19 - Malina

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Es war feucht in der Zelle und unendlich kalt. Malina zitterte an ihrem ganzen Körper und weinte stumme Tränen.
Schon lange hatte sie kein Sonnenlicht mehr gesehen und schon lange hatte sich die Hoffnung auf Freiheit verabschiedet.
Als König Seronus sie das erste mal besuchte, hatte sie sich noch gewehrt. Selbst nach der Folter, die sie Tag für Tag erdulden musste.
Sie war eine Kämpferin gewesen, eine Naturgewalt die sie zu zähmen versuchten.
Malina war die Erde und das Licht.
Jetzt war sie nur noch ein Abbild dessen, wer sie einst gewesen war.
Schritte hallten durch den Gang, weshalb sie sich nun im hintersten Winkel der Zelle zusammenkrümmte.
Sie wippte hin und her, hin und her und summte ein Lied, das einst ein Schlaflied für jemanden gewesen sein musste. Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
Der Mann namens Farin hatte ihr ihre Erinnerungen gestohlen. Er hatte sie ersetzt und nun hangen sie dort in ihrem Kopf und verschmutzten es.
Sie konnte Wahrheit und Lüge schon lange nicht mehr unterscheiden.
Zwei Männer traten in ihre Zelle und zogen sie mit sich.
Sie wimmerte, als man sie in das Folterzimmer warf.
König Seronus ragte über ihr bedrohlich auf und sah ihr anklagend in die Augen.
>>Ach Malina. Deine Kreaturen waren nicht gut genug meine Liebe. Du hast mich unglaublich enttäuscht, dabei habe ich mir doch so große Mühe mit dir gegeben. Nun. Das wird Konsequenzen haben müssen liebes.<<
Schimpfte Seronus mit ihr. Malina bettelte um Vergebung. Sie flehte, dass er ihr verzeihen möge.
Seronus beugte sich vor und betrachtete sie missbilligend.
Als sie nach seinem Umhang griff, schlug er ihr einmal ins Gesicht.
Sie flog zur Seite und spürte Metallgeschmack im Mund.
Die Männer zogen sie auf die Beine und ketteten sie an den Stuhl.
>>Malina, Malina. Was mache ich nur mit dir?<< fragte der König mitleidig.
>>Bitte<< flehte sie ihn an.
Er wischte ihr die Tränen von der Wange und grub im nächsten Moment seine Nägel in ihre Wangen.
Sie schrieh vor Schmerzen auf.
Er folterte sie jedes mal und manchmal brauchte er nicht einmal einen Grund dazu.
Er verachtete sie dafür, was in ihren Adern floss und ihm verwehrt war und er hasste sie noch mehr dafür, dass er sie aus diesem Grund brauchte.
Er schlug ihr ins Gesicht, wieder und wieder, bis es verunstaltet war.
Erst dann hörte er auf und zwang seinen Diener ihre Haare kurz zu schoren.
Sie wimmerte. Er lechzte danach.
Später warf man Malina zurück in die Zelle und verwehrte ihr für zwei Tage Nahrung.
Ihr Gesicht war geschwollen, weshalb sie nichts sehen konnte.
Malina genoss die Ruhe, denn sie wusste, was in einigen Tagen geschehen würde.
Sie bekam angst, denn ihre Magie wurde schwarz und die Erde fing an sie zu verabscheuen.
Schluchzend kauerte sie sich in die Ecke und summte das Schlaflied vor sich hin.
Ihr Gesicht brannte, als ihre Tränen die Wunden berührten, doch sie konnte nicht aufhören.
Erst als sie in einen tiefen Schlaf glitt, entspannten sich ihre Muskeln.

Die Zellentür wurde geöffnet und man schüttete siedendes Wasser auf sie.
Erschrocken und mit verbrannter Haut, zog man sie auf die Füße.
Sie wurde mitgeschleift, doch diesesmal in ein anderes Zimmer.
Dort setzte man sie auf einen Stuhl und zwang sie eine Flüssigkeit zu schlucken.
Sie hasste es, es nahm ihr die Kontrolle über ihre Sinne.
König Seronus kam herein und hinter ihm zwei Fae Männer.
>>Dann wollen wir mal beginnen<< sagte der König, ehe er einen der Fae auf die Knie zwang.
>>Fang an<< befahl er Malina.
Sie gehorchte. Sie griff in den Fae hinein und durchsuchte seine Seele. Sie suchte nach seinem Herzen und krallte sich in seinem Hirn fest.
Sie keuchte vor Anstrengung, als sie die Strukturen in ihm veränderte.
Nach und nach spürte sie, wie das innere des Faes schwarz wurde. Sie sah seine Haut und versuchte diese noch härter zu machen, als das letzte mal.
Sie gab ihm einen Teil von der Welt.
Sie tat es, indem sie diesen Teil der Erde entriss.
Sie spürte die Erde weinen und trauern und flehte sie stumm um Vergebung.
Schweiß benetzte ihre Haut, als sie den Fae veränderte. Sie formte ihn noch fürchterlicher, als die anderen.
Sie spürte die Wut in ihm und sie spürte, wie das Gute verschwand. Sie saugte es aus ihm heraus.
Schwer atment zog sie sich zurück und sah blass zu ihrem Werk hinunter.
Der König besah sich die Kreatur, die sie geschaffen hatte und nickte.
Ein Lächeln bildete sich auf seiner Lippe, als er Malinas Wange tätschelte.
>>Jetzt den nächsten.<< befahl er.
Sie tat es. Diesesmal war es anstrengender.
Sie war am Ende und spürte wie ihre Sicht verschwamm.
Trotzdem kämpfte sie vor Angst dagegen an.
Sie erschuf das Monster, dass von ihr verlangt wurde.
Blut rann aus ihrer Nase und tropfte auf ihre Hände, als sie sich zwang weiterzumachen.
Kurz bevor sie es vollenden wollte, packte die Schwärze nach ihr und zog sie in einen tiefen abgrund.
Der einzige Gedanke, der ihr aufkam war, dass König Seronus sie dafür bestrafen würde.
Er würde sie dafür bestrafen, weil sie es nicht vollenden konnte.

Kaleana & Tarven - Das SternenreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt