Euch.<< Mit diesen Worten verbeugten sich die zwei Zofen und huschten aus dem Zimmer.
Ich folgte ihnen hinaus und versuchte mich nun mental vorzubereiten.
Entschlossen versprach ich mir mit Tarven zu reden, denn ich hatte es satt zur Seite geschoben zu werden.
Dass er mich ignorierte war eine Sache, doch mich so zu überrumpeln noch eine andere. Ich fühlte mich machtlos und dieses Gefühl bereitete unbehagen in mir aus. Als König hatte er hier die Macht und ich musste schnellstmöglich in Erfahrung bringen, welche Rolle ich hier spielte.
Ich hörte die Musik und das Gelächter, als wir in einen weitläufigen Gang einbogen.
Die Wachen blieben stehen und deuteten auf die offene Tür.
Ich bog meinen Rücken durch und lief anmutig in den Saal hinein, der gefüllt war mit feiernden Fae.
Einige Blicke richteten sich auf mich und schweiften nach wenigen Sekunden wieder ab.
Am Rand des Ballsaals machte ich einen Thron aus, der leer war.
Ich sah um mich und erblickte Tarven, der mit Dimja sprach.
Sie trug ein Kleid im satten Rot und warf sich die Haare mit größter Anmut zurück. Ich verbannte die Schmerzen an meiner Wirbelsäule und lief auf Tarven zu, dessen Blick sich auf halbem Weg auf mich richtete.
Seine Augen schienen aufzuleuchten, als er mich betrachtete.
Ich schluckte schwer, als ich über die Tanzfläche auf ihn zulief.
Er trug eine schwarze Tunika mit dunkelblauen Mustern bestickt.
Seine Hose war ebenfalls schwarz und seine weißblonden Haare waren zurückgegeelt.
Ich hakte mich bei ihm unter, als er mir den Arm anbot.
>>Nach dem Ball müssen wir reden<< sagte ich mit fester Stimme.
>>Ich denke da komme ich nicht drum rum.<< antwortete er angespannt.
Er schob mich in eine Ecke und drückte mir ein Glas Wein in die Hand.
>>Du wirst mich gleich abgrundtief hassen, doch ich möchte, dass du weißt, dass es zu unser beider Wohl ist.<< sagte er.
>>Was...<< bevor ich die Frage stellen konnte Griff er nach meiner Hand und unauffällig breitete sich seine Dunkelheit auf meinem Arm aus. Ich fühlte, wie sie sich in meinen Kopf schob und sich dort ausbreitete. Ich sah ihm erschrocken in die Augen.
>>Wehre dich nicht, sonst tut es weh<< und das tat es tatsächlich.
>>Bastard<< fluchte ich und grub meine Nägel in seinen Arm.
Er ließ mich dort stehen und lief auf seinen Thron zu.
Die Musik wurde unterbrochen, sodass er mühelos zu den Anwesenden sprechen konnte.
>>Wie ihr wisst haben wir einen besonderen Gast am Hof. Kaleana Weraven vom Sonnenreich.<< richtete er das Wort an die Menge und zeigte in meine Richtung.
Sie sahen kurz zu mir herüber, ehe sie ihre Blicke wieder zu Tarven richteten.
>>Kaleana hat sich vom Sonnenreich losgesagt und ist uns hier treu ergeben.
Sie ist Mir treu ergeben.
Mit Freuden möchte ich euch allen nun meine zukünftige Braut vorstellen. Die zukünftige Königin vom Sternenreich.
Kaleana, komm doch zu mir hoch meine Liebe.<< sagte er mit weicher Stimme.
Entsetzen packte mich und ich wollte aus dem Saal stürmen, mein Körper jedoch bewegte sich zu ihm.
Ich spürte das Lächeln auf meinen Lippen und versuchte dagegen anzukämpfen.
Was hatte er mit mir gemacht. Voller Zorn brüllte ich innerlich.
Als ich mich neben ihn stellte zog er mich an sich.
Die Gäste im Saal jubelten, als er meine Hand an seine Lippen hielt und einen Kuss darauf hauchte.
Doch nicht alle schienen begeistert von dieser Nachricht zu sein.
Einige verließen wortlos den Saal, während andere verwirrt in unsere Richtung blickten.
Mein Herz brach in zwei, als ich Tarven in die Augen sah.
Ich war geflohen vor einer arrangierten Ehe, um nun einen anderen zu heiraten. Sollte mein Vater davon erfahren, könnte er jeden Angriff damit begründen.
Tarven hatte ihn verspottet und mich würde er mit in den Abgrund reißen.
Und das schlimmste war, dass selbst das Erdreich diese Beleidigung nicht auf sich sitzen lassen wird.
Mein Kopf hämmerte und das ziehen in meiner Wirbelsäule meldete sich.
>>Ich muss raus. Bitte.<< flehte ich Tarven stumm an.
Er verstand und ließ mich gehen.
Schwer schleppte ich mich durch den Saal und als mich niemand mehr sehen konnte, rannte ich in mein Zimmer und brach zusammen.
DU LIEST GERADE
Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasy>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...